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Die Bundeshauptstadt

2. Bezirk - Augarten

Der Augarten ist ein 52,2 ha großer, öffentlicher Park mit der ältesten barocken Gartenanlage Wiens und befindet sich in der Leopoldstadt, dem zweiten Wiener Gemeindebezirk.

Nördlich grenzt der Augarten an den Nordwestbahnhof und südlich an das Karmeliterviertel, nach Nordwesten und Nordosten bildet die Parkmauer die Grenze zum 20. Wiener Gemeindebezirk, der Brigittenau. Der Augarten bildet mit den umliegenden Straßenzügen das Augartenviertel, einen zehn Zählsprengel umfassenden Zählbezirk der Leopoldstadt.

Die Gartenanlage im französischen Stil bietet neben einem gepflegten Parterregarten mit aufwändigen Blumenlandschaften auch ein weitläufiges, von schattigen Alleen aus Kastanien, Rüstern, Linden, Eschen und Ahornbäumen durchzogenes Gebiet, das für die Bevölkerung und für touristische Besucher einen idealen Raum zur Erholung, aber auch zur sportlichen Betätigung abgibt. Wie in fast allen Bundesgärten in Wien ist der Zugang in der Nacht allerdings nicht möglich, da die fünf Parktore geschlossen werden (vom Einbruch der Dunkelheit bis zum frühen Morgen - die saisonabhängigen Uhrzeiten hängen in Form von Metallschildern an den Toren aus).

Der Augarten beherbergt darüber hinaus verschiedenste Einrichtungen wie zum Beispiel die Wiener Sängerknaben im Augartenpalais, die Porzellanmanufaktur Augarten, den Augarten Contemporary, das Filmarchiv Austria, ein Altersheim, eine Schule, ein Kinderfreibad und nicht zuletzt mehrere Sportplätze.

Wer sich bei all diesem Angebot zwischendurch laben möchte, dem stehen neben mehreren Trinkwasserbrunnen auch zwei gastronomische Betriebe zur Verfügung, einer im Parterre an der unteren Parkmauer, einer direkt beim Atelier Augarten.

Die barocke Gartenanlage, das Palais und der erhaltene Teil der ursprünglichen Augartenmauer aus dem frühen 18. Jahrhundert stehen seit dem Jahr 2000 unter Denkmalschutz.

Geschichte: Im Jahr 1614 ließ Kaiser Matthias in der Wolfsau, einem Teil des damaligen kaiserlichen Jagdgebietes, der dazumals noch eine unberührte Aulandschaft war, ein kleines Jagdschloss erbauen. Um 1650 entstand unter Ferdinand III., der zu diesem Zweck den Auteil am Tabor hinzu kaufte, nächst dem Jagdschloss eine (verglichen mit den späteren Ausmaßen des Augartens kleine) Gartenanlage in holländischem Stil, und das Jagdschloss wurde erweitert. In den 1660er-Jahren erwarb Leopold I. aus Privatbesitz die angrenzenden trautsonschen Gärten und es entstand ein barocker Lustpark an deren Stelle. Das trautsonsche Gartenpalais ließ Leopold I. um 1677 zu einem kleinen Schloss umbauen, welchem er den Namen „Kaiserliche Favorita“ verlieh. Später hat sich der Name „Alte Favorita“ für das kaiserliche Lustschloss etabliert. 1683 war nicht nur für Wien im allgemeinen, sondern auch für den Augarten ein schwarzes Jahr: Im Zuge der zweiten Wiener Türkenbelagerung wurde die gesamte Anlage zerstört. Von den Gebäuden blieben lediglich Teile der Mauern stehen. Erst 1705 wurden die Gartenanlage und das Schloss unter Kaiser Joseph I. wieder hergestellt. Der damals errichtete Gartensaal ist heute Firmensitz der Porzellanmanufaktur-Augarten, der zweitältesten Porzellanmanufaktur Europas. Wenige Jahre später, im Jahr 1712, beauftragte der neue Regent Karl VI. den Gartenarchitekten Jean Trehet, der auch die Gartenanlagen des Schönbrunner Schlosses und des Belvedere realisierte, eine neue, aufwändigere Gartenanlage in französischem Stil anzulegen. Der heutige Augarten entspricht in seiner Form weitgehend dieser Anlage.

