Wissen - 10 falsche Meinungen
Immer mehr aktive Läuferinnen und Läufer sind bestens über
die (läuferischen) Zusammenhänge Gesundheit, Ernährung, Training und Wettkampf
informiert. Einige Fehlinformationen sind jedoch auch am Beginn des dritten
Jahrtausends noch fest in den Köpfen der Sportler verankert. (Andrea Hofmann,
Marathon Laufsport)
Die folgenden zehn Fehlmeinungen sind dabei am öftesten zu hören. Und sie werden
beileibe nicht immer nur von Einsteigern, sondern durchaus auch von routinierten
Läuferinnen und Läufern vertreten.
1) Was hart ist, macht mich stark
Wenn es einmal nicht so läuft, wird die Schuld gerne einer mangelnden
Trainingsintensität zugeschrieben. ?Ich habe zu wenig Schnelligkeit,
Spritzigkeit, oder ?Mir fehlt es an der Kraft" sind die häufigsten Klagen. Die
alte Meinung, dass nur beinhartes Training einen Fortschritt bringt, ist immer
noch sehr gegenwärtig. Die wahre Ursache für die nicht zufrieden stellende Form
liegt jedoch weitaus häufiger ganz woanders. Oft wurde gerade zu intensiv
trainiert und dadurch die Grundlagenausdauer, das ruhige Training mit einer
wöchentlichen langen Einheit, vernachlässigt. Oder es wurden die
Regenerationsphasen nicht eingehalten. Beides führt zu scheinbarer
Kraftlosigkeit und mangelnder Spritzigkeit.
2) Kilometerfressen
Kilometer um jeden Preis gilt sehr oft als oberstes Grundprinzip. So werden, wo
immer es nur möglich ist, Kilometer gemacht, sei es unmittelbar nach einem
harten Training oder Wettkampf als "Abwärmen", am Tag nach einem intensiven
Training oder nach einem Wettkampf oder auch noch kurz vor einem Wettkampf. Das
?schlechte" Gewissen hindert daran, zuhause zu bleiben oder einfach einmal
früher umzukehren. Die Fehlmeinung: Quantität geht vor Qualität.
3) Für Erholung ist keine Zeit
Viele Sportler fühlen sich gleich am Tag nach einem Wettkampf überaus gut und
deuten dies als Signal, sofort wieder weiter zu trainieren. Viele sehen sich als
Ausnahme und glauben, dass gerade für sie das Gesetz der Einheit von Belastung
und Erholung keine Gültigkeit hat. So werden die unumstößlich notwendigen Pausen
(beziehungsweise entsprechend lockeren und kurzen Trainingseinheiten) nach einem
Wettkampf, nach einer intensiven Trainingseinheit oder nach einigen Wochen
belastenden Trainings nicht eingehalten. Um die Tatsache, dass eine Belastung
nur in Kombination mit der dazu geplanten Erholung wirkt, kommt niemand herum.
Die Punkte 1-3 müssen als Einheit gesehen werden. Was die gute Form eines
Ausdauersportlers ausmacht und das Training eines erfahrenen Trainers
auszeichnet, ist die optimale Kombination dieser drei Punkte: Umfang, Intensität
und Erholung
4) Topform über die ganze Saison
Das Ziel vieler Sportler ist die Teilnahme an zahlreichen Wettkämpfen über die
ganze Saison hinweg und der damit verbundene Wunsch, fast jedes Wochenende in
Topform zu sein. Dies ist leider grundsätzlich nicht möglich und man muss sich
für eine der zwei folgenden Möglichkeiten entscheiden: Ich bewahre eine gute
Form über die Zeitdauer der Wettkampfsaison, ohne jedoch ein persönliches
Top-Resultat zu erzielen. Oder ich wähle mir zwei bis drei Saisonhöhepunkte ans,
auf die ich mein Training besonders aufbaue, im Vorfeld davon gute, jedoch noch
keine optimalen Resultate erziele, aber dann am Tag X meine Möglichkeiten
optimal ausschöpfe.
5) Berglauf oder MTB wird nur bergauf trainiert
Das Training erfolgreicher Bergläufer, Mountainbiker oder Bergspezialisten im
Radsport zeichnet sich dadurch ans, dass der weitaus größte Teil der Kilometer
im Flachen und mit niedriger bis mittlerer Intensität absolviert wird. Das
Training bergauf wird ganz gezielt und dosiert für die unmittelbare Vorbereitung
auf das Rennen Lind für die Ausprägung der Wettkampfform eingesetzt. Dies
erklärt die Tatsache, warum Läufer, die ein sehr gutes Resultat bei einem
Marathon erzielt haben, auch bald darauf sehr erfolgreich am Berg sein können.
