Die römisch-katholische Pfarrkirche Oberbaumgarten, auch Seelsorgezentrum am Baumgartner Spitz, ist den vier heiligen Evangelisten geweiht. Die Pfarre gehört zum Stadtdekanat 14 der Erzdiözese Wien. Das Kirchengebäude wurde von 1963 bis 1965 nach den Plänen von Johann Georg Gsteu errichtet. In dem von der Pfarre betreuten Gebiet, zu dem auch eine Kapelle im Steinhof (Pavillon Vindobona) gehört, wohnen heute knapp 4.000 Katholiken.
Geschichte: Gegen Ende des ersten Weltkriegs
entstand auf dem Gebiet der ehemaligen Siedlung
Baumgarten ein von
russischen Kriegsgefangenen errichtetes Barackenlager, das
als Kriegsspital III diente. Dazu gehörte auch eine Kapelle,
die dem Heiligen Florian geweiht war. Nach dem Anschluss
Österreichs an das Dritte Reich im Jahre 1938 sollte eine
neue Wohnsiedlung auf dem Gebiet errichtet und die kleine
Kapelle dabei abgetragen werden. Zur Ausführung dieses Plans
kam es aber erst 1950. Die Gemeinde Wien kündigte dabei an,
ein Grundstück für eine neue Gottesdienststätte im Raum der
neuen Wohnsiedlung zur Verfügung zu stellen.
Im Jahr 1958 konnte gegenüber der Wohnhausanlage ein
Grundstück an der Grenze zwischen den Pfarren Hütteldorf und
Baumgarten für den Kirchenbau erworben werden. Den
Wettbewerb um den Bau der neuen Kirche gewann der Architekt
Johann Georg Gsteu. Die Grundsteinlegung erfolgte 1963.
Um mit dem Gottesdienst in der Zwischenzeit schon anfangen
zu können, hatte Prälat Gorbach in zwei gemieteten Räumen
eines Wohnhauses in der Hütteldorfer Straße 266 eine Kapelle
eingerichtet. Diese wurde 1957 zu Ehren der Muttergottes von
der wundertätigen Medaille geweiht. Ab April 1964 hielt der
spätere Pfarrer Johann Eigenseder dort mit einer kleinen
Gemeinde die Sonntagsmessen ab. Bis zum Bau der neuen Kirche
sollte der Notgottesdienst gemeindebildend wirken.
Am 19. Dezember 1965 wurde die Kirche geweiht und mit 1.
Jänner 1966 die Pfarre Oberbaumgarten gegründet. Dazu gaben
die Pfarre St. Anna-Baumgarten und die Pfarre Hütteldorf
jeweils einen Teil ihres Gebietes ab. In den ersten 20
Jahren wirkte Johann Eigenseder als Pfarrer, nach dessen
plötzlichen Tod 1986 übernahm Georg Flamm den Dienst. Von
November 2002 bis November 2007 war dieser Dechant für den
14. Bezirk. Seit September 2008 ist Bogdan Pelc als
Moderator eingesetzt.
Planung: Das Grundstück „am Baumgartner Spitz“ ist
an einem Hang gelegen und hat einen trapezförmigen
Grundriss. Auf der zur Verfügung stehende Grundfläche von
3.583 m² sollte eine Kirche errichtet werden, die ein
Fassungsvermögen von 600 Personen bei 300 Sitzplätzen
aufweist. Im Jahr 1960 wurde ein auf zehn Teilnehmer
beschränkter Architektenwettbewerb ausgeschrieben. Der
Baurat zeichnete den Entwurf Johann Georg Gsteus dabei mit
dem zweiten Preis aus – ein erster Preis wurde nicht
vergeben.
Gsteu änderte das Wettbewerbsprojekt später ab. Nach dem
ursprünglichen Entwurf sollte der Raum aus je zwei diagonal
gegenüberliegenden hohen und niedrigen Raumteilen bestehen.
Im Juli 1963 begannen die Bauarbeiten.
Die Idee zu dieser Konstruktion des Gebäudes kam Gsteu laut
eigenen Angaben beim Anblick des Pantheon auf einer
Romreise.
Bau: Ein strenges modulares System bildet das
Konzept der Kirche und der Nebengebäude. Die Grundform ist
das Quadrat, beziehungsweise der Würfel. Die Maßeinheit ist
die Breite eines Schalbrettes: 7,5 cm. Auf diesem
quadratischen Raster basieren die Abmessungen aller Gebäude,
Innenräume und Einrichtungsgegenstände bis hin zu den
Details der Fußbodengestaltung.
Den Hauptraum der Kirche bildet ein in der Höhe halbierter
Würfel. Die Stahlbetonkonstruktion besteht aus vier Teilen,
die zur Mitte hin auskragen und durch Lichtbänder zum Raum
verbunden werden. Die Nebengebäude sind in den Maßen so
gestaltet, dass die Grundfläche jeweils einem Viertel der
Grundfläche der Kirche entspricht.
Im Zentrum des quadratisch angelegten Baus befindet sich der
Altar auf einem zweistufigen Podest. Das Taufbecken und der
Tabernakel wurden schichtweise aