Neulerchenfeld war bis 1892 eine eigenständige Gemeinde und ist heute ein Stadtteil Wiens im 16. Wiener Gemeindebezirk Ottakring sowie eine der 89 Wiener Katastralgemeinden.
Geographie: Neulerchenfeld liegt im Osten des Bezirksgebiets von Ottakring westlich des Lerchenfelder Gürtels. Die Katastralgemeinde nimmt eine Fläche von 60,15 ha ein. Die Grenze zum Bezirksteil Ottakring verläuft entlang der Friedmanngasse, der Haberlgasse, der Thaliastraße und der Habichergasse. Der gleichnamige, neun Zählsprengel umfassende Zählbezirk der amtlichen Statistik hat einen von einer Katastralgemeinde abweichenden Grenzverlauf.
Namensgebung: Der Name Lerchenfeld wurde 1295 urkundlich genannt und bezeichnete ein Gebiet, das sich mit seinen Äckern, Weiden und einigen Weingärten auf Teilen des heutigen 7., 8. und 16. Bezirk erstreckte. Als 1704 der Linienwall als Befestigungsanlage der Vorstädte Wiens errichtet wurde, kam ein kleiner Teil des Lerchenfeldes außerhalb des Walls zu liegen. Als zentrumsfernerer Teil, der später besiedelt wurde als der zentrumsnähere, erhielt er um diese Zeit den Namen Neulerchenfeld.
Geschichte: Der Ort Neulerchenfeld wurde nach den
Verheerungen der Zweiten Wiener Türkenbelagerung gegründet.
Der älteste Teil Ottakrings mit seinen Gehöften um die
Lamprechtskirche war 1683 völlig zerstört worden und wurde
nicht mehr aufgebaut. Viele der Überlebenden siedelten sich
nun näher an der schützenden Stadt an, weil sie sich
inmitten der Wälder unsicher fühlten. Die neue Siedlung
wurde zunächst Unter-Ottakring genannt. Vermutlich seit etwa
1703 war der Ort eine selbstständige Gemeinde mit dem Namen
Neulerchenfeld. Auf dem Lerchenfeld gab es aber noch andere
Siedlungen. So gab es näher an der Stadt Wien eine Siedlung,
für die der Name Altlerchenfeld aufgekommen war. Durch die
Errichtung des Linienwalls
1704 wurden die beiden Siedlungen jedoch voneinander
getrennt.
Der Ort entwickelte sich rasch. Waren es 1706 noch 25
Häuser, so wuchs der Ort bis 1732 auf 150 Häuser mit 3.000
Einwohner an. Anfangs bestand der Ort aus drei Gassen (heute
Gaullachergasse, Neulerchenfelder Straße und
Grundsteingasse). Ein Gemeindehaus mit Spital, Armenhaus,
Gericht und Nachtwächtern bestand schon früh in der
Brunnengasse, übersiedelte jedoch nach 1786 in die
Neulerchenfelder Straße 52. Zudem wurde in der
Grundsteingasse ein Schulhaus errichtet. Auf Grund der
Pestepidemie von 1713 wurde ein Pestfriedhof in der Nähe der
heutigen Neulerchenfelder Pfarrkirche angelegt, der später
zum Ortsfriedhof erweitert wurde. Der Friedhof bestand bis
1832, wurde dann an die Schmelz verlegt und 1888 endgültig
aufgelassen.
Während das bäuerliche Dorf Ottakring nach dem Großbrand
1830 einen Aufschwung erlebte, war das Wachstum im
handwerklich und kleingewerblich geprägten Neulerchenfeld
auf Grund der fehlenden Flächen gering. Während des
Revolutionsjahres 1848 verteidigte sich Neulerchenfeld
zunächst erfolgreich, schließlich erstürmten die
kaiserlichen Truppen aber am 29. Oktober den Ort. Einen
Aufschwung erlebte die seit 1848 keiner Grundherrschaft mehr
unterstehende, selbstständige Gemeinde Neulerchenfeld
insbesondere ab dem Jahr 1872. Von den benachbarten
Gemeinden Fünfhaus,
Rudolfsheim und
Breitensee wurden
Teile der Schmelz gekauft und mit Wohnbauten verbaut. Durch
den Bauboom stieg die Anzahl der Einwohner Neulerchenfelds
von 1850 bis 1890 von 6.218 auf 45.044 an. Der Ort wurde nun
von mehrstöckigen Zinshäusern dominiert, nur 39 von 600
Häusern waren noch ebenerdig.
