06. Bezirk - Café Savoy (Linke Wienzeile 36)
Der einstmals Textilfabrikant Baron Julius Leon von Wernburg kaufte 1889
die Liegenschaft. In den Jahren 1896/1897 ließ er durch den
Architekten Franz Ritter von Neumann das "Palais Wernburg"
im prächtigen Neorenaissancestil erbauen. Architekt von
Neumann war Schüler der Architekten von Siccardsburg und
van der Nüll, die unter anderem auch das Wiener Opernhaus
errichteten. Architekt von Neumann unterhielt vor dem ersten
Weltkrieg das größte Architekturbüro in Wien und
beschäftigte mehr 130 Mitarbeiter. Die Familien von Wernburg
und Leitenberger betrieben seit 1797 in Wernstadt (Böhmen)
die erste in Mitteleuropa mit englischen Spinnereimaschinen
ausgestattete Baumwollspinnerei zur Kattunerzeugung
(Baumwollgewebe), der im 19. Jahrhundert große Bedeutung
zukam. Der Gebäudeeingang in das Palais Wernburg - einem
Dreifrontengebäude an der Köstlergasse, Linken Wienzeile und
Laimgrubengasse - ist mit vier prächtigen Atlanten verziert,
die den darüberliegenden Balkon der Belle-Etage tragen.
Diese Belle-Etage weist ebenso wie das Erdgeschoss eine
Raumhöhe von 6,50 m auf und ist über ein vom sonstigen Haus
getrenntes eigenes Stiegenhaus mit einer breiten gewendelten
Marmortreppe erreichbar. Vom Innenhof des Hauses gelangt man
über einen abschüssigen Gang mit Holzstöckelpflaster zu den
im Kellergeschoss noch erhaltenen ehemaligen
Pferdestallungen. Das Haus zierte an der Ecke Köstlergasse /
Wienzeile eine große Kuppel, die unter der Naziherrschaft
abgetragen und seither nicht mehr ergänzt wurde. Das
ursprüngliche "Cafe Wienzeile" erstreckte sich über das
gesamte Erdgeschoss links vom Hauseigang entlang der
Köstlergasse und der Wienzeile. Es wurde von der
Kaffeehausdynastie Kuszak geleitet, die auch Kaffeehäuser in
Prag und Budapest betrieben. In der Zwischenkriegszeit wurde
ein Teil der ursprünglichen Bestandsfläche aufgegeben und
das "Cafe Wienzeile" schließlich 1983 in das nunmehrige
"Cafe Savoy" umbenannt. Unter den vielen Kunstgegenständen
sind die beiden großen im 19. Jahrhundert in Belgien
hergestellten Spiegel besonders augenfällig; es handelt sich
dabei um die größten Spiegel Europas. Herausragend ist auch
der in der Raummitte befindliche
Theophil-Hansen-Luster, den
man ursprünglich mit Gaslichtern und dazwischen Notkerzen
betrieb, bis schließlich die Gaslichter durch elektrische
Glühbirnen ersetzt wurden. Auffällig sind auch die sechs
Wandleuchten im Rokoko-Stil, weiters die beiden ägyptischen
Figuren auf der Bar, die einst im Schlafzimmer des Tänzers
Rudolf Nurejew die beiden Bettenden markierten. Während der
vielen Jahre seines Bestehens besuchten unzählige Gäste aus
der ganzen Welt dieses Cafe, das als Schauplatz unzählige
Episoden und oftmals auch als Foto- und Filmkulisse diente.
Wir freuen uns sehr, Sie als Gast begrüßen zu dürfen.
Beehren Sie uns bald wieder und nehmen Sie die Erinnerung an
diesen besonderen Ort in Ihrem Herzen mit.
Weblink:
www.savoy.at
Quelle: Text: www.savoy.at, Bilder: böhringer friedrich unter der Lizenz CC BY-SA 3.0 at.