Großjedlersdorf ist seit 1904 ein Bezirksteil des 21. Wiener Gemeindebezirks Floridsdorf.
Geographie: Großjedlersdorf erstreckt sich über
eine Fläche 595,84 ha, wovon sich 373,55 ha in der
Katastralgemeinde Großjedlersdorf I und 222,29 ha in der
Katastralgemeinde Großjedlersdorf II (auch Neujedlersdorf
genannt) befinden. Die Grenze zwischen beiden
Katastralgemeinden verläuft etwa entlang der Linie
Lundenburger Gasse – Shuttleworthstraße. Die geradlinig
verlaufene Brünner
Straße bildet ein markantes verbindendes
Element des Stadtteils.
Im Norden grenzt Großjedlersdorf an
Stammersdorf, im
Osten an die Leopoldau
und Donaufeld, im Süden
an den
Bezirksteil Floridsdorf und im Westen an
Jedlesee und
Strebersdorf. Durch
Großjedlersdorf verläuft ein Abschnitt des
Marchfeldkanals.
Geschichte: Jedlersdorf entstand auf einer Insel, die
von den Seitenarmen der Donau in Nord-Südrichtung im
Marchfeld gebildet wurde. Dieses Gewässer verlief von
Strebersdorf über Jedlersdorf, nördlich von Floridsdorf
vorbei und streifte
Leopoldau, bevor sie wieder auf die Donau traf. Bis zum
19. Jahrhundert waren Reste des Seitenarms als Viehtrift und
in Form von Teichen und Wassergräben erkennbar. Die beiden
Dorfteiche Jedlersdorfs, der Bernreiterteich (im Norden des
Ortszentrums, heute Parkplatz Bernreiterplatz) und der
Haspingerteich (im Süden, heute Parkanlage), stammten von
diesem Seitenarm.
Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes als Urliugestorf (urliuge
= Kampf) fällt in das Jahr 1108, im „Salbuch“ einer
Klosterneuburger Urkunde. Rudolf von Habsburg schenkte 1280
den Ort dem dominikanischen Frauenkloster in Tulln und war
bis 1792 in dessen Besitz. Der Ort hieß in dieser Zeit meist
Jetldorf.
Bei der ersten Wiener Türkenbelagerung 1529 wurde
Jedlersdorf zerstört und wieder aufgebaut. Seit 1538 besaß
der Ort eine eigene Pfarre, seit 1766 eine eigene Schule.
1683 wurde Jedlersdorf bei der zweiten Wiener
Türkenbelagerung von den Türken in Brand gesteckt.
1713/14 schrumpfte Jedlersdorf in der Pestkatastrophe auf 37
Einwohner. Zum Dank für das Ende der Katastrophe wird die
Hl.-Karl-Borromäus-Holzkapelle errichtet, die 1745 bei einer
Feuersbrunst zerstört wurde. 1764 wurde die Kapelle wieder
errichtet und erweitert.
Nach Auflösung des Tullner Frauenklosters durch Joseph II.
ging Jedlersdorf in die Verwaltung der k. k.
Staatsgüteradministration über und es kam zu topographischen
Veränderungen: Die Jedlersdorfer Weidegründe zwischen Prager
und Brünner Straße wurden parzelliert und 1782 an Neusiedler
verkauft. Die neu entstandene Siedlung hieß Kleinjedlersdorf
oder Jedlersdorf am Spitz und bestand zunächst aus 15
Häusern. Dort, wo sich heute das Magistratische Bezirksamt
erhebt, stand damals das Gemeindegasthaus. Die Ortschaft Am
Spitz war bis 1804 ein Teil von Jedlersdorf, wurde dann
jedoch von der Muttergemeinde getrennt und blieb bis 1874
selbständig, bis sie mit Floridsdorf vereinigt wurde.
Mit der Gründung der Wiener
Lokomotiv-Fabriks-Actien-Gesellschaft 1869 in Neujedlersdorf
(heutiges Gebiet des Shopping Center Nord) begann ein neues
Zeitalter, das 1886 mit der Eröffnung der Dampftramwaylinien
Wien (vis-à-vis Roßauer Kaserne) – Floridsdorf –
Stammersdorf)
fortgeführt wurde. Im gleichen Jahr wird in der Peitlgasse (Neujedlersdorf)
der Rangierbahnhof (heute Remise der Wiener Linien)
errichtet. Mit dem Bau der Nordwestbahn erhält Jedlersdorf
eine eigene Bahnstation (Jedlersdorf transito) an dieser
Linie (seit 1841 als Station Jedlesee an der Flügelbahn nach
Stockerau, ab 1887 heißt die Station nur mehr Jedlersdorf).
