Als „Neue Welt“ wurde in Wien ein von 1861 bis 1882
betriebenes Vergnügungsetablissement im heutigen 13. Bezirk,
Hietzing, bezeichnet, das bei
Veranstaltungen tausende Besucher anzog. Es befand sich
zwischen den heutigen Verkehrsadern Lainzer Straße und
Hietzinger
Hauptstraße (damals hier St. Veiter Straße) unweit des
historischen Ortskerns von Alt-Hietzing. 1883 wurde das
Areal parzelliert und mit Villen verbaut, 1892 nach Wien
eingemeindet.
Karl Ludwig Schwender, auch Carl Schwender der Ältere (1808–1866), der im Wiener Vorort
Braunhirschen gleichzeitig einen ähnlichen Betrieb, „Schwenders Kolosseum“, betrieb, hatte den ehemaligen Herrschaftsbesitz
bei einer Versteigerung aus der Konkursmasse des Bankhauses
Pereira-Arnstein erworben. Es handelte sich um ein
parkartiges Areal mit Schloss, Tanzfläche, Teppichbeeten,
Restaurant, Alhambra (Holzbau in maurischem Stil),
Sommervarieté, Kaffeehaus, englischem Garten,
Feuerwerksplatz, Arena (für 1000 Zuschauer) und
Orchesterpavillons für Johann Strauss (Sohn) und seine
Brüder, die hier regelmäßig konzertierten. Ein
zeitgenössischer Stich zeigt folgende Aufschriften am mit
Fahnen geschmückten Eingang: Neue Welt. Sonntag, Donnerstag
Fest. Park-Etablissement. Varietes. Theater. Täglich
Theater-Vorstellung.
Nach Carl Schwenders Tod führte sein gleichnamiger Sohn den
Betrieb weiter. Er hatte mit der Wirtschaftskrise im Gefolge
der Wiener Weltausstellung 1873 zu kämpfen, in der der
Umsatz von Vergnügungsbetrieben stark zurückging. Nach
Schwender juniors Tod 1876 versuchte seine Witwe Anna (in
zweiter Ehe mit Johann Silberbauer verheiratet), den Betrieb
zu erhalten; die Umsatzentwicklung stand dem aber entgegen.
Auf dem Areal befanden sich später Villen der Architekten
Josef Frank und Oskar Wlach (Haus Beer, Wenzgasse 12), Carl
Witzmann (Eitelbergergasse 9; Villa Kosmak, Elßlergasse 8),
und Adolf Loos (Haus Reitler, Elßlergasse 9), eine Villa des
Textilfabrikanten Bernhard Altmann (Kopfgasse 1), dessen
Schwägerin Maria Altmann sechzig Jahre nach Kriegsende die
Rückstellung von Gemälden Egon Schieles erreichte, und die
1938 zerstörte Hietzinger Synagoge (Arch. Arthur Gruenberger,
Neue-Welt-Gasse 7 / Eitelbergergasse 22). Auf Elßlergasse 26
wohnten der Komponist Franz Schmidt und der
Staatsoperndirektor Franz Schalk. In der Wenzgasse befand
sich der letzte Wohnsitz des 2004 verstorbenen
Bundespräsidenten Thomas Klestil. Aus neuester Zeit stammt
Adolf Krischanitz' 1994 eröffneter jüdisch-russischer
Kindergarten (Neue-Welt-Gasse).
In unmittelbarer Nähe der „Neuen Welt“ befanden sich später
u. a. die Blaimschein-Villa (Wenzgasse 2), wo Karl Renner im
April 1945 die Wiedererrichtung Österreichs vorbereitete
(heute Wohnhaus der Iranischen Botschaft) und Adolf Loos'
unter Experten berühmtes Haus Scheu (Larochegasse 3, siehe auch Carl von La Roche).
Bekannt ist das Gymnasium Wenzgasse 7 (Architekten Siegfried Theiss und Hans Jaksch).
Der Name „Neue Welt“ wurde nach dem Ende des
Vergnügungsetablissements für eine Villa auf dem Areal (Lainzer
Straße 2) verwendet, die 1884 errichtet wurde und heute
nicht mehr besteht. 1894 wurde eine im Viertel angelegte
Gasse amtlich als Neue-Welt-Gasse bezeichnet; sie besteht
bis heute.
Quelle: Text: Wikipedia, Bilder: gemeinfrei.
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