Währing ist eine ehemals selbstständige Gemeinde und heute ein Stadtteil Wiens im gleichnamigen 18. Wiener Gemeindebezirk Währing sowie eine der 89 Wiener Katastralgemeinden. Ein kleiner Teil von Währing liegt im 19. Wiener Gemeindebezirk Döbling.
Geographie: 242,64 ha von Währing liegen im Osten des 18. Gemeindebezirks, 11 ha im Süden des 19. Gemeindebezirks. Die Katastralgemeinde erstreckt sich insgesamt über eine Fläche von 253,64 ha. Währing grenzt im Norden an Sievering und Oberdöbling, im Osten an den Gemeindebezirk Alsergrund, im Süden an Hernals und im Westen an Gersthof, Weinhaus und Pötzleinsdorf.
Namensgebung: Währing wurde erstmals etwa 1170 als Warich urkundlich genannt. Über die Herkunft des Namens gibt es nur Vermutungen. Möglicherweise ist er slawischen (var für warme Quelle) oder germanischen Ursprungs (werich für Tagwerk, d. h. ein Feld in einer Größe, wie es ein Mann an einem Tag bearbeiten kann), womöglich leitet er sich auch von Werigandus, dem ersten Abt des Klosters Michelbeuern, ab. Ein weiterer möglicher Ursprung des Namens könnte sich auf die slawische Landnahme zurückführen, gehen doch Döbling (Toplica = warmer Bach) und Währing (Varica = dunkler Bach) auf slawische Toponyme zurück.
Geschichte: Die Kapelle und der „Hof zu Währing“
(auch Berghof oder Freihof genannt) bildeten den ältesten
Kern Währings. Das älteste Wohngebäude war der Hof zu
Währing (heute Währinger Straße 91-93), in dem sich der Sitz
der michaelbeurischen Gutsverwaltung befand. Die Kapelle zur
heiligen Gertrud wird erstmals 1226 erwähnt. Der Ort
entwickelte sich entlang des
Währinger Baches
als typisches Straßendorf. Als Matthias Corvinus 1485 Wien
eroberte, schlug er sein Lager in Währing auf. Die Zeit
davor brachte großes Elend, da Söldnerbanden plündernd durch
das Gebiet zogen. Eine Schule in Währing wurde erstmals 1529
erwähnt, das Schulgeld für den Lehrer wurde von den Eltern
bezahlt. Auf Grund seines geringen Gehalts war der Lehrer
aber zugleich Mesner, Glöckner, Organist und Knecht des
Pfarrers. Nachdem die Schule während der Zweiten Wiener
Türkenbelagerung zerstört worden war, existierte bis 1750
keine Schule. Im 16. und 17. Jahrhundert wütete hier die
Pest, dennoch entwickelte sich der Ort weiter. 1582 gab es
bereits 42 Häuser, zwei ausgebaute Wege führten nach Wien
und Döbling. 1683 wurde Währing bei der Zweiten Wiener
Türkenbelagerung völlig zerstört, die Weingärten vernichtet.
Viele Bewohner wurden getötet oder als Sklaven verschleppt.
Es dauerte bis zum Jahr 1750, bis Währing wieder dieselbe
Größe wie im Jahr 1582 erreichte. Danach begann der Ort
rasch zu wachsen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ging der
Weinbau zurück, und der Ackerbau nahm zu. Gleichzeitig stieg
auch die Einwohnerzahl. 1833 gab es bereits 150 Häuser mit
2578 Einwohnern. Die starke Verschmutzung des Währinger
Baches und das Fehlen einer
Kanalisation führten 1831 zum
Ausbruch der Cholera. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich
Währing zur Sommerfrische für reiche Wiener, was den
Charakter des Ortes veränderte. Häuser wurden ausgebaut und
aufgestockt, Nutzgärten zu Ziergärten umgewandelt. Nach dem
Revolutionsjahr 1848 wuchs der Ort rasch weiter. Gab es 1857
nur 200 Häusern, so waren es 1880 bereits 991 und 1890 auf
1311. Ein 1856 am Währinger Spitz errichtetes Gaswerk einer
englischen Gesellschaft übernahm die Versorgung Währings mit
Erdgas; noch im selben Jahr begann man die ersten
Straßenbeleuchtungen aufzustellen. 1870 bis 1880 wurden die
wichtigsten Straßen Währings gepflastert. 1874 begann die
Einwölbung des Währinger Baches zum Schutz vor Hochwasser,
die bis 1886 dauerte. Zwischen 1874 und 1879 wurde auf einem
5,5 Hektar großen Gelände an der „Türkenschanze“ die
Universitätssternwarte Wien errichtet, die nach dem Umzug
des Instituts für Astronomie der Universität Wien am 5. Juni
1883 in Anwesenheit von Kaiser Franz Joseph I. feierlich
eröffnet wurde.
