Das Gaudenzdorfer Gaswerk war eine zwischen 1855 und 1911 bestehende private Gasfabrik in der Wiener Vorortgemeinde Gaudenzdorf, später Wien-Meidling.
Geschichte: Nachdem sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts abzuzeichnen begann, dass durch Gas die Beleuchtung von Wohnungen und öffentlichen Plätzen effektiver zu bewerkstelligen sein würde, kam es auch in Wien zu verschiedenen Versuchen mit Leuchtgas, die zunächst aber nicht den gewünschten Erfolg brachten. In London wurde 1824 die Imperial-Continental-Gas-Association (I.C.G.A.) gegründet, die es sich zur Aufgabe machte, in allen europäischen Großstädten Gaswerke zu errichten. So wurde von ihr auch 1842 das in finanziellen Schwierigkeiten steckende Gaswerk Fünfhaus in einem Vorort Wiens übernommen. Im nahegelegenen Gaudenzdorf wurde erstmals 1853 eine Gasbeleuchtung mit Gas aus dem Fünfhauser Gaswerk bei Bürgermeister Josef Leopold Gierster eingeleitet.
1855 wurde in Konkurrenz zu der englischen Firma die
einheimische Österreichische Gasbeleuchtungs-AG (Ö.G.A.G.)
gegründet, deren Eigentümer aber anonym blieben. Diese
errichtete im selben Jahr das Gaudenzdorfer Gaswerk in der
damaligen Jakobstraße 24-30, der späteren Dunklergasse. Es
besaß 3 Gasometer, ein Büro- und Direktionsgebäude, mehrere
Nebengebäude und 3 große Schornsteine. Das Gelände lag am
rechten Ufer des Wienflusses
und erstreckte sich zwischen diesem, der heutigen
Otto-Wagner-Brücke, dem heutigen Gaudenzdorfer Gürtel und
der heutigen U-Bahn-Station Margaretengürtel.
Das Gaudenzdorfer Gaswerk versorgte im Laufe der Zeit die
Wiener Vorortgemeinden
Fünfhaus, Sechshaus,
Rudolfsheim,
Gaudenzdorf,
Obermeidling,
Untermeidling,
Hetzendorf und
Altmannsdorf sowie
einen Teil von Lerchenfeld mit 686 Straßenleuchten und 26667
privaten Anschlüssen. Außerdem stammte die Gasbeleuchtung
der Wiener Hofoper (heute Wiener
Staatsoper) von ihm.
1877 produzierte das Gaswerk, beheizt von 12 Öfen zwischen
4140 und 15418 m³ Gas. Als Abfallprodukt entstand Koks, der
von der Bevölkerung gerne als Heizmaterial verwendet wurde.
Die Gasleitungen vom Werk zu den Abnehmern mussten von der
Gasfabrik errichtet und gewartet werden.
Die Ö.G.A.G. entwickelte auch einen eigenen Gaslaternentyp,
der als Gaudenzdorfer Laterne bezeichnet wurde. Dieser hatte
einen achteckigen Laternenfuß und eine viereckige Laterne,
die von einem Pinienzapfen bekrönt wurde. Außerdem wurde sie
durch einen Radabweiser vor Beschädigung von Fuhrwerken
geschützt.
Ab den 1870er Jahren kam es aber durch die christlichsoziale
Opposition im Wiener Rathaus zur Forderung nach Errichtung
eines eigenen städtischen Gaswerkes, um die Gasversorgung
der Stadt vor der Abhängigkeit von privaten Firmen zu
schützen. Bis zur Durchsetzung dieser Forderung dauerte es
noch bis 1899, als das kommunale Gaswerk Wien-Simmering in
Betrieb genommen wurde und die privaten Gasgesellschaften
ersetzen sollte. Die unterschiedlichen Laufzeiten der
privaten Verträge wurden einheitlich mit 1910 begrenzt.
Daher musste auch das Gaudenzdorfer Gaswerk im
darauffolgenden Jahr seinen Betrieb einstellen. Die Gebäude
wurden 1912 abgebrochen, die Trasse des Gaudenzdorfer
Gürtels, die schon seit 20 Jahren geplant und verschoben
worden war, konnte nun durch das Gelände der ehemaligen
Gasfabrik gelegt werden.
1985 stieß man beim Tunnelbau für die U-Bahnlinie U4 auf die
Gasometerwannen und die Reste des Gaudenzdorfer Gaswerks,
was den Bau unerwartet verzögerte. Das Gelände der
ehemaligen Gaudenzdorfer Gasfabrik blieb seither unverbaut,
es befindet sich dort eine Grünanlage und ein Parkplatz.
Quelle: Text: Wikipedia, Bilder: Buchhändler, gemeinfrei.
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