Die Wiener Gürtel Straße (Bezeichnung in der Wiener
Hauptstraßenverordnung, nicht im Straßennamen) oder B 221
ist eine ehemalige Bundes-, seit 2002 Landesstraße in Wien.
Umgangssprachlich wird die Straße meist als Gürtel
bezeichnet, offiziell tragen die einzelnen Abschnitte auf …gürtel
endende Namen.
Der Gürtel ist neben dem Ring und der nicht amtlich so
genannten „Zweierlinie“ (auch Lastenstraße) die dritte in
einem Ringsegment um den Stadtkern führende
Hauptverkehrsader. Er ist die am stärksten befahrene
Landesstraße in Österreich und eine der meistfrequentierten
in Europa.
Im Rahmen der Österreich-weiten Straßennummerierung hat der
Wiener Gürtel die Nummer B 221. Die Bezeichnungen Westgürtel
und Südgürtel finden sich nicht auf Stadtplänen, sondern in
Texten zu Verkehrsplanung und -information.
Die Abschnitte des Straßenzuges werden hier von Norden nach
Süden und anschließend von Westen nach Osten dargestellt.
Westgürtel: Der Westgürtel auf einem
Werbestadtplan von 1936. Ganz im Norden die große
Psychiatrisch-neurologische Universitätsklinik am Währinger
Gürtel, der Vogelweidplatz beim Neubaugürtel noch ohne
Wiener Stadthalle, der frühere
Westbahnhof weiter weg vom
Gürtel als der heutige, davor die Gürtelstadtbahn im
Einschnitt.
Der Westgürtel (Döblinger Gürtel bis Sechshauser bzw.
Gumpendorfer Gürtel) ist durch die U-Bahn-Linie U6 geprägt,
die ehemalige Gürtellinie der Wiener Stadtbahn. Die U6
verläuft – je nach Niveau der Umgebung – teils in einem
Einschnitt, teils auf einem Viadukt, immer genau in der
Mitte des Straßenzuges. Die Stationen und Viadukte der
Stadtbahn wurden von Otto Wagner entworfen und zwischen 1893
und 1898 gebaut. Auf dem Rest des Mittelstreifens des
Westgürtels wurden 1898–1906 von der Stadtverwaltung fast
durchgehend Grünanlagen errichtet. Der Westgürtel ist im
Unterschied zu großen Teilen des Südgürtels fast durchgehend
beidseitig verbaut. Die Bezirksgrenzen verlaufen seit 1.
Juli 1905 fast ausschließlich an der „westlichen Grenze des
Stadtbahnkörpers“.
Döblinger Gürtel: Der Döblinger Gürtel (19. Bezirk), benannt 1903, ist einer der kürzesten Abschnitte des Straßenzuges und verläuft von der Gürtelbrücke bis zur Kreuzung 9., Nussdorfer Straße / 19., Döblinger Hauptstraße (Straßenbahnlinien 37 und 38). In diesem Abschnitt sind äußerer und innerer Gürtel (dieser dort schmal wie eine Seitengasse), beiderseits des U-Bahn-Viadukts, Einbahnen Richtung Süden. Der vom inneren Währinger Gürtel kommende Verkehr nordwärts wird hier durch die Heiligenstädter Straße geleitet.
Währinger Gürtel: Der Währinger Gürtel (9. und 18.
Bezirk), benannt 1894, ist der Abschnitt von der Kreuzung
9., Nussdorfer Straße / 19., Döblinger Hauptstraße, bis zur
Kreuzung 9., Lazarettgasse / 17./18., Jörgerstraße
(Straßenbahnlinie 43). Der Abschnitt bei
Michelbeuern konnte
erst nach der Entfernung des Linienwalls gebaut werden. Vom
nördlichen Ende des Abschnitts bis zur Einmündung in die
Linie 42 bei der Schulgasse verlaufen auf dem äußeren Gürtel
Betriebsgleise der Straßenbahn, die der Verbindung der
Linien 37, 38, 40, 41 und 42 mit der Remise dienen (Bis 1989
verkehrte auf diesen Gleisen, den äußeren Gürtel entlang bis
15., Ullmannstraße, die Linie 8 Richtung 12.,
Eichenstraße.).
Hernalser Gürtel: Der Hernalser Gürtel (8., 9. und
17. Bezirk), benannt 1904, reicht von der Kreuzung 9.,
Lazarettgasse / 17./18., Jörgerstraße, zur Querung 8.,
Uhlplatz / 16., Friedmanngasse.
* Die U-Bahn-Station Alser Straße gegenüber dem Haus 17.,
Hernalser Gürtel 43–47, als Stadtbahnstation 1898 eröffnet,
wurde auf dem Grundstück gebaut, auf dem sich zuvor seit dem
Biedermeier „Ungers Kasino“ befunden hatte. Hier gaben
Johann Strauß Vater (letzter öffentlicher Auftritt am 16.