Nach der Eingemeindung der Wiener Vorstädte im Jahr 1850
wurden 1890, nachdem Kaiser Franz Joseph I. 1888 dies in
einer öffentlichen Rede urgiert hatte, die Vororte der Stadt
1890 mit Wirksamkeit vom 1. Jänner 1892 ebenfalls
eingemeindet. Trotz des Widerstandes gegen die Eingemeindung
wurden die Gemeinden
Ottakring
und Neulerchenfeld zum 16. Wiener Gemeindebezirk,
Ottakring, vereint.
Kultur und Sehenswürdigkeiten: Die barocke,
römisch-katholische Neulerchenfelder Pfarrkirche wurde
1733–1753 erbaut und 1757 der Schmerzhaften Mutter Gottes
geweiht. Nach starken Beschädigungen durch Bomben erfolgte
1955 / 1956 der Wiederaufbau. Die zweite römisch-katholische
Pfarrkirche im Bezirksteil ist die schlichte Pfarrkirche
Maria Namen, die 1974 fertig gestellt wurde.
Architektonisch bemerkenswert ist die 1962 / 1963 errichtete
Hauptschule in der Grundsteingasse 48, ein Werk des
Architekten Ernst Lichtblau. Sie steht genauso wie die
Neulerchenfelder Pfarrkirche unter Denkmalschutz.
Wirtschaft und Infrastruktur: Während das
benachbarte
Ottakring zunächst ein Bauerndorf blieb, das
insbesondere vom Weinbau lebte, war Neulerchenfeld vom
Gartenbau geprägt. Obst und Kräuter wurden auf den
umliegenden Märkten verkauft. Zudem ließen sich im Ort
Handwerker nieder. In der zweiten Hälfte des 18.
Jahrhunderts gewann in Neulerchenfeld aber das Schankgewerbe
immer mehr an Bedeutung. Da innerhalb des Linienwalls die so
genannte Verzehrungssteuer, eine Art Umsatzsteuer auf
Lebensmittel, eingehoben wurde, außerhalb aber nicht,
konnten die Vororte ihre Produkte billiger anbieten; zudem
lag Neulerchenfeld im Gegensatz zu anderen Orten nahe am
Linienwall und war von den Vorstädtern leichter zu
erreichen.
In 103 von 150 Häusern gab es zu dieser Zeit eine
Gasthauskonzession, 86 übten sie ständig aus. Viele der
Gasthäuser beherbergten dabei aber nicht mehr als drei bis
vier Tische mit Bänken. Um 1800 bezeichnete der
Lokalhistoriker Franz Anton de Paula Gaheis Neulerchenfeld
als des heiligen Römischen Reiches größtes Wirtshaus.
An dieses Image des Vergnügungsviertels knüpfte der
Kabarettist Gerhard Bronner 1952 an, als er in einem sehr
erfolgreichen Dialektlied mit dem Titel „Der g'schupfte
Ferdl“ von einer Rauferei „beim Dumser draußd in
Neulerchenfeld“ sang, einer Tanzschule, die Titelheld
Ferdinand mit seiner Partnerin aufgesucht habe, weil dort
die „Perfektion“ (ein Tanzkurs für Fortgeschrittene)
stattfinde.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts siedelten sich in
Neulerchenfeld auch immer mehr Arbeiter an, die in den
Textilbetrieben des heutigen 3. Bezirks arbeiteten und in
Neulerchenfeld günstiger wohnen konnten. Die große
Industrialisierung des Ortes blieb jedoch auf Grund des
Platzmangels aus. 1862 gab es erst drei Fabriken (Pappe-,
Kerzen- und Instrumentenfabrik), wobei die so genannten
Fabriken meist kleine Werkstätten waren. Vielmehr blieb die
Anzahl der Gaststätten immer noch erheblich, zudem
entwickelte sich im Bereich des heutigen Gürtels ein kleiner
Prater.
Seit 1786 besteht im Norden von Neulerchenfeld der
Brunnenmarkt, der nach dem Naschmarkt zweitgrößte
Detailmarkt in Wien.
Die Volkshochschule Ottakring am Ludo-Hartmann-Platz geht
auf das 1901 gegründete Volksheim Ottakring zurück, das
besonders im „Roten Wien“ der Zwischenkriegszeit eine
kulturell und politisch wichtige Rolle einnahm. Im Gebäude
des 1884 / 1885 errichteten ehemaligen Kronprinzessin
Stephanie-Spitals in Neulerchenfeld befindet sich eine
Musikschule der Stadt Wien.
Quelle: Text: Wikipedia, Bilder: Michael Kranewitter unter der Lizenz CC BY-SA 3.0, Ricardalovesmonuments unter der Lizenz CC BY-SA 3.0. Peter Gugerell, gemeinfrei und Wappen gemeinfrei.
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Günter Nikles
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