Weinhaus ist ein Stadtteil Wiens im 18. Wiener Gemeindebezirk, Währing, und eine der 89 Wiener Katastralgemeinden.
Geographie: Weinhaus ist an drei Seiten vom Bezirksteil Währing umgeben und grenzt im Westen an das jenseits der Vorortelinie gelegene Gersthof. Die Katastralgemeinde Weinhaus erstreckt sich heute über eine Fläche von 17,34 ha und bildet damit den flächenmäßig kleinsten Währinger Bezirksteil sowie die kleinste aller Wiener Katastralgemeinden.
Geschichte: Die Herkunft des Namens Weinhaus ist
unbekannt. Urkundlich erscheint der Name erstmals 1267 in
einem Kaufvertrag, der einen „Chunradus dictus de Winhus“
nennt. 1314 ist zudem ein „Marquard von Weinhaus“ in einer
Urkunde als Zeuge belegt. Das reiche Bürgergeschlecht der
Weinhauser war Besitzer des Meierhofes von Sankt Ulrich. Die
Benennung des Dorfes nach diesem Bürgergeschlecht ist jedoch
nicht nachweisbar.
Nach einer überlieferten Legende soll ein reicher Wiener
Bürger im Spätmittelalter an den Südhängen der Hohen Warte
(heute: Türkenschanze) ausgedehnte Weinriede besessen haben.
Am Nordhang des Mitterberges ließ er ein Haus mit einer
Weinpresse errichten (heute Lacknergasse 98), wo er Wein an
Passanten ausschenkte. Dieses „Weinhaus“ soll später zum
Synonym für das langsam entstehende Dorf geworden sein.
Tatsächlich dürfte der Ortsname jedoch eher auf das Weinhaus
des Klosters Michaelbeuern zurückgehen, wo der jährliche
Zins oder das Bergrecht abgeliefert werden musste.
Weinhaus im Mittelalter: Weinhaus war durch seine
Lage seit jeher in seiner Entwicklung gehemmt. Geografisch
bot das enge Tal des
Währinger Baches mit den ansteigenden Hängen der
Alsegger Höhen und der Hohen Warte wenig
Entwicklungsmöglichkeiten. Zudem war das Weinhauser Gebiet
an drei Seiten vom Dorf
Währing
umschlossen.
Urkundlich ist das Dorf erstmals 1349 belegt. In diesem Jahr
erhielt Leopolt von Puchs das Dorf Weinhaus. Das Gebiet
gehörte ursprünglich zu einem großen Besitz des Grafen von
Burghausen, später gelangte der Besitz am rechten Ufer des
Währinger Bachs in
den Besitz des Stiftes Michaelbeuern. 1356 befand sich
Weinhaus im Besitz von Wernhard Schenk von Ried, einem
herzoglichen Forstmeister und Vertrauten der Herzöge
Albrecht II. und Rudolf IV.. Wie das Gebiet in seinen Besitz
gelangte, ist nicht überliefert, jedoch liegt der Schluss
nahe, dass Wernhard Schenk den Besitz von Leopolt von Puchs
käuflich erwarb.
Wernher von Schenk schenkte 1356 seinen Weinhauser Besitz
der Pfarre Hütteldorf, um die neugegründete Pfarre mit
regelmäßigen Einnahmen auszustatten. Neben der Pfarre
Hütteldorf gab es noch weitere Grundbesitzer in Weinhaus.
Darunter befanden sich 1456 das Stift Lilienfeld und die
Deutschen Herren.
Wichtigste Einnahmequelle der Weinhauser war der Weinbau.
Zudem war Weinhaus von den Beschränkungen des Weinbaus durch
Herzog Albrecht V. 1417 und 1426 nicht betroffen, die um
Wien ein Ausufern des Weinbaus und dadurch eine Verteuerung
des Brotpreises verhindern sollten
Besitzstreit vom 15. bis zum 17. Jahrhundert:
Während die Pfarre Hütteldorf die Grundherrschaft über
Weinhaus ausübte, war die Pfarre für ihre Weinhauser
Besitzungen dem Benediktinerstift Michaelbeuern dienstbar.
