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Gaas

Der Ort Gaas ist ein Ortsteil der Gemeinde Eberau im Burgenland und hat 266 Einwohner (Stand 1. Jänner 2022). Gaas liegt als Schmalangerdorf an der Pinkataler Weinstraße. Der ungarische Name lautet Pinkakertes und der kroatische Kerteš. Nordöstlich, bereits auf ungarischem Gebiet befindet sich Szentpéterfa. Der Ort liegt auf einer Seehöhe von 209 Meter. Entwässert wird Gaas vom Graben von Maria Weinberg (rechter Zubringer zur Pinka), dem Rodlingbach und der Pinka. Beim Tennisplatz, knapp vor der B56, mündet der Rodlingbach rechtsufrig in die Pinka.

Geschichte: Der Ort wird im Jahre 1221 urkundlich zur Burg Kertes gehörig genannt. Am dreiseitigen Anger liegen Streckhöfe und Hakenhöfe zumeist mit der Giebelseite zum Anger. Im Westen des Ortes liegt eine Kellergasse mit schmalen Kellerhäusern.

Elektrifizierung: Am 12.2.1953 wurde das Stromnetz in Gaas in Betrieb genommen. 5 Jahre später, am 19.12.1958, erfolgte die Einweihung der Tiefkühlanlage. Im Herbst 1965 wurde das neue E-Werk des Mühlen- und Sägewerkbesitzers Josef Perl (Perl-Mühle) in Betrieb genommen.

Filialkirche Hl. Anna: Die Filialkirche Hl. Anna steht mittig im Ort. Die Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Weinberg steht südlich des Ortes weithin sichtbar am Hang des Kulmer Waldes an der Stelle der ehemaligen Burg Kertes. Der angrenzende Friedhof ist denkmalgeschützt. Die Glockenweihe fand am 26.7.1964 bei der Annakirche statt. Die Gemeinde Gaas stiftete ihrem Pfarrer Prälat Johann Herczeg zum Jubiläum eine Glocke mit der Inschrift "Heiliger Johannes, bewahre unser Dorf vor Wasserfluten".

Ortsnamensformen: villa Kertes 1221, castr. de Kertus 1271, castr. Kerthes 1369, Kertyus 1398, Kertheus 1401, Kerthes 1410, Kerthews 1447, Kertes seu Gáz 1698, Gaas 1786.

Deutung: "Die Namensformen Gaas und Kertes sind, wie schon Moór richtig gesehen hat, nicht voneinander zu trennen, ja der dt. ON Gaas ist Laut für Laut auf magy. kertes "mit einer Einfriedung versehen" zurückzuführen. Der Ersatz des magy. k- durch das bairische g- braucht uns nicht zu verwundern, da magy. -k- unbehaucht ist; ebenso natürlich ist der Ersatz des offenen amagy. e-Lautes durch das mhd. -ä- des dt. Sekundärlautes, der vermutlich noch im 13. Jhd. zu hellem -a- wurde. Die Vertretung des magy. -s- durch heutiges dt. -s- und die Synkope der Lautfolgetes weisen auf eine relativ frühe Entlehnung hin. Wie bei Kohfidisch haben wir vielleicht auch hier an einen von einem schützenden Zaun umgebenen Ort zu denken." (Kranzmayer/Bürger, 1957, S. 58)

Feuerwehr: Die Freiwillige Feuerwehr Gaas wurde an einem Sonntag, dem 30.12.1923, bei einer Versammlung in der Volksschule, unter dem damaligen Bürgermeister Stefan Weiss (Gaas 49), auch auf Iniative von Oberlehrer Martin Rieger, als erste Freiwillige Feuerwehr im Pinkatal, mit insgesamt 33 Mann, gegründet. Das erste Rüsthaus war eine Holzhütte mit 7 x 6 Meter und stand in der Nähe des Wohnhauses von Julian Kraller (Gaas Nr. 21). Vor dem Wohnhaus von Kraller befand sich ein hölzener Turm, in diesem wurden die Schläuche aufbewahrt.