September 1849), Johann Strauß Sohn und dessen Brüder Josef
und Eduard vielbesuchte Konzerte. Von 1861 / 1864 an als
„Casino Elterlein“ betrieben, musste das Vergnügungsareal
1895 dem Stadtbahnbau weichen.
* An der Kreuzung 8./9., Alser Straße / 17., Ottakringer
Straße, quert die Straßenbahnlinie 44 den Gürtel.
* Das Gebäude auf Nr. 6–12, das ehemalige k.u.k.
Garnisonsgericht und spätere Landesgericht für Strafsachen
II in Wien, ist heute Sitz des Fremdenpolizeilichen Büros
der Bundespolizeidirektion Wien. Der gut zur
Stadtbahnarchitektur passende Bau wurde 1907 / 1908 nach
Plänen von J. E. Swietiwy errichtet.
* Bei der U-Bahn-Station Josefstädter Straße
(Straßenbahnlinien 2 und 33) grenzt im 8. Bezirk der
Uhlplatz mit der Breitenfelder Kirche, dem heiligen Franz
von Assisi („Franz Seraphicus“) gewidmet, an den inneren
Gürtel an. Sie wurde von Alexander Wielemans entworfen und
1898 geweiht.
Lerchenfelder Gürtel: Der Lerchenfelder Gürtel (7.,
8. und 16. Bezirk), benannt 1883, ist der Abschnitt von der
Querung 8., Uhlplatz / 16., Friedmanngasse, bis zur Kreuzung
7., Burggasse / 15./16., Gablenzgasse (B223).
* Bei der U-Bahn-Station Josefstädter Straße (siehe oben)
wurde im Viadukt (Stadtbahnbögen 37 / 38) im Rahmen des
„Gürtel plus“-Projekts das Lokal „rhiz“ eingerichtet, das
als Treffpunkt der Liebhaber elektronischer Musik gilt.
* Bei der Kreuzung 7./8., Lerchenfelder Straße / 16.,
Thaliastraße (Straßenbahnlinie 46), befindet sich die erst
1980 gebaute U-Bahn-Station Thaliastraße. Zuvor gab es hier
keine Station. Im März 2010 kündigte die Stadt Wien an, den
Kreuzungsbereich attraktiver zu gestalten und insbesondere
die den Gürtel querenden Fußgängerverbindungen zu
verbessern.
* Bei der U-Bahn-Station Thaliastraße findet man in den
Stadtbahnbögen zwei weitere Musiklokale: in den Bögen 29 /
30 das britische Musik präsentierende „Chelsea“ und in den
Bögen 26 / 27 das „Loop“.
* Für den Abschnitt zwischen 16., Herbststraße, und 7.,
Burggasse, hat die Stadt Wien im März 2010 den Bau eines
„Frei- und Erholungsraums“ über der U-Bahn-Trasse nach einem
Entwurf von Vito Acconci (der im Auftrag Wiens entwickelt
wurde) ab 2012 unter Einsatz von Fördermitteln der EU als
„denkbar“ bezeichnet.
Neubaugürtel: Der Neubaugürtel (7. und 15. Bezirk),
benannt 1864 / 1869, reicht von der Kreuzung 7., Burggasse /
15./16., Gablenzgasse, bis zur 6./7./15.,
Mariahilfer Straße
(Straßenbahnlinien 6, 9, 18 auf einem Teil des Abschnitts).
(Die Grenze zwischen 7. und 15. Bezirk verlief bis 1905
einen Häuserblock östlich des Gürtels.)
* Am nördlichen Ende des Abschnitts befindet sich der
historische Eingang zur U-Bahn-Station Burggasse-Stadthalle,
1898 als Stadtbahnstation Burggasse eröffnet. Von der
Station glasgedeckter Fußgängersteg über den äußeren Gürtel
in die „Lugner City“, eines der größten Einkaufszentren
Österreichs.
* Daran südlich anschließend, wurde 2003 über dem
U-Bahn-Einschnitt in der Mitte des Gürtels die neue
Hauptbücherei Wien fertig gestellt (7. Bezirk). Unter ihr
befindet sich der zweite Eingang zur genannten
U-Bahn-Station.
* Auf dem ebenfalls südlich anschließenden
Urban-Loritz-Platz, von Silja Tillner im Rahmen des
EU-Gürtelprojekts in den neunziger Jahren mit markanten
Flugdächern versehen, haben die Straßenbahnlinien 6 und 18
ihre nördliche Endstation. Der „6er“ fährt auf dem Gürtel
südwärts bis zum Matzleinsdorfer Platz, der „18er“ bedient
den ganzen Südgürtel. Dies ist nötig, weil die schon ab etwa
1870 erstellten Planungen, einen Ast der Stadtbahn auf den
Südgürtel zu führen, nicht realisiert worden sind.
