Wissen - Vor dem Start
Wie Sie aus diversen eigenen Erfahrungen wissen und es
vielleicht auch von Beobachtungen via TV oder auch von Besuchen mancher
Sportveranstaltungen kennen, spielt die unmittelbare Vorbereitung auf den
Wettkampf eine ganz entscheidende Rolle, mit welchem Leistungsniveau Sie die
erste Phase des Bewerbes absolvieren. (Von Gernot Schauer, Marathon Laufsport)
Worauf Sie bei einer guten Wettkampfvorbereitung achten sollten. Bevor Sie
weiterlesen, beantworten Sie für sich selbst folgende Fragen: Wie gestalten Sie
die letzte Zeit vor dem Startschuss? Gibt es bestimmte, bereits in langjähriger
Erfahrung eingespielte "Rituale", die Sie durchführen? Halten Sie sich irgendwo
abgeschieden vom Tumult auf, oder ist es Ihnen angenehmer mitten im Getümmel zu
sein? Treffen Sie die letzten Vorbereitungen alleine oder mit Freunden der
Trainingsgruppe?
Der Abend davor
Aus sportpsychologischer Sicht ist natürlich von Belang, dass Sie am Tag des
Lautbewerbes fit und ausgeruht an den Start gehen. Dieses Vorhaben kann vor
allem bei bevorstehenden Bewerben scheitern, die für Sie subjektiv einen hohen
Stellenwert in der Jahresplanung haben. Nehmen wir an, Sie trainieren bereits
über ein Jahr auf das Absolvieren eines Marathons. Sie haben sich einen
Trainingsplan erstellen lassen oder selbst erstellt und fühlen sich gut
vorbereitet. Wie Sie sicherlich wissen, wäre die ganze Liebesmüh zumindest zum
Teil umsonst gewesen, wenn Sie z. B. wellen extremer Vortagsnervosität an noch
nie gebannter Schlafstörung (Durchschlafprobleme oder Einschlafschwierigkeiten)
leiden würden. Sie benötigen also ein bestimmtes Maß an innerer Ruhe und
Ausgeglichenheit, um den folgenden Tag mit vollem Elan in Angriff nehmen zu
können. Daraus resultiert, dass Sie sich nicht unnötig aufwühlen sollen. Auch
ist es nicht angebracht, sich am Vorabend in Selbstzweifel zu stürzen, wie dies
des Öfteren vor allem bei Hobbyläufern zu beobachten ist. Stellen Sie sich vor,
Sie trainieren zwar während der monatelangen Vorbereitungsperiode völlig
gelassen auf ein Ereignis hin, plötzlich kommen Ihnen aber am Vorabend
ernsthafte Bedenken, ob Sie das morgen schaffen würden, was Sie sich vorgenommen
haben. Um derartige unerwünschte Effekte durch erhöhte Nervosität zu vermeiden,
finden sich im Folgenden einige praktisch durchführbare Tipps, die Sie am
Vorabend vor dem Schlafengehen oder als unmittelbare Einschlafunterstützung
ausprobieren können. Doch Achtung: Diese Vorschläge sind wegen deren hoher
entspannender Wirkung für den Vorabend und nicht etwa den Wettkampftag selbst
gedacht! Der Grund liegt auf der Hand: Ist es ein Vorhaben, dass Sie die Nacht
zum Bewerb aus den genannten Gründen mit einer inneren Ruhe und Gelassenheit
verbringen, so wäre das Herstellen selbiger psychischer Zustände am
Wettkampfgeschehen völlig unangebracht. Wie Sie wissen, bewirken
Entspannungsübungen als unmittelbare Vorbereitung wenige Stunden bis gar Minuten
vor dem Start genau das Gegenteil von dem, was Sie für einen Wettkampf brauchen:
ein bestimmtes Aktivierungspotenzial. Doch zu dieser Phase etwas später. Nun zu
drei einfach zu praktizierenden Techniken des Vorabends, die Sie bei erhöhter
Nervosität anwenden können. Die erste sowie dritte vorgestellte Technik können
Sie auch bei auftretenden Einschlaf- oder Durchschlafstörungen nutzen.
Begeben Sie
sich entspannt in Rückenlage oder eine andere bequeme Körperposition und
verfolgen Sie den Weg, den Ihre Atemluft vom Ein- zum Ausatmen zurücklegt.
Nehmen Sie
Ihr Pulsmessgerät, begeben Sie sich in eine bequeme Lage, versuchen Sie ruhig
und tief zu atmen. Während Sie atmen, sollte sich Ihre Pulsfrequenz reduzieren.
Liegen Sie
bereits im Bett und versuchen Sie einzuschlafen, sagen Sie im Rhythmus des
Atmens zu sich selbst: "Ich bin locker, ruhig und entspannt."
Der Tag X und das Nutzen des optimalen Vorstartzustandes
Sie haben also eine ruhige Nacht verbracht, konnten durchschlafen und fühlen
sich nun am Wettkampftag fit. Sie beginnen wie gewohnt die Vorbereitungen zu
Hause inklusive Nahrungsaufnahme und begeben sich danach zeitgerecht an den Ort
des Geschehens. Nun ist das Ziel der weiteren Vorbereitungen im Gegensatz zum
Vortag, das richtige Aktivierungsniveau zu erzielen. Unter Aktivierungsniveau
versteht man den Level eines psychophysischen Zustandes, mit welchem Grad an zur
Verfügung stehender Energie Sie eine Handlung durchführen. Sind Sie völlig
entspannt, haben Sie ein niedriges Niveau, bei großer Nervosität hingegen ein
sehr hohes. Man kann davon ausgehen, dass ein mittleres Niveau das optimale für
einen Start ist. Sind Sie jemand, der eher dazu neigt, ruhig zu starten, haben
Sie womöglich einen zu niedrigen Level und verschlafen die erste Phase. Sind Sie
hingegen eine Person, die sich nur zu gerne von Nervosität anstecken lässt, dann
liegt die Vermutung nahe, dass Sie ein zu hohes Niveau haben und in Folge dessen
zu überhastet den Bewerb beginnen. Sie können aus diesen beiden Extrembeispielen
auch schließen, dass es in der mentalen Vorbereitung auf den Lauf auch darum
geht, darauf zu achten, sich nicht zu extrem zu pushen oder zu beruhigen. Es sei
denn, Sie zielen darauf ab, einen Sprint zu absolvieren. In diesem Fall müssten
Sie sich vor dem Start selbst aufheizen. Beantworten Sie entsprechend vor den
folgenden Tipps die Frage, ob Sie eher jemand sind, der zu ruhig oder zu
"aufgeregt" an den Start geht. Je nachdem können Sie darauf abgestimmt die
kommenden Strategien erproben.
