Die Wiener Kanalisation umfasst ein rund 2.400 km langes Kanalnetz, welches sämtliche Abwässer Wiens zur Hauptkläranlage der Entsorgungsbetriebe Simmering, einer hundertprozentigen Tochter der Stadt Wien, an den tiefst gelegenen Punkt Wiens, weiterleitet. Dies sind jährlich rund 220 Millionen m³. Das Netz der Hauskanäle ist 6.300 km lang. Rund 400 der 700 Mitarbeiter der früheren Magistratsabteilung 30, die seit 2009 als Magistratsunternehmung Stadt Wien - Wien Kanal firmiert, sind für die Instandhaltung, Räumung und Kontrolle des Kanalisationssystems zuständig.
Geschichte: 1739 war Wien als erste Stadt Europas erstmals vollständig kanalisiert. Dennoch kam es immer wieder zu Seuchen, denn die Bewohner der Vorstädte leiteten ihre Abfälle und Abwässer in die Wienerwaldbäche, welche allerdings auch zum Waschen benutzt wurden, und Brunnen förderten das verschmutzte Grundwasser als Trinkwasser zu Tage.
Nachdem bei einer Cholera-Epidemie zwischen 1830 und Dezember 1831 rund 2.000 Menschen starben, wurden nach und nach alle wichtigen Bäche der Stadt eingewölbt und in Bachkanäle umgewandelt. Mit den beiden parallel zum Wienfluss verlaufenden Sammelkanälen wurden die ersten großen Abwasserkanäle errichtet, welche in die Donau mündeten. Dennoch kam es immer noch regelmäßig zu Todesfällen durch verunreinigtes Wasser, nicht zuletzt deshalb, weil bei Regenfällen Wasser aus den Kanälen in den Wienfluss überlief, welcher selber immer wieder zu Überflutungen gut war, und auf jeden Fall das Grundwasser belastete. Vor allem seit 1873, als die Stadt erstmals eine flächendeckende Wasserversorgung durch die I. Wiener Hochquellenwasserleitung bekam, nahm die Abwassermenge mit fortschreitender Anschließung der Wiener Haushalte an das Trinkwasser- und Abwassersystem rasant zu. Da dies neben hygienischen Problemen, vor allem bei Hochwasser, auch eine enorme Geruchsbelästigung bedeutete, wurden rasch Maßnahmen erforderlich.
Zwischen 1893 und 1894 wurde daher der linke
Hauptsammelkanal am nördlichen Ufer des
Donaukanals errichtet,
zwischen 1894 und 1904 der wesentlich größere rechte
Hauptsammelkanal am südlichen Ufer des
Donaukanals, und ab 1895
wurde der Wienfluss
reguliert. Im Zuge dieser Bauarbeiten, an denen rund 5.000
Menschen Arbeit fanden, wurden parallel zum Fluss einerseits
die Wiener Stadtbahn errichtet, und andererseits die beiden
Wienflusssammelkanäle ausgebaut, welche in den Rechten
Sammelkanal münden. Bei starken Regenfällen ist ein
Überlaufen der beiden Wienflusssammelkanäle durch zahlreiche
Überlaufrinnen in die Wien
auch heutzutage noch möglich, allerdings wird aktuell eine
Entlastungsrinne geplant, welche dieses Problem lösen soll.
Im Jahr 2002 vermietete Wien das Nutzungsrecht der
Kanalisation im 21. und
22. Bezirk für 99 Jahre an einen
US-Investor (Cross-Border-Leasing). Dafür erhielt die Stadt
im Voraus die Miete in Höhe von etwa 500 Millionen
US-Dollar. Gleichzeitig schloss die Stadt Wien mit diesem
Investor einen Untermietvertrag für die Dauer von 35 Jahren
ab und mietet dieses Nutzungsrecht wieder zurück. Hierfür
wird jährlich ein um mehrere Prozent geringerer Betrag als
die Miete des Investors bezahlt, da der Investor einen Teil
seiner Steuerersparnis vertragsgemäß der Stadt Wien
überlässt. Auch eine Investitionsförderung durch den
amerikanischen Staat wird untereinander aufgeteilt. Nach 35
Jahren kauft die Stadt laut Vertrag durch Rückzahlung der
Miete der verbleibenden 64 Jahre die Kanalisation zurück.