* Bei der Kreuzung mit 15., Felberstraße / 7., Stollgasse,
befindet sich auf dem Mittelstreifen das 1909 enthüllte „Hesserdenkmal“
zur Erinnerung an das niederösterreichische
Infanterieregiment Nr. 49 Feldmarschall Freiherr von Heß,
dessen Soldaten 1809 in der Schwarzlackenau bei Wien
erfolgreich gegen Napoleon kämpften.
* Der erste Westbahnhof wurde 1858 (Bahnbetrieb) / 1859
(Gebäude) fertig gestellt. Sein Aufnahmsgebäude war deutlich
weiter vom in der Folge gebauten Gürtel abgerückt als der
heutige, 1951 in Betrieb genommene und derzeit im Umbau
befindliche Bahnhof, dessen Vorplatz seit 21. Juni 1958
Europaplatz heißt. Daher machte die 1898 eröffnete Stadtbahn
hier einen Schwenk Richtung Bahnhof. Die 1991 eröffnete neue
U-Bahn-Station Westbahnhof (östliche Endstation der
Straßenbahnlinien 52 und 58, südliche Endstation der Linie
9) wurde hingegen, wie alle anderen Stationen auf dem
Westgürtel, auf dem breiten Mittelstreifen errichtet. Seit
1993 verkehrt hier neben der den Gürtel befahrenden U6 auch
die den Gürtel querende U3.
Mariahilfer Gürtel: Der Mariahilfer Gürtel (6. und
15. Bezirk), benannt 1864 / 1869, reicht von der Kreuzung
6./7., Mariahilfer Straße (beim
Westbahnhof) bis zur
Kreuzung 6., Gumpendorfer Straße / 15., Sechshauser Straße,
und wird auf eigenem Gleiskörper am inneren Gürtel von den
Straßenbahnlinien 6 und 18 befahren. Der Abschnitt
erstreckte sich im Süden ursprünglich bis zum Wienfluss,
1889 / 1894 wurde der Südteil als Sechshauser Gürtel
ausgegliedert. Der innere Gürtel bestand im Südteil noch
nicht.
* Die Kirche Maria vom Siege im 15. Bezirk wurde 1868–1875
von Friedrich von Schmidt, Architekt des
Wiener Rathauses,
gestaltet.
* Am südlichen Ende des Abschnitts befindet sich die
U-Bahn-Station Gumpendorfer Straße.
Sechshauser Gürtel: Der Sechshauser Gürtel, benannt
1894 (ehem. Vorort, Teil des 15. Bezirks) ist der Abschnitt
des äußeren Gürtels von der Kreuzung 15., Sechshauser
Straße, bis 15., Linke Wienzeile, wo die
Kaiser-Joseph-Brücke über den Wienfluss in den 12. Bezirk
führte; sie wurde bei der Wienflussregulierung 1895–1900
durch eine Einwölbung ersetzt, die ostwärts bis zur 1899
eröffneten Stadtbahnstation Margaretengürtel reichte. Hier
verlief der Durchzugsverkehr bis 1967 in beiden
Fahrtrichtungen auf dem Sechshauser Gürtel, da der innere
Gürtel zwischen Gumpendorfer Straße und Linker Wienzeile
noch nicht bestand (die Zufahrt war Teil der Mollardgasse)
und in Verlängerung des Margaretengürtels noch keine
Wienflussbrücke bestand.
Otto Wagners Stadtbahnbrücke, heute U6, vom Sechshauser
Gürtel über den
Wienfluss Richtung Meidling
* Das große ehemalige Stadtbahnviadukt von Otto Wagner, bis
1985 von der Stadtbahn und seit 1989 nach dem Bau einer
steileren Rampe im 12. Bezirk von der U-Bahn-Linie U6
befahren, führt in südwestlicher Richtung schräg über
Wienzeile und
Wienfluss zur neu errichteten U-Bahn-Station
Längenfeldgasse der Linien U4 und U6.
Gumpendorfer Gürtel: Der Gumpendorfer Gürtel, benannt
1965 (ehem. Vorstadt, Teil des 6. Bezirks) ist der Abschnitt
des inneren Gürtels parallel zum Sechshauser Gürtel und
reicht von 6., Gumpendorfer Straße, bis 6., Linke Wienzeile.
