Der Bezirk umfasst die Ortschaften
Margareten,
Matzleinsdorf,
Laurenzergrund,
Hungelbrunn (Ein Teil davon
liegt auf der Wieden),
Hundsturm,
Nikolsdorf und
Reinprechtsdorf.
Margareten bis zum Ersten Weltkrieg: Der 5. Bezirk
wies bei seiner Gründung noch vorwiegend ländlichen
Charakter auf, vor allem gegen den
Linienwall befanden sich
zahlreiche Grünanlagen, Gärten, Wiesen, Äcker und
Gemüsefelder. Das Gebiet im Südwesten des Bezirks war fast
völlig unbebaut. Ähnlich war die Situation im Raum zwischen
der heutigen Margaretenstraße und der Siebenbrunnengasse.
Die Reinprechtsdorfer Straße war damals nur in ihrem unteren
Verlauf verbaut. Die meisten vorhandenen Gassen endeten noch
als Sackgassen.
Margareten war zunächst ein Handwerkerbezirk, der sich im
19. Jahrhundert durch die zunehmende Bevölkerungszahl immer
stärker zu einem Arbeiterbezirk entwickelte. Mit der
zunehmenden Industrialisierung vollzog sich bis zur
Jahrhundertwende in vielfältiger Hinsicht der Wandel von
noch ländlichen Vorstädten zu einem immer dichter verbauten
Großstadtbezirk. Im Jahre 1869 wohnten in 921 Häusern rund
54.000 Einwohner. Bis 1900 stieg die Anzahl der Häuser auf
1.579 und die Anzahl der Wohnungen betrug circa 25.300. In
Margareten wohnten um die Jahrhundertwende rund 107.000
Einwohner. Das größte Problem in Margareten stellte die
ungünstige Wohnsituation dar. Eine durchschnittliche Wohnung
bestand um die Jahrhundertwende aus Zimmer und Küche und
beherbergte mehr als vier Personen. Zwischen 1860 und 1912
wurden im Bezirk einige bedeutende Einrichtungen geschaffen:
ein Waisenhaus (1864), ein Armenhaus und das Hartmannspital
(1865). Das neue Amtshaus in der Schönbrunner Straße 54
wurde 1867 bezogen und 1872 das
Margaretenbad eröffnet. Im
Jahre 1877 wurde der älteste Wiener Volksbildungsverein
(heute: polycollege) gegründet und zwischen 1909 und 1911
das Haus in der Stöbergasse 11-15 bezogen. Die
Gasbeleuchtung wurde erst relativ spät, im Jahre 1899,
installiert und 1911 wurde der
Wienfluss eingewölbt. In der
Nähe des Naschmarkts wurde 1902 der Rüdigerhof vom Architekt
Oskar Marmorek errichtet. Zwischen 1907 und 1908 errichtete
der Verein Beth Aharon eine Synagoge in der
Siebenbrunnengasse 1a, welche während der Novemberpogrome
1938 zerstört wurde. Die Justizanstalt Mittersteig wurde
zwischen 1908 und 1910 neben der Synagoge erbaut, deren
erster Leiter Dr. Willibald Sluga war. Aktuell (2007) dient
diese Anstalt mitten in Wien für den Maßnahmenvollzug, wo 88
Gefangene von 55 Justizwache-Beamten betreut werden.
Verkehrstechnisch wurde der Bezirk 1877 durch eine
Pferdeeisenbahnlinien erschlossen, die später zu
Straßenbahnlinien und 1902 auf elektrischen Betrieb
umgestellt wurden. Im Zuge der Errichtung der Wiener
Stadtbahn am Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Linienwall
abgebrochen und die Gürtelstraße angelegt. Dadurch erhielt
Margareten Anschluss an die Wientallinie der Wiener
Stadtbahn (heute: U4).
Margareten in der Zwischenkriegszeit bis 1945: Obwohl die Bevölkerung in
Margareten abnahm, war der Nachholbedarf im Wohnungsbau
relativ groß. Die Zahl der Häuser stieg von 1910 bis 1923
von 1563 auf 1626 und blieb mit 1618 Häusern im Jahre 1934
trotz starker kommunaler Bautätigkeit fast gleich. Dies
hatte zwei Gründe: Erstens wurden größere Wohnanlagen
errichtet und zweitens wurden die Häuser höher gebaut und
die Anzahl der vier- und fünfstöckigen Häuser nahm zu. Um
die große Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg zu lindern
entstand in Wien der kommunale Wohnbau. Das freie Gebiet in
Margareten - entlang des „Drasche Gürtels" - bot die
Möglichkeit große kommunale Wohnbauten zu erreichten. So
entstand 1919 bis 1920 der
Metzleinstaler Hof, der erste
Wohnhausbau der Gemeinde Wien, mit 244 Wohnungen. Bis 1930
wurde fünf weitere große Wohnbauten erreichtet, wodurch der
Gürtel den umgangssprachlichen Namen „Ringstraße des
Proletariats" bekam. Der Arbeiterbezirk bot während des
Bürgerkriegs 1934 Widerstand gegen den austrofaschistischen
Ständestaat. Der Reumannhof, ein Gemeindebau aus dem Jahre
1924, hatte als ein Hauptstützpunkt des Schutzbundes eine
zentrale Funktion und wurde lange Zeit vom Schutzbund
gehalten. Am 12. Februar 1934 brachen gegen 14 Uhr die
Kämpfe beim Reumannhof aus, die erst mit dem Zusammenbruch
des Generalstreiks um 20 Uhr beendet wurden, daraufhin
kapitulierten die verschanzten Schutzbündler.
