Das Palais Caprara-Geymüller ist ein im Jahr 1698 fertig gestelltes Palais im 1. Wiener Gemeindebezirk Innere Stadt. Es befindet sich in der Wallnerstraße 8 und zählt zu den ältesten Barockgebäuden Wiens.
Geschichte: 17. bis 18. Jahrhundert: 1687 kaufte
der aus einer Bologneser Familie stammende
Generalfeldmarschall Enea Silvio Graf von Caprara ein Haus
an der Wallnerstraße, doch er ließ es sehr bald abreißen.
Elf Jahre später, im Auftrag des Grafen von Caprara,
errichtete der ebenfalls aus Bologna stammende Architekt
Domenico Egidio Rossi das Palais Caprara. Er orientierte
sich bei der Planung an der damals in Italien üblichen
Palastarchitektur. Für das Hauptportal, Gesimse, Stufen und
andere Bauteile wurde harter Kaiserstein aus dem
Kaiserlichen Steinbruch verwendet.
Anfang des 18. Jahrhunderts wurden bauliche Veränderungen
vorgenommen, so wurden beispielsweise die zwei Atlas-Statuen
aus Eggenburger Stein am Eingangstor hinzugefügt. Daraufhin
blieb das Palais fast 100 Jahre im Besitz der Familie
Caprara, bis es 1796 von Carl Fürst von Liechtenstein
gekauft wurde. Ein Jahr später ging es in den Besitz von
Baron Wimmer über, bevor 1798 der französische Gesandte Jean
Baptiste Bernadotte, später König von Schweden, das Palais
mietete. Da er aber am 13. April bei einem Fest die
Trikolore hisste, musste er noch im selben Jahr das Land
verlassen, da es zu Aufständen unter dem Volk kam.
Ende 1798 kauften Johann Heinrich und Johann Jakob Geymüller
das Gebäude das von nun an Palais Caprara-Geymüller heißen
sollte. Johann Jakob Geymüller war ein reicher Fabrikant und
Bankier und ihm gehörte unter anderem auch das sogenannte
Geymüllerschlössel in Pötzleinsdorf. Die Brüder Geymüller
ließen die Innenräume des Palais im Empirestil neu
gestalten.
19. Jahrhundert bis heute: Nach dem finanziellen Ruin des Bankhauses Geymüller wurde das Gebäude unter anderem 1897 an die Barone Pouthon und 1905 an das Land Niederösterreich verkauft. Neben privaten Eigentümern hatte im Palais Caprara-Geymüller auch die Konsularabteilung der Britischen Botschaft ihren Sitz. Nach einer Generalsanierung von 1986 bis 1988 durch den heutigen Eigentümer, einer Immobiliengesellschaft, wurde das Haus bis zum Jahr 2000 als Domizil der Syrischen Botschaft genutzt. Seit 2001 haben die Wiener Börse und nahestehende Gesellschaften hier ihren Sitz, seit April 2007 befindet sich hier der Sitz der Bronner Online AG. Im Oktober 2007 zog die österreichische Niederlassung von Thomson Financial in das Gebäude.
Architektur: Da das Palais Caprara-Geymüller eine
eher untypische Bauweise für das barocke Wien hat, fanden
die Wiener anfangs wenig Gefallen daran, jedoch wurden sie
bald beeindruckt von dem wuchtigen Bau der sich ohne
Probleme in das Stadtbild einfügte. Die Fassade besteht aus
einem fünfachsigen Mittelrisalit und je einem zweiachsigen
Seitenrisalit. Die horizontale Fassadengliederung erfolgt
durch Simse über den Stockwerken. Zusätzlich sind die
Fenster der Beletage abwechselnd mit Dreiecksgiebeln und
Rundbögen geschmückt. Repräsentativ für die italienische
Palastarchitektur ist die strenge Gliederung der Stockwerke.
Das Eingangstor wird von zwei Atlanten begrenzt, welche den
darüber liegenden Balkon tragen. Die Eingangshalle ist eine
quergelegte weite Säulenhalle, von der man über eine
dreiarmige Treppe in das erste Geschoß gelangt. Die Wände
des jetzt unterteilten Festsaales der früher über die ganze
Länge des Gebäudes reichte, waren fast vollständig mit
Architekturmalereien bedeckt die nach einer Restaurierung
zum Vorschein kamen. Von der qualitativ hochwertigen
Empire-Ausstattung blieben nur zwei Räume erhalten: Der
Geymüller-Salon und das Pompejanische Zimmer, das sich heute
allerdings im Wien Museum befindet.
Quelle: Text: Wikipedia, Bilder: Thomas Ledl unter der Lizenz CC BY-SA 4.0, Gryffindor unter der Lizenz CC BY-SA 3.0, gemeinfrei und www.nikles.net.
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Günter Nikles
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