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Die Bundeshauptstadt

Person - Peter Sanetty

Peter Sanetty, Nadlermeister, Gründer des VI. Waisenhauses in Wien, Besitzer des goldenen Verdienstkreuzes mit der Krone und der doppelt großen goldenen Salvatormedaille, * 1. November 1814, † 21. November 1885.

Gründer und Stifter (1881 30.000 Gulden [Nordbahnaktien] durch Peter, 1886 112.204 Gulden durch seine Gattin Caroline) eines städtischen (VI.) Knabenwaisenhauses (8, Josefstädter Straße 93; erbaut in den Jahren 1881-1884); mit Hilfe der Stiftung von Caroline Sanetty wurde im gleichen Haus ein Mädchenwaisenhaus errichtet, die Eröffnung erfolgte 1889. Sanetty war der Sohn eines Gumpendorfer Zeugmachergesellen und wurde im Waisenhaus erzogen. Er trat 1826 als Nadler in die Firma Johann Grünhold (8, Neudeggergasse 13) ein und wurde 1836 Teilhaber in der Firma.

Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe) vom 24.11.1885, Seite 13: Caroline Sanetty, geb. Hackmesser, gibt hiemit im eigenen, sowie im Namen ihrer Verwandten, allen theilnehmenden Freunden und Bekannten die höchstbetrübende Nachricht von dem Hinscheiden ihres unvergeßlichen Gatten, bezw. Schwagers und Onkels, des Herrn Peter Sanetty, Bürger von Wien, Nadlermeister, Hauseigenthümer, Gründer des VI. Waisenhauses in Wien, Josefstädterstraße 93, Besitzer des goldenen Verdienstkreuzes mit der Krone und der doppelt großen goldenen Salvatormedaille, welcher Samstag den 21. November 1885, um 1/2 9 Uhr Abends, im 72. Lebensjahre, selig in dem Herrn entschlafen ist. Die irdische Hülle des theuren Verblichenen wird Dienstag, den 24. d. M. präz. 1/2 Uhr Nachmittags, vom Trauerhause: VIII. Bezirk, Langegasse Nr. 11, in die Pfarrkirche zu Maria-Treu (Piaristen) in der Josefstadt getragen, daselbst feierlich eingesegnet und sodann auf dem Zentralfriedhofe in der Familiengruft zur ewigen Ruhe bestattet. Mittwoch, den 25. d. M., wird um 9 Uhr Vormittags, zum Seelentroste des Verblichenen ein feierliches Requiem in obgenanntem Gotteshause abgehalten. Wien, am 22. November 1885. Friede seiner Asche!

Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe) vom 5.10.1889, Seite 23: Eröffnung des siebenten Wiener städtischen Waisenhauses für Mädchen. (Original-Bericht des "Neuen Wiener Abendblatt".) In feierlicher Weise hat heute Vormittags die Er­öffnung des neuerbauten siebenten städtischen Waisen­hauses für Mädchen in der Josefstädterstraße 95 stattgefunden. Das Haus ist bekanntlich ein Geschenk der Frau Karoline Sanetty und eine Ergänzung der Stiftung des seither verstorbenen Gatten derselben, Herrn Peter Sanetty, welcher im Jahre 1881 das sechste städtische Waisenhaus für Knaben errichtete und der Kommune zum Geschenke machte. Das heute eröffnete Haus ist ein prächtiger, drei­stöckiger Bau, welcher unter der Leitung des Oberingenieurs Lichtblau und Ingenieurs Greil von den Stadtbaumeistern Frauenfeld und Berghoff errichtet wurde. Das Gebäude selbst ist mit allen der Neuzeit entsprechenden hygienischen Einrichtungen versehen, auf das Munifizenteste eingerichtet und bietet Platz zur Unterbringung von 100 Mädchen. Die Kosten des Baues und der Einrichtung beliefen sich auf 104,000 Gulden, so daß von dem, von Frau Sanetty gespendeten Betrage per 112,000 Gulden noch ein Bruchtheil für Erhaltungszwecke erübrigt werden konnte. Die Eröffnungsfeier fand, nach einer Segenmesse in der Altlerchenfelder Pfarrkirche, in dem festlich dekorirten Spielsaale des Gebäudes, der an seiner Stirnwand in einen Altar umgewandelt war, statt. In Vertretung des Bürgermeisters erschien Vizebürgermeister Dr. Prix und auch die hochherzige Stifterin Frau Karoline Sanetty hatte sich in Begleitung ihrer Schwester und einer Nichte eingefunden. Außerdem hatte die aus 56 Mädchen be­stehende Zöglingsschaar des neuen Hauses, die Zöglinge des Peter Sanetty'schen Waisenhauses und ein zahlreiches Festpubliknm sich im Saale versammelt. Der Obmann der Waisen-Kominission, Gemeinderath Boschan, sowie Magistratsdirektor Bittmann richteten eine Ansprache an den Vizebürgermeister und an Frau Sanetty, in welcher sie den Dank des Gemeinderathes und des Magistrates, der das Armenwesen zu seinen wichtigsten Funktionen zählt, anssprachen. Dr. Prix gab dann seiner Freude über die neue humanitäre Schöpfung Ausdruck und sich an die Stifterin wendend, theilte er unter lebhaftem Beifalle der Versammlung mit, daß der Gemeinderath, die Verleihung der großen goldenen Salvator-Wedaille an Frau Sanetty be­schlossen habe, um auf diese Weise das hochherzige und menschenfreundliche Wirken derselben zu lohnen. Darauf ergriff Kanonikus Pfarrer Dittrich das Wort indem er einleitend bemerkte, es sei eine ganz falsche Beschuldignng, die Kirche und die Priester als Feinde der Bildung und des Fortschrittes zn bezeichnen; die Kirche begrüße im Geqentheile die Gründung der Bildungsstätte mit Freuden, sie liebe Wissen und Fortschritt, aber sie beklage jenes Wissen, das dem Menschen die Hoffnung und den Glauben aus dem Herzen nehme. Die Erziehung sei der Sieg über Unwissenheit und Rohheit, sie bleibe das größte und edelste Gut der Menschheit. Tansendfältiger Dank gebühre der Stiftern, dieses siebenten unter den Waisenhäusern, welche die herrlichsten Sterne in der Bürger­krone Wiens bilden. (Lebhafter Beifall.) In herzlichen Worten mahnte der Priester hierauf die Kinder, stets des Dankes gegen ihre Wohlthäterin eingedenk zu bleiben und nahm sodann die Weihe des Hauses und die der Anstaltsfahne vor. Auch Vizebürgermeister Prix richtete noch einige herzliche Worte an die tiefergriffene Kinderschaar, die er als liebe und willkommene Gäste im neuen Heim begrüsste. Aus den frischen Kinderkehlen erscholl dann, nach einem Dankworte des Waisenhausvaters Herrn Brenner, in trefflicher Schulung Bethoven's „Ehre Gottes" und Kreutzer's „Das ist der Tag des Herrn", und mit der Absingung der Volkshymne schloß die erhebende Feier. Dr. Prix und die Festgäste, unter welchen sich Abgeordneter Dr. Kronawetter, Piaristen-Provinzial Pater Benda, Bezirksvorstand Dr. Loidold, GR. Dorfteuthner und Andere befanden, machten zum Schlusse einen Rundgang durch das Hans, bei welchem dem Vizebürgermeister die beim Baue beschäftigt gewesenen Kontrahenten vorgestellt wurden.

Neues Wiener Journal vom 18.12.1897, Seite 5: (Frau Karoline Sanetty †.) Gestern Früh ist in ihrer Wohnung, Piaristengasse 26, die bekannte Wohlthäterin und Gründerin des Sanetty'schen Mädchen-Waisenhauses, Frau Karoline Sanetty, im Alter von 78 Jahren gestorben. Seit dem im Jahre 1885 erfolgten Tode ihres Gatten führte Karoline Sanetty ein zurückgezogenes Leben. Nur an Sonntagen verließ sie ihre Wohnung, um der Messe in der Piaristenkirche bei­zuwohnen. Ihre einzige Gesellschaft war die 64jährige Haus­hälterin Josefine Neumann, welche durch mehr als 36 Jahre in ihre Diensten stand. Frau Neumann erkrankte nun vor wenigen Tagen und starb Mittwoch Früh. Frau Sanetty, welche sich der Pflege ihrer alten Haushälterin gewidmet hatte, wurde Dienstag bettlägerig und gestern Früh, am Tage des Begräbnisses ihrer langjährigen Hausgenossin, folgte ihr Frau Sanetty in den Tod nach.

Weiters im Grab bestattet:
Caroline Sanetty, geb. Hackmesser, Private, Hausbesitzerin, Gründerin des VII. Waisenhauses, Besitzerin der großen Goldenene Salvatormedaille, * 15.02.1820, † 17.12.1897, Bestattungsdatum: 19.12.1897

Der vor Nachahmung geschützte Grabstein wurde durch den k.k. Hof-Steinmetzmeister Eduard Hauser, 9., Spitalgasse 19, hergestellt.

Die Grabstelle befindet sich am Zentralfriedhof (Gruppe: AAL [Alte Arkaden links], Nummer: 28).

Quelle: Text: www.nikles.net, Bilder: www.nikles.net, Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe) vom 24.11.1885, Seite 13, Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe) vom 5.10.1889, Seite 23, Neues Wiener Journal vom 18.12.1897, Seite 5.



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