Wanderwege: Durch Gaas bzw. Maria Weinberg führen die Wanderwege Gaas-Maria Weinberg Rundweg und Steinfurt - Rundweg.

Kultur und Sehenswürdigkeiten:
Brunnen bei der Pfarrkirche Maria Weinberg: Der Brunnen bei der Pfarrkirche Maria Weinberg wurde 2022 vom Verschönerungsverein generalsaniert. Die Segung nahm Pfarrer Mag. Karl Schlögl im Rahmen einer Maiandacht vor.
Dreieckskapelle:, Die Dreieckskapelle steht am Güterweg zwischen Gaas und Maria Weinberg. Die sehr seltene Form der Dreieckskapelle wurde am 10. Juni 2012 von Pfarrer Mag. Karl Schlögl gesegnet. Der Obmann Bgm. Walter Strobl konnte eine große Anzahl der Ortsbevölkerung begrüßen. Er überreichte an Herrn Johann Raubold eine Ehrenurkunde, der mit sehr viel Liebe und Genauigkeit in vielen Stunden die Kapelle sanierte. Die Familien Grosz, Mattis und Perl haben die Statuen der Hl. Anna, des Hl. Sebastian und des Hl. Leonhard gesponsert. Die Kulturförderung betrug laut Kulturbericht 2012, 750,00 Euro.
Ehem. kath. Volksschule: Die ehem. kath. Volksschule wurde vermutlich 1860/1861 erbaut und befindet sich in Gaas 77, neben der Filialkirche Hl. Anna. Die Volksschule ist unter der ObjektID: 28535 denkmalgeschützt. Weitere Infos unter www.sammlunghirschfeld.at
Familienkapelle: Die Familienkapelle befindet sich in Gaas-Weinberg und ist unter der ObjektID: 28537 denkmalgeschützt. An der Familienkapelle führt der Rundweg Gaas - Maria Weinberg vorbei.
Filialkirche Hl. Anna: Die Kath. Filialkirche Hl. Anna steht im Zentrum von Gaas und ist unter der ObjektID: 28515 denkmalgeschützt. 1739 als Kapelle erbaut, 1892 erweitert. Einschiffiger Bau mit eingezogener Apsis. Vorgestellter Ostturm mit Zwiebelhelm.
Friedhof: Der Friedhof von Gaas (Maria Weinberg) ist unter der ObjektID: 28517 denkmalgeschützt. Unter anderem befindet sich hier die Kerzenkapelle.
Gedenkkreuz Jenschatz: Das Gedenkkreuz für Michael Jenschatz (Jaunstein) befindet sich ca. 50 Meter abseits der B56 zwischen Gaas und Moschendorf. Die Inschrift lautet: "Gedenkkreuz-Gaas / Saniert von Hr. Grobeling u. Hr. Latzko für den verunglückten Freund Michael Jenschatz (Jaunstein) / FVV-Gaas 2003".
Kapellen: Beim Aufgang (Loderberg) zur Wallfahrtskirche Maria Weinberg befinden sich insgesamt 3 Kapellen.
Kerzenkapelle: Auf dem denkmalgeschützten Friedhof von Gaas, Maria Weinberg, befindet sich die sogenannte Kerzenkapelle. Diese birgt einen Altar mit einer Kreuzigungsgruppe (17. Jahrhundert). Unterhalb der Kapelle befindet sich die Beinkammer, in die Knochen geworfen wurden, welche bei der Neuanlegung von Gräbern zum Vorschein kamen.
Kriegerdenkmal: Das Soldatendenkmal auf dem denkmalgeschützten Friedhof in Gaas - Maria Weinberg erinnert an die Gefallenen im I. und II. Weltkrieg. Es befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Weinberg und der Kerzenkapelle. Das Soldatendenkmal wurde in der Werkstatt von Heinrich Czerny in Wien hergestellt. Ein Korrespondent der "Güssinger Zeitung" nennt das Werk ein "Meisterwerk" in Heinrich Czernys Werkstatt. Die Statue zeigt Jesus, wie er einen sterbenden Soldaten auf seinen Weg schickt.
Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariae Himmelfahrt: Die Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariae Himmelfahrt in Maria Weinberg ist unter der ObjektID: 28529 denkmalgeschützt. Am Hang des Kulmer Waldes, an der Stelle der 1221 genannten Burg Kertes. Gründungsdatum (womöglich als Burgkapelle) laut Chronogramm im Chor 1155. Wiederaufbau des oberen Turmgeschoßes nach Einsturz 1777.
Steinernes Kreuz: Das Kreuz wurde 1900 errichtet und ähnelt einem typischen Amerikanerkreuz. Das Kreuz befindet sich an der Kreuzung beim südlichem Hauptstraßenende, Kreuzung B56 (Geschriebenstein Straße) und L397 (Maria Weinberger Straße). Die Inschrift lautet: "1900 Jesus Christus der Gott-Mensch lebt, regiert und gebietet. Gewidmet von Clara Monschein, geb. Schmal".
Zollhäuschen: Das Zollhäuschen befindet sich ca. 50 Meter abseits der B56 zwischen Gaas und Moschendorf, auf der Straße Richtung Szentpéterfa (Ungarn).