Beide Seiten profitieren durch Ausnutzung des
US-amerikanischen Steuerrechts in Höhe von 4,5 bis 7 Prozent
des eingesetzten Kapitals. Mit dem im Voraus erhaltenen
Mietvorschuss kann sich die Stadt Investitionen, etwa im
Kanalnetz, finanzieren. Sämtliche mögliche Risiken und
Einnahmeausfällen während der 35-jährigen Vertragsdauer, wie
etwa Änderungen des US-Steuerrechts die solche Verträge
verbieten würden, trägt jedoch die Stadt Wien, was ebenso
Kritik von Teilen der Opposition hervorruft wie auch die
Tatsache, dass der Vertrag rund 1500 Seiten stark ist,
komplett in englisch verfasst ist, nicht in Österreich
aufbewahrt werden darf und an die Rechtslage des Staates New
York gebunden ist.
Die sechs Sammelkanäle: Fünf Sammelkanäle sammeln das Wasser sämtlicher Mischwasserkanäle und Bäche in Wien, und leiten diese zum größten Teil in die Hauptkläranlage Wien in Simmering. (siehe Übersichtsplan) Einzig der Liesingtal-Sammelkanal leitet einen großen Teil seines gesammelten Abwassers in die Kläranlage Blumental. Bei Regenfällen kommt es rasch zur Überfüllung der Sammelkanäle und überschüssiges Mischwasser wird durch Überleitungen in den Wienfluss, den Donaukanal oder in die Donau geleitet. Auch bei Räumungs/Reinigungsarbeiten muss das Wasser der meisten Kanäle mehrmals im Jahr übergeleitet werden, wodurch jährlich durchschnittlich über 3,5 Millionen kg BSB5, rund 11 Millionen m³ Abwässer, in die Umwelt gelangen. Dies soll durch verschiedene Maßnahmen in den nächsten Jahren auf ein Minimum reduziert werden.
Die Wienflusssammelkanäle: Die beiden
Wienflusssammelkanäle, der linke verläuft entlang des
nördlichen Wienfluss-Ufers, der rechte entlang des
südlichen, besitzen ein Einzugsgebiet von 5.800 Hektar,
wovon 2.500 Hektar undurchlässige Fläche (Straßen, Gebäude,
Plätze) sind, und fließen von West nach Nordost. Bereits bei
geringen Regenmengen fließt über die 63 Regenüberläufe
Mischwasser in den Wienfluss.
Die ausgeleitete Jahresschmutzfracht beträgt
durchschnittlich 940.000 kg BSB5. Der Bau eines
Entlastungskanals im Flussbett soll diesen Zustand sanieren.
Der linke Wienflusssammler hat bis zur Stadtgrenze eine
Länge von ca. 15 km und mündet bei der Stubenbrücke in den
rechten Wienflusssammler. Dieser wiederum beginnt beim
Lainzer Tiergarten,
weist eine Länge von 12,5 km auf, und mündet in den rechten
Hauptsammelkanal. Die Profilgrößen für beide Sammler weisen
am oberen Ende 0,80/1,20 m, und 1,90/2,50 m bei der Mündung
in den rechten Hauptsammelkanal auf. Wegen des starken
Gefälles sind abgesehen von der Räumung der Schotterfänge
nur selten ablagerungsbedingte Räumungsmaßnahmen
erforderlich.
Da die beiden Kanäle nach einer Choleraepidemie 1830
errichtet wurden, haben sie auch den Beinamen Cholerakanäle.
Linker Hauptsammelkanal: Der Linke Hauptsammelkanal verläuft entlang der Nordseite des Donaukanals und besitzt ein Einzugsgebiet von rund 1.050 Hektar, wovon 600 Hektar undurchlässige Flächen sind. Er entwässert die Bezirke 2 und 20 und ist 9,9 km lang. Die Profilgrößen betragen im oberen Bereich 1,50/2,00 m, und im unteren bis zur Ostbahnbrücke 2,20-2,45/1,90 m. Von dort an verläuft der linke Hauptsammler durch ein sogenanntes Zwillingsprofil, also zwei Röhren, mit einem Durchmesser von je 2,55 m bis zum Hochwasserpumpwerk bzw. Donaukanaldüker, von wo an das Abwasser unter dem Donaukanal hindurch in den rechten Hauptsammler gepumpt wird. Bei Regenwetter werden über die Regenüberläufe nicht weiterleitbare Mischwässer in den Donaukanal geleitet. Wegen des geringen Gefälles kommt es zu Ablagerungen auf der Kanalsohle. An durchschnittlich 40 Tagen im Jahr kommt es daher auf Grund von Räumungsarbeiten zu Ausleitungen von 60% bis 100% des Trockenwetterabflusses (=Gebäudeabwässer) an unterschiedlichen Stellen. Insgesamt belasten damit pro Jahr ca. 1,9 Millionen m³ Abwässer mit ca. 604.000 kg BSB5 den Donaukanal. Durch die Koppelung des linken mit dem rechten Hauptsammler sollen diese künftig verringert werden.
