Die Rotunde in Wien war ein gigantischer Kuppelbau, der anlässlich der Weltausstellung 1873 im Wiener Prater auf dem vormaligen Parkgelände errichtet wurde. Das Gebäude fiel 1937 einem Großbrand zum Opfer.
Konstruktion: Es handelte sich um eine teilweise
mit Holz und Gips verkleidete Stahlkonstruktion. Die
Kuppelhöhe betrug 84 Meter, der Basisdurchmesser 108 Meter.
Das abgestützte Kegeldach, besonders auffällig durch
Radialsparren und konzentrische Ringe, ruhte auf 32
Eisensäulen, zwei Laternen bildeten den obernen Abschluss.
Die untere fungierte als Aussichtsgalerie, die obere trug
eine vergoldete, mit Steinen besetzte vier Meter hohe
Nachbildung der Kaiserkrone. Der kreisrunde Zentralbau war
von vier 190 Meter langen Galerien quadratisch umschlossen;
vier breite Hallen verbanden Kuppelbau und Galerien. Das
Hauptportal erhielt die Form eines Triumphbogens und war
geschmückt mit Halbsäulen und figurativen Darstellungen.
Unter dem Giebel war der Wahlspruch Kaiser Franz Josephs „Viribus
Unitis“ (Mit vereinten Kräften) angebracht. Erste Pläne
lieferte der schottische Schiffbauingenieur John Scott
Russell. Mit veränderten Entwürfen wurde das Projekt unter
der Leitung des Architekten Karl Freiherr von Hasenauer
realisiert, wobei er unter anderem mit der Duisburger
Stahlfirma Johann Caspar Harkort zusammenarbeitete.
Der Innenraum hatte eine Fläche von rund 8.000 m² und diente
während der Weltausstellung als zentraler Treffpunkt für
Besucher und offizielle Anlässe. Weiters waren hier
österreichische und deutsche Ausstellungen untergebracht.
Die österreichische Kaiserkrone an der Spitze der Rotunde
überragte das gesamte Weltausstellungsgelände und stellte
die Veranstaltung damit symbolisch unter imperialen Schutz.
Geschichte: Am 1. Mai 1873 fand in dem noch
unfertigen Gebäude die Eröffnung der Weltausstellung statt.
Regenfälle, die schon Tage vor der Eröffnung einsetzten, und
den Prater in ein Sumpfgelände verwandelten, andauernde
ungünstige Witterungsverhältnisse, aber vor allem der
Börsenkrach vom 9. Mai 1873 und die damit eingesetzte
Wirtschaftskrise setzten den optimistischen Erwartungen an
die Weltausstellung einen schweren Dämpfer. Eine zusätzlich
ausbrechende Choleraepidemie in den Wiener Elendsvierteln
hatte einen weiteren Besucherrückgang zur Folge. Statt der
erwarteten 20 Millionen Besucher kamen lediglich 7,2
Millionen. Das Defizit der Weltausstellung betrug ca. 15
Millionen Gulden. So fehlten die finanziellen Mittel für den
ursprünglich geplanten Abriss des Gebäudes.
Anfangs bei Architekten auf Ablehnung gestoßen, fand der Bau
bei den Besuchern begeisterten Anklang. Im Jahr 1877 wurde
ein Teil der Rotunde von der Stadt Wien als Lager genutzt.
Ein Jahr danach diente bereits die gesamte Rotunde als
Lager. Erst danach wurde sie für kommerzielle
Veranstaltungen eingesetzt. In den folgenden Jahrzehnten
entwickelte sich die Rotunde zum Wiener Wahrzeichen. Während
dem Ersten Weltkrieg wurde sie als
„Rekonvaleszentensammelstelle“ für militärische Zwecke
verwendet. Ab 1920 stand sie wieder für Ausstellungen zur
Verfügung.
Jahrzehnte lang beherbergte es Festveranstaltungen,
Zirkusvorführungen und andere große Ausstellungen, wie:
* 1883 die „Internationale Elektrische Ausstellung“.
* 1885 die Gründungsfeierlichkeiten zur Eröffnung der Wiener
Rettungsgesellschaft, bei der auch Alexander Girardi
auftrat.