6)Training nach Gefühl
Dass die Trainingsintensität eine zentrale Stellung einnimmt, wurde bereits
besprochen. Leider sind noch viele von ihrem Gefühl überzeugt und vertrauen
darauf, dass dieses Gefühl ihnen das richtige Tempo vorgibt. Natürlich gibt es
Ausnahmesportler, die einen ausgeprägten Instinkt für ihren Körper besitzen,
allerdings beschränken sich diese Ausnahmen auf wenige Prozent. Der Rest ist mit
seinem Gefühl entweder zu schnell, zu langsam oder zu monoton unterwegs. Gin
leistungsdiagnostischer Test ist daher unumgänglich, um die richtigen
Intensitäten für ein zielgerichtetes Training zu ermitteln.
7)Trainingspuls aus Tabellen oder Berechnungen
Auch das Herauslesen der Pulswerte aus Tabellen, die zu den Pulsuhren
mitgeliefert werden, oder mithilfe von Berechnungen ist in jedem Fall mit der
Gefahr verbunden, in falschen Bereichen zu trainieren, und ersetzt nicht einen
leistungsdiagnostischen Test.
8) Niedriger Puls für die Fettverbrennung
"Wo liegt mein Fettverbrennungspuls?" Eine sehr häufig gestellte Frage vieler
Gesundheits- und Fitnesssportler. Viele glauben, sich nur sehr langsam bewegen
zu dürfen, damit Körperfett verbrannt wird. Hinter dieser Frage steht der
Wunsch, Gewicht zu verlieren und etwas für das Aussehen zu tun. Die Frage sollte
demnach anders gestellt werden: ?Wie soll ich mich bewegen, damit ich am
effizientesten abnehme?" Die Antwort darauf lautet: Mit einem Training, das
zugleich auch die sportliche Form am besten entwickelt. Das heilt, mit einem
abwechslungsreichen 'Training vor allem im langsamen und mittleren Bereich, und
wenn ich dies wünsche, darf das Training durchaus auch einmal im intensiven
Bereich über der anaeroben Schwelle stattfinden, zum Beispiel in Form eines
Fahrtspieles. Vor allem die Fitness=Trainer raten zu einem zu langsamen
Training, das im unwirksamen Bereich liegt. Will der Leistungs- oder
Hochleistungssportler seinen "Fettverbrennungspuls" wissen, so kann die Frage in
dieser Form sehr wohl beantwortet werden: Auf diesem Leistungsniveau muss der
Fettstoffwechsel trainiert werden, dies geschieht dann mit niedrigem Puls und
mithilfe sehr langer Trainingseinheiten (fürs Laufen über 90 min.; für den
Radsport über drei Stunden, acht oder neun Stunden sind keine Ausnahme).
9) Keine Lust auf Fleisch
Ich esse kaum Fleisch, ich mag es nicht. Ich habe keine Lust darauf". Die
Meinung, dass es nur auf die Kohlenhydrate in der Ernährung des guten Sportlers
ankommt und Fleisch verpönt ist, ist leider noch weit verbreitet. Studien haben
eindeutig bewiesen, dass die Aufnahme von Kohlenhydraten nach einer Belastung
weitaus effizienter und rascher erfolgt, wenn sie mit Protein kombiniert werden,
zum Beispiel in Form von magerem Fleisch, Tisch oder Geflügel. Mit fleischarmer
oder gar fleischloser Ernährung läuft der Ausdauersportler Gefahr, zuwenig
Eiweiß, Eisen, Selen und Folsäure zuzuführen. Eine Umstellung der
Ernährungsgewohnheiten auf mehr Fleisch und ausreichenden Eiweißkonsum wird
häufig mit einer rascheren Regeneration und verbesserten Gesundheit belohnt.
10) Zusatzpräparate übers ganze Jahr hinweg
Im Ausdauersport findet man häufig einen Magnesiummangel und es schadet sicher
nicht, gelegentlich ein Magnesiumpräparat oder als Prophylaxe ein
Multivitaminpräparat einzunehmen. Immer wieder trifft man den übervorsichtigen
Typ des Sportlers, der daraus ein ganzjähriges Muss für die Einnahme von
Zusatzpräparaten macht. Hier gilt dasselbe wie unter Punkt 3: Pausen sind auch
hier wichtig, genauso wie eine zumindest jährliche Kontrolle der Blutwerte durch
den Arzt. Und Zur Erinnerung: Bei bewusster, vollwertiger Ernährung sollte es im
Ausdauersport, bedingt durch die größere zugeführte Nahrungsmenge, mit Ausnahme
des Eisens zu keinen Mangelerscheinungen kommen.
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