Rechter Hauptsammelkanal: Der Rechte
Hauptsammelkanal verläuft auf der Südseite entlang des
Donaukanals von West
nach Ost auf 16,6 km Länge. Am oberen Ende am Schreiberbach
in Döbling misst der Kanal 1,10/1,65 m, am unteren Ende an
der Hauptkläranlage misst er 5,00/4,20 m. Er entwässert die
Bezirke 1, 3, 9, 11 und 19. Sein Gesamteinzugsgebiet umfasst
rund 13.000 Hektar mit einem Anteil von 5.300 Hektar
undurchlässiger Flächen. Insgesamt 18 Wienerwaldbäche
entwässern, teils mittels der beidseitigen
Wienflusssammelkanäle, in den Rechten Hauptsammelkanal. 14
Sammelkanäle münden ebenfalls in diesen, wobei an den
Einlaufstellen Regenüberläufe für die
Mischwasserentlastungsrinne situiert sind.
Wegen des geringen Gefälles muss der Kanal laufend von
Ablagerungen am Grund gesäubert werden. An durchschnittlich
70 Tagen im Jahr werden aufgrund des Regens 60% bis 100% des
Trockenwetterabflusses über die Regenüberläufe in den
Donaukanal geleitet.
Dadurch wird dieser mit durchschnittlich 4,2 Millionen m³
Abwasser bzw. 1,8 Millionen kg BSB5 belastet. Durch die
Verbindung des linken mit dem rechten Hauptsammelkanals
sollen diese Ausleitungen künftig vermieden werden können.
Linker Donausammelkanal: Das Gesamteinzugsgebiet
des linken Donausammelkanals beträgt 4.054 Hektar, wovon
1.200 Hektar undurchlässige Flächen sind. Er verläuft
entlang des nördlichen Donauufers auf einer Länge von 11 km.
Die Profilgrößen der Zwillingsprofile betragen je 2,14/2,40
m bis 5,30/3,10 m. Im Normalfall ist nur die linke Röhre
beflossen, erst bei Abflüssen von mehr als 3m³/s erfolgt
über Umschwellbauwerke die Inbetriebnahme der rechten
Profilhälfte. Der linke Donausammelkanal, welcher die an
Einwohnerzahl stetig wachsenden Bezirke 21 und 22
entwässert, wurde für die Abfuhr einer maximalen
Mischwasserabflussmenge von 63m³/s konzipiert.
Am Ende des Linken Donausammelkanals befindet sich ein
Absturzbauwerk zum Düker unter der
Neuen Donau. Für jede
der beiden Profilröhren sind zwei Absturzschächte vorhanden,
von denen der erste Schacht zum Schmutzwasserdüker und
weiter zum Schmutzwasserpumpwerk auf die
Donauinsel führt, von
wo wiederum der Schmutzwasserabfluss kontinuierlich über den
Donau-Düker zur Hauptkläranlage befördert wird.
Bei einer Belastung des Kläranlagenzulaufes durch
Mischwasserzuflüsse aus dem übrigen Kanalnetz wird die
Leistung des Schmutzwasserpumpwerkes gedrosselt und ein
Staubetrieb im Linken Donausammelkanal eingeleitet. Nach der
Füllung der Zulaufkanäle beginnt das Regenwasserpumpwerk,
die ankommenden Mischwassermengen in die
Donau zu heben.
Liesingtal-Sammelkanal: Das Gesamteinzugsgebiet des Liesingtal-Sammelkanals beträgt ca. 4.240 Hektar mit einem Anteil von 970 Hektar undurchlässiger Fläche, wovon rund 3.500 Hektar im Trennsystem entsorgen, d.h. Regenwasser wird separat geführt, und kann daher direkt in den Liesingbach geleitet werden. Der Liesingtal-Sammelkanal ist 20,5 km lang und weist Profilgrößen von 0,70/1,05 m bis 2,80/2,30 m auf. Bis auf die flussabwärts der Kläranlage Blumental gelegenen Gebiete, welche in die Hauptkläranlage in Simmering entwässern, werden die Abwässer der Kläranlage Blumental zugeführt.