Die Pfarre Hütteldorf strebte jedoch das Ende dieser
Oberherrschaft an. 1499 weigerte sich der Hütteldorfer
Pfarrer Ludwig Storch, den Zins oder das Bergrecht (ein
Fuder Wein bzw. 32 Eimer) abzuliefern. 1507 endete der
Streit mit einem Vergleich, der die Pfarre zur Zahlung der
Prozesskosten und ausständigen Abgaben sowie der Fortzahlung
der jährlichen Abgaben zwang. Dem Pfarrer wurden jedoch auf
Lebenszeit acht Eimer Wein an Abgaben nachgelassen.
Auch danach ging der Streit weiter. Zwischen 1529 und 1540
weigerte sich Pfarrer Mathias Beheim, die Abgaben zu
leisten, nachdem 1529 die Osmanen den Ort im Zuge der Ersten
Wiener Türkenbelagerung verwüstet hatten. Erzherzog
Ferdinand I. entschied als Landesherr in diesem Streit
erneut zu Gunsten des Stiftes.
Ein Jahrhundert später flammte der Streit erneut auf.
Pfarrer Arupp erzielte einen günstigen Vergleich mit dem
Stift und musste in der Folge jährlich nur noch 42 Gulden
zahlen. Der Vergleich galt zwar nur für seine Person, jedoch
vermachte der Pfarrer jeweils seinem Nachfolger die
Vergünstigung. Ein letzter Vergleich ist aus dem Jahr 1672
urkundlich belegt, der die Abgaben auf 35 Gulden senkte.
Nach der 1683 erfolgten Zweiten Türkenbelagerung konnte das
Stift seine Rechte nicht mehr durchsetzen und gab seinen
Anspruch auf. Bereits vor 1680 befand sich das Weinhaus des
Stiftes in Besitz der Pfarre Hütteldorf.
Weinhaus während der Türkenkriege: Die Größe des
Dorfes Weinhaus vor der Ersten Wiener Türkenbelagerung 1529
ist nicht überliefert. 1543 bis 1558 bestanden in Weinhaus
40 Häuser, 1564 waren es 41, wobei dreizehn Häuser in der
heutigen Lacknergasse standen. Das geringe Wachstum zwischen
1543 und 1564 ist ein Hinweis darauf, dass sich Weinhaus
nach dem Krieg schnell erholt hatte. Im Jahr 1600 bestanden
42 Häuser in Weinhaus und die Zahl blieb auch in den
folgenden 250 Jahren annähernd dieselbe, da es an geeignetem
Baugrund mangelte.
Der Mangel an Baugrund und die daraus resultierende, geringe
Größe des Dorfes hatten starke Auswirkungen auf die
Infrastruktur. Die Weinhauser Bevölkerung musste die Messe
in Währing besuchen, die Toten wurden in Währing bestattet
und die Kinder besuchten die Schule in Währing. Durch die
gemeinsame Infrastruktur war blieb die Geschichte von
Weinhaus und Währing eng miteinander verbunden.
1679 brach auch in Weinhaus die Pest aus, die zahlreiche
Opfer forderte. Zu dieser Zeit bestand Weinhaus aus drei
Gassen, der Vierziger-, der Zweiundreißiger- und der
Zwanziger-Zeil. Je nach Gassenname mussten die Hausbesitzer
20 bis 40 Pfennige an jährlichem Grunddienst leisten, wobei
die Höhe des Grunddienstes von der Größe und Lage abhängig
war. Die Vierziger-Zeil entsprach der heutigen Lacknergasse,
die Zweinundreißiger-Zeil der unteren Währinger Straße vom
Aumannplatz bis zur Köhlergasse, die Zwanziger-Zeil von der
der Köhlergasse bis zum Ende der Währinger Straße. Die
Gentzgasse war zu dieser Zeit noch völlig unverbaut.
