Der Begriff Strotter (vom Altwiener Ausdruck „strotten“ = aussortieren) ist eine veraltete, aus dem Raum Wien stammende, Bezeichnung für Personen, die in Abfällen herumstöbern, um Verwertbares zu finden. Vorwiegend werden damit jene bis Mitte des 20. Jahrhunderts im Wiener Untergrund lebenden Personen assoziiert, für die das Strotten Lebensgrundlage war. Strotter wird zuweilen auch als Synonym für einen Vagabunden verstanden.
Verbreitung des Begriffs: Weil die Strotter dazumals ein lokales Wiener Phänomen waren, wurde der Begriff dort am stärksten geprägt und konnte sich großräumig nicht etablieren. Eine Internetumfrage legt nahe, dass die Bezeichnung heute nur noch einem kleinen Teil der österreichischen Gesamtbevölkerung geläufig ist – einzig in Wien wird sie noch von der Mehrheit verstanden. Außerhalb Österreichs ist sowohl die Bedeutung des Wortes als auch die Geschichte der ehemaligen Wiener Strotter praktisch unbekannt. Das Österreichische Wörterbuch gibt an, das Verb strotten bedeute in der ostmittelbairischen Mundart sinngemäß „stochern“ bzw. „nach verwertbaren Abfällen suchen“, und das Nomen Strotter käme in selbiger Region einem Vagabunden gleich. Von anderen Quellen überlieferte Bedeutungen sind „Gauner, Landstreicher, Strauchdieb, oder Gelegenheitsarbeiter“.
Wiener Kanalstrotter: Um 1900 entstanden mit dem
Donaukanal und anderen Sammelkanälen wesentliche Teile der
heutigen Wiener
Kanalisation. Obwohl durch die damaligen Bauprojekte
rund 5.000 Menschen eine Arbeit fanden, waren die Wiener
Vorstädte immer noch von Armut und Elend geprägt. Bald kamen Menschen aus ihrer
individuellen Notlage heraus auf die Idee, die Abwässer nach
ausgeschwemmtem Gegenständen zu durchsuchen und das
Gefundene weiterzuverkaufen. Um die Existenz solcher
Kanalstrotter wusste man bereits vereinzelt seit Beginn der
Kanalisierung 1893. Jene damals zu den sozial am
schlechtesten gestellten Menschen in Wien zählenden Arbeits-
und Obdachlosen versuchten auf diese Weise, ihren
Lebensunterhalt zu bestreiten.
Gefischt wurde mit Netzen, behelfsmäßig aufgestellten
kleinen Wehren, welche als Sieb dienten, Magneten, oder auch
mit an Stöcken befestigten Sieben, womit Gegenstände aus dem
vorbeiströmenden Abwasser abgefangen werden konnten. Manche
Strotter spezialisierten sich bei der Suche auf bestimmte
Dinge. So gab es zum Beispiel „Fettfischer“, welche nach
Knochen, Fleischresten und Fettstücken suchten, um diese
nach notwendiger Trocknung an die Seifenindustrie zu
verkaufen.
Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurden diese Menschen
durch die Sozialreportagen der Wiener Journalisten Max
Winter und Emil Kläger, die ab 1902 unabhängig voneinander
mehrmals den Untergrund besuchten. Vom letzten Strotter wird
aus den 1950er-Jahren berichtet.
Siehe auch: Leben im Wiener Untergrund.
Quelle: Text: Wikipedia, Bilder: Clemens Pfeiffer unter der Lizenz CC BY-SA 2.0 at und gemeinfrei.
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Günter Nikles
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