Altlerchenfeld war bis 1850 eine eigenständige Gemeinde und ist heute ein Stadtteil Wiens im 8. Wiener Gemeindebezirk Josefstadt. Kleine Teile Altlerchenfelds wurden 1850 dem 7. Wiener Gemeindebezirk Neubau zugeschlagen.
Lage: Altlerchenfeld erstreckt sich im Westen der Bezirke Josefstadt und Neubau entlang des Lerchenfelder Gürtels, der die westliche Grenze bildet. Im Norden wird die ehemalige Vorstadt durch die Josefstädter Straße begrenzt, im Süden reicht sie über die Lerchenfelder Straße hinaus in den 7. Bezirk hinein. Im Osten reicht sie etwa bis zur Piaristengasse. Bei der Teilung der Vorstadt zwischen den Bezirken Neubau und Josefstadt fielen 84 Prozent von Altlerchenfeld an die Josefstadt und 16 Prozent an den Bezirk Neubau.
Geschichte: Das Lerchenfeld wurde
als Flurname erstmals 1295 als Lerochveldt genannt. Die
Namensherkunft ist umstritten, da die Lärche jedoch als
Gebirgsbaum steinigen Boden vorzieht, der in diesem Gebiet
nicht vorhanden ist, scheint eine Ableitung des Namens von
der Lerche am wahrscheinlichsten.
Um 1337 kaufte der Hof große Teile des Lerchenfeldes für
Jagdzwecke an, eine zunehmende Besiedelung setzte erst nach
der Zweiten Wiener Türkenbelagerung ein. Ob es zuvor schon
Häuser auf dem Lerchenfeld gab, ist urkundlich nicht belegt.
Als 1704 mit dem Bau des Linienwalls begonnen wurde, war das
Lerchenfeld bereits mit 60 Häusern bebaut. Dem Bau des Walls
mussten fünf Häuser und ein Stadel weichen, das
Linienamtsgebäude, an dem die Steuer für Waren eingehoben
wurden, die Händler nach Wien brachten, entstand im Bereich
der heutigen Lerchenfelder Straße und Sanettystraße (-> Peter Sanetty und Caroline Sanetty). Der
entstehende Linienwall
zerschnitt jedoch das Lerchenfeld in zwei Teile. Der
westliche Teil des Lerchenfelds, der nun außerhalb des
Linienwalls lag, wurde in der Folge als Neulerchenfeld
bezeichnet, das der Stadt näher liegende Gebiet des
Lerchenfeldes erhielt den Namen Altlerchenfeld. Ein kleiner
Teil von Altlerchenfeld nahm nach 1700 eine
Sonderentwicklung. 1702 erwarb Gräfin Maria Katharina
Strozzi das Dürre Lerchenfeld, das sich in der Folge zur
Vorstadt Strozzigrund
entwickelte. Ein Gebietsstreifen im Osten wurde dadurch vom
Dorf Altlerchenfeld abgetrennt.
Die Grundherrschaft über das Dorf Altlerchenfeld übte bis
1704 Kaiser Leopold I. aus; am 21. Mai 1704 wurde sie von
der Stadt Wien erworben. Maria Theresia, die ab 1740
regierte, kaufte das Dorf wieder zurück. Nach ihrem Tod 1780
wurde die Grundherrschaft Altlerchenfeld an Josef Freiherr
von Hagenmüller zu Grünberg (1746–1824, Hof- und
Gerichtsadvokat, Besitzer der Herrschaft Erdberg) verkauft.
Am 1. Mai 1786 erwarb die Stadt Wien zunächst die
Gerichtsbarkeit. Den Besitz der Grundobrigkeit erlangte die
Stadt Wien erst am 1. September 1810 nach langwierigen
Verhandlungen mit dem Fürsten Lobkowitz.
Bebauung: Die Bebauung von
Altlerchenfeld nahm nach dem Bau des Linienwalls stark zu.
Altlerchenfeld profitierte vor allem vom wirtschaftlichen
Aufschwung des im Süden benachbarten Schottenfelds, das
gegen Ende des 18. Jahrhunderts der Hauptsitz der Wiener
Industrie gewesen war. Altlerchenfeld wurde daher vor allem
von Arbeitern des Gewerbes, insbesondere von Arbeitern der
Textilindustrie, bewohnt. Daneben siedelten sich auch
Angehörige des kleinen Handwerks an.
Altlechernfeld war bis zum Ende des 19. Jahrhunderts von
ärmlichen, kleinen Häusern dominiert. Durch die
Parzellierung des Besitzes des Hofbarbiers Leichtlein in 16
Bauplätze und des Grundstücks von Thomas Schwab in acht
Bauplätze entstand 1727 die Neue Gasse, die heutige
Lerchengasse. Die Alleegasse, heute Tigergasse, wurde 1783
zur Erschließung der Verbauung des Besitzes des Herrn von
Biffinger trassiert. Die Stolzenthalergasse entstand 1850
durch die Schenkung des Hausbesitzers Matthias Stolzentaler;
an ihr wurden 20 Häuser erbaut.
1780 hatte Altlerchenfeld bereits 182 Häuser und 6.528
Einwohner, 1795 war der Ort auf 231 Häuser angewachsen. Die
Zahl der Häuser wuchs in der Folge nur noch in geringem
Ausmaß, 1857 verfügte der Ort über 252 Häuser. Die
Bevölkerungszahl war hingegen stärker angewachsen. 1821
lebten 8.455 Menschen in Altlerchenfeld, 1835 waren es
9.303, 1840 9.501 gewesen. 1857 wohnten bereits 10.585
Personen in der 1850 zu Wien eingemeindeten Vorstadt.
Das erste bedeutende öffentliche Gebäude war die 1713
errichtete Kapelle, errichtet von Michael Knorr, dem Hof-
und Mundbäcker der Kaiserin Amalia. Die Kapelle war dem
heiligen Sebastian, dem heiligen Rochus und der heiligen
Rosalia geweiht. An Stelle der Kapelle wurde 1780–1782 eine
Kirche erbaut. Die heutige Altlerchenfelder Pfarrkirche
stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts (Pläne: Johann
Georg Müller) und wurde 1861 geweiht. Die 1750 beim
Linienamt erbaute Kapelle wurde hingegen 1894 im Zuge der
Abtragung des Linienwalls
abgebrochen.
Das erste Gemeindehaus ließen die Altlerchenfelder 1727 in
der Lerchengasse 19 errichten, 1750 entstand in der
Blindengasse 16 ein Armenhaus. Die erste Schule der Gemeinde
wurde 1770 in der Tigergasse 4 eröffnet.
1850 wurde Altlerchenfeld nach Wien eingemeindet. Von den
1857 gezählten 252 Häusern mit 10.585 Einwohnern bezog die
Stadt Wien 213 Häuser mit rund 8.000 Einwohnern in den neuen
Bezirk Josefstadt (damals 7., ab 1861 8. Bezirk) ein. Der
südlich der Lerchenfelder Straße gelegene Teil der Vorstadt
mit der Pfarrkirche kam an den Bezirk Neubau (damals 6., ab
1861 7. Bezirk).
Nach der Eingemeindung blieb die Einwohnerstruktur zunächst
erhalten. Erst als um 1900 die Altbauten immer mehr durch
repräsentative Neubauten ersetzt wurden, um die Rendite zu
erhöhen, ging der Anteil an Arbeitern und Handwerkern unter
den Bewohnern deutlich zurück.
Quelle: Text: Wikipedia, Bilder: gemeinfrei und Thomas Ledl unter der Lizenz CC BY-SA 3.0.
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Günter Nikles
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