Bad Tatzmannsdorf
Bad Tatzmannsdorf (ungarisch: Tarcsafürdo, kroatisch: Tarca, Romanes: Tartscha) ist eine Gemeinde mit 1600 Einwohnern
(Stand 1. Jänner 2021) im Burgenland im Bezirk Oberwart und der größte Kurort des Burgenlandes.
Durch Bad Tatzmannsdorf fließt der Tschabach.
Geografie: Die Gemeinde liegt im Südburgenland im Bezirk Oberwart.
Gemeindegliederung: Das Gemeindegebiet umfasst folgende drei Ortschaften bzw. gleichnamige Katastralgemeinden (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2021): Bad Tatzmannsdorf (763), Jormannsdorf (670) und Sulzriegel (167).
Geschichte: Jüngste archäologische Forschungen haben ergeben, dass die Quellen von Bad Tatzmannsdorf schon seit prähistorischer Zeit (Frühe Bronzezeit) bekannt waren. Auch von den Römern waren diese bereits benützt worden. Eine regelrechte Ansiedelung an den Quellen dürfte aber erst im 11. Jhdt. als eine der zahlreichen ungarischen Grenzwächtersiedlungen entstanden sein. Diese wurden in späterer Zeit vor allem von bäuerlichen Kleinadeligen bzw. einer Art niedrigem "Beamtenadel" bewohnt, welchem auch die Familie"de Tarcsa" angehörte. Die ungarische Namensform des Ortes, eben "Tarcsa", geht auf dieses Geschlecht zurück. Unter dieser Benennung wurde der Ort erstmals 1378 urkundlich erwähnt. Natürlich ranken sich einige mittelalterliche Legenden um den Ursprung des Kurortes: So hätte beispielsweise ein Schweinehirt, dessen kranke Herde ihn zur Heilquelle geführt hatte, diese entdeckt. Eine andere Sage berichtet von einem jüdischen Wunderarzt namens Aron der heimlich die Heilkraft der Quellen für medizinische Zwecke genutzt haben soll. Das Tal, in dem die Sauerquellen entspringen, soll damals von einem See bedeckt gewesen sein, aus welchem diese, Geysiren gleich, aufsprudelten. Das Dorf wurde im Mittelalter mit großer Sicherheit von deutschen Bauern bewohnt. Im 14. und 15. Jhdt. teilte es das harte Schicksal vieler anderer Ansiedelungen des ständig umkämpften Grenzraumes zwischen Österreich und Ungarn.
Nach den Türkenkriegen von 1529 und 1532 war die kleine Enklave von Tatzmannsdorf so entvölkert, dass der damalige Grundherr Gregor Tarrody um 1572 Kroaten in seiner Herrschaft ansiedelte, die das Dorf "Dobrava" gründeten, welches aber im Zuge der BocskayRebellion vollkommen zerstört wurde. Im Zuge der Reformation, die um die Mitte des 16. Jhdt. im westungarischen Raum ihren Einzug gehalten hatte, waren viele reformierte deutsche Einwanderer ins Land gekommen. Trotz anschließender Gegenreformation in den umliegenden batthyänischen Gütern (1633) konnten die Protestanten innerhalb der kleinen Herrschaft von Tatzmannsdorf bis in die Siebzigerjahre des 17. Jhdt. ungestört eine freie Religionsausübung genießen. Bereits um 1600 hatten prominente Adelige, die damals das politische Geschick des heutigen Burgenlandes wesentlich beeinflussten, im Ort Tatzmannsdorf Trinkkuren absolviert. Dem historisch Kundigenbegegnen hier Namen wie Königsberg, Erdödy, Batthyány oder Esterhazy.
Die erste urkundliche Erwähnung der Heilquellen findet sich in der Regensburger Chronik aus dem Jahre 1621. Anlässlich der Eröffnung eines Sauerbrunnens hatte 1620 der evangelische Prädikant Mag. Johann Mühlberger eine Predigt unter dem Titel "Scaturigo salutis - Sprudelquell des Heils" gehalten, die 1621 in Regensburg gedruckt wurde. Diese Chronik gilt gleichermaßen als Geburtsurkunde von Bad Tatzmannsdorf. Sie enthält außer dem theologischen Inhalt auch Hinweise auf den medizinischen Gebrauch des Mineralwassers sowie die älteste topographische Ansicht des Ortes. Um 1650 wurde der Heilbadbetrieb aufgenommen; aus dieser Zeit stammt auch die erste Erwähnung eines Kurarztes. Parallel zum Badebetrieb wurde der "Export" des Mineralwassers nach Wien ständig ausgeweitet.
