Das Czartoryski-Schlössel war ein Palais im 18. Wiener Gemeindebezirk, Währing, Währinger Straße 175-181, aus dem frühen 19. Jahrhundert. Den Namen erhielt das Schlössel nach den polnischen Fürsten Czartoryski, in deren Besitz es bis zum Verkauf an die Stadt Wien 1912 verblieb. 1957 wurde das Gebäude abgerissen.
Geschichte: Auf dem Areal stand seit 1748 die
Villa des Hofjuweliers Josef Friedrich Schwab († 1780).
Seine Enkelin Theresia Schwab heiratete 1802 den Bankier
Jakob Friedrich van der Nüll (dessen jüngster Sohn der
Architekt Eduard van der Nüll war). Er übernahm 1807 den
Besitz und ließ die Villa umbauen, um hier seine Sammlungen
zu beherbergen. Ein um 1810 entstandener Stich zeigt das
Schlössel in diesem Bauzustand.
Nach dem Tod van der Nülls 1823 kaufte der Botschafter
Großbritanniens in Österreich, Sir Henry Wellesley, 1. Baron
Cowley (jüngerer Bruder des Siegers von Waterloo Arthur
Wellesley, 1. Herzog von Wellington) 1824 das Haus und
erweiterte und verschönerte das Palais. Nachdem er Wien 1831
verlassen hatte, verkaufte er den Besitz 1832 / 1834 an
Fürst Konstantin Adam Czartoryski (1774–1860).
Czartoryski-Schlössel: Fürst Czartoryski galt als
großer Kunstsammler und „Mäzen der Musik“. Er ließ hier
seine Sammlungen aufstellen und gab seine Schätze,
insbesondere Bilder und Miniaturen, zum öffentlichen Besuch
frei. Das von den Wienern bald „Czartoryski-Schlössel“
genannte Gebäude mit großen Parkanlagen beherbergte den
kostbaren Kunstschatz der Fürsten sowie eine Gemäldegalerie.
Als „Tempel der Musen“ war das Palais Treffpunkt der
Aristokratie. Bei Hauskonzerten traten berühmte Musiker
dieser Zeit wie Hector Berlioz und Franz Liszt auf. Der
Fürst unterhielt im Schlössel ein eigenes Theater, wo Werke
deutscher und französischer Klassiker, diese in der
Originalsprache, aufgeführt wurden.
Die Liebe zur Kunst vererbte der Fürst seinen beiden Söhnen.
Die beiden betätigten sich als Theater- und Musikkritiker
und als Direktionsmitglieder der Gesellschaft der
Musikfreunde, wobei sie aktiven Anteil am Bau des Wiener Musikvereinsgebäude am Karlsplatz hatten. Dort befindet
sich auch eine Gedenktafel. Das Czartoryski-Schlössel jedoch
wurde von Sohn Georg (1828–1891), der es geerbt hatte, kaum
instand gehalten.
In den Jahren 1896 / 1897 wurde ein Teil der Sammlungen auf
den Familiensitz, Schloss Jaroslau in Galizien, gebracht.
Die kostbar verzierten eingelegten Fußböden sowie die Tür-
und Fensterstöcke wurden 1912 ausgebaut, bevor das Anwesen
an die Stadt Wien verkauft wurde. Im Ersten Weltkrieg lag
Schloss Jaroslau direkt an der Ostfront und erlitt bei
russischen Angriffen schwere Kriegsschäden. Die im Schloss
befindliche Inneneinrichtung des Czartoryski-Schlössels
verbrannte.
Volksheim, Luftschutzkaserne, Schule: Nach dem
Verkauf an die Stadt bestand der Plan, das Areal zu
parzellieren, konnte aber auf Grund des Krieges nicht
realisiert werden. Nach 1918 wurde unter der nunmehr
sozialdemokratischen Stadtverwaltung 1923 ein Volksheim
eröffnet, nachdem der Besitz von Währinger Sozialdemokraten
in unbezahlter Arbeit renoviert worden war. Die
Räumlichkeiten wurden zu diesem Zweck adaptiert, die
ehemalige Schlosskapelle wurde zu einem Festsaal
umfunktioniert und für kulturelle Veranstaltungen verwendet.
Die Gemeinde Wien vermietete die restlichen Räume an die
SDAPÖ-Bezirksorganisation.
1934 wurde das Schlössel von der ständestaatlichen
Bundesregierung beschlagnahmt. Während des Zweiten
Weltkrieges diente es als Luftschutzkaserne. 1945 erlitt das
Gebäude zwei Brände, die KPÖ mietete sich zeitweise ein. Die
Währinger SPÖ bekam das Gebäude 1951 zurück und konnte es
1953 wieder in Besitz nehmen. Von 1950 bis 1955 wurde das
Schlössel als Theaterraum verwendet, unter anderem vom
Kabarett „Gersthofer Brettl“.
Da die Sanierung des Gebäudes aus wirtschaftlichen Gründen
nicht mehr in Frage kam, wurde das Czartoryski-Schlössel
1957 demoliert und auf dem Areal bis 1959 eine Volks- und
Sonderschule für körperbehinderte Kinder errichtet. Sie
wurde 1989 nach Hans Radl benannt, der 1926 die erste
Tagesheimschule für körperbehinderte Kinder initiiert hatte.
Architektur: Das Schlössel war seit dem Umbau um
1810 im Empire-Stil gestaltet. Es war Hufeisen-förmig
gegliedert und zwei- bis dreigeschoßig. Der Mitteltrakt war
von der Währinger Straße aus zurückversetzt und bildete mit
den beiden Seitenflügeln einen Ehrenhof. Dieser war zur
Straße durch ein Eisengitter abgegrenzt. An der Gartenseite
des Palais, die durch einen giebelgekrönten Portikus mit
dorischen Säulen und Reliefs geschmückt war, begann ein
englischer Landschaftsgarten, der sich den Hügel zur
Kreuzgasse hinauf zog.
Nach dem Auszug der Familie Czartoryski blieben von der
ehemaligen Ausstattung die Bibliotheksdecke mit
mythologischen Darstellungen sowie der Stuckplafond in der
ehemaligen Gemäldegalerie erhalten. In der Gemäldegalerie
wurde später ein Theatersaal eingerichtet, die Kapelle in einen Festsaal umgestaltet.
Quelle: Text: Wikipedia, Bilder: Archiv Bezirksmuseum Währing, gemeinfrei.
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