01. Bezirk - Minoritenkirche
Die Wiener Minoritenkirche (auch: Italienische Nationalkirche Maria Schnee) ist eine römisch-katholische Hallenkirche
am Minoritenplatz im 1. Wiener Gemeindebezirk
Innere Stadt und Heimat der italienischsprachigen Gemeinde Wiens.
Geschichte: Die Minoriten oder Minderbrüder (fratres minores) waren
Franziskaner. Sie wurden 1224 von Herzog Leopold VI von
Österreich nach Wien berufen. Nach dem Stadtbrand von 1275
wurde von Ottokar Přemysl der Grundstein für die neue Kirche
gelegt. Sie war eine der ersten gotischen Kirchen im
ostösterreichischen Raum. Nach Ottokars Tod in der Schlacht
auf dem Marchfeld wurde er hier dreißig Wochen aufgebahrt.
Bedeutende Veränderungen gab es unter den ersten
Habsburgern. Blanche von Valois, die Gattin Rudolfs III.,
ließ eine Kapelle für ihren Großvater, dem Heiligen Ludwig
von Frankreich, an die Nordseite des Langhauses anbauen, die
1328 vollendet wurde. Sie hatte einen separaten Eingang und
keine Verbindung zum Langhaus. Dies wurde ab etwa 1340
verändert, als die Ludwigskapelle mit dem bis dahin
zweischiffigen Langhaus zu einem nunmehr dreischiffigen
Kirchenraum mit zwei Chören vereinigt wurde. Im Langhaus
wurden neue Bündelpfeiler eingezogen und im Westen wurde ein
zusätzliches Joch sowie ein neues Portal angebaut. Der ganze
Bau folgt dem Schema französischer Kathedralarchitektur. Die
Baumeister sind unbekannt, man nimmt aber an, dass Jacobus
Parisiensis, der Beichtvater Herzog Albrechts II. führend
beteiligt war.
Auch das Portal folgt einem französischen Schema, wie es in
Österreich eher selten ist. Der Tympanon ist durch
Zirkelschläge in drei Felder unterteilt, wobei im mittleren
Feld Christus auf einem Astkreuz dargestellt ist. Links
sieht man Maria mit Maria Magdalena und anderen weiblichen
Figuren, rechts Johannes den Evangelisten, den Hauptmann
Longinus und andere männliche Figuren. Die jeweils äußerste
männliche und weibliche Figur könnten Herzog Albrecht II.
und seine Gemahlin Johanna von Pfirt darstellen, zumal die
männliche Figur einen Herzogshut zu tragen scheint. Die
Figuren sind sehr elegant und feingliedrig dargestellt –
wohl ein französischer Einfluss und zugleich wichtiges
Stilmerkmal der Minoritenwerkstatt, die bis etwa 1360
nachweisbar ist.
Insgesamt repräsentiert die Kirche also eher einen höfisch
beeinflussten Stil als die typische Bettelordensarchitektur,
was auch dadurch zum Ausdruck kommt, dass sie einen Turm
besitzt.
In den folgenden Jahrhunderten blieb die Kirche größtenteils
unverändert, nur dass in verschiedenen Kriegen und
Belagerungen immer wieder der Turm in Mitleidenschaft
gezogen wurde. Während der ersten Türkenbelagerung 1529
wurde die Spitze erstmals zerstört, um 1633 aber wieder
aufgebaut. Der zweiten Türkenbelagerung 1683 fiel die
Turmspitze erneut zum Opfer. Das zerstörte Helmdach wurde
durch ein Flachdach ersetzt. Eine entscheidende Zäsur kam
1782, als die Minoriten im Zuge der Religionspolitik Josephs
II. abgesiedelt wurden. Die Kirche wurde daraufhin zur
italienischen Nationalkirche erklärt und Maria Schnee (Santa
Maria Maggiore) geweiht – dieses Patrozinium besteht heute
noch. Im Zuge ihrer Aussiedlung brachten die Minoriten das
mit einem Christusbild versehene Kreuz über dem Hochaltar
nach Wimpassing, so dass es, als es einige Jahrzehnte später
zurück nach Wien kam, Wimpassinger Kreuz genannt wurde. Eine
Kopie davon hängt heute im Stephansdom. Im Zuge der
Neuwidmung wurden auch zahlreiche Umbauten von Johann
Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg vorgenommen, die vor
allem auf die Beseitigung barocker Zutaten im Inneren
abzielten. Trotzdem war es im Endeffekt keine „Regotisierung“,
wie dies öfter genannt wurde, da auch Teile des gotischen
Kirchenbaus beseitigt wurden – namentlich der Ludwigschor.
Die Mosaikkopie des "Letzten Abendmahls"
Anfang des 19. Jahrhunderts kam auch eine Mosaikkopie von
Leonardo da Vincis Letztem Abendmahl in die Kirche. Sie war
von Napoleon in Auftrag gegeben worden, wurde aber wie
einige andere Kunstwerke erst nach seinem Sturz beendet und
musste von seinem Schwiegervater Kaiser Franz I. gekauft
werden. Für seinen ursprünglich vorgesehenen Aufstellungsort
im Belvedere erwies sie sich als zu groß, so dass sie
letztlich in diese Kirche kam.
Um 1900 fanden die letzten Veränderungen statt, insbesondere
der Anbau des chorähnlichen Sakramentshäuschens. Im Zuge des
U-Bahn-Baus in den späten 1980er Jahren wurden die
Grundmauern der Ludwigskapelle gefunden, die jetzt auf dem
Platz nachgezeichnet sind.
Bei der Minoritenkirche befindet sich:
Franz von Assisi-Denkmal
Clemens Maria Hofbauer-Denkmal
Leopold Figl-Denkmal
Ludwigskapelle
Pietro Metastasio, Grabmal
Rudolf von Alt-Denkmal
Skulptur "Erde Wasser Feuer Luft"
Quelle: Text:
Wikipedia, Bilder: © Bwag/Wikimedia, Zyance unter der Lizenz CC BY-SA 2.5, www.nikles.net und gemeinfrei.