Die Entwicklung des Kurbetriebes wurde zwar durch die Kuruzzenkriege (1704-1709) unterbrochen, jedoch erwarb Palatin Graf Ludwig Batthyány im Jahre 1752 das Bad, womit eine neuerliche Periode des Aufschwunges eingeleitet wurde. Im Zuge seiner Dissertation veröffentlichte der Medizinstudent Ignaz Joseph Wetsch im Jahre 1763 die erste wissenschaftliche Untersuchung des Tatzmannsdorfer Sauerwassers. Darin wird der Kurort als "Dazmannsdorff" bezeichnet. 1777 wurde eine weitere wichtige pharmakologische Arbeit von Heinrich Johann von Crantz publiziert, die viel zur Förderung des Kurbades beitrug. Im Laufe der weiteren Jahrzehnte kam es zu einem regen Ausbau der Kuranlagen (Rundpavillon, Kurgarten, etc. ). 1795 wurde über der bislang schmucklosen Quelle der "Tempel der Genesung", ein in klassizistischen Bauformen gehaltenes, auf acht Säulen ruhendes Brunnenhaus, errichtet.
In der ersten Hälfte des 19. Jhdt. erlebte Bad Tatzmannsdorf einen vorläufigen Höhepunkt. Viele bekannte Persönlichkeiten frequentierten den damals schon mondänen Kurort; darunter Adalbert Stifter und Franz Grillparzer. Im Jahre 1863 übernahm Graf Franz Batthyany das Heilbad. Der Ortc Tarcsafürdö" (ung. für Bad Tatzmannsdorf) wurde in wenigen Jahren zum fiihrenden Heilbad Ungarns. Nach der medizinischen Aufschließung des Moorlagers im Jahre 1889 bürgerte sich die Bezeichnung "Ungarisches Franzensbad" ein. Mehrere wissenschaftliche Untersuchungen der Jahre 1890 bis 1906 beschreiben das Moor als das heilkräftigste Ungams. Die Zahl der Besucher stieg ständig, für das Jahr 1893 waren beispielsweise über 1900 Kurgäste gemeldet. Vor und um die Jahrhundertwende entstanden mehrere Bauten auf dem Kurplatz: 1886 das Anna Bad und der Quellenhof, 1887 die Marienvilla, 1890 die Carolinenvilla, 1894/95 der Kurhof, 1899 die Kaltwasserheilanstalt und 1907 das Hotel Batthyány. Durch den Anschluss an das ungarische Eisenbahnnetz im Jahre 1903 war die Anreise für die Kurgäste entscheidend erleichtert worden. Während des Ersten Weltkrieges wurden die Badeanlagen auch vom Militär benutzt. Auf dem Sulzriegel befand sich ein Militärflugplatz. Der Zerfall der Monarchie nach dem verlorenen Krieg ließ Bad Tatzmannsdorf jäh in eine Krise schlittern. Ausschlaggebend dafür war die nun folgende Inflation, die dadurch ausgelöste Verarmung einst wohlhabender Kreise, die unsicheren politischen Verhältnisse sowie fehlende Verkehrsverbindungen. 1918 verkaufte Graf Gabor Batthyány die Liegenschaft an eine Finanzgruppe, die die Geschicke des Bades bis 1938 leitete. Nach dem Anschluss des neugeschaffenen Burgenlandes an den wirtschaftlich schwachen Rumpfstaat Österreich (1921) kam es in den Zwanziger- und Dreißigerjahren nur zu einem zögernden Aufschwung des Kurbetriebes. Zwar erlangte der Kurort seinen Rang als hervorragendes Frauen- und Herzheilbad wieder; die Zeit des mondänen Kurbetriebes war aber vorbei. Die neuen, jetzt vor allem österreichischen Gäste waren echte Patienten, das Bad wurde zum reinen Heilbetrieb. Mit dem Anschluss Österreichs an das deutsche Reich 1938 wurde der Kurbetrieb vom Reichsgau Steiermark übernommen und bald der deutschen Wehrmacht überlassen. Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges kam der Badebetrieb zum Erliegen. In den letzten Kriegsjahren wurden Quartiere für Bombenopfer beschlagnahmt und der Kurhof (heute Kurhotel) zum Feldlazarett umfunktioniert. Die Kriegsereignisse des Jahres 1945 brachten eine fast vollständige Zerstörung der Kuranlagen. In den Sechziger- und Anfang der Siebzigerjahre wurden zahlreiche bauliche Maßnahmen, wie z. B. die Errichtung des neuen Kurmittelhauses. In den Neunzigerjahren traten großangelegte Ausbaupläne des Kurortes in das Stadium der Realität. Ein Golfzentrum mit entsprechenden Hotelbauten der gehobenen Kategorie, ein Thermalhotel der Kurbad AG im Areal des Kurzentrums, ein Thermal-Hallenbad und ein Konzept zur Verkehrsberuhigung des Ortskernes trugen dazu bei, Bad Tatzmannsdorf in die vorderste Reihe der österreichischen Kurorte zu rücken. Die Verwirklichung dieser Pläne war nur möglich, weil 1988 eine Thermalquelle südlich des Ortes erbohrt wurde. Ein "Verein zur Pflege von Kultur, für Umweltschutz und Ortsverschönerung und die Einrichtung des Kurmuseums" im Jahre 1990 ergänzten das Konzept des kontinuierlich aufstrebenden Ortes. 1993 erfolgte die Verleihung des Gemeindewappens für Bad Tatzmannsdorf.
Projekte wie ein Veranstaltungszentrum, Bau einer Promenade und Ausbau des Erlebniszentrums, Neugestaltung des Hauptplatzes, Neu- bzw. Umbau des alten Rosalienhofes, Förderung des gemeinnützigen und privaten Wohnhausbaues und Adaptierung von Schloss Jormannsdorf werden in den nächsten Jahren realisiert, um von der traditionsreichen Vergangenheit einen Bogen in einen neuen Zeitabschnitt und eine gesundheitsbewusste Zukunft zu spannen.
Der Ort gehörte wie das gesamte Burgenland bis 1920/21 zu Ungarn (Deutsch-Westungarn). Bis 1750 war der Ort im Besitz verschiedener Kleinadelsfamilien und wurde in jenem Jahr von den Grafen Batthyány erworben, die ihn ihrer Herrschaft Bernstein anschlossen.
Seit 1898 musste aufgrund der Magyarisierungspolitik der Regierung in Budapest der ungarische Ortsname Tarcsafürdo verwendet werden. Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde nach zähen Verhandlungen Deutsch-Westungarn in den Verträgen von St. Germain und Trianon 1919 Österreich zugesprochen. Der Ort gehört seit 1921 zum neu gegründeten Bundesland Burgenland. 1926 wurde dem Kurort der Titel "Bad" verliehen.
1971 wurden die Gemeinden Jormannsdorf und Sulzriegel mit Bad Tatzmannsdorf zusammengelegt.
Wappen: Das Gemeindewappen wurde am 6. Oktober 1992 von der burgenländischen Landesregierung verliehen. Blasonierung: "In blauem Schild silbern unter einem allseits anstoßenden profilierten Brunnenbogen ein geflügelter doppelschwänziger Tritonknabe, ein wasserspeiendes Horn blasend." Das Wappen nimmt in seiner Symbolik auf alle drei Ortsteile von Bad Tatzmannsdorf Bezug.
Kultur und Sehenswürdigkeiten:
Brotmuseum: Das Brotmuseum befindet sich in der Kurkonditorei Gradwohl.
Eisenbahnlinie: Die Eisenbahnlinie Oberwart - Bad Tatzmannsdorf - Oberschützen wird seit dem Sommer 2005 durch den gemeinnützigen Verein FROWOS - Freunde der Bahnlinie Oberwart-Oberschützen revitalisiert. 2012 wurde dem Verein die Betriebsbewilligung entzogen.
Evang. Friedenskirche: Die Friedenskirche der evangelischen Pfarrgemeinde A.B. wurde im Jahre 1968 nach den Plänen des Architekten G. Pfeiler erbaut.