Die in der Siebenbrunnengasse 1a befindliche Margaretener Synagoge wurde während der Reichskristallnacht zerstört.
Während des Zweiten Weltkriegs wurden große Teile von
Margareten durch Bomberangriffe zerstört, da kriegswichtige
Einrichtungen wie die Südbahn und der Frachtenbahnhof
Matzleinsdorf an den Bezirksgrenzen verlaufen. Ebenso stark
zerstört wurde der Raum um den
Wienfluss. Bei der Befreiung
Wiens durch die Rote Armee blieben im Bereich des von
Volkssturm und SS besetzten Amtshauses die Kampfhandlungen
aus, da die Volkssturmeinheiten während eines Luftangriffes
die Flucht ergriffen. Dennoch war die Mehrzahl der Straßen
nach dem Kriegsende unpassierbar, zudem gab es weder Licht
noch Gas. Auch die öffentlichen Verkehrsmittel waren außer
Betrieb und die Parkanlagen dienten als Ablagerungsstätten
für Schutt und Müll. Obdachlosigkeit, Krankheit, Hunger und
Chaos prägten so die unmittelbare Nachkriegszeit.
Margareten nach dem Zweiten Weltkrieg: In den Jahren der Besatzung (1945 bis
1955) war Margareten Teil des britischen Sektors von Wien.
Mit Hilfe der von den Engländern zur Verfügung gestellten
Bagger, Schlürfmaschinen und Lastkraftwagen sowie durch
Einsatz von über 37.000 Personen, die über 300.000
Arbeitsstunden leisteten, konnten die Aufräumungsarbeiten
schnell vorangetrieben werden, so dass Margareten als erster
Wiener Bezirk am 19. September 1946 schuttfrei wurde und mit
dem Wiederaufbau begonnen werden konnte. Der kommunale
Wohnbau der Zwischenkriegszeit wurde fortgesetzt und es
entstand das Matzleinsdorfer Hochhaus, mit dem ein neuer
Baustil bei Gemeindebauten eingeführt wurde. Statt der
früher üblichen Wohnblöcke der Zwischenkriegszeit wurden
Einzelhäuser in aufgelockerter Bauweise errichtet. Dennoch
nahm die Bevölkerungszahl in den folgenden Jahren bis 2001
ab. Die Anzahl der ausländischen Bevölkerung, insbesondere
von Ex-Jugoslawen und Türken nahm beträchtlich zu.
Das größte Problem im Margaretner Wohnbau ist die
Überalterung des Bausubstanz, da ca. 60 % der rund 2000
Gebäude vor dem Ersten Weltkrieg errichtet wurden. Wie in
den anderen Bezirken Wiens wurde für den Autoverkehr mehr
Platz geschaffen und wertvolle Bausubstanz geopfert. Die
Straßenbahnen wurden durch Busse ersetzt und die
Unterpflaster-Straßenbahn entlang des Gürtels gebaut. Im
Zuge des Baus der Unterpflaster-Straßenbahn wurde die in der
Mitte der Wiedner Hauptstraße stehende barocke Matzleinsdorfer Pfarrkirche (Florianikirche) 1965, trotz
Protesten der Bevölkerung, abgebrochen. Der Neubau der
Kirche wurde als turmlose Pfarrkirche an der Ecke
Wieder
Hauptstraße/Laurenzgasse errichtet.
Im September 1969 wurde die S-Bahn Station Matzleinsdorfer
Platz eröffnet und somit bekam Margareten neben der Wiener
Stadtbahn Anschluss an ein zweites, hochrangiges Netz des
Öffentlichen Personennahverkehrs. Ab dem Jahr 1976 wurde die
Stadtbahn schließlich eingestellt, umgebaut und 1980 durch
die U4 ersetzt.
Fast das gesamte Bezirksgebiet wurde mit Ausnahme der
Durchzugsstraßen verkehrsberuhigt, und das Parkplatzproblem
entschärfte sich durch die Einführung der
Parkraumbewirtschaftung (am 2. Juni 1997). In zunehmendem
Maße wurden Radwege gebaut und einige Einbahnen für das
Radfahren gegen die Einbahn geöffnet.