Die vom Margaretengürtel kommenden Fahrzeuge befahren hier
die 1967 fertig gestellte Margaretengürtelbrücke über den
Wienfluss (östlich neben der U-Bahn-Station Margaretengürtel)
und die U4 und ein Stück der Linken Wienzeile Richtung
Westen, bevor von ihr der Gumpendorfer Gürtel nach Norden
abzweigt. Vor der Erstellung dieses Abschnitts des inneren
Gürtels verlief auch der Verkehr Richtung Norden und die
Straßenbahn hier auf dem äußeren, dem Sechshauser Gürtel.
Um den Gumpendorfer Gürtel bauen zu können, musste der bei
der Linken Wienzeile angelegte Franz-Schwarz-Park (auf dem
Stadtplan von 1961 noch in voller Größe eingezeichnet) stark
verkleinert werden. Die in der Zwischenkriegszeit südlich
der Gumpendorfer Straße noch eng an das Stadtbahnviadukt
heranreichenden Häuser in der damals nach Norden
schwenkenden Mollardgasse mussten abgerissen werden. Auf
diesem neuesten Gürtelabschnitt verkehren auf eigenem
Gleiskörper die Straßenbahnlinien 6 und 18.
Südgürtel: Der in Nord-Süd-Richtung verlaufende
Teil des Südgürtels entspricht in seiner Anlage dem
Westgürtel. Sein Mittelstreifen (früher Gürtelpark genannt)
wirkt aber ungemein geräumig, weil das ursprünglich geplante
Viadukt für eine Stadtbahnlinie (sie wäre südlich der
Station Gumpendorfer Straße von der heutigen U6 abgezweigt)
Einsparungen zum Opfer fiel. Auf den freien Flächen wurden
Parkanlagen, Ballspielkäfige und Kinderspielplätze
errichtet.
Der in West-Ost-Richtung verlaufende Teil ist dadurch
charakterisiert, dass sich herkömmliche Häuserzeilen nur am
zentrumsseitigen, nördlichen Rand der Straße befinden; am
südlichen Rand befinden sich von 12., Eichenstraße, bis 4.,
Südtiroler Platz, Anlagen der Südbahn in Hochlage. (Zwischen
Südtiroler Platz und Arsenalstraße entsteht ab 2010 eine
neue Häuserfront statt der Südbahngleise.) Abschnittsweise
wurden zwischen der Bahn und der Straße Lagerhallen und
kleinere Betriebe angesiedelt. Von der Einmündung 12.,
Eichenstraße, bis 5., Matzleinsdorfer Platz ist zwischen den
Richtungsfahrbahnen ein Parkplatz angeordnet. Östlich des
Matzleinsdorfer Platzes beschränkt sich der Mittelstreifen
auf eine Betonschwelle oder eine doppelte Sperrlinie.
Gaudenzdorfer Gürtel: Der Gaudenzdorfer Gürtel,
benannt 1894 / 1910 (ehem. Vorstadt, Teil des 12. Bezirks)
ist der äußere Gürtel vom
Wienfluss bis 12., Eichenstraße.
Zuvor hieß er wie der innere Gürtel in diesem Abschnitt Margaretengürtel. Im nördlichsten Teil, vom Wienfluss bis
etwa 12., Hofbauergasse, verlief die Straße um 1912 nicht in
der heutigen Rechtskurve, sondern diagonal von der
Kaiser-Joseph-Brücke zu ihrem weiteren Verlauf. 1952 wurde
der östlichste Teil der von Westen einmündenden Dunklergasse
(12. Bezirk) in die Nummerierung des Gaudenzdorfer Gürtels
einbezogen.
* Der Haydnpark, der im südlichen Straßenabschnitt bei 12.,
Flurschützstraße, an den Gürtel grenzt, war einst der
Hundsturmer Friedhof. Hier war Joseph Haydn begraben, bevor
seine Überreste nach Eisenstadt überführt wurden.
Margaretengürtel: Margaretengürtel, benannt ab 1881
(nach dem 5. Bezirk), ist der Name des inneren Gürtels vom
Wienfluss nach Süden bis 12., Eichenstraße
(Straßenbahnlinien 6 und 18), und beider Richtungsfahrbahnen
von dort nach Osten (seit 1969 in Tieflage: Linien 6, 18,
62, Lokalbahn Wien-Baden) über 5., Matzleinsdorfer Platz,
und 5., Kliebergasse (unterirdische Abzweigung der Linien 1
und 62 und der Lokalbahn), bis zu 4./5., Blechturmgasse. Der
durchgehende Ausbau von Margaretengürtel und Gaudenzdorfer
Gürtel wurde durch Teile des Linienwalls verzögert, die im
Weg waren. 1881 wurde der Teil von 5., Schönbrunner Straße,
bis 5., Arbeitergasse, so benannt. Der Gürtel ist hier erst
seit 1907 Bezirksgrenze zwischen dem 5. (Margareten) und dem
12. Bezirk (Meidling), da das westlich des Gürtels gelegene
Neumargareten erst damals vom 5. an den 12. Bezirk
übertragen wurde. 1906 wurde die Benennung auf den
anschließenden Teil bis zum Matzleinsdorfer Platz erstreckt
und 1908 bis zur Grenze zum 4. Bezirk erweitert (dieser Teil
hieß 1906–1908 wie der östlich anschließende Wiedner
Gürtel).