Güssinger Zeitung vom 1. Jänner 1928, Seite 1: Die Wallfahrtskirche Maria-Weinberg liegt in einem Friedhofe, welcher in den Urkunden von jeher bezeichnet wird und mit der Kirche gleichzeitig enstanden sein kann, also jetzt gegen 800 Jahre alt ist. Der Friedhof neben der Kirche ist ein altchristlicher Gebrauch. Diesen Gebrauch brachte die katholische Kirche mit sich aus jener Zeit, als sie noch verfolgt wurde und den Gottesdienst, das heilige Messopfer unter der Erde in den Katakomben abhalten musste. Die Katakomben waren unterirdische Friedhöfe, Ruhestätten der Märtyrer, aber gleichzeitig auch Kirchen der Christen, wo man das heilige Messopfer über den Gräbern der Märtyrer darbrachte. Darum müssen unsere Altäre auch jetzt noch mit Reliquien von Märtyrern versehen sein, darum haben auch viele Altäre noch immer die Form eines Sarges. Als die Religionsfreiheit unter Kaiser Konstantin den Grossen erlangte behielt sie diese Sitte der Beeidigung die Toten wurden oft in der Kirche selbst beigeselzt, und die Friedhöfe fast immer knapp bei der Kirche angelegt. Darum sehen wir bei den alten Kirchen gewöhnlich einen Friedhof, und wo jetzt keiner mehr ist, kann man sicher annehmen, dass einmal einer war. Man denke an die alte Pfarrkirche von Güssing, welche im Friedhofe steht. Sicher war ein Friedhof bei der Kirche in Heiligenbrunn. Die alte Pfarrkirche von Hagensdorf steht laut Kanonischer Visitation vom Jahre 1698 im Friedhöfe an einem Hügel, wo Ruinen noch immer zu bemerken sind. Bei der Pfarrkirche in Allerheiligen war ein Friedhof; jetzt — Landstrasse. So ist es in Prostrum bei der Petrus-Kirche, in Bildein, in Deutsch Schützen. Die Toten selbst der entlegensten Filialen trug man in den Friedhof der Mutterkirche ; man wollte sich nur bei der Kirche begraben lassen, zu welcher man im Leben treu war. Die von der Mutterkirche getrennten Friedhofe sind neueren Ursprunges. Von der Kirche Maria-Weinberg muss man sagen, dass sie nicht nur im Friedhofe liegt, sondern sogar ein Friedhof ist. In dem vorderen Teile der Kirche befindet sich die Gruft. Dieser muss schon sehr alt sein, vieleicht so alt, wie die Kirche. Als die Gruft in den Dokumenten im Jahre 1698 erwähnt wird, wird sie schon als vernachlässigt beschrieben. ln ihrer heutigen Form ist sie sehr klein, nur für einige Leichen geeignet; vielleicht war sie einmal grösser. In den ältersten Zeiten, galt sie als die Ruhestätte der Adeligen (Crypia Nobilium), später überging sie in den Besitz der Kirche und im Jahre 1748 konnte sich schon ein jeder dorthin beisetzen lassen, der 12 Gulden erlegte. Die Gruft ist mit einer grossen Steinplatte abgesperrt, welche einmal mit Inschriften und mit Schildwappen versehen war; diese sind aber jetzt ganz ausgetretten, und so kann man heute nicht mehr erfahren, wer eigentlich die Gruft machen liess und wer dort beigesetzt wurde. Der letzte dort Beigesetzte ist Pfarrer Georg Legath der im Jahre 1820 gestorben. Welche aber seine Leiche ist und welche die der anderen, kann man nicht mehr bestimmen. Man hatte auf die Gruft wenig Sorge getragen die Überreste der Leichcn sind zerstreut worden. Man hat aber nicht nur in der Gruft sondern auch unter dem Fussboden der Kirche bestattet. So berichiet das Totenbuch aus dem Jahre 1746, dass der Pfarrer Praelat Dr. Jakob Ferdinand Karats von Kreutzberg unter der Kanzel beerdigt wurde. Und das dürfte nicht der einzige Fall gewesen sein; denn als im Jahre 1926, das Pflaster der Sakristei aufgerissen wurde, kamen dort