Nach der Eingemeindung der Vorstädte Wiens im Jahr 1850
begann in den 1870er Jahren die Diskussion über die
Eingemeindung der Vororte. Die Initiative dazu kam aus
Währing. Der Rechtsanwalt Dr. Leopold Florian Meißner
richtete eine Petition an den niederösterreichischen
Landesausschuss, in dem er die Bildung von „Groß-Wien“
anregte. Fast alle Vororte waren jedoch gegen den Vorschlag.
Nach dem Wunsch Kaiser Franz Josephs in einer Rede 1888
beschloss der niederösterreichische Landesausschuss die
Vereinigung Wiens mit den Vororten. Ein entsprechendes
Gesetz trat am 1. Jänner 1892 in Kraft und vereinte Währing,
Gersthof,
Pötzleinsdorf,
Weinhaus,
Neustift am Walde
und Salmannsdorf zum
18. Wiener Gemeindebezirk Währing
(heute gehören
Neustift am Walde teilweise und
Salmannsdorf
vollständig zum 19. Wiener Gemeindebezirk
Döbling). Das Gebiet der
ehemaligen Ortschaft Währings war dabei 2,14 km² groß und
beherbergte 1890 61.154 Einwohner.
Wirtschaft: Der Ort selbst lebte lange Zeit überwiegend vom Weinbau; der Wein wurde ins benachbarte Wien geliefert. Ackerbau und Viehzucht dienten fast ausschließlich der Eigenversorgung. Daneben wurden im Bereich der Türkenschanze Erde und Steine abgebaut. Durch das starke Wachstum im 19. Jahrhundert und die Nähe zu Wien nahm das Gewerbe und die Industrie aber auch in Währing einen gewissen Aufschwung. Wichtigster Industriebetrieb war die ab 1839 von Konrad Dreher errichtete Brauerei. Diese wechselte mehrmals den Besitzer, bis durch die Übernahme durch Karl Wilhelm Schwarz der Aufschwung des Betriebes begann. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann sie unter der Konkurrenz der Wiener Großbrauereien zu leiden, und 1910 wurde der Betrieb eingestellt. Weitere wichtige Betriebe des 19. Jahrhunderts waren die 1847 gegründete Lederfabrik Gerlach, die Ofenfabrik Mellner und die 1884 gegründete Schuhcremefabrik von Karl Schmoll.
Religion: Eine Dorfkirche in Währing wurde
urkundlich erstmals 1213 erwähnt, sie hatte damals aber
vermutlich nur die Größe einer Kapelle. Bis 1226 gehörte sie
zur Pfarre St. Stephan, danach wurde Währing zu einer
eigenen Pfarre erhoben. Die Einnahmen der Pfarre wie der
Zehent blieben jedoch bei St. Stephan. Die führte dazu, dass
der Pfarrer meist schon nach wenigen Monaten auf ihr Amt
verzichteten. Schließlich setzte der Bischof einen Verweser
für die Pfarre ein. Im 16. Jahrhundert war der
Protestantismus im Wiener Raum sehr verbreitet. 1568 waren
von 367 Einwohnern nur noch drei katholisch. Der Trend
kehrte sich erst 1628 um, als eine Anordnung des Abtes von
Michelbeuern die Menschen zur Rekatholisierung oder
Auswanderung zwang. Im Jahre 1723 wurde die Pfarre
Lichtental abgetrennt. Am 11. September 1753 legte Michael
von Zollern (1665-1756, Zollergasse) der Grundstein für die
heutige Kirche St. Gertrud. Sie wurde neben einem 1528
erbauten und 1726 renovierten Turm gebaut, welcher niedriger
als die Kirche war und 1846 noch stand. Die Lazaristenkirche
des Architekten Friedrich von Schmidt wurde zwischen 1876
und 1878 erbaut. Im Jahr 1898 wurde in Währing die erste
evangelisch-lutherische Kirche Wiens, die einen Turm und
Glocken hatte, als „Evangelische Kaiser
Franz-Josephs-Jubiläumskirche“, die heutige „Lutherkirche“
in der Martinstraße, errichtet.
Quelle: Text: Wikipedia, Bilder: © Bwag/Wikimedia.
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