Das Schloss Neugebäude ist ein manieristisches Schloss im
11. Wiener Gemeindebezirk Simmering.
Von Kaiser Maximilian II. in Auftrag gegeben, befindet es
Gerüchten zufolge an der Stelle, wo vermutlich 1529 Sultan
Süleymans Zeltburg stand. Der Bauplatz wurde bewusst zur
Vergrößerung von Kaiser Maximilians II. Ruhm gewählt, der
mit dieser repräsentativen Anlage seinen Machtanspruch
kundtat.
Das Projekt der Schlossanlage wurde zum Lieblingsprojekt von
Kaiser Maximilian II. Er fügte auch die erste Menagerie
Europas hinzu. Dieser Tiergarten, sowie viele Steinarbeiten
des Schlosses, wurden später von Kaiserin Maria Theresia
nach Schloss Schönbrunn verlegt, das Schloss und die Gärten
verkamen.
Die Anlage wurde lange Zeit als Munitionsdepot des
kaiserlichen Heeres verwendet und mehrfach umgebaut. Nach
dem Ersten Weltkrieg wurde das Krematorium vom benachbarten
Zentralfriedhof mit dem Urnenhain im südlichen Garten
aufgebaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg fand das Schloss
mehrfach Verwendung als Lager und Fabrikhalle für
verschiedene Unternehmen. Das Schloss wurde erst in den
1970er Jahren unter Denkmalschutz gestellt, erste
archäologische Untersuchungen fanden in den 1980er Jahren
statt.
Die industriellen Anlagen wurden geräumt und eine
Teilsanierung fing nach 2000 an. Dennoch hat sich die Suche
nach einer endgültigen, zeitgerechten Nutzung aus diversen
Gründen als schwierig erwiesen. Das Hauptgebäude wird
mittlerweile für verschiedene Veranstaltungen verwendet, die
nördliche Gartenanlage wird zur Zeit ausgegraben und neu
hergestellt. Trotz des desolaten Zustandes zählt das Schloss
Neugebäude und seine Gärten als eines der größten Residenzen
und bedeutendsten Gesamtkunstwerke des Manierismus nördlich
der Alpen.
Geschichte: Im Gegensatz zum „alten“ Schloss
Kaiserebersdorf ist auch der Name „Neugebäude“ zu verstehen,
der urkundlich erstmals im Oktober 1573 als das „neue Gepews“
auftaucht.
Am 1. November 1566 schrieb Kaiser Maximilian II. in sein
Tagebuch … man sich umb Personen bewerb, die bauverständig
seien… Es war sein großer Wunsch, ein Lustschloss in
Simmering bei Wien, das Fasangartengebäude, das Neugebäude
zu errichten. Als einer der vielen Architekten wird Jacopo
della Strada, Baumeister des Kaisers, vermutet. 1569 wurde
mit dem Bau des Schlosses begonnen. Im neuen Steinbruch am
Leithaberg fanden erste Steinmetzarbeiten statt, die Meister
Bartolomeo Pethan und Antonius Pozzo arbeiteten an den
monumentalen Säulen für die westliche Galerie. 1572 ist Hans
Bürger als Baumeister dokumentiert. Die Hofkammer forderte
am 17. April 1576 von der Herrschaft Trautmannsdorf, eine
Brücke über die Leitha auszubessern, damit die Fuhrleute mit
ihren, für das Neugebäude bestimmten Steinfuhren nicht
behindert würden. Am 13. Juni 1576 erging an die Gemeinden
Sommerein, Sarasdorf und Wilfleinsdorf die Verordnung mit
ihren Fuhrwerken große Steinblöcke aus dem Steinbruch des
Leithagebirges zum neuen Fashangartengebäu zu
transportieren. Sollten deren Wagen zu schwach sein, so
würde verfügt werden, dass die Herrschaften die Wagen und
die Gemeinden Pferde und Ochsen stellten. Es musste eine
weitere Verordnung am 5. Oktober 1576 erfolgen, sie sollten
die steinernen Säulen, die man für den kaiserlichen Bau
gehauen habe, alsbald gegen gebührliche Bezahlung anliefern,
damit Ihrer Majestät Arbeiter nicht feiern müssten. Am 12.
Oktober kam die eindringliche Forderung, es sey doch der
ganze handl nit mer denn das sy sieben oder acht steinerne
seylen (Säulenpaare) herauf zum gepew furen und dagegen in
gullt sollen einnehmen.
Der Kammer war zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt, dass
der Kaiser am selben Tag in Regensburg gestorben war. Die
Anlage war zwar keineswegs vollendet, aber die Arbeiten
waren weiter fortgeschritten, als man angenommen hatte.
Kaiser Rudolf II. ließ aus Pietät dem Vater gegenüber den
Bau weiterführen, tatsächlich bestand nur geringes
Interesse. 1579 wurden die Säulen der östlichen Galerie aus
dem kaiserlichen Steinbruch geliefert.
Ladislaus von Zierotin, ein mährischer Adeliger, beschrieb
im Juli 1590 das schöne Gebäude, den langen Innenhof, der
mit hohen Säulen aus weißem Marmor (Kaiserstein) geschmückt
ist, Brunnenschalen aus englischem Alabaster, Türme mit
Kupfer gedeckt und mit Malereien und Statuen geziert,…Um
1600 setzten bereits Verfallserscheinungen ein, von den
Galerien fiel der Putz ab.
Am 22. Mai 1665 wurden alte Kupfer für die
Wiener Hofburg
abtransportiert, …zum neuen Burgbau das Kupfer vom
einfallenden Turm auf dem Neygebauen engefolget. 1683
überstand das Schloss die Türken ohne Zerstörung. Der
Kuruzeneinfall am 11. Juni 1704 unter Fürst Franz II.
Rákóczy verursachte große Schäden. Auf ihrem Rückweg wurde
das Neugebäude in Brand gesteckt. Es beherbergte damals die
kaiserliche Menagerie, die meisten der seltenen Tiere wurden
getötet.
Teile der Anlage finden sich heute in Schönbrunn. Maria
Theresia ließ wertvolle Elemente vor allem für den Bau der
Gloriette dorthin transferieren. Es wird vermutet, dass vor
allem die großen Säulen und die Bukranien wiederverwendet
wurden, sowie zwei Brunnen von Alexander Colin.
Militärische Nutzung: Seit 1744 wurde im Schloss
Neugebäude Pulver gelagert, welches man zuvor auf den
Basteien der Stadt aufbewahrt hatte. Ab 1779 wurden auch die
Türme der äußeren Mauer als Depot genutzt.
1780 baute man das Schloss im Erdgeschoss um und richtete
hier eine Pulver- und Salpetererzeugung ein.
Während der Revolution 1848 musste das ehemalige Schloss
besonders geschützt werden, denn hier lagerten die gesamten
Munitionsvorräte der Armee im Raum Wien. Der Garten war
Stellplatz für Munitionswagen und Geschütze.
Ab 1869 wurde wegen des in der Nähe geplanten
Zentralfriedhofs immer wieder ein Ende der Pulvererzeugung
und Munitionslagerung diskutiert. Trotzdem wurde Schloss
Neugebäude bis 1918 militärisch genutzt.
1922 kam die Anlage in den Besitz der Gemeinde Wien, nach
Plänen von Clemens Holzmeister erfolgte der Bau der
Feuerhalle
Simmering.
Eine zeitlang wurde die Anlage von verschiedenen
Industrieunternehmen verwendet, darunter die Saurer-Werke.
Während des Zweiten Weltkrieges stellten die Saurer-Werke
Fahrzeuge für Kriegszwecke her. Dafür wurden Zwangsarbeitern
aus Konzentrationslagern, darunter das KZ Mauthausen,
eingesetzt. Die Werke wurden als kriegswichtige Fabrik von
den Alliierten bombardiert und schwer beschädigt, das
Schloss blieb jedoch relativ unbehelligt. 1945 wurden die
überlebenden Zwangsarbeiter von der sowjetischen Roten Armee
befreit.