Freilichtmuseum Bad Tatzmannsdorf: Das Freilichtmuseum mit südburgenländischen Gebäuden aus dem 18. und 19. Jahrhundert wurde 1972 eröffnet.
Kath. Pfarrkirche zum Hl. Johannes dem Täufer: Die römisch-katholische Pfarrkirche zum Hl. Johannes dem Täufer ist in den Jahren 1967/68 an der Stelle einer älteren Kirche aus dem Jahr 1896 errichtet worden.
Kriegerdenkmal: Das Soldatendenkmal befindet sich am Franz Karl Franchy-Platz. Es ist eine Statue eines Soldaten auf einem quadratischen Sockel.
Kur- und Thermenhotel: in Bad Tatzmannsdorf.
Kurmuseum: Das Kurmuseum gibt einen Überblick über die Entwicklung des Kurwesens in Bad Tatzmannsdorf, dem größten Kurort des Burgenlandes, von 1620 bis in die Gegenwart. Es wurde 1990 eröffnet.
Persönlichkeiten:
Arnold Röhrling (1893-1974), Komponist
Thomas von Trattner (1719-1798), Buchdrucker, Buchhändler und Verleger
Ludwig Papai (1920-1945), geboren in Sulzriegel, umgekommen im KZ Mittelbau-Dora
Erwin Schranz (* 1950), Politiker
Kurt Maczek (* 1959), Politiker
Ehrenbürger:
Ignaz Neiser (1892-1972), Verleihung 1972
Rudolf Grohotolsky (1922-2013), Landeshauptmann-Stellvertreter, Verleihung 1979
Theodor Kery (1918-2010), Landeshauptmann, Verleihung 1979
Wilhelm Simon (1932-1991), Bürgermeister, Verleihung: 1991
Walter Rehling (1932-2014), Verleihung 2001
Emmerich Zeichmeister (* 1934), Pfarrer Monsignore, Verleihung 2001
Rudolf Luipersbeck (* 1949), Verleihung 2015
Ehrenringträger:
Emmerich Zeichmeister (* 1934), Verleihung 1986
Richard Jobst (1934-2000), Verleihung 1996
Josef Klein (1912-2008), Verleihung 1996
Rudolf Luipersbeck (* 1949), Verleihung 1996
Helmut Sillner (* 1931), Verleihung 1996
Hans Rehling (* 1945), Gemeinderat, Verleihung 2010
Geografie: Die Gemeinde liegt im Südburgenland im Bezirk Oberwart.
Gemeindegliederung: Das Gemeindegebiet umfasst folgende drei Ortschaften bzw. gleichnamige Katastralgemeinden (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2021): Bad Tatzmannsdorf (763), Jormannsdorf (670) und Sulzriegel (167).
Geschichte: Jüngste archäologische Forschungen haben ergeben, dass die Quellen von Bad Tatzmannsdorf schon seit prähistorischer Zeit (Frühe Bronzezeit) bekannt waren. Auch von den Römern waren diese bereits benützt worden. Eine regelrechte Ansiedelung an den Quellen dürfte aber erst im 11. Jhdt. als eine der zahlreichen ungarischen Grenzwächtersiedlungen entstanden sein. Diese wurden in späterer Zeit vor allem von bäuerlichen Kleinadeligen bzw. einer Art niedrigem "Beamtenadel" bewohnt, welchem auch die Familie"de Tarcsa" angehörte. Die ungarische Namensform des Ortes, eben "Tarcsa", geht auf dieses Geschlecht zurück. Unter dieser Benennung wurde der Ort erstmals 1378 urkundlich erwähnt. Natürlich ranken sich einige mittelalterliche Legenden um den Ursprung des Kurortes: So hätte beispielsweise ein Schweinehirt, dessen kranke Herde ihn zur Heilquelle geführt hatte, diese entdeckt. Eine andere Sage berichtet von einem jüdischen Wunderarzt namens Aron der heimlich die Heilkraft der Quellen für medizinische Zwecke genutzt haben soll. Das Tal, in dem die Sauerquellen entspringen, soll damals von einem See bedeckt gewesen sein, aus welchem diese, Geysiren gleich, aufsprudelten. Das Dorf wurde im Mittelalter mit großer Sicherheit von deutschen Bauern bewohnt. Im 14. und 15. Jhdt. teilte es das harte Schicksal vieler anderer Ansiedelungen des ständig umkämpften Grenzraumes zwischen Österreich und Ungarn.