Seit dem Jahr 2000 wird der Grünanteil Margaretens
gesteigert, indem man Straßen mit Bäumen statt Parkplätzen
umbaut. So wurden schon einige Straßen in Margareten
umgestaltet, wie die Obere Amtshausgasse. Weiters wurde im
Jahr 2007 am Parkplatz in der Mitte des Gürtels die
Fugenvegetation getestet.
Auf Grund des zunehmenden Lärms (Autoverkehr, Eisenbahn,
S-Bahn) im Bereich des Gürtels wurde 2007 eine 18 m hohe und
150 m lange Lärmschutzwand bei der Gemeinde-Wohnanlage
„Theodor-Körner-Hof" errichtet. Die Elemente sind aus Glas,
um genügend Licht und Helligkeit in den Bereich zwischen die
Häuser zu bringen. In der obersten Reihe wurde eine
Photovoltaikanlage von Wien Energie - Wienstrom installiert,
die erstmalig in dieser Form zum Einsatz kommt. Durch die
neuartige Anordnung der Sichtschutzstreifen, um Spiegelung
zu vermeiden, sind Maßnahmen für den Vogelschutz getroffen
worden.
Wappen:
Das Wappenschild des Bezirks ist sechsgeteilt und
repräsentiert sechs ehemalige, selbstständige Vorstädte
Margareten,
Nikolsdorf,
Matzleinsdorf,
Hundsturm,
Reinprechtsdorf und
Laurenzergrund zusammengeführt. Die
sechs Wappen werden folgendermaßen zugeordnet:
Margareten (Mitte): Es zeigt die Heilige Margareta von Antiochia auf Wolken sitzend vor einem goldenem Grund. Unter
ihr liegt ein grüner Drache. Das Wappen geht auf die im Ende
des 14. Jahrhundert im Margaretener Schloss gestiftete
Kapelle zurück.
Nikolsdorf (links oben): Er zeigt den Heiligen Nikolaus auf
rotem Grund auf einer grünen Wiese. Das Wappen wurde
gewählt, da der Ort zu Ehren des Gründers Nikolaus Oláh,
ursprünglich
Nikolsdorf genannt worden war.
Matzleinsdorf (rechts oben): Der rechte, obere Wappenteil
zeigt mit Florian ebenfalls einen Heiligen. Dieses Symbol
für den Bezirksteil
Matzleinsdorf wurde gewählt, da Florian
der Patron der örtlichen Pfarrkirche ist.
Hundsturm (links unten): Auf blauem Hintergrund ist ein
silberner Turm abgebildet, aus dem ein herausspringendes,
silbernes Einhorn herausragt. Das sprechende Wappen
symbolisiert das 1672 gebaute gleichnamige Schloss.
Reinprechtsdorf (rechts unten): Er zeigt einen blauen, goldverzierten Reichsapfel, der aus dem Siegel des Wiener
Bürgerspitals entnommen wurde. Dieses war bis zum 18.
Jahrhunderts der Grundherr des Ortes.
Laurenzergrund (unten Mitte): Er zeigt das Symbol des
Martyriums des Heilige Laurentius, der auf einem Feuerrost
zu Tode gefoltert wurde.
Sehenswertes/Bauwerke in Margareten:
Bezirksmuseum Margareten -
Brunnenbecken im Reumannhof -
Bruno-Kreisky-Park -
Café Rüdigerhof -
Eisenbahnerheim -
Florianikirche (Rauchfangkehrerkirche) -
Franz-Domes-Hof -
Franziskanerinnen von der christlichen Liebe -
Gedenktafel Hans Moser -
Gürtel -
Hartmannspital -
Heinehof -
Herweghhof -
Herz Jesu Kirche -
Hl. Florian -
Hl. Johannes von Nepomuk, Rechte Wienzeile -
Jubiläumstempel -
Jugendkirche Wien -
Julius-Popp-Hof -
Justizanstalt Wien Mittersteig -
Kaffeemuseum -
Franz Joseph-Regierungsjubiläums-Tempel -
Linienkapelle Hundsturm -
Margaretenbad -
Margaretenbrunnen -
Margaretenhof - Matteottihof -
Matzleinsdorfer Hochhaus -
Metzleinstaler Hof -
Pfarrkirche Auferstehung Christi -
Pfarrkirche St. Josef zu Margareten -
Pietá vor der Florianikirche -
Reinprechtsdorfer Straße -
Reumannhof -
Rüdigerhof -
Schönbrunner Hof -
Schönbrunner Kapelle -
Siebenbrunnen -
Sonnenhof -
Sonnenhofkirche St. Joseph -
Statue des Hl. Florian -
Theodor-Körner-Hof -
Volkshochschule polycollege -
Was dem Tropfen allein nicht möglich, das vermag die Welle -
Wiedner Hauptstraße -
Wirtschaftsmuseum.
Quelle: Text: Wikipedia, Bilder: Peter Oldekop unter der Lizenz CC BY-SA 3.0 de und Hjanko, gemeinfrei.
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