Im Denkmalschutzjahr 1975 wurde der Wunsch laut, das
Neugebäude zu revitalisieren. Helmut Zilk gab damals den
Anstoß, den einstigen Prachtbau nach alten Ansichten wieder
instand zu setzen. Zwei Symposien zur Frage einer
eventuellen Nutzung und adäquaten Denkmalpflege fanden
statt. 1989 erfolgte eine Enquete über die
Nutzungsmöglichkeiten von Schloss Neugebäude, diese jedoch
blieben ohne weitere Folgen.
Heute: Bis zur Jahrtausendwende schien sich das
Neugebäude allen Versuchen der Wiederbelebung entzogen zu
haben. Im vollkommen abgeräumten und entstellten Schlossbau
sind noch viele Tür- und Fenstergewände aus Kaiserstein in
einem ausgezeichneten Erhaltungszustand. An einem
Rundfenster ist das Steinmetzzeichen A zu sehen. In einem
Wirtschaftshof ist ein Nutzbrunnen mit schöner Einfassung
aus Kaiserstein erhalten. Der Stall für 50 Pferde ist im
Inneren unverändert geblieben, weist auch noch den
originalen Fußboden, einen ornamental verlegten Ziegelboden,
auf. Zwölf toskanische, aus Kaiserstein ausgearbeitete
Säulen mit hohen Sockeln tragen immer noch das 3 Meter hohe
Kreuzgratgewölbe.
2002 – kurz vor dem endgültigen Zerfall – wurden
Renovierungsarbeiten an dem Schloss begonnen und ein
Sommertheater auf dem Schlossgelände etabliert. Mittlerweile
wird das Schloss für eine Vielzahl unterschiedlicher
Veranstaltungen (Kino, Theater, Märkte, Ausstellungen,
Konzerte, Partys, Hochzeiten und andere Events) genutzt. Das
Schloss kann auch vollständig oder teilweise für eigene
Veranstaltungen gemietet werden. Es werden auch regelmäßig
kunsthistorische Rundgänge durch das Schloss angeboten.
Schloss: Das „Neugebäude“ - aus kunsthistorischer
Sicht als Anlage des Manierismus, also der Übergangszeit von
der Renaissance zum Barock, zu bezeichnen - besteht im
Wesentlichen aus sechs Bereichen:
* Dem zentralen Hauptgebäude mit Nordterrassen, Haupthof und
dem U-förmigen Ehrenhofgebäude.
* Den Bauteilen um den so genannten Löwenhof, bestehend aus
Ballspielhaus, Zwingergang, Stall- und Nebengebäude samt den
begleitenden Mauerzügen.
* Den oberen, südlichen Garten, dessen Mauerzüge und Türme
den Fasangarten und das so genannte Blumenparterre
umschließen.
* Den unteren, nördlichen Garten mit den heute nicht mehr
bestehenden Mauern und dem vorgelagerten Weiher.
* Das historische Meiereigebäude, heute außerhalb des
Gesamtareals an der Neugebäudestraße gelegen.
* Der umgebende Freiraum, das heißt die einstige
Aulandschaft, die heute zwar weitestgehend verschwunden ist,
aber doch einen integrierenden Bestandteil im Sinne der
Authentizität des Gesamtkunstwerkes „Neugebäude“ darstellt.
Eine Altwiener Sage erzählt, dass auf dem Gelände des
Schlosses ein immenser Schatz aus der Zeit der zweiten
Türkenbelagerung vergraben sein soll.
Quelle: Text: Wikipedia, Bilder: Heinz Titz unter der Lizenz CC BY-SA 3.0 at, Gryffindor unter der Lizenz CC BY-SA 3.0 (siehe jeweiliges Bild) und 2 x gemeinfrei.
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Günter Nikles
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