Nach der Öffnung des Wiener Praters für die Öffentlichkeit im Jahre 1766 wurde auch der Augarten am 1. Mai 1775 von Joseph II. der Allgemeinheit zugänglich gemacht. Anlässlich dieses Ereignisses wurden auch Nachtigallen ausgesetzt und deren Jagd unter Strafe gestellt. Der Eingang wurde damals noch von Militär bewacht und im Gelände selbst waren Invalide zur Wahrung der Ordnung gegenwärtig. Die Inschrift „Allen Menschen gewidmeter Erlustigungs-Ort von Ihrem Schaetzer“ von damals ist heute noch über dem Hauptportal des Augartens, das direkt zum Schloss Augarten (dem Firmensitz der Porzellanmanufaktur) führt, zu lesen. Um diesem Leitspruch gerecht zu werden beherbergte der Augarten damals neben dem Eingang auch ein Gebäude mit Speisesälen, Erfrischungsräumen, Tanzsälen und Billardzimmer, für das der Traiteur Ignaz Jahn verantwortlich war.

Hochwasser: Beim verheerenden Hochwasser, das in der Nacht vom 28. Februar auf den 1. März 1830 die nahe der Donau gelegenen Gebiete Wiens heimsuchte, wurde der gesamte Augarten 1,75 Meter hoch überflutet. Zwei Gedenktafeln, eine davon an der Innenseite des Hauptportals und eine beim Tor nächst der Castellezgasse angebracht, erinnern noch heute an dieses Ereignis. Von 1860 bis 1870 fand die Regulierung des Donaustroms und somit die Abtrennung des Augartens von der Donau statt. Aus dem vormaligen Augebiet wurde damit eine Kulturlandschaft, die nicht mehr durch regelmäßige Hochwässer bedroht ist.

Zwischen 1934 und 1936 wohnte der damalige Bundeskanzler Kurt Schuschnigg im Palais Augarten. Bis zum Zweiten Weltkrieg verlief die Geschichte des Augartens dann relativ ruhig. Gegen Ende des Krieges sollte sich das aber ändern, denn die Kriegsstrategen von Adolf Hitler hatten den Augarten aufgrund seiner geographischen Lage als idealen Standort für die Errichtung von Flaktürmen zum Schutz der Wiener Innenstadt auserkoren. Im Sommer 1944 wurde mit dem Bau von zwei der Wiener Flaktürme (einem Gefechtsturm mit einer Höhe von 55 Metern und einem Leitturm mit einer Höhe von 51 Metern) begonnen, die durch ihre bizarre Erscheinung inmitten des Gartens mittlerweile zu einem Charakteristikum des Augartens geworden sind. Der Bau der Wiener Flaktürme mit den einhergehenden destruktiven Erscheinungen (Verlegung von 16 Eisenbahngeleisen, Errichtung umfangreicher Barackensiedlungen für die Bauarbeiter usw.) setzte dem Augarten alleine schon sehr arg zu, doch darüber hinaus wurden während des Krieges auch noch hunderte Kubikmeter Schutt deponiert, fuhren Panzerfahrzeuge kreuz und quer durch die Gartenanlage und es wurden Massengräber angelegt, in denen viele hundert Kriegsopfer beigesetzt worden sein sollen.

Ende der 1960er-Jahre wurde versucht, einen der beiden Flaktürme zu sprengen. Der Turm wurde zwar erheblich beschädigt - die Risse sind noch gut zu sehen - blieb jedoch stehen. Bis auf die de facto unzerstörbaren Türme ist von den Kriegstagen aber heute nichts mehr zu sehen, der Augarten präsentiert sich vielmehr als ausgesprochen attraktiver, friedlicher Park.