Wiental-Kanal: Der Wiental-Kanal mit einer Länge
von 3,5 Kilometern wurde in ungefähr 30 Metern Tiefe
unterhalb des Wienflusses zwischen
Urania und
Ernst-Arnold-Park errichtet. Seine Hauptaufgabe besteht in
der Aufnahme des Mischwassers (Regenwasser plus Abwasser),
das bei starken Regenfällen bisher ungeklärt über den
Wienfluss in den
Donaukanal und weiter in
die Donau floss.
Mit einem Fassungsvermögen von rund 110.000 Kubikmetern
dient er als Rückhaltebecken, das je nach den freien
Kapazitäten der Hauptkläranlage in Simmering dorthin über
den Rechten Hauptsammelkanal RHSK entleert wird.
Bachkanäle: Im heutigen Wien spielen Bachkanäle
eine wichtige Rolle zur Abwasserbeseitigung. Schon das
römische Heerlager Vindobona nutzte Bäche zur
Abwasserentsorgung, die wahrscheinlich rasch verbaut wurden.
Bereits im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts war das
Stadtgebiet Wiens nahezu zur Gänze kanalisiert. Die Vororte
und Vorstädte nutzten jedoch die angrenzenden Bäche und
Wasserläufe zur Ableitung von Unrat und Fäkalien. Durch die
immer größere Bebauungsdichte und die Nutzung des
Quellwassers als Trink- und Nutzwasser konnten die
Wasserläufe die wachsenden Fäkalmengen nicht mehr adäquat
abtransportieren. Zudem führte Starkregen insbesondere im
Frühling zu teilweise verheerenden Hochwasserkatastrophen.
Die angespülten Abfälle, teilweise auch Tierkadaver lösten
daraufhin oftmals Epidemien, unter anderem die Pest aus.
Trotz der steigenden sanitären und gesundheitlichen Probleme
bedurfte es einer Katastrophe für eine Behebung der
Missstände. Diese trat im Februar 1830 durch einen großen
Eisstoß ein, der die Donau überschwemmte, und in der Folge
die Zuflüsse rückstaute und über die Ufer treten ließ.
Resultat war eine verheerende Choleraepidemie, die 2.000
Menschen das Leben kostete. Noch in den 30er Jahren wurde
daraufhin mit dem Bau zweier parallel zur Wien verlaufenden
Sammelkanälen begonnen. Zusätzlich begann nun die
Kanalisierung der verjauchten Wasserläufe innerhalb des
Linienwalls. So wurde
zunächst ab 1837 der
Ottakringer Bach verbaut, 1840 bis 1845 folgte die Als,
1848 der Währinger Bach.
Mit der Ableitung des
Döblinger Baches endete die erste Ausbaustufe 1850. Die
Verbauung endete in der Regel jedoch am Linienwall, die
umliegenden Gemeinden konnten derartige Bauprojekte nicht
finanzieren. Dies änderte sich erst nach der Eingemeindung
der Vororte, die 1890 beschlossen wurde. Erneut wurde ein
gewaltiges Kanalisierungsprojekt in den nun neuen
Stadtteilen durchgeführt. 1891 bis 1903 wurden 17 Millionen
Kronen in den Ausbau von Entwässerungsanlagen investiert.
Die Bäche der Vororte wurden in Bachkanäle bzw.
Hauptsammelkanäle umgewandelt. Betroffen davon waren im
Einzugsgebiet des
Donaukanals insbesondere der
Krottenbach,
Nesselbach,
Arbesbach,
Dornbach sowie die noch
offenen Teile von Als und
Währinger Bach. Im
Einzugsbereich der Wien waren dies wiederum
Lainzer,
Ameis- und
Ottakringer Bach.
Bis zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde die Verbauung der
Bäche immer weiter zur Stadtgrenze ausgedehnt.
Leben im Untergrund: Da die Fertigstellung der Wiener Kanalisation in die Zeit rasanten Wachstums der Stadt fiel, wo viele die erhoffte Arbeit nicht finden konnten, oder aus anderen Gründen obdachlos waren, entdeckte man bald die Zufluchtsmöglichkeit im Untergrund. Da die Kanalisation weitgehend begehbar ist, in den Hauptkanälen auch ungebückt, und die Kanalisation viele Verzweigungen und auch Kammern und Gänge aufweist, die auch bei Regen trocken bleiben, bot die Kanalisation für viele einen optimalen Unterschlupf, der vor allem in der kalten Jahreszeit Überlebensgrundlage war. Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts wagten sich mit Max Winter und Emil Kläger zwei Journalisten zu den Strottern und Obdachlosen, und begründeten mit ihren Berichterstattungen in den Zeitungen die Sozialreportage.