* Im an den Gürtel grenzenden Bruno-Kreisky-Park, dem
ehemaligen St.-Johann-Park zwischen 5., Rechte Wienzeile,
und 5., Schönbrunner Straße, befindet sich die einzige so
genannte Linienkapelle, die aus der Zeit des
Wiener
Linienwalls erhalten geblieben ist; sie wurde 1759 im
Barockstil errichtet. Solche Kapellen waren ebenso wie die
Steuer einhebenden Linienämter bis in die neunziger Jahre
des 19. Jahrhunderts bei allen 19 Toren, den so genannten
Linien, gestanden. Im März 2010 kündigte die Stadt Wien an,
den Bruno-Kreisky-Park mit den Grünflächen zwischen
Wienfluss und nördlichstem Gaudenzdorfer Gürtel durch einen
Steg für Fußgänger und Radfahrer über den Margaretengürtel
zu verbinden.
* Auf Nr. 90–98 sieht man den Metzleinstaler Hof, einen
„Gemeindebau“ mit 141 Wohnungen, 1923 / 1924 von Hubert
Gessner als erster kommunaler Wohnbau am Gürtel errichtet.
In seiner Nachbarschaft finden sich weitere ähnliche Bauten,
die diesem Gürtelabschnitt im Roten Wien 1919–1933 den
Propagandanamen „Prachtstraße des Proletariats“ eintrugen.
Vor dem Hof befindet sich die Rampe, über die Züge der
Linien 6, 18 und 62 (diese aus 12., Flurschützstraße,
kommend) in den „UStrab“-Tunnel einfahren, den sie seit 1969
Richtung Osten bis 4., Südtiroler Platz, benützen.
* 5., Matzleinsdorfer Platz (benannt 1906): Die
Gürtelfahrbahnen unterqueren hier in Tieflage den Straßenzug
5., Reinprechtsdorfer Straße bzw. Wiedner Hauptstraße / 10.,
Triester Straße (B17). Ebenfalls in Tieflage:
Straßenbahnstation; die Linie 6 verlässt hier den Gürtel
Richtung Südosten, die parallel zur Triester Straße
verlaufende Linie 1 befährt von hier an den Gürtel im Tunnel
bis 5., Kliebergasse, wo auch die Linie 62 Richtung
Stadtzentrum abbiegt. Die Linie 18 folgt weiter dem Verlauf
des Gürtels. In Hochlage: S-Bahn-Station. Die
Gürtelunterführung wurde zweispurig 1951 in Betrieb genommen
und war das erste derartige Bauwerk in Wien, 1969 wurde auf
vier Spuren erweitert und der Straßenbahntunnel in Betrieb
genommen.
Wiedner Gürtel: Wiedner Gürtel, benannt 1882 (nach
dem 4. Bezirk), vorher teilweise Vordere Südbahnstraße,
heißt der Abschnitt von 4./5., Blechturmgasse, bis 3./4.,
Prinz-Eugen-Straße / Arsenalstraße. 1906–1908 hieß der
Abschnitt von 5., Matzleinsdorfer Platz, bis 4./5.,
Blechturmgasse, ebenfalls Wiedner Gürtel und wurde dann in
den Margaretengürtel einbezogen.
* 4., Südtiroler Platz (seit 1927, vorher seit 1898
Favoritenplatz): Hier werden die Gürtelfahrbahnen und die
Linie 18 seit 1959 in Tieflage unter der kreuzenden
Favoritenstraße (4. und 10. Bezirk) und der südlich
abzweigenden Laxenburger Straße (10. Bezirk) geführt. Die
Verlängerung des Straßenbahntunnels nach Westen wurde 1969
in Betrieb genommen. Ebenfalls in Tieflage: S-Bahn- (seit
1962) und U-Bahn-Station (seit 1978). Der in Bau befindliche
neue Hauptbahnhof wird südöstlich an den Platz anschließen.
Die aus dem 10. Bezirk kommende Linie O biegt hier ostwärts
in den Gürtel ein.
