Die Synagoge Neudeggergasse war eine Vereinssynagoge des Tempelverein Josefstadt im 8. Wiener Gemeindebezirk Josefstadt. Die Synagoge in der Neudeggergasse 12 wurde 1903 nach Plänen von Max Fleischer im gotischen Stil errichtet und 1938 während der Novemberpogrome völlig zerstört.
Geschichte: Die Vereinssynagoge in der
Neudeggergasse wurde vollständig aus privaten Mitteln
finanziert, wobei der Grundstock für den Neubau aus der
Hinterlassenschaft des Barons Moritz von Königswarter
stammte. Die Errichtung der Synagoge wurde vom Tempelverein
Josefstadt betrieben, der bereits 1897 den Architekten Max
Fleischer mit der Planung der Synagoge beauftragte. Auf der
Suche nach einem geeigneten Grundstück wurde der Verein in
der Neudeggergasse 12 fündig, wo das 1777 errichtete Haus
„Zur goldenen Sonne“ abgerissen wurde. Daraufhin reichte der
Tempelverein das Projekt beim Magistrat ein. Das Bauprojekt
erhielt zwar die Zustimmung des Bauamtes, der Stadtrat
lehnte es jedoch ab, da er vermutlich auf Grund des
Ringtheaterbrandes 1881 bei Großprojekten sensibel
reagierte. Darauf folgte zwischen den beiden Parteien ein
Prozess, der in sechs Jahren zweimal alle Instanzen
durchlaufen musste. Letztlich stellte der
Verwaltungsgerichtshof fest, dass das sogenannte
Theatergesetz nicht auf die Errichtung von religiösen
Bauwerken umzulegen sei und somit die Synagoge errichtet
werden konnte. Dennoch musste der Tempelverein einige
Beschränkungen der Behörden akzeptieren. So wurde etwa die
Besucherzahl auf 580 Personen beschränkt und die Anzahl der
Ausgänge von sieben auf dreizehn erhöht. Die
Grundsteinlegung für den Bau der Synagoge erfolgte
schließlich am 10. Februar 1903. Nur sechs Monate später
konnte der Tempel fertig gestellt werden. Als
Gemeinderabbiner und Religionslehrer wirkte ab der Eröffnung
der Synagoge der aus der Slowakei stammende Rabbiner Dr.
Moritz Bauer.
1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge zerstört und
der Eingangsbereich in das Gebäude vernagelt. 1940 folgte
die Schleifung des Bauwerks. Die Parzelle mit 865 m² war
bereits im Jänner 1939 im Sinne des Grundbuchgesetzes in das
Eigentumsrecht der Mautner Markhof Brauerei Schwechat AG
einverleibt worden. 1948 wurde das Grundstück von der
Rückstellungskommission beim Landesgericht Wien vorgemerkt
und an die Israelitische Kultusgemeinde Wien
zurückerstattet, die das Grundstück 1953 an die Stadt Wien
verkaufte. Heute ist das Grundstück größtenteils verbaut.
1996 wurde der Verein „Betrifft Neudeggergasse“ gegründet,
der sich als Sozial- und Kulturverein von Anfang an auch der
Geschichte der Neudeggergasse als Standort der einzigen
Synagoge Neubaus gewidmet hat. 1998 startete dieser Verein
in Zusammenarbeit mit jüdischen Kulturvereinen das von
mehrwöchigen Programmen begleitete Projekt zur
Vergangenheitsbewältigung „Verlorene Nachbarschaft“, das
2008 als „Verlorene Nachbarschaft Wien – Buenos Aires“
gemeinsam mit den Kulturabteilungen der beteiligten Städte
und Staaten erneut durchgeführt wurde. Hierbei wurden
emigrierte Bewohner der Neudeggergasse aufgespürt und zu
Besuchen und Diskussionen eingeladen. 2008 wurden in Wien
und in Buenos Aires jeweils ein Café mit
Videokonferenz-Tischen eingerichtet, um jüdische Emigranten
aus Neubau mit heutigen Bewohnern der Neudeggergasse bzw.
des Bezirks kommunizieren lassen zu können.
Gebäude: Das Äußere der Synagoge war von der gotischen Architektur geprägt, die Fleischer bei mehreren seiner Synagogenbauten anwendete. Die Synagoge Neudeggergasse erinnerte dabei stark an die mittelalterlichen Backsteinbauten Norddeutschlands. Die straßenseitige Fassade war dabei mit geschlämmten Ziegeln verkleidet, die Fassade des Hofes prägten gewöhnliche Bauziegeln. Dominiert wurde die Außenfassade von den zwei hohen, zinkverkleideten Türmen, die von je vier, ebenfalls zinkverkleideten, Fialen umgeben waren. Hinzu kam das große Rosenttenfenster auf dem gleichschenkeligen Spitzgiebel. Der Innenraum war in drei Schiffe unterteilt. Das Hauptschiff wurde von der straßenseitige gelegenen Vorhalle betreten, ihr gegenüber lag an der Ostseite die Apsis. Die Vorhalle diente an Wochentagen auch als Betraum. Die Apsis wurde von einem Holzverbau dominiert, sich über die ganze Breite des Mittelschiffes erstreckte. Der Toraschrein befand sich hinter der Kanzel, die mit schmiedeeisernen Brüstungsgittern ausgeführt worden war. Getragen wurde das Mittelschiff von spitz zulaufenden Bögen und eisernen Tragsäulen. Die Innengestaltung war zur Zeit der Eröffnung noch nicht fertig gestellt worden. Erst später wurde eine gotisierende Bemalung ausgeführt.
Quelle: Text: Wikipedia, Bilder: Walter Anton, unter der Lizenz CC BY-SA 3.0 und gemeinfrei.
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Günter Nikles
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