viele Überreste von Leichen zum Vorschein. Man hat in solchen Fällen augenscheinlich das Pflaster einfach aufgerissen und nach der Beerdigung wieder vermacht. Darum senkt sich der Boden an manchen Plätzen der Kirche. Solche Beisetzung dürfte immer eine Auszeichnung gewesen sein. Viele Leichen sind wieder ausser der Kirche, im Friedhofe aber knapp an der Kirchenmauer begraben worden. Viele haben es im Leben schon verfügt, einst recht nahe zu der lieben Maria-Weinberg zu ruhen. So schreibt das Totenbuch vom Jahre 1741 dass Stephan Schmiedt, ein Aufseher der Familie Batthyany in Moschendorf es wünschte neben der Mauer der Kirche bei seiner früher verstorbenen Tochter auch begraben zu werden. Somit ist jedes Plätzchen um die Kirche eigentlich ein Grab, wenn wir es jetzt nicht mehr merken. Alle Ecken, Biegungen, Wege, sind voll von Gräbern. Als im Jahre 1925 das Fundament zum Kriegerdenkmal gegraben wurde, fand man unter dem Rasen, wo man keinen Friedhof vermutete, mehrere Reihen von Leichen, neben und auch unter einander. Die ältesten waren gegen Sonnenaufgang beigesetzt, die neueren der Kirche zu gewendet. In alter Zeit hatte man die Gräber immer gegen Sonnenaufgang gegraben, denn von dort kommt das Licht, das Zeichen des Glaubens und der Auferstehung. Man musste auch den kleinsten Platz ausnützen, den an dem kleinen Friedhof mussten viele Leichen begraben werden. Der Friedhof war nämlich nicht immer so gross, wie heute. Dis Erweiterung erfolgte erst vor einigen Jahrzehnten. Tote gab es aber dann viel mehr, als heute; denn nicht nur die Toten von Gaas, sondern auch diese von Moschendorf, Steinfurth und D. Ehrensdorf wurde durch viele Jahrhunderte bei Maria-Weinberg beigesetzt, weil diese Gemeinden eine Pfarre bildeten. Und in manchen Jahren sind über 70 Personen gestorben! Man hatte also ganz bis 1800 alle Toten der 4 Gemeinden zu Maria-Weinberg getragen; denn im Jahre 1778 haben die Filialen noch keinen eigenen Friedhof; erst im 1812 wird geschrieben, dass alle Gemeinden ihren eigenen Friedhof haben. Die Gemeinde Moschendorf ist gegen 1800 aus der Pfarre ausgeschieden und ist selbständig geworden; dann dürften sich die anderen zwei auch einen eigenen Friedhof errichtet haben. Es ist aus den Gesagten selbstverständlich, dass man den Friedhof in den Jahrhunderten sehr oft aufgraben musste. Damit nun die Überreste der Leichen nicht zerstreut werden, besteht seit vielen Jahrhunderten unter der Kalvarienkapeile im Friedhofe das s. g. Ossarium, das ist ein kellerförmiger Raum unter der Kaqelle, in welchen die ausgegrabenen Gebeine der Toten versenkt werden, damit sie dort in der Berührung mit der freien Luft verwesen. So schreibt es die Kirche vor so ehrt sie den menschlichen Leib auch im Tode, weil er im Leben die Hülle der unsterblichen Seele war, ein Tempel des hl. Geistes. An alten Grabmälern ist fast nichts vorhanden. Die Pfarre war seit jeher von armen Menschen bewohnt, die hatten zu grossen Denkmälern keine Mitteln. Nur aus den letzten 100 Jahren sind welche geblieben, von welchen einige aus Eisen geschmiedete Kreuze kunstvoll erscheinen. Diese sind schön verziert und in der Mitte tragen sie ein mit einem Türl versehenes Kästchen für den Namen des Verstorbenen. Bleibt dies Türlein offen, dann macht der Wind oft ein gespensterhaftes Knirschen. Darum liess sich einer, den im Leben dieses offene Türl und das Knarren aufregte, seinem Namen diese Bitte beifügen: „Wünsche meiner Seele die Ewige Ruh’ Dann aber mach’ das Thürl zu!“

