St. Ulrich war bis 1850 eine eigenständige Vorstadtgemeinde und ist heute ein Stadtteil Wiens im 7. Wiener Gemeindebezirk Neubau.
Geschichte: Schon im Jahre 1202
wurde der Ort Zeismannsbrunn urkundlich erwähnt, von dem die
erste Besiedlung des heutigen 7. Bezirkes ausging. Der
Münzmeister und Stadtrichter Dietrich besaß hier einen
Gutshof und stiftete 1211 eine Kapelle, die dem heiligen
Ulrich geweiht war. Mit der Zeit ging der Name St. Ulrich
daher auf die umgebende Ortschaft über. Dietrichs Erben
verkauften den Hof an den Ritter Greif. 1302 tauschte das
Schottenstift die Patronanz von Maria am Gestade mit
demjenigen von St. Ulrich. Weitere Grundstücke gehörten
einem Adlold. Diese wurden ihm jedoch 1309 als Strafe für
die Teilnahme an einem Aufstand entzogen. Insgesamt
entstanden drei Besitzkomplexe:
* Neudeggerlehen, ursprünglich Besitz des Bistums Passau,
dort befand sich ein Schloss, dessen Turm sich noch mit 1852
erhalten hat.
* Oberhof, Besitz des Landesfürsten.
* Umgebung der
Ulrichskapelle, Besitz des Schottenstiftes.
Da die Stadt Wien aber im Besitz der Grundbücher älterer
Klöster war und sich auf Anordnungen des Kaisers berief, kam
es zu ständigen Konflikten zwischen Wien und dem
Schottenkloster. Vorläufig konnten die Schotten aber die
Oberhand gewinnen und das Neudeggerlehen ging 1694 und der
Oberhof 1629 in den Besitz des Schottenstiftes über. Neben
St. Ulrich gingen aus den drei Grundkomplexen auch
Neubau
und Schottenfeld hervor.
Schon 1314 war die Gegend um die
Ulrichskapelle
dicht verbaut, wobei die weitere Verbauung hauptsächlich in
der unteren Neustiftgasse fortgesetzt wurde. Der Grund dafür
war die günstige Lage am
Ottakringer Bach, der zur
Bewässerung und zur Abfallentsorgung diente. Auf diese Weise
entstand ein Grabenangerdorf. Die Häuser wurden allerdings
großteils sowohl 1529 bei der Ersten als auch 1683 bei der
Zweiten Wiener Türkenbelagerung zerstört. Die
Ulrichskapelle
wurde aber von Kara Mustafa als Aussichtsplattform
verwendet.
St. Ulrich war ein Zentrum der Reformation. Der evangelische
Schulmeister Cosmas Trinkl konnte ab 1586 unterrichten und
der Besitzer des Oberhofes, Johann Baptista Pacheleb ließ
bis 1614 lutherische Messen abhalten. Im Zuge der
Gegenreformation musste Pacheleb jedoch den Oberhof aufgeben
und Trinkl wurde des Landes verwiesen. 1589 wurde St. Ulrich
zur eigenen Pfarre erhoben.
Mitte des 17. Jahrhunderts wurde eine Wasserleitung von St.
Ulrich nach Wien angelegt. Der Hof-Bauschreiber Peter
Concorz bestätigte am 22. Dezember 1651, dass er vom
Pfarrhof Sankt Ulrich Wasser in einer drei Zoll weiten Röhre
aufgefangen, „in die Stadt in den großen Wasserkessel hinter
der neuen Burg an der Bastei allda eingeführt und von da auf
ewige Zeiten“ – und zwar zum ersten Mal auf kaiserliche
Kosten – eine ein Zoll weite Röhre bis in das
Schottenkloster geführt habe.
Am 11. August 1835 wurde fast das komplette Dorf durch einen
Brand zerstört. Heute ist nur mehr wenig von der alten
Ortschaft übrig. Das Gebiet um den St.-Ulrichs-Platz ist von
Barockhäusern geprägt, im Haus Nr. 4 gibt es noch Reste
mittelalterlicher Mauern.
Quelle: Text: Wikipedia, Bilder: Wappen gemeinfrei und © Bwag/Wikimedia.
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