* 1892 die „Internationale Ausstellung für Musik- und
Theaterwesen“.
* 1898 die „Collektivausstellung österreichischer
Automobilbauer'“ im Rahmen der „Kaiser Franz Joseph
Jubiläumsausstellung“, auf der die vier ersten im damaligen
Österreich gebauten Automobile gezeigt wurden, darunter der
Wagen von Siegfried Marcus aus den Jahren 1888/89 und zwei
Fahrzeuge von Jakob Lohner (Egger-Lohner Elektromobil).
* 1913 die „Adriaausstellung“, die die letzte große
Veranstaltung der Monarchie war
* 1916 und 1917 die Kriegsausstellung.
* Ab 11. August 1921, der Eröffnung der ersten Wiener
Internationalen Messe, war die Rotunde zweimal jährlich
Messezentrum
Im Jahr 1936 überlegte die Stadt Wien neue
Nutzungsmöglichkeiten. Clemens Holzmeister wurde daher mit
der Erstellung eines Vorschlages zum Umbau der Rotunde für
das Staatsarchiv beauftragt.
Brand: Schon vor dem Brand selbst wurde das
Gebäude als brandtechnisch riskant angesehen, wie man aus
verschiedenen Anweisungen der jeweiligen
Brandsicherheitswachen während der verschiedenen
Veranstaltungen entnehmen kann.
Das Hauptgebäude geriet am 17. September 1937 in Brand.
Gemeldet wurde er unabhängig über zwei Brandmelder von
verschiedenen Standorten um 12:36 Uhr. Während der Brand von
außen nicht als Großbrand wahrnehmbar war, breitete er sich
bereits in den Hohlräumen zwischen Stuckatur und Blech
schnell aus. Ausgegangen war der Brand von einer der
tragenden Kuppelsäulen. Die ersten Löschmannschaften
befanden sich um 12:55 Uhr direkt am Brandplatz in Einsatz,
der nur über eine Stiege in einer Höhe von 15-18 m
erreichbar war.
Die mit Blech verkleideten Dachteile waren bei der
Brandbekämpfung eher hinderlich, da das Löschwasser nur
teilweise zu den brennenden Holzteilen eindringen konnte. So
konnte die Kuppel, deren Holzanteil 400 t betrug rasch
abbrennen. Um 13:30 musste auf Befehl von Branddirektor
König zum Rückzug geblasen werden, da Einsturzgefahr
bestand. Tatsächlich stürzte die Kuppel drei Minuten später
ein und drückte die Flammen in die seitlichen Gebäude. Die
Feuerwehr konnte ab diesem Zeitpunkt ihre Brandbekämpfung
nur noch von außen durchführen, da ein Betreten der Gebäude
nicht mehr möglich war. Bis zum Abend brannte auch der
letzte Eckturm nieder. Außerdem mussten auch Sekundärbrände,
die durch den Funkenflug entstanden gelöscht werden, denn
auch ein Lagerhaus sowie die Dächer einiger Wohnhäuser und
der Übungsturm der eigenen Feuerwache im Prater gerieten in
Brand.
Zur Unterstützung der Feuerwehr wurden nicht nur dienstfreie
Mannschaften einberufen sondern auch Soldaten des
Infanterieregiments 5 angefordert. Brandwachen mussten bis
18. September Dienst versehen. Erst am 22. September wurde
mit den Aufräumungsarbeiten begonnen.
Das kleine Volksblatt vom 18. September 1937 berichtete mit
der Schlagzeile Wien hat keine Rotunde mehr! und einer
Bilderserie über den dramatischen Ablauf der
Brandkatastrophe.
Der Brand der Wiener Rotunde zählt zu den größten
Brandkatastrophen Wiens und bedeutete schweren
wirtschaftlichen Schaden sowie den Verlust einer bedeutenden
Kulturstätte für die Stadt Wien. Heute befindet sich an der
Stelle das Hauptgebäude (Südportal) der Wiener Messe.
Weiteres: In Wien erinnern noch die Rotundenbrücke, die Rotundenallee, der Rotundenplatz und die Haltestelle Rotunde der Liliputbahn an das ehemalige Wahrzeichen.
Quelle: Text: Wikipedia, Bilder: gemeinfrei.
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