Güssinger Zeitung vom 27. September 1931, Seite 1: Vom Pfarrer JOHANN HERCZEG. (Fortsetzung.) Gaas war in alter Zeit ausgesprochen ein Weinbauerndorf. Die Gemeinde führte in ihrem Siegel lange Zeit einen Weinstock. Aus den Jahren 1790-1850 sind viele Dokumente (Heiratsverträge, Tauschverträge Stiftungsdokumente) geblieben, welche das Siegel der Gemeinde tragen mit dem bezeichnenden Weinstock und der Inschrift: „Insigil Dorf Gasz“. Auch das kleine Siegel der Pfarre von Gaas führt noch immer einen schön gearbeiteten Weinstock im Bilde und hat die bezeichnende Inschrift: „Inde robur et fructus (deutsch: „Von diesem die Kraft und Frucht.“) Auch der überall bekannte Name der grossen Kirche in Gaas „Maria Weinberg“ deutet darauf, welche Bedeutung früher die Weinkultur hier hatte. Es deutet auf den Umstand, dass in alter Zeit hier viel mehr Weingärten waren, als heute zu finden sind. Man kann es annehmen, dass die Kirche auf einem Weinberge erbaut wurde; dass der Abhang des Kirchberges ein Weinberg war. Ausserdem steht es sicher, dass das Ried „Rosenberg“, heute ein Wald, im Jahre 1727 ein Weinberg war, wo die Bauern Stephan Liendl, M ichael Staerer, Georg Krailer und Michael Morth Weingärten hatten (BB. S. 22). Der Weinberg hatte für sich eine eigene Verfassung: Die Besitzer bildeten eine Berggemeinde, welche ihren eigenen Berichter und Geschworenen hatte. Und dass der Bergrichter ein grosses Ansehen hatte, beweist der Umstand, dass an den Dokumenten an erster Stelle er unterzeichnete; so 1783 in einem Kontrakte Stephan Lendl Bergrichter, Benedigt Schwarz Dorfrichter; oder 1804 auf einem Kaufvertrage Joseph Türk Bergmeister, Philipp Toyfei Richter. Zuerst also der Bergrichter, nach ihm der Dorfrichter und die Geschworenen. Nach ihrer Fechsung an Wein mussten die Bauern eben so das Zehnt (dézsma) geben, wie nach der Fechsung an Frucht. Diese Leistung wird „Bergrecht geben“ genannt. Wie man das Bergrecht gab, erklärt eine Zeugenaussage aus dem Jahre 1667 (PB. S. 657 ): „Der Zeuge gibt an, dass im Gaaser Weinberge den Herren von Akacs frei war, zwar beliebige Keller versiegeln zu lassen, in welche dann das Zehnt zusammengetragen wurde“. Etwas an Bergrecht erhielt in Gaas auch der Bischof von Raab (PB G56). Das Bergrecht hatten also die Grundherren von Akacs oder Lóranth inne, um das Jahr 150 verpfändeten diese das Recht teilweise an Caspar Polányi und Andreas Balogh. Später wurden hoch mehrere Bergrechtbesitzer. Im Jahre 1727 hat Gaas ein neues Bergbuch erhalten, das auch heute noch im guten Zustande existiert. ln diesem Jahre haben nämlich die Gaaser Bauern teils bei ihren Grundherren, teils aber beim Comitate die Beschwerde erhoben, dass