Nach den Türkenkriegen von 1529 und 1532 war die kleine Enklave von Tatzmannsdorf so entvölkert, dass der damalige Grundherr Gregor Tarrody um 1572 Kroaten in seiner Herrschaft ansiedelte, die das Dorf "Dobrava" gründeten, welches aber im Zuge der BocskayRebellion vollkommen zerstört wurde. Im Zuge der Reformation, die um die Mitte des 16. Jhdt. im westungarischen Raum ihren Einzug gehalten hatte, waren viele reformierte deutsche Einwanderer ins Land gekommen. Trotz anschließender Gegenreformation in den umliegenden batthyänischen Gütern (1633) konnten die Protestanten innerhalb der kleinen Herrschaft von Tatzmannsdorf bis in die Siebzigerjahre des 17. Jhdt. ungestört eine freie Religionsausübung genießen. Bereits um 1600 hatten prominente Adelige, die damals das politische Geschick des heutigen Burgenlandes wesentlich beeinflussten, im Ort Tatzmannsdorf Trinkkuren absolviert. Dem historisch Kundigenbegegnen hier Namen wie Königsberg, Erdödy, Batthyány oder Esterhazy.
Die erste urkundliche Erwähnung der Heilquellen findet sich in der Regensburger Chronik aus dem Jahre 1621. Anlässlich der Eröffnung eines Sauerbrunnens hatte 1620 der evangelische Prädikant Mag. Johann Mühlberger eine Predigt unter dem Titel "Scaturigo salutis - Sprudelquell des Heils" gehalten, die 1621 in Regensburg gedruckt wurde. Diese Chronik gilt gleichermaßen als Geburtsurkunde von Bad Tatzmannsdorf. Sie enthält außer dem theologischen Inhalt auch Hinweise auf den medizinischen Gebrauch des Mineralwassers sowie die älteste topographische Ansicht des Ortes. Um 1650 wurde der Heilbadbetrieb aufgenommen; aus dieser Zeit stammt auch die erste Erwähnung eines Kurarztes. Parallel zum Badebetrieb wurde der "Export" des Mineralwassers nach Wien ständig ausgeweitet.
Die Entwicklung des Kurbetriebes wurde zwar durch die Kuruzzenkriege (1704-1709) unterbrochen, jedoch erwarb Palatin Graf Ludwig Batthyány im Jahre 1752 das Bad, womit eine neuerliche Periode des Aufschwunges eingeleitet wurde. Im Zuge seiner Dissertation veröffentlichte der Medizinstudent Ignaz Joseph Wetsch im Jahre 1763 die erste wissenschaftliche Untersuchung des Tatzmannsdorfer Sauerwassers. Darin wird der Kurort als "Dazmannsdorff" bezeichnet. 1777 wurde eine weitere wichtige pharmakologische Arbeit von Heinrich Johann von Crantz publiziert, die viel zur Förderung des Kurbades beitrug. Im Laufe der weiteren Jahrzehnte kam es zu einem regen Ausbau der Kuranlagen (Rundpavillon, Kurgarten, etc. ). 1795 wurde über der bislang schmucklosen Quelle der "Tempel der Genesung", ein in klassizistischen Bauformen gehaltenes, auf acht Säulen ruhendes Brunnenhaus, errichtet.