* 10., Südbahnhof: Am östlichen Ende des Wiedner Gürtels
befanden sich bis 1955 im 10. Bezirk zwei Kopfbahnhöfe, der
Ostbahnhof und der Südbahnhof, mit dem Ghegaplatz als
gemeinsamem Vorplatz. Dann wurde der Platz mit der Halle des
3. Südbahnhofs, der auch die Bahnsteiggleise der Ostbahn
aufnahm, verbaut. 2010 wurde dieser Bahnhof abgerissen; an
der Ecke zur Arsenalstraße entsteht ein privates Bürohaus.
Landstraßer Gürtel: Der Landstraßer Gürtel (benannt,
Datum unbekannt, nach dem 3. Bezirk), ist der östlichste
Teil der Gürtelstraße, von der Kreuzung 3./4.,
Prinz-Eugen-Straße / 3., Arsenalstraße, bis zum Ende des
Gürtels, 3., Wildgansplatz. Unmittelbare Fortsetzung
Richtung Südosten ist die Autobahnzufahrt zum Knoten
Landstraße der Stadtautobahn „Südosttangente“ (A23).
Richtung Nordosten zweigt beim Wildgansplatz die Landstraßer
Hauptstraße ab, in die die Linie 18 einbiegt.
Der Landstraßer Gürtel wurde später konzipiert als andere
Abschnitte des Straßenzuges; der Linienwall (der hier
teilweise außerhalb des heutigen Gürtels verlief!) war im
Weg, der Druck zur Stadtentwicklung geringer als anderswo:
Die Brücke über die heutige S-Bahn-Stammstrecke bei der
Adolf-Blamauer-Gasse wurde erst 1910/1911 gebaut; auf dem
Stadtplan von 1912 ist der östlich der Brücke vorgesehene
Gürtelabschnitt noch nicht konkret festgelegt. Noch 2010
fehlt östlich der Bahnbrücke nördlich des Gürtels die
Verbauung.
* Der Garten des Schlosses Belvedere, einer
Hauptsehenswürdigkeit Wiens, grenzt bei der
Prinz-Eugen-Straße direkt an den Landstraßer Gürtel.
Der Maria-Josefa-Park, seit 1920 Schweizer Garten, um 1900,
vom Gürtel aus gesehen; im Hintergrund das Arsenal
* Gegenüber, südlich des Gürtels, befindet sich der 1920 so
benannte Schweizer Garten, 1905/1906 als Maria-Josefa-Park
eröffnet. An der Ecke zur Arsenalstraße Abgang zur Station
Südbahnhof (S-Bahn).
* Im Park steht das „20er Haus“, wie das seinerzeitige
Museum des 20. Jahrhunderts genannt wurde, das 1962 eröffnet
wurde. 2010 soll das erneuerte Gebäude als Schaudepot für
Werke von Fritz Wotruba und für Gegenwartskunst
wiedereröffnet werden.
* An der Kreuzung 3., Fasangasse / Schweizer-Garten-Straße,
biegt die Linie O nach Norden in die Fasangasse ab, die
Linie 18 fährt am Gürtel weiter.
* Hinter dem Schweizer Garten wurde bis 1856 das Arsenal des
kaiserlichen Heeres errichtet (Heeresgeschichtliches
Museum), dem sich der Landstraßer Gürtel bei der Einmündung
der Ghegastraße nähert.
Für den Landstraßer Gürtel war noch in Stadtplänen um 1960
eine projektierte Verlängerung vom heutigen Wildgansplatz,
dem Gürtelende, parallel zur im Bogen verlaufenden
Hofmannsthalgasse (3. Bezirk) bis zur Leberstraße (Aspangbahn)
eingezeichnet. Die „Gemeindebauten“ südlich der
Hofmannsthalgasse nehmen den Bogen der geplanten
Verlängerung auf, die nördlich des St. Marxer Friedhofes die
Aspangbahn übersetzt hätte und dann etwa in der Lage der
Südosttangente Richtung Donaukanal verlaufen wäre.
Geschichte: Der Linienwall war aus militärischen
Gründen mit einer Bauverbotszone versehen: 23 m innerhalb
des Walls und 190 m außerhalb. Kaiser Franz Joseph I. hob
1858 das Bauverbot auf und erteilte den Auftrag, eine Trasse
für eine Gürtelstraße festzulegen. Er genehmigte am 28. Juni
1861 diese Trasse mit einer Straßenbreite von insgesamt 76 m
(heute mindestens drei Fahrspuren pro Richtung) unter der
Bedingung, dass die Möglichkeit zum Bau einer Bahn auf der
Straße vorgesehen werden müsse. Die ersten privaten
Baugenehmigungen um den Gürtel wurden 1863 erteilt.