1682 führte eine Trauben-Missernte zu einer starken
Verarmung der Gemeinde Weinhaus. Wesentlich drastischer
wirkte sich jedoch das Erscheinen des Türkischen
Belagerungsheeres am 14. Juli 1683 aus. Große Teile der
Weinhauser Bevölkerung waren bereits geflohen, die
verbliebenen wurden ermordet oder versklavt. Der Ort selbst
wurde von den Türken in Schutt und Asche gelegt. Die
türkische Armee besetzte im Zuge der Zweiten Wiener
Türkenbelagerung die strategisch wichtige Türkenschanze und
errichteten eine Stellung mit großkalibrigen Geschützen aus
80 bis 120 Pfund schweren Kanonen. Mit ihrem großen
Aktionsradius konnten die Kanonen der Stadt Wien und ihren
Vororten schwere Zerstörungen zufügen. Auch der Vormarsch
des Entsatzheeres wurde durch die Stellung bedeutend
aufgehalten. Nachdem eine Choragwia (eine Einheit der
polnischen Truppen des Entsatzheeres) vernichtet worden war,
gelang es sächsischen Dragonern unter der Führung von Ludwig
von Baden sowie zwei kaiserlichen Regimentern, in den toten
Winkel der Kanonen zu gelangen. In einer Schlacht Mann gegen
Mann wurde die Anhöhe schließlich genommen. Der Ort Weinhaus
selbst wurde von den Truppen des Fürsten Georg Friedrich
Waldeck befreit.
Der Wiederaufbau: Die Türkenbelagerung hatte
Weinhaus fast völlig zerstört. Lediglich fünf von ehemals 40
Häusern dürften nicht vollständig zerstört worden sein. Auch
die Bevölkerung von Weinhaus hatte sich grundlegend
gewandelt. 1690 scheinen im Ortsverzeichnis nur noch fünf
der ehemaligen Hausbesitzer vor 1683 auf, wobei in diesem
Jahr immer noch 13 Häuser „öd und ungestiftet“ waren. 1695
waren 33 Häuser wieder bewohnt, jedoch wurde erst 1757 die
letzte „Prandstatt“ im Gewährbuch genannt. Auch die
zerstörten Rebflächen erholten sich erst nach und nach.
Einen Rückschlag erlebte die Bevölkerung 1713 durch die
Pest, die zahlreiche Menschenleben forderte. Die
Bevölkerungszahl erholte sich aber rasch wieder, 1745 lebten
in 40 Häusern 450 Menschen. Weinhaus wurde im 18.
Jahrhundert auch für die Wiener Bürger interessant. 1750
hatten bereits einige Wiener Bürger ein Haus in Weinhaus
errichtet, wo die Bürger die Sommermonate verbrachten. In
der Vierziger-Zeil gehörten zu vielen Häusern auch ein
Lustgarten. Der Hofjuwelier Joseph Friedrich Schwab
errichtete beispielsweise ein Landhaus mit einem großen
Garten und ließ dahinter eine Kapelle bauen, die 1738 dem
Hl. Joseph geweiht wurde. Aus der Villa Schwab wurde im 19.
Jahrhundert das Czartoryski-Schlössel. 1780 folgte die
Errichtung der kaiserlichen Obstbaumschule in Weinhaus, die
jedoch nach zehn Jahren wieder aufgegeben wurde.
Weinhaus im 19. Jahrhundert: Bei der Besetzung
Wiens durch Napoléon Bonaparte 1809 schlugen die
französischen Truppen am 11. Mai 1809 ihr Lager auf der
Türkenschanze auf. Offiziere quartierten sich in Weinhaus
ein, während die Bevölkerung den Truppen Vorspanndienste mit
Pferden und Ochsen leisten musste. 1830 trat der
Währinger
Bach über die Ufer und unterspülte einige Häuser. 1831
folgte im Raum Wien eine Choleraepidemie, die in Weinhaus
drei Menschenleben forderte. Seit 1745 wuchs Weinhaus kaum
mehr.
1835 lebten im Ort 504 Menschen in 43 Häusern. Bekannt war
das an der heutigen Adresse Währinger Straße 175–181
gelegene Czartoryski-Schlössel, wo Fürst Konstantin Adam
Czartoryski große Gesellschaften gab und Kunst sammelte.
1838 konnte die erste Schule eröffnet werden. Das
Revolutionsjahr 1848 ging an Weinhaus ohne Zerstörungen
vorüber. Die kaisertreue Weinhauser Nationalgarde diente
lediglich zum Schutz des Eigentums und wurde nach dem
Einrücken der kaiserlichen Truppen entwaffnet. Die
Artillerie feuerte in der Folge auch aus Weinhaus auf den
Linienwall und die dort verschanzten Revolutionäre. 1848
wirkte sich durch die Auflösung der Untertanenverhältnisse
letztlich aber auch auf die Weinhauser aus, die ihren bisher
als Lehen besessenen Grund nun kaufen, verkaufen, vererben
oder verpachten konnten. Der letzte Ortsrichter, Leonhard
Trumler, wurde erster Bürgermeister von Weinhaus.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts folgten
Infrastrukturmaßnahmen. Ende der 1850er Jahre wurde eine
gasbetriebene Straßenbeleuchtung eingeführt, die Zahl der
Wohnbauten stieg zu Lasten von Grünflächen stark an. 1862
gab es bereits 62 Häuser. Große Bedeutung erlangte auch die
Errichtung der auf Währinger Gebiet nahe gelegenen
Universitätssternwarte Wien. Da der
Währinger
Bach zu einer
offenen Kloake verkommen war, begann 1874 die Einwölbung
hinter einigen Häusern der oberen Währinger Straße.
Mitte der 1870er Jahre gab es Pläne, durch Weinhaus eine
Pferdetramway zu errichten. Da der Weinhauser Gemeinderat
jedoch auf vollständiger Pflasterung in der Währinger Straße
bestand, scheiterte das Vorhaben. Unter dem letzten
Bürgermeister, Sebastian Mayer, erfolgte 1879 der Neubau des
Schulgebäudes an der Ecke Gentzgasse / Köhlergasse. 1880
wurde die obere Gentzgasse ausgebaut, nachdem zuvor nur ein
Fußweg am Bach nach Gersthof geführt hatte. Gleichzeitig
wurde das Gebiet entlang der neuen Straße verbaut. Die
Lacknergasse und die obere Währinger Straße wurden
gleichzeitig gepflastert. 1886 wurde der gesamte
Währinger
Bach eingewölbt, in einen Bachkanal verwandelt und unter die
Gentzgasse verlegt.
Die Eingemeindung von Weinhaus zu Wien: 1890 beschloss der Niederösterreichische Landtag die Vereinigung Wiens mit den Vororten. Damals bestanden in Weinhaus 82 Häuser. Das Gesetz trat am 1. Jänner 1892 in Kraft und vereinte Weinhaus, Gersthof, Währing, Pötzleinsdorf, Neustift am Walde und Salmannsdorf zum 18. Wiener Gemeindebezirk, Währing (seit 1938 gehören Neustift am Walde und Salmannsdorf zum 19. Wiener Gemeindebezirk, Döbling). Das Gebiet der ehemaligen Ortschaft Weinhaus war dabei mit nur 0,2 km² der kleinste Gebietsteil des Bezirkes und beherbergte 1890 2.192 Einwohner.
Kultur und Sehenswürdigkeiten: Die 1883–1889 erbaute historistische Weinhauser Pfarrkirche ist ein Werk Friedrich von Schmidts, des Architekten des Wiener Rathauses. Hinter der Pfarrkirche führt der Rosenkranzweg den Hang der Türkenschanze hinauf. Am höchsten Punkt des Rosenkranzweges befindet sich die Mariengrotte. In Weinhaus befinden sich mehrere denkmalgeschützte Gemeindebauten der Zwischenkriegszeit: der Toeplerhof Ecke Währinger Straße / Paulinengasse sowie die kommunalen Wohnbauten in der Köhlergasse 1-3, der Währinger Straße 188-190 und der Staudgasse 80a.
Quelle: Text: Wikipedia, Bilder: www.nikles.net und Archiv Bezirksmuseum Währing, gemeinfrei.
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