sie viel mehr an Bergrecht abzuliefern haben, als die umliegenden Gemeinden. Die damaligen Grundherren oder Bergrechtbesitzer namentlich Nikolaus Akacs, Klara Akacs, Theresia Akacs, Stephan Nagy, Christian Réki und Szöke Elisabeth, haben der Beschwerde Folgen geleistet; sie sind teilweise persönlich, teilweise durch ihre Bevollmächtigten hier in Gaas am 21. Feber 1727 erschienen, haben die Verhältnisse auf den angrenzenden Nachbar-Weinbergen studiert und dann das Zehnt der Gaaser Bauern etwas herabgesetzt, gleichzeitig das Bergbuch verfassen lassen, in welches alle Gaaser Bauern eingetragen sind mit der Angabe, wie viel Wein die einzelnen als Zenht oder Bergrecht abzuliefern haben. So ist die genaue Beschreibung der Verhälitnisse auf uns geblieben. Das Masz des Weinzehents ist leider nur ungarisch angegeben; es sind 4 Masze angeführt: csöbör, fertály, pint, meszüly. Es ist mir nicht gelungen diese zu übersetzen. Das Bergbuch enthält auch „Bergregeln“ , welche neben der lateinischen und ungarische Sprache niedergeschrieben sind. Einige Regel will ich in folgenden mitteilen, dass man sehe, wie man bei der Weinlese und Bergrechtgeben vorging: § 1. Zur Lesezeit darf sich kein Grundherr vor dem anderen unterlangen den Berg frey zu geben; sie sollen alle auf einmal den Berg frey geben. Zur Befolgen dieses Artikels werden alle unter der Strafe von 32 Gulden verpflichtet. § 2 Nachdem das Weingebirg einmal frey gelassen ist, da sollen zuerst der Bergmeister und die Berghüter lesen An den zwey darauffolgenden Tagen aber die Gemeinde. § 3 Jeder Weingartbesitzer, welcher Bergrecht zu geben hat, ist schuldig dasselbe seinem Grund - oder Bergherrn unverfälscht und so, wie es ihm gewachsen ist, zu geben. Sollte jemand ein grösseres Fass gefüllt haben und nebenbay noch ein kleineres mit dem nämlichen Most angeschenkt, da darf das Bergrecht nicht vom grossen, sondern von dem kleinen Fasz genommen werden. Jeder Weingartenbesitzer ist verpflichtet eine Pint Kostmost und einen Kepauner zu geben und zwar: wenn irgend ein Weingarten durch Theilung in mehrere Stücke zertheilt werden sollte. — Endlich ist es jedem seine Pflicht das ausgenommene Bergrecht bis zum Presshaus der Herrschaft zu stellen. § 4. Das Viehweiden in den Weingärten ist immer verboten. Nach jedem durchs Weiden beschädigten Weinstock wird 25 Gulden Strafe ein gehoben. Sonstige Beschädigung wird aber nur mit 4 Gulden bestraft. — Wer stiehlt, wird mit 32 Gulden bestraft. Von der Strafe gehören 2 Teile immer dem Grundherren, ein Teil aber dem Bergrichter und seinen Geschworenen. So war es im Weingebirge vor 200 und mehr Jahren.



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