Der Ottakringerbach, um 1449 auch ‚Sankt Ulreichspach‘
genannt, entspringt am
Gallitzinberg im 16. Bezirk. Er floss
ursprünglich den Liebhartstalgraben entlang, dann über die
heutige Thaliastrasse in die Lerchenfelderstrasse bis zur
Döblergasse, wo er quer durch den Block beim Augustinplatzl
in die Neustiftgasse mündete. Im Bereich St. Ulrichsplatz
machte er eine Schleife um das Neudeggerschloss (heute
Neustiftgasse 17-19) zurück in die Neustiftgasse und führte
weiter über den Minoritenplatz, die Strauchgasse, den Tiefen Graben und den Concordiaplatz in den damaligen Donauarm, den
heutigen Donaukanal.
Er war der zweitlängste Bach von Wien. Schon im 13.
Jahrhundert wurde er ab der Museumsstrasse über den
Getreidemarkt in einem künstlichen Gerinne (Mörung) in den
Wienfluss umgeleitet, wo
er im Bereich der Secession einmündete. An dieser Stelle
wurde mit seinem Wasser bis 1843 eine Bleistiftmühle
betrieben.
Charakteristik: Der Ottakringerbach oder
St. Ulreichspach speiste in der Gegend um St. Ulrich kleine
Fischteiche in denen Karpfen gehalten wurden, und diente zur
Bewässerung der Wein- und Obstgärten.
St. Ulrich war die
erste Vorstadtsiedlung im Bereich des heutigen 7. Bezirks,
und der Rest (Spittelberg,
Neubau,
Schottenfeld,
Altlerchenfeld war
landwirtschaftlich als Vieh- und Ackerbau genutzt –
besonders Weinbau.
Grundsätzlich wurde der Bach nicht nur zur Bewässerung
verwendet sondern auch zur Abfallentsorgung. Es wurde
einfach alles hineingekippt, vor allem faulende Dinge. In
der Biedermeierzeit soll der Bach in seinem Unterlauf so
gestunken haben, dass die Geruchbelästigung fast
unerträglich war. Auch Tierkadaver wurden in den Bach
geschmissen. Daraus erklärt sich auch die Gefährlichkeit
dieses Gewässers für das dichtverbaute Gebiet. Durch das
Hochwasser entstanden Epidemien wie die Pest und die
Cholera.
Der Ottakringerbach war eigentlich ein ruhiges Gewässer.
Jedoch bei starken Regenfällen schwoll er an und es folgte
ein immer wiederkehrendes Hochwasser, das Überschwemmungen
und große Schäden verursachte.
Die Liste der Schäden ist lang.
1449 und 1476 soll der Bach einen Gattern des Bollwerks
St. Ulrich weggeschwemmt haben. In den Jahren 1641 und 1677
war Hochwasser, worauf Schäden an den Fortifikationen
entstanden und die Reparatur 1.726.- fl kostete. Das nächste
große Hochwasser war 1698, wo grobe Verwüstungen an den
Ravelins der Stadtmauer die Folge waren und die Reparaturen
wesentlich teurer als zuvor kamen.
1729 wurde dann die Einwölbung des Baches im Bereich der
Neustiftgasse beschlossen. Noch im selben Jahr und im Jahr
1785 kam wieder Hochwasser, doch die Einwölbung konnte vor
großen Schäden nicht schützen.
Die Seuche 1830/31 löste in Wien eine große
Kanalisierungswelle aus. So wurde 1840 – 1843 dann ein
eigener Abfall- und Überwasserkanal im Bereich
Ottakringerstraße, Thaliastrasse und Lerchenfelderstrasse
gebaut, in den der Ottakringerbach eingeleitet wurde. Dabei
wurden Teile des alten Bachbetts zugeschüttet.
Die nächste große Überschwemmung 1845 richtete in der
unteren Neustiftgasse trotz Einwölbung abermals große
Schäden an.
Als er dann 1853 und 1862 sein Kanalbett sprengte und erneut
bemerkenswerte Schäden anrichtete, wurde er 1874 so
umgeleitet dass er nicht hinunter in die Neustiftgasse floss
sondern geradeaus die Lerchenfelderstrasse weiter bis zur
Museumsstrasse. Dies war notwendig, um den neu geplanten Bau
des Justizpalasts (ehem.
Palais Trautson – Anfang Neustiftgasse) zu sichern.
Es wurde allerdings ein Ottakringerbach-Entlastungskanal
gebaut, welcher über die Koppstrasse und Neustiftgasse zum
Getreidemarkt führt, wo sich Ottakringerbach-Kanal und
Ottakringerbach-Entlaster wieder treffen und gemeinsam auf
Höhe der Secession in
den linken Wienfluss-Sammelkanal einmünden.
Später wurde auch die Quelle am Gallitzinberg eingewölbt.
So ist der komplette Ottakringerbach von der Stadtoberfläche verschwunden, und langsam auch aus dem Gedächtnis der Bevölkerung.
Heutzutage kennen einzig allein Historiker, geschichtlich Interessierte sowie Arbeiter und Angestellte der MA ‚Wien Kanal‘ den Bach.
Quelle: Text: Elfriede Faber ‚Neubau‘ Edition Wien 1995, Bilder: PictureObelix unter der Lizenz CC BY-SA 3.0 at und Alexander Seidl unter der Lizenz CC BY-SA 3.0 de.
Einige Texte sind von der freien Wikipedia kopiert und angepasst worden. Die allermeisten Bild- und Mediendateien sind aus eigener Quelle und können auf Anfrage für eigene Webseiten verwendet werden. Sollten sich dennoch Bild- oder Mediendateien auf dieser Seite finden, welche einen Copyright unterliegen, so bitte ich um Verständigung per Email office@nikles.net, damit ich einen Copyright-Vermerk bzw. Weblink anbringen kann, bzw. auf Wunsch die Bild- oder Mediendateien löschen kann.
Günter Nikles
Josef Reichl-Str. 17a/7
7540 Güssing
Austria
Email:
office@nikles.net
Website:
www.nikles.net
(c) 2024 www.nikles.net