Die Hauptkläranlage Wien befindet sich am topografisch
tiefsten Punkt der Stadt auf der
Simmeringer Haide
und reinigt die gesamten kommunalen Abwässer der
Bundeshauptstadt. Bei Trockenwetter sind das täglich rund
500.000 m³ Abwässer. Sie wurde nach mehrjähriger Planung
1980 für ursprünglich 2 Millionen Einwohnergleichwerte (EGW)
angelegt. Im Jahr 2005 erfolgte die Erweiterung der Anlage
um eine zweite biologische Reinigungsstufe, seit der
Eröffnung der Erweiterung am 18. Juni 2005 kann die Anlage
Abwasser im Ausmaß von 4 Millionen EGW reinigen, wobei die
derzeitige Auslastung rund 3,25 Mio. EGW beträgt.
Eigens für den Betrieb der Anlage wurden 1976 die
Entsorgungsbetriebe Simmering gegründet, welche neben der
Kläranlage bis zum Jahr 2000 auch eine Verbrennungsanlage
für die anfallenden Klärschlämme sowie für Sondermüll,
darunter auch die ausgesiebten Feststoffe, betrieben haben.
Im Jahr 2000 wurde die thermische Klärschlamm- und
Sonderabfallbehandlungsanlage der Entsorgungsbetriebe
Simmering von Fernwärme Wien, die auch die thermischen
Abfallbehandlungsanlagen Spittelau und Flötzersteig
betreibt, übernommen und wird seitdem unter der Bezeichnung
"Werk Simmeringer Haide" weitergeführt.
Leistung: Das gesamte Gelände besitzt ein Ausmaß
von rund 40 ha. Seit der Eröffnung der Erweiterung am 18.
Juni 2005 kann die Anlage Abwasser im Ausmaß von 4 Millionen
EGW reinigen, wobei die derzeitige Auslastung rund 3,25 Mio.
EGW beträgt. Zudem kann seither eine Reinigungsleistung von
über 95 % des BSB5 erreicht werden. Zuvor waren es rund 85
%. Mehr als 70 % des Stickstoffes können entfernt werden und
die Durchlaufzeit des Abwassers beträgt rund 20 Stunden
statt vormals 5 Stunden.
Pro Sekunde können 18 m³ (18.000 Liter) zur Reinigung
aufgenommen werden. Da das Wiener Kanalsystem ein
Mischwassersystem ist, d.h. sowohl Regenwasser als auch
Gebäudeabwässer abgeleitet werden, wird bei Regenwetter
überschüssiges Abwasser durch ein neues Rückhaltesystem
aufgestaut, damit sämtliches Abwasser auch zur biologischen
Reinigung gelangen kann. Vor dem Ausbau wurden bei
Überlastung je 12 m³ zur biologischen und zur mechanischen
Reinigung geleitet, was die Reinigungsleistung zu
Regenzeiten dementsprechend dezimierte.
Anlagentechnik:
* Fünf Verdichter mit je 45.000 Nm³/h bzw. je 1.250 kW.
* Im Zwischenpumpwerk gibt es acht Pumpen mit einer
Durchflussmenge von je 2,6 m³/s und sechs Pumpen mit je 2,7
m³/s.
* Im Verteilbauwerk gibt es 15 induktive
Durchflussmessgeräte mit Regelklappen, DN 1200.
* 15 Belebungsbecken mit einer Länge von je 79 Metern, einer
Breite von je rund 33 Meter und einer Tiefe von 5,5 Meter,
was ein Gesamtvolumen von rund 171.000 m³ ergibt.
* 15 Nachklärbecken mit einem Innendurchmesser von je 64
Metern, einer mittleren Tiefe von 4,1 Meter und einem
Gesamtvolumen von 200.000 m³.
Funktionsweise dieser Kläranlage: Das über die
Hauptsammelkanäle der
Wiener Kanalisation gesammelte
Abwasser wird im Schotterfang, der Rechenanlage, dem
Sandfang und in den Vorklärbecken vom Großteil der
ungelösten Verunreinigungen befreit. Dadurch lassen sich
bereits 30 % der Schmutzstoffe entfernen. Danach folgt die
biologische Reinigung, welche sich verschiedenster
hinzugefügter Mikroorganismen bedient, welche die
organischen Verunreinigungen in ihre chemischen Bestandteile
wie Kohlenstoff aufspalten. Dazu stehen vier sogenannte
Belebungsbecken zur Verfügung. Der für die Mikroorganismen
wichtige Sauerstoff wird mittels 32 Kreisbelüftern
eingeblasen.
Danach werden bereits in den Zuläufen zu den 16
Zwischenklärbecken, in denen die organischen Schlämme vom
Abwasser getrennt werden, unter Beimengung von
Eisen(III)chlorid Phosphate aus dem Wasser gefällt. Die
Mikroorganismen setzen sich dann mitsamt dem aufgenommenen
Schmutz als Belebtschlamm ab, von welchem ein Teil als
Rücklaufschlamm in die Belebungsbecken der ersten Stufe
rückgeführt werden, um die Anreicherung mit Mikroorganismen
zu beschleunigen und den Abbauprozess intakt zu halten. Der
Überschussschlamm hingegen wird in die Eindicker gepumpt.
Im Verteilbauwerk wird der Abwasserstrom dann gleichmäßig
auf die 15 Belebungsbecken der zweiten Stufe aufgeteilt, wo
das Abwasser von weiteren Verunreinigung u. A. durch
Denitrifikation befreit wird. Daraufhin folgen 15
Nachklärbecken, mit je einem Durchmesser von 64 Metern. In
diesen wird der nun verbliebene Klärschlamm ebenfalls in die
Eindicker gepumpt, wo der gesamte Schlamm unter Einwirkung
der Schwerkraft eingedickt und daraufhin in
Wirbelschichtöfen verbrannt. Das verbliebene, nun von
Schadstoffen befreite Abwasser, wird nach nun bereits rund
20 Stunden Durchlaufzeit (vor dem Ausbau waren es nur 5
Stunden) über die Auslaufgerinne in den Donaukanal
eingeleitet.
Klärschlammverbrennung: In Werk Simmeringer Haide
der Fernwärme Wien werden in Wirbelschichtöfen die jährlich
anfallenden rund 1,8 Mio. Tonnen Dünnschlamm vorsichtig
erwärmt und mit Flockungshilfsmittel (Kunststoff in
Pulverform) vermischt. Danach wird diese Masse durch
zentrifugieren entwässert und es verbleiben jährlich rund
180.000 Tonnen Dickschlamm mit einem Feststoffanteil von 34
bis 37 %. Dieses Vorbehandlungsverfahren zur Verbrennung
wurde in den Jahren 1986 bis 1990 in Zusammenarbeit mit den
Lieferfirmen der Geräte und Additive so weit verbessert,
dass die Verbrennungsanlage bis heute mit international
beispielgebenden Leistungsdaten aufwarten kann. Dieses
Verfahren wurde daher für die US-Bundesstaaten New York und
Connecticut im großen Stil übernommen.
Durch eine hoch entwickelte Brenntechnologie kann der nun
entwässerte Klärschlamm in drei Wirbelschichtöfen bei 850
bis 880° C zur Energiegewinnung genutzt werden. Die
Gasleistung der drei Öfen beträgt zusammen 176.000 m³ pro Stunde.
Quelle: Text: Wikipedia, Bilder: Peter Gugerell, gemeinfrei und GuentherZ unter der Lizenz CC BY-SA 3.0.
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