Das erste Teilstück auf dem Westgürtel wurde vermutlich um
1873 fertig gestellt. 1880 war die Passage des Gürtels über
den Wienfluss im Stadtplan noch nicht einmal als Projekt
eingezeichnet, der Südgürtel, wo der Linienwall großteils im
Weg war, nur projektiert. Der vorerst gewählte Name
Gürtelstraße wurde bald durch die Benennung der Abschnitte
nach angrenzenden historischen Orten ersetzt. (Die oben
genannten Benennungsdaten sind die offiziellen; oft wurden
die Namen vorher bereits nichtamtlich verwendet.)
Stadtplan 1900: Ausbau und Regulierung des Wiedner und des
Landstraßer Gürtels waren noch nicht abgeschlossen. Die
projektierte Fortsetzung des Gürtels zwischen St. Marxer
Friedhof und Zentralviehmarkt in Richtung Donaukanal wurde
bis 1978 als Teil der Südosttangente realisiert.
1874 wurde Favoriten, außerhalb des Linienwalls gelegen und
bisher Teil der Wieden und Margaretens, als neuer 10. Bezirk
konstituiert. Per 1. Jänner 1892 folgten die anderen Vororte
der Stadt außerhalb des Walls. Die Steuergrenze, die der
Wall bis dahin gebildet hatte, rückte an die neuen
Außengrenzen Wiens. Die Stadt Wien stieg dadurch zur damals
drittgrößten auf dem Kontinent (nach Paris und Berlin) auf:
Die Einwohnerzahl des neuen Stadtgebiets hatte sich seit
1870 von 843.000 Einwohnern auf 1.342.000, somit um 60 %,
vergrößert. Die Einwohnerzahl der Vororte allein hatte sich
von 242.000 auf 552.000 Personen mehr als verdoppelt. Am 18.
Juli 1892 beschloss der Reichsrat, das Parlament
Altösterreichs, das Reichsgesetz über Wiener
Verkehrsanlagen, das den Stadtbahnbau und die für die
Fertigstellung des Gürtels wichtige Wienflussregulierung
enthielt. Der Bau der Gürtelstadtbahn begann hierauf im
Februar 1893 in Michelbeuern.
Parallel dazu lief 1892 / 1893 der
Generalregulierungs-Wettbewerb, in dem Entwürfe für die
Verkehrsstruktur der gesamten Stadt gefragt waren. Otto
Wagner, der mit einem der beiden ersten Preise ausgezeichnet
wurde, nahm in seinem Wettbewerbsbeitrag zum status quo und
zum wünschenswerten Aussehen des Gürtels entschieden
Stellung. Er schrieb, der Gürtel sei „in ästhetischer
Beziehung, da ihm jedes Atom künstlerischer Disposition
mangelt, als großer Missgriff zu betrachten.“ Was die
Stadtbahn betraf, verlangte er, dass die Hochbauten der Bahn
„dem Ästhetiker, dem Baukünstler zur Ausgestaltung zu
überweisen“ seien.
Nach dem offiziell am 5. März 1894, inoffiziell schon
früher, begonnenen Abbau des Linienwalls, der zumeist
zentrumsseitig der Gürtelstraße verlief, wurde der
Straßenzug wesentlich verbreitert bzw. neu trassiert. Otto
Wagner erhielt 1894 einen umfangreichen Gestaltungsauftrag
für die Stadtbahn; seine prononcierten ästhetischen
Forderungen waren offenbar von den Entscheidungsträgern der
k.k. Regierung akzeptiert worden. Die von ihm gestalteten
Stadtbahnstationen, bis heute wesentliche Akzente des
Westgürtels, entstanden genau dort, wo im Linienwall die
Tore, die so genannten Linien, gewesen waren, daher weder in
Michelbeuern noch bei der Thaliastraße, wo sich heute
U-Bahn-Stationen befinden. Die Verbreiterung entstand
abschnittsweise, so dass sich der definitive
Straßenquerschnitt teilweise erst bis 1900 ergab, im
östlichsten Abschnitt des Südgürtels wesentlich später. Der
von Hans Scherpe gestaltete Obelisk auf dem Neubaugürtel,
der die Fertigstellung der Gartenanlagen zwischen den
Fahrbahnen des Gürtels festhielt, wurde 1906 enthüllt.
1898 wurde die dampfbetriebene Gürtelstadtbahn eröffnet. Ab
1923 wurde sie von der Stadt Wien elektrifiziert und seit
1925 im Tarifverbund mit der Straßenbahn angeboten. Seit
1989 wird die Gürtellinie als U-Bahn-Linie U6 geführt.