Einrichtungen im Augarten:
Wiener Sängerknaben: Seit 1948 sind die Wiener Sängerknaben im Palais Augarten angesiedelt. Neben einem Gymnasium mit Internat ausschließlich für die Sängerknaben sind im Palais noch ein Kindergarten und eine private Volksschule mit Öffentlichkeitsrecht untergebracht, die auch musikbegeisterten Kindern beider Geschlechter offenstehen. Im Dezember 2012 wurde die Konzerthalle MuTh für die Sängerknaben im Augarten fertiggestellt.
Porzellanmanufaktur: Die Porzellanmanufaktur Augarten hat ihren Firmensitz im ehemaligen Gartensaal des Schlosses Augarten (Eingang von der Oberen Augartenstraße). Hier wird bis heute in Handarbeit hochwertiges Porzellan angefertigt.
Ambrosimuseum / Thyssen-Bornemisza: Das Atelier des Künstlers Gustinus Ambrosi nahe dem Eingang Lampigasse / Scherzergasse war 1955 bis 2017 im Bereich des Englischen Gartens etabliert. Neben einem Skulpturengarten fand sich hier auch das Gustinus-Ambrosi-Museum. Im ehemaligen Wohnhaus und Atelier des Künstlers stellte 2012 bis 2017 die von Francesca Habsburg-Lothringen geleitete Stiftung Thyssen Bornemisza Art Contemporary aus und nannte die Einrichtung TBA21 – Augarten. Wie von Francesca Habsburg im November 2015 angekündigt, wurde TBA21 Ende 2017 geschlossen, als der Mietvertrag für die Räume im Augarten auslief. Auch das Gustinus-Ambrosi-Museum wurde geschlossen; über die neue Nutzung der Räumlichkeiten wurde noch nichts verlautbart.
Filmarchiv: Das Filmarchiv Austria ist seit 1997 in den Wirtschaftsgebäuden des Palais Augarten an der Oberen Augartenstraße zu Hause.
Votivkreuz: Nahe der nördlichen Umfassung (Eingang Wasnergasse) steht das Schmidtsche Votivkreuz, das 1758 gestiftet und 1890 hier aufgestellt wurde.
Haus Augarten: Das Haus (2., Rauscherstraße 16) ist ein im Jahr 1975 eröffnetes Seniorenheim. Direkt daran angebaut ist das Café Haus Augarten.
Lauder-Chabad-Campus: Der Campus (2., Rabbiner-Schneerson-Platz 1 / Rauscherstraße) wurde 1998 erbaut. Er umfasst eine Krabbelstube, einen Kindergarten, eine Volksschule, eine Mittelschule und einen Hort. Der Campus verfügt über eine eigene pädagogische Akademie und eine Synagoge.
Flaktürme: Ein Flaktürme-Paar, die Flaktürme Augarten, sind unverkennbare Bestandteile der Silhouette des Parks.
Sportplätze: Vier Bundesspielplätze werden vor allem von Schülern intensiv genutzt, zumal viele Wiener Schulen über keine eigenen Sportanlagen verfügen und den Turnunterricht daher im Augarten abhalten.
Familienfreibad: Im nördlichen Teil des Augartens betreibt die Wiener Stadtverwaltung unweit der Wasnergasse ein Familienfreibad.
Kirche: Die kleine Muttergotteskirche im Augarten befindet sich Ecke Wasnergasse / Gaußplatz / Obere Augartenstraße.
Kinderspielplätze und Pflanzenzucht: Zahlreiche Kinderspielplätze und gärtnerisch genutzte Flächen, die den Bundesgärten zur Heranzucht der für die Gartengestaltung benötigten Pflanzen dienen, zählen ebenso zum Augarten.
Brunnen im Augarten.

Siehe auch Augartenspitz

Quelle: Wikipedia, Bilder: © Bwag/Wikimedia, Peter Gugerell, gemeinfrei, GuentherZ unter der Lizenz CC BY-SA 3.0.



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