In der ersten Hälfte des 19. Jhdt. erlebte Bad Tatzmannsdorf einen vorläufigen Höhepunkt. Viele bekannte Persönlichkeiten frequentierten den damals schon mondänen Kurort; darunter Adalbert Stifter und Franz Grillparzer. Im Jahre 1863 übernahm Graf Franz Batthyany das Heilbad. Der Ortc Tarcsafürdö" (ung. für Bad Tatzmannsdorf) wurde in wenigen Jahren zum fiihrenden Heilbad Ungarns. Nach der medizinischen Aufschließung des Moorlagers im Jahre 1889 bürgerte sich die Bezeichnung "Ungarisches Franzensbad" ein. Mehrere wissenschaftliche Untersuchungen der Jahre 1890 bis 1906 beschreiben das Moor als das heilkräftigste Ungams. Die Zahl der Besucher stieg ständig, für das Jahr 1893 waren beispielsweise über 1900 Kurgäste gemeldet. Vor und um die Jahrhundertwende entstanden mehrere Bauten auf dem Kurplatz: 1886 das Anna Bad und der Quellenhof, 1887 die Marienvilla, 1890 die Carolinenvilla, 1894/95 der Kurhof, 1899 die Kaltwasserheilanstalt und 1907 das Hotel Batthyány. Durch den Anschluss an das ungarische Eisenbahnnetz im Jahre 1903 war die Anreise für die Kurgäste entscheidend erleichtert worden. Während des Ersten Weltkrieges wurden die Badeanlagen auch vom Militär benutzt. Auf dem Sulzriegel befand sich ein Militärflugplatz. Der Zerfall der Monarchie nach dem verlorenen Krieg ließ Bad Tatzmannsdorf jäh in eine Krise schlittern. Ausschlaggebend dafür war die nun folgende Inflation, die dadurch ausgelöste Verarmung einst wohlhabender Kreise, die unsicheren politischen Verhältnisse sowie fehlende Verkehrsverbindungen. 1918 verkaufte Graf Gabor Batthyány die Liegenschaft an eine Finanzgruppe, die die Geschicke des Bades bis 1938 leitete. Nach dem Anschluss des neugeschaffenen Burgenlandes an den wirtschaftlich schwachen Rumpfstaat Österreich (1921) kam es in den Zwanziger- und Dreißigerjahren nur zu einem zögernden Aufschwung des Kurbetriebes. Zwar erlangte der Kurort seinen Rang als hervorragendes Frauen- und Herzheilbad wieder; die Zeit des mondänen Kurbetriebes war aber vorbei. Die neuen, jetzt vor allem österreichischen Gäste waren echte Patienten, das Bad wurde zum reinen Heilbetrieb. Mit dem Anschluss Österreichs an das deutsche Reich 1938 wurde der Kurbetrieb vom Reichsgau Steiermark übernommen und bald der deutschen Wehrmacht überlassen. Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges kam der Badebetrieb zum Erliegen. In den letzten Kriegsjahren wurden Quartiere für Bombenopfer beschlagnahmt und der Kurhof (heute Kurhotel) zum Feldlazarett umfunktioniert. Die Kriegsereignisse des Jahres 1945 brachten eine fast vollständige Zerstörung der Kuranlagen. In den Sechziger- und Anfang der Siebzigerjahre wurden zahlreiche bauliche Maßnahmen, wie z. B. die Errichtung des neuen Kurmittelhauses. In den Neunzigerjahren traten großangelegte Ausbaupläne des Kurortes in das Stadium der Realität. Ein Golfzentrum mit entsprechenden Hotelbauten der gehobenen Kategorie, ein Thermalhotel der Kurbad AG im Areal des Kurzentrums, ein Thermal-Hallenbad und ein Konzept zur Verkehrsberuhigung des Ortskernes trugen dazu bei, Bad Tatzmannsdorf in die vorderste Reihe der österreichischen Kurorte zu rücken. Die Verwirklichung dieser Pläne war nur möglich, weil 1988 eine Thermalquelle südlich des Ortes erbohrt wurde. Ein "Verein zur Pflege von Kultur, für Umweltschutz und Ortsverschönerung und die Einrichtung des Kurmuseums" im Jahre 1990 ergänzten das Konzept des kontinuierlich aufstrebenden Ortes. 1993 erfolgte die Verleihung des Gemeindewappens für Bad Tatzmannsdorf.
Projekte wie ein Veranstaltungszentrum, Bau einer Promenade und Ausbau des Erlebniszentrums, Neugestaltung des Hauptplatzes, Neu- bzw. Umbau des alten Rosalienhofes, Förderung des gemeinnützigen und privaten Wohnhausbaues und Adaptierung von Schloss Jormannsdorf werden in den nächsten Jahren realisiert, um von der traditionsreichen Vergangenheit einen Bogen in einen neuen Zeitabschnitt und eine gesundheitsbewusste Zukunft zu spannen.
Der Ort gehörte wie das gesamte Burgenland bis 1920/21 zu Ungarn (Deutsch-Westungarn). Bis 1750 war der Ort im Besitz verschiedener Kleinadelsfamilien und wurde in jenem Jahr von den Grafen Batthyány erworben, die ihn ihrer Herrschaft Bernstein anschlossen.