Als 1934 die Gemeinde Wien die „Kanalbrigade“ zur Vertreibung der illegalen Kanalbewohner ins Leben rief ging deren Zahl rasch zurück. Abgesehen vom Zweiten Weltkrieg und der Nachkriegszeit, als auch zahlreiche Geheimagenten der Alliierten die Kanalisation der geteilten Stadt für sich zu nutzen wussten (woraufhin auch der berühmte Film Der dritte Mann entstand), ist die Kanalisation als Notunterkunft heute weitgehend unbedeutend. Hauptgrund dafür sind die zahlreichen Sozialeinrichtungen, deren Errichtung in der Zeit des „Roten Wiens“ fiel, als die Sozialdemokraten die Stadt regierten und zahlreiche soziale Projekte in Angriff nahmen.
Drehort und Tourismus: Ausgelöst durch den
weltberühmten Film „Der dritte Mann“ und die gleichnamige
Novelle wurde das unterirdische Wien zunächst für weitere
Dreharbeiten interessant. Gelegentliche Führungen, die die
MA 30 veranstaltete, bewiesen das Publikumsinteresse, dem
sich auch private Veranstalter anschlossen.
1979 wurde der Film „Das Geheimnis der eisernen Maske“
(englischer Originaltitel „The fifth musketeer“) unter der
Regie von Ken Annakin mit Ursula Andress, Sylvia Kristel und
Beau Bridges in Wien und Umgebung gedreht. Das Kanalnetz und
der überwölbte Wienfluss
stellten einen Geheimgang von Schloss Versailles (Schloss
Schönbrunn) zur Bastille (Burg Kreuzenstein) dar und im
Kanal kam es auch zum Zweikampf zwischen den beiden
Zwillingsbrüdern Ludwig XIV und Philippe. Einer der beiden
stürzte schließlich in die reißenden Fluten des
Ottakringer Baches
und wurde abgetrieben.
1985 wurde ein Teil des Musikvideos zum Titel Jeanny des
österreichischen Sängers Falco in der Wiener Kanalisation
gedreht.
Ebenfalls in der Wiener Kanalisation spielte eine Folge der
österreichischen Krimiserie "Kottan ermittelt" mit Lukas
Resetarits, und "Kommissar Rex" ermittelte in der 14. Folge
("Unter den Straßen von Wien") ebenfalls im Untergrund.
Nachdem es lange Zeit nur sporadisch möglich war, das
Kanalnetz zu besichtigen, wurde am 1. Juni 1999 die
Erlebniswelt „Die Rückkehr des dritten Mannes“ eröffnet.
Schauspielerische Einlagen unterbrechen dabei die
Vermittlung von Wissen über die Geschichte der Kanalisation
Wiens und der Arbeit der hier tätigen Beschäftigten
Gerade noch rechtzeitig im Oktober 2002 wurde der 50.000.
Besucher gezählt, denn wegen der im Frühjahr 2003
beginnenden Bauarbeiten am
Wiental Kanal
wurden die Führungen ab 1. November 2002 vorübergehend
eingestellt.
Während dieser Pause wurde das Konzept überarbeitet und
gemeinsam mit privaten Partnern eine so genannte "3. Mann
Tour" entwickelt. Die MA 30 veranstaltet weiterhin ihre
Führungen in den Untergrund, im Rahmen einer Stadtführung
werden Originaldrehorte besucht, in
Wien-Wieden kann das private „Dritte
Mann Museum“ besucht werden und/oder im Burgkino der
Film in englischer Originalfassung betrachtet werden
Wien Kanal zeigt im Rahmen seiner Kanalführung unterhalb des
Esperanto-Parks nahe der
Secession vor allem jene Überfallkammer, die bei den
oben genannten Filmen – mit Ausnahme der Kottan-Folge – den
Hauptdrehort bildete. Durch Aufnahmen aus den
verschiedensten Blickwinkeln wurden immer wieder auf engem
Raum Verfolgungsjagden und weite Fußwege durch das
weitläufige Kanalnetz vorgetäuscht.
Die gelegentlichen privaten Kanalführungen haben hier keinen
Zutritt und sind auf andere Kanalabschnitte beschränkt.
Anlässlich der zwischen 16. und 20. April 2008 erstmals in
Wien abgehaltenen Criminale fanden auch zwei Lesungen in der
Kanalisation statt.
Quelle: Text: Wikipedia, Bilder: Clemens Pfeiffer unter der Lizenz CC BY-SA 2.0 at und gemeinfrei.
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Günter Nikles
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