Mit der Errichtung der Nordwestbahn beginnt die Entwicklung
Jedlersdorfs zum Industriestandort – vor allem entlang der
Brünner Straße im Bereich der Nordbahnkreuzung. 1873-74
werden für das Personal der Nordwestbahn an der Strecke
Personalwohnhäuser errichtet (Nordwestbahn-Colonie).
1894 wurde Neujedlersdorf (südlich der Schnellbahnstation
Brünner Straße) abgetrennt und der Großgemeinde
Floridsdorf hinzugefügt. Der
nördliche (ältere) Teil von Jedlersdorf blieb selbständig (Großjedlersdorf)
und wurde erst 1904 in den neugeschaffenen 21. Wiener Gemeindebezirk einbezogen.
Ab dem 18. Jänner 1910 wird die Straßenbahnlinie 31 (später
331) mit der Streckenführung Augarten -
Floridsdorf am Spitz -
Floridsdorfer Lokomotivfabrik (Neujedlersdorf,
Brünner Straße, heute Shopping Center Nord-SCN) nicht mehr mit
Dampf, sondern elektrisch befahren. 1911 wurde die
Reststrecke über Großjedlersdorf nach
Stammersdorf von
Dampf auf Elektrowagen umgestellt.
1925 wurden die ersten Wohnbauten des Wiener
Wohnbauprogramms in der Mitterhofergasse errichtet, bereits
1924 wurde der Bau des Franz-Bretschneider-Hof begonnen
(Architekten Gustav Schläfrig und Hermann Reiser).
Letzter Bürgermeister war bis 1904 Franz Bernreiter
(1842-1914).
Wappen: Das Wappen von Großjedlersdorf besteht aus
zwei weißen gekreuzten Säcken über rotem Hintergrund. Es
steht für die Landwirtschaft, die in Jedlersdorf betrieben
wurde, und ist heute im Floridsdorfer Bezirkswappen
integriert.. Noch heute zeugen Straßennamen wie die
Schwemmäckergasse von dieser bäuerlichen Vergangenheit.
Sehenswürdigkeiten:
Trillerkreuz: Aus alten Landkarten ist ersichtlich, dass das vom Hof-Kontrollor Andreas Triller und seiner Gattin
gestiftete Trillerkreuz seinerzeit in Jedlersdorf auf freiem Feld neben der
Landstraße (heute Brünner Straße) „an der alten Vietrift“ stand.
Der einstige Sockel war der Mahlstein einer Schiffsmühle. Die 3,20 Meter hohe quadratische Säule gehört in die Gruppe der heute bereits selten gewordenen barocken Arma-Christi-Kreuze und stammt aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Der Pfeiler ist mit dem Schweißtuch der Büßerin Veronika, den Leidenswerkzeugen und mit geometrischen Ornamenten geschmückt, darüber befinden sich auf einem Steinwürfel Reliefs (Kreuzigung, Ölbergszenen, Mater Dolorosa mit Schwert), bekrönt mit einem Kreuz.
Nachdem der Bildstock lange Zeit hindurch in der Nische eines Hauses in der Brünner Straße eingemauert gewesen war, wurde er 1967 nach sorgfältiger Restaurierung durch den akademischen Bildhauer Rudolf Schwaiger an seinem derzeitigen Standort (Brünner Straße 97–99) aufgestellt.
Die Trillergasse sowie das Einkaufszentrum Trillerpark wurden nach diesem Großjedlersdorfer Wahrzeichen benannt.
Dreifaltigkeitssäule: Eine 1776 an einer Wegkreuzung errichtete Dreifaltigkeitssäule als Träger
eines typischen „Gnadenstuhls“ (Gott Vater hält den Gekreuzigten in seinen Händen) auf einem wappengeschmückten vierseitigen Sockel.
Pfarrkirche zum hl. Karl Borromäus (Pfarrkirche Großjedlersdorf):
Die ländliche Pfarrkirche Großjedlersdorf in der Amtsstraße ist in Erinnerung
an die Pest von 1713 bis 1714 dem Pestheiligen Karl Borromäus geweiht,
und ist aufgrund einer Sage auch die Wallfahrtskirche Klein-Maria-Taferl.
Bekannte Pfarrer waren der Kapuzinerpater Joachim Haspinger und als Aushilfspriester der Komponist Raimund Weissensteiner.
Groß-Jedlersdorfer Friedhof: Der Groß-Jedlersdorfer Friedhof liegt im Nordwesten des alten Ortskerns von Großjedlersdorf, an der Strebersdorfer Straße 4. Er umfasst eine Fläche von 58.138 m² und beherbergt 6.898 Grabstellen.
Gegenüber der Strebersdorfer Straße befindet sich das Kriegerdenkmal Großjedlersdorf.
Persönlichkeiten: Anton Apold (1877–1950), Hütteningenieur und Generaldirektor der Alpine Montangesellschaft
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Bilder: © Bwag/Wikimedia, Wappen gemeinfrei.
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