Seit 1898 musste aufgrund der Magyarisierungspolitik der Regierung in Budapest der ungarische Ortsname Tarcsafürdo verwendet werden. Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde nach zähen Verhandlungen Deutsch-Westungarn in den Verträgen von St. Germain und Trianon 1919 Österreich zugesprochen. Der Ort gehört seit 1921 zum neu gegründeten Bundesland Burgenland. 1926 wurde dem Kurort der Titel "Bad" verliehen.
1971 wurden die Gemeinden Jormannsdorf und Sulzriegel mit Bad Tatzmannsdorf zusammengelegt.
Wappen: Das Gemeindewappen wurde am 6. Oktober 1992 von der burgenländischen Landesregierung verliehen. Blasonierung: "In blauem Schild silbern unter einem allseits anstoßenden profilierten Brunnenbogen ein geflügelter doppelschwänziger Tritonknabe, ein wasserspeiendes Horn blasend." Das Wappen nimmt in seiner Symbolik auf alle drei Ortsteile von Bad Tatzmannsdorf Bezug.
Kultur und Sehenswürdigkeiten:
Brotmuseum: Das Brotmuseum befindet sich in der Kurkonditorei Gradwohl.
Eisenbahnlinie: Die Eisenbahnlinie Oberwart - Bad Tatzmannsdorf - Oberschützen wird seit dem Sommer 2005 durch den gemeinnützigen Verein FROWOS - Freunde der Bahnlinie Oberwart-Oberschützen revitalisiert. 2012 wurde dem Verein die Betriebsbewilligung entzogen.
Evang. Friedenskirche: Die Friedenskirche der evangelischen Pfarrgemeinde A.B. wurde im Jahre 1968 nach den Plänen des Architekten G. Pfeiler erbaut.
Freilichtmuseum Bad Tatzmannsdorf: Das Freilichtmuseum mit südburgenländischen Gebäuden aus dem 18. und 19. Jahrhundert wurde 1972 eröffnet.
Kath. Pfarrkirche zum Hl. Johannes dem Täufer: Die römisch-katholische Pfarrkirche zum Hl. Johannes dem Täufer ist in den Jahren 1967/68 an der Stelle einer älteren Kirche aus dem Jahr 1896 errichtet worden.
Kriegerdenkmal: Das Soldatendenkmal befindet sich am Franz Karl Franchy-Platz. Es ist eine Statue eines Soldaten auf einem quadratischen Sockel.
Kur- und Thermenhotel: in Bad Tatzmannsdorf.
Kurmuseum: Das Kurmuseum gibt einen Überblick über die Entwicklung des Kurwesens in Bad Tatzmannsdorf, dem größten Kurort des Burgenlandes, von 1620 bis in die Gegenwart. Es wurde 1990 eröffnet.
Persönlichkeiten:
Arnold Röhrling (1893-1974), Komponist
Thomas von Trattner (1719-1798), Buchdrucker, Buchhändler und Verleger
Ludwig Papai (1920-1945), geboren in Sulzriegel, umgekommen im KZ Mittelbau-Dora
Erwin Schranz (* 1950), Politiker
Kurt Maczek (* 1959), Politiker
Ehrenbürger:
Ignaz Neiser (1892-1972), Verleihung 1972
Rudolf Grohotolsky (1922-2013), Landeshauptmann-Stellvertreter, Verleihung 1979
Theodor Kery (1918-2010), Landeshauptmann, Verleihung 1979
Wilhelm Simon (1932-1991), Bürgermeister, Verleihung: 1991
Walter Rehling (1932-2014), Verleihung 2001
Emmerich Zeichmeister (* 1934), Pfarrer Monsignore, Verleihung 2001
Rudolf Luipersbeck (* 1949), Verleihung 2015
Ehrenringträger:
Emmerich Zeichmeister (* 1934), Verleihung 1986
Richard Jobst (1934-2000), Verleihung 1996
Josef Klein (1912-2008), Verleihung 1996
Rudolf Luipersbeck (* 1949), Verleihung 1996
Helmut Sillner (* 1931), Verleihung 1996
Hans Rehling (* 1945), Gemeinderat, Verleihung 2010