Für den Fall, dass Sie sich etwas mehr anspornen wollen:
Gehen Sie etwas weg vom Rummel, stellen Sie sich so lebendig wie möglich Ihren
eigenen impulsiven Start vor und begleiten Sie diese Vorstellung mit dem Satz:
"Ich bin voller Elan und Energie und freue mich, endlich zu starten."
Spannen Sie
für wenige Sekunden im Stehen ihre Muskeln an und machen Sie dabei eine Faust;
atmen Sie rasch aus und begleiten Sie das Ausatmen mit einem impulsiven "Ja"
oder ,jetzt".
Hören Sie
sich ein Musikstück mit Kopfhörer an, von dem Sie wissen, dass es Sie positiv
aufheizt. o Atmen Sie ein, rasch und impulsiv aus, ein, impulsiv aus,
wiederholen Sie dies ein paar mal.
Stellen Sie
sich vor, Sie befinden sich im Zielkanal und voll im Gefühl des Sieges und der
Freude des Erreicht-Habens Ihres Ziels. Wichtig ist bei dieser Übung, dass sich
während und durch die Imagination dieses Gefühl so intensiv als möglich
einstellt.
Für den Fall, dass Sie vor dem Start in zu großer Aufregung sind,
experimentieren Sie mit folgenden Vorschlägen (aber maximal bis fünf Minuten vor
dem Start, da Sie ansonsten mit zu geringer Anspannung den Lauf beginnen):
Gehen Sie im
Startgelände langsam auf und ab und achten Sie darauf, den Rhythmus des Ein- und
Ausatmens darauf abzustimmen.
Sondern Sie
sich etwas von der Laufgemein schuft ab. Stellen Sie sich einen Ihnen vertrauten
Raum vor, der Ruhe und Geborgenheit ausstrahlt. Wenn Sie in dem Gefühl der Ruhe
sind, sagen Sie sich den Satz: "Ich bin ruhig und gelassen."
Hören Sie
sich via Walkman ein Musikstück an, welches eine beruhigende Wirkung ausübt.
Gehen Sie
etwas vom Rummel weg, setzen Sie sich nieder und lassen Sie blitzartig all Ihre
Muskeln locker; Strecken Sie sich durch - lassen Sie wieder ruckartig locker und
wiederholen Sie die Übung dreimal.
Atmen Sie
normal ein und richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf das Ausatmen, das Sie bewusst
verlängern.
Der Lauf
Während des Laufes sollten Sie bestrebt sein, Ihren eigenen Rhythmus zu halten.
Dies bedeutet, dass Sie versuchen, Ihr eigenes Konzept durchzuhalten. Aus
sportpsychologischer Sicht ist die größte Gefahr darin zu sehen, dass Sie sich
vom Laufrhythmus der anderen anstecken lassen. Dies bedeutet, dass die beste
Strategie diejenige ist, geringe Streckenabschnitte (500 Meter) für die
Kontrolle zu nehmen, ob Sie zu schnell oder zu langsam unterwegs sind.
Simulieren Sie Starts, wenn Sie nur selten an Bewerben teilnehmen. Dies gilt
insbesondere für Personen, die einmal in ihrem Leben an einem Marathon
teilnehmen und über die gesamte Distanz laufen wollen. Viele scheitern an der
Hektik und der damit verbundenen Falle, alle taktischen Vorhaben über Bord zu
werfen und bereits die ersten Kilometer viel zu schnell zu laufen. Sollten Sie
jemand sein, der sich von dieser Beschreibung angesprochen fühlt, dann empfiehlt
sich zur besseren Simulation das Heranziehen eines realen Bewerbes (z. B. 5 oder
auch 10 Kilometer), bei dem Sie genau diese Einteilung trainieren. hassen Sie
sich in diesem Fall nicht von dem Anspruch leiten, die 10.000 Meter so rasch wie
möglich zu absolvieren! Die in diesem Artikel angeführten Inhalte sind Auszüge
von Techniken, wie bestimmten unerwünschten Zuständen entgegengewirkt werden
kann. Selbstverständlich stehen eine Menge von Methoden zur Verfügung, um in
eine mentale Verfassung zu gelangen, die im Sinne einer Leistungsoptimierung
zielführend ist. Der Anfang jeder Anwendung sportpsychologischer Techniken ist
die Frage, was Sie gut können und was weniger gut. Beim "weniger gut" setzt man
an, wie in diesem Artikel am Beispiel zu wenig bzw. zu viel Aktivierungsniveau
beschrieben. In diesem Sinne ist erstens ein ständiges Trainieren mentaler
Praktiken und zweitens das genaue Beobachten, wie welche Methode wirkt, die
Voraussetzung für angestrebte Wirkungen dieses spezifischen Trainings.
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Ihr Sportfachgeschäft in Güssing
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