Gaudenzdorf war eine Vorortgemeinde von Wien, die heute Katastralgemeinde und Teil des 12. Wiener Gemeindebezirks Meidling ist.
Geschichte: Auf dem Gebiet des späteren
Gaudenzdorf befand sich einst der Ort Meinhartsdorf, der
sich entlang der heutigen Schönbrunner Straße bis zur
Längenfeldgasse erstreckte. 1812 entstand am heutigen
Gaudenzdorfer Gürtel das Gasthaus „Zum grünen Baum“. 1818
zählte das vor der Hundsturmer Linie gelegene Neu-Meidling
bereits 44 Häuser.
Am 24. Januar 1819 wurde dieser Teil der Gemeinde
Untermeidling abgetrennt und konstituierte sich als
selbständige Gemeinde mit dem Namen Gaudenzdorf. Der Name
wurde zu Ehren des Grundherrn, des Klosterneuburger Propstes
Gaudentius Andreas Dunkler gewählt. Gaudenzdorf lag damals
zwischen der Arndtstraße im Süden und der Diefenbachgasse im
Norden. In der Folge entwickelte sich der Ort dynamisch.
Über den Wienfluss wurden der Storchensteg und 1831 der
Kobingersteg errichtet, die die beiden durch den Fluss
getrennten Ortsteile verbanden. 1836 gründete Josef Gierster
ein Brauhaus und einen terrassenförmig angelegten
Gasthausgarten mit Tanzsälen, die sich großer Beliebtheit
erfreuten. Im selben Jahr entstand auch die erste Schule des
Ortes (heute Schönbrunner Straße 187).
Während der Märzrevolution 1848 kam es auch in Gaudenzdorf
zu Unruhen. Es bildeten sich Arbeiterversammlungen und am
14. März wurden einige Gastwirte und Tabakläden geplündert.
Im Oktober kam es wieder zu Krawallen von Handwerkern und
Arbeitern. Schließlich richtete das Infanterie-Regiment
Latour unter Graf Colloredo-Mannsfeld beim
Hundsturmer
Friedhof ein Blutbad unter den Nationalgardisten an.
Die Industrialisierung setzte 1855 mit der Gründung des
Gaudenzdorfer Gaswerkes ein. 1856 folgte die Ölfabrik
Guttmann und 1857 die Fabrik des Gottlieb Taussig, die Seife
und Kerzen herstellte. 1866 wurde die erste Gewerkschaft in
Gaudenzdorf von den Gerbern gegründet und es kam zu ersten
Streiks. 1870 entstand in der Schönbrunner Straße 189 die
zweite Schule Gaudenzdorfs, 1871 in der Haebergasse 1 ein
Kindergarten. Von 1873 bis 1921 bestand die Gaudenzdorfer
Feuerwehr. Eine Pferdestraßenbahn fuhr seit 1883 von der
Hundsturmer Linie nach Schönbrunn durch den Ort, eine zweite
querte seit 1885 vom
Meidlinger Bahnhof kommend Gaudenzdorf.
Seit 1884 fuhr eine Dampftramway von Gaudenzdorf bis Wiener
Neudorf.
1890 wurde das bis dahin selbstständige Gaudenzdorf mit
Wirkung vom 1. Jänner 1892 dem 12. Wiener Gemeindebezirk
Meidling angeschlossen. 1905 trennte man den nördlich des
Wienflusses gelegenen und bis an die Diefenbachgasse
reichenden Ortsteil Neu-Gaudenzdorf ab und schlug ihn dem
damaligen 14. Bezirk (heute
15. Bezirk) zu, wodurch ungefähr
20 % der Fläche an Sechshaus verlorengingen.
An den einstigen Ort Gaudenzdorf erinnert heute noch der
Straßenname Gaudenzdorfer Gürtel.
Bevölkerung: Die ersten Bewohner von Gaudenzdorf
waren vornehmlich Fischer und Wäscherinnen, die ihr Gewerbe
am Wienfluss ausübten. Mit dem Zuzug von Färbern und
Gerbern, die ihre Abwässer in den Fluss leiteten, veränderte
sich die Bevölkerungsstruktur, denn den früheren Berufen
wurde damit die Grundlage entzogen (die Fische starben aus;
das Wasser war zum Waschen zu sehr verschmutzt). Aus den
Handwerksbetrieben entwickelte sich allmählich eine
beginnende Industrialisierung.
Die Entwicklung des nicht einmal 100 Jahre bestehenden Ortes
zeigt sich an den Bevölkerungszahlen: 1818 hatte Gaudenzdorf
44 Häuser, 1831 1642 Einwohner und 168 Häuser, 1852 6006
Einwohner und 263 Häuser, 1860 11692 Einwohner und 288
Häuser, 1880 12377 Einwohner und 296 Häuser, 1885 12739
Einwohner und 312 Häuser, und schließlich 1890 12455
Einwohner.
Der Grenzverlauf des heutigen Zählbezirks Gaudenzdorf weicht
geringfügig von jenem der Katastralgemeinde und ehemals
selbstständigen Gemeinde ab. Im Jahr 2001 hatte der
Zählbezirk Gaudenzdorf 3430 Einwohner und insgesamt 275
Gebäude.
Bürgermeister:
* 1819 Ortsrichter Adam Kobinger
* 1846–47 Ortsrichter Friedrich Kollmayer
* 1847–48 Ortsrichter Johann Korber
* 1850–61 Bürgermeister Josef Leopold Gierster
* 1861–80 Bürgermeister Josef Steinhage
* 1881–91 Bürgermeister Michael Bernhard
Wichtige Gebäude:
* Gaudenzdorfer Brauhaus
* Gaudenzdorfer Gaswerk
* Gaudenzdorfer Gemeindehaus
* Gaudenzdorfer Meierei
Wappen: Das Wappen von Gaudenzdorf stellt den hl.
Johannes von Nepomuk dar. Dieser Heilige wurde deswegen
gewählt, weil der Ort am Wasser (Wienfluss)
lag und der Gefahr von Überschwemmungen besonders ausgesetzt
war. Der Heilige, der meist an Brücken verehrt wurde, sollte
vor der Gefahr des Wassers schützen.
Quelle: Text: Wikipedia, Bilder: Buchhändler, gemeinfrei, Wappen gemeinfrei.
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Günter Nikles
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