Die Auffassung, der Gürtel sei als zweite Prachtstraße neben
der Wiener Ringstraße konzipiert worden, wird von den
Quellen nicht gestützt. Allerdings wurde nach Kritik an der
sehr dichten, spekulativen Verbauung zu beiden Seiten des
Westgürtels um 1900 betont, dass auf dem Gürtel jeweils fünf
Baumreihen vorhanden seien. Vor allem der südliche
Margaretengürtel wurde in der Zwischenkriegszeit, während
der Periode des „Roten Wien“, mit repräsentativen
Volkswohnhäusern, „Gemeindebauten“ genannt, ausgestattet, –
man sprach damals propagandistisch gerne von der „Ringstraße
des Proletariats“. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg blieb der
Gürtel wegen seines Grünblicks und seiner weiten
Perspektiven auch eine beliebte Wohngegend.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts führte der enorme
Verkehr (sechs Fahrspuren) allerdings zu einer drastischen
Abnahme der Wohnqualität in den angrenzenden Gebieten und
auf den westlichen Abschnitten des Gürtels entwickelte sich
die Bordellmeile Wiens. Diese Intensivierung des
Verkehrsaufkommens wurde von der Stadtplanung zunächst als
Fortschritt begriffen. So war in den 1960er und 1970er
Jahren im Bereich des Gürtels (nach Plänen von Prof. Josef
Dorfwirth von der TU Wien) eine Stadtautobahn in Hochlage
vorgesehen. Auch die Wiener Alwegbahnpläne (ab 1958) bezogen
sich hauptsächlich auf den Bereich des Gürtels. Den Anfang
der Realisierung einer Gürtelautobahn stellte die 1962 bis
1964 erfolgte Errichtung der Gürtelbrücke dar.
Gegen den Weiterbau dieser „A20“ wurden in Medien und von
Bürgerinitiativen immer schärfere Proteste erhoben (z.B. in
der Tageszeitung „Kurier“, 20. Mai 1972). Bürgermeister
Felix Slavik proklamierte daraufhin im September 1972 eine
scharfe Abkehr vom Konzept der Stadtautobahn (man sprach nur
mehr von „Hochleistungsstraßen“). Heute erinnert der
Landstraßer Ast der Südosttangente noch an diese Pläne. Auf
Stadtplänen bis in die frühen 1990er Jahre wurde dieser
Abschnitt als „Gürtelautobahn“ bezeichnet.
Anfang der 1980er Jahre verkündete Pläne für umfangreiche
Tunnelbauten für den Individualverkehr im Gürtelbereich
blieben im Diskussionsstadium stecken (als Problem erwiesen
sich vor allem die zahlreichen erforderlichen Ein- und
Ausfahrten).
Gegenwart: Ab den 1990er Jahren wurde mit einem
bis 1999 von der EU geförderten Stadterneuerungsprojekt
namens „Gürtel plus“ versucht, die Verslumungstendenzen am
Gürtel zu beseitigen und neue urbanistische Akzente zu
setzen; mehrere dieser Detailprojekte wurden von
„Gürtelarchitektin“ Silja Tillner gestaltet. Im Zuge dessen
siedelten sich in den insgesamt 218 Stadtbahnbögen unter der
U-Bahn Linie 6 zahlreiche Lokale an, die unter anderem vom
starken Verkehrslärm profitierten, weil infolge dessen ihrer
eigenen lauten Musik kaum Lärmgrenzen gesetzt waren. Die
neue „Gürtelszene“ wurde von Medien und Konsumenten positiv
kommentiert.
Ziel des Stadterneuerungsprojekts, zu dem auch die erfolgte
Errichtung der neuen Wiener Hauptbibliothek (Entwurf: Ernst
Mayr) über der U-Bahn-Station Burggasse-Stadthalle und die
neue Gestaltung des benachbarten Urban-Loritz-Platzes im
Zuge des Gürtels durch Silja Tillner zählt, ist es, das
Gebiet längerfristig auch für Fußgänger attraktiv zu machen
und so die Lebensqualität zu erhöhen.
Im Zuge des Projekts wurden unter anderem folgende Daten ber den Gürtelbereich erhoben:
* Ausländeranteil an der Wohnbevölkerung: 34 % (im Stadtdurchschnitt 18 %)
* Bausubstanz vor 1919 entstanden: 65 % (37 %)
* Wohnungen ohne WC: 41 % (20 %)
* Grünfläche pro Einwohner: 1 m² (23 m²)
Beobachtungen im Zeitraum von 1995 bis 2005 ergaben, dass
der Verkehr auf dem Westgürtel in bestimmten Abschnitten um
10 % bis 15 % abgenommen hat. Gründe dafür sind vermutlich
die Parkraumbewirtschaftung in den angrenzenden inneren
Bezirken und der Ausbau der U6.
Um 2000 wurde der Margaretengürtel geringfügig umgebaut und
die Fahrbahn von der Bebauung ein Stück abgerückt.
Quelle: Text: Wikipedia
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