Gumpendorf war bis 1850 eine eigenständige Gemeinde und ist heute ein Stadtteil Wiens im 6. Wiener Gemeindebezirk, Mariahilf.
Lage: Gumpendorf nimmt den westlichen Teil des Bezirks Mariahilf ein. Im Norden wird es durch die Mariahilfer Straße (Grenze zum 7. Bezirk) begrenzt, im Osten etwa durch die Amerlingstraße, im Süden durch den Wienfluss (Grenze zum 5. Bezirk) und im Westen durch Mariahilfer und Gumpendorfer Gürtel (Grenze zum 15. Bezirk).
Namensherkunft: Die erste urkundliche Erwähnung Gumpendorfs erfolgte 1130. Der Name dürfte aus dem Begriff Gumpe (Tümpel) entstanden sein, da der damals noch unregulierte Wienfluss häufig Hochwasser führte und dabei Tümpel und tote Nebenarme hinterließ.
Geschichte: Die
Siedlung Gumpendorf entstand etwa im Jahr 1000 entlang einer
ehemaligen Römerstraße, deren Verlauf zum Teil der heutigen
Gumpendorfer Straße entspricht. Die Straße überquerte im
Bereich der heutigen Nevillebrücke (Brückengasse) den
Wienfluss, an dieser Stelle befand sich ein römischer
Wachturm. Gumpendorf ist damit eine der ältesten Wiener
Vorstädte (Ortschaften innerhalb des Linienwalls, der dem
heutigen Gürtel entspricht).
Durch die vom Wienfluss
verursachten Überschwemmungen waren die südlichen Teile
Gumpendorfs eine Aulandschaft, die den Babenbergern im 12.
Jahrhundert als Jagdgebiet diente. 1293 wurde Gumpendorf von
Ulrich von Capellen gekauft, der den römischen Wachturm
durch Zubau eines Hauses und Erhöhung des Turmes in eine
Kirche umbauen ließ.
Im 15. Jahrhundert wuchs die Ortschaft aufgrund vermehrten
Zuzuges, wurde aber während der ersten Türkenbelagerung 1529
vollständig zerstört. Sigmund Muschinger erwarb Gumpendorf
im Jahr 1540 und ließ das aus dem 12. Jahrhundert stammende
und während der ersten Türkenbelagerung zerstörte Schloss Gumpendorf wieder aufbauen. Bei der zweiten Türkenbelagerung
1683 wurde das Dorf erneut zerstört, auch die umliegenden
Weingärten wurden verwüstet. Erst der Bau des Linienwalls im
Jahr 1704 sollte Gumpendorf besseren Schutz vor derartigen Angriffen bieten.
Im 18. Jahrhundert entdeckten die Wiener Adeligen Gumpendorf
als Ort für ihre Sommerfrische und ließen zahlreiche
Landsitze und Gärten anlegen. Nach der Familie Muschinger
(auf deren Wappen das heutige Gumpendorfer Wappen
zurückzuführen ist) und Graf Mollard hatte die Ortschaft
wechselnde Grundherren, bis sie 1798 von der Gemeinde Wien
gekauft wurde.
Die Gumpendorfer Pfarrkirche zum heiligen Aegidius
(umgangssprachlich Ägidiuskirche), die bereits im 13.
Jahrhundert urkundlich erwähnt wurde, wurde ab 1765 fast zur
Gänze neu errichtet. Am 1. Juni 1809 wurde hier der am
Vortag in seinem Gumpendorfer Haus verstorbene Joseph Haydn
eingesegnet, am 1. Mai 1820 erfolgte die Einweihung der
Kirche durch Erzbischof Siegmund Graf Hohenwart. Die
Ausgestaltung im Inneren nahm unter anderen der
Biedermeier-Bildhauer Josef Klieber vor, der den Hochaltar
und verschiedene Plastiken schuf.
Im 19. Jahrhundert entstanden im Zuge der zunehmenden
Industrialisierung in Gumpendorf zahlreiche Betriebe.
Entsprechend stark stieg auch die Bevölkerung an, 1827
zählte man beinahe 30.000 Einwohner. 1850 wurde Gumpendorf
gemeinsam mit den Vorstädten Mariahilf Bezirksteil, Windmühle,
Magdalenengrund und Laimgrube als 5. Bezirk,
Mariahilf, nach Wien
eingemeindet. 1861 wurde Mariahilf aufgrund der Teilung der
Wieden in den neuen 4. und neuen 5. zum 6. Bezirk, ein Jahr
später verlor es die Teile nördlich der Mariahilfer Straße
an den 7. Bezirk, Neubau. Im Jahr 1858 erwarb Friedrich von
Amerling das in der Mollardgasse 92 gelegene Schloss Gumpendorf, weshalb es umgangssprachlich auch
Amerlingschlößl genannt wurde. 1962 wurde das Schloss abgerissen.
Ab 1894 wurde der Linienwall abgetragen, die großteils ab
den siebziger Jahren errichtete Gürtelstraße ausgebaut. Die
Gürtellinie der Stadtbahn mit der Hochbahnstation
Gumpendorfer Straße (heute U6) wurde 1898 eröffnet. Der
Gumpendorfer Gürtel wurde allerdings erst 1965 amtlich so
benannt; bis dahin hatte der (heute stark verkleinerte)
Franz-Schulz-Park, der vom Stadtbahnviadukt bis zur
Wallgasse reichte, den Lauf der Straße unterbrochen. Die
Margaretengürtelbrücke, die den Durchzugsverkehr vom
Margaretengürtel in Fahrtrichtung Norden zum Gumpendorfer
Gürtel ermöglicht, wurde erst 1967 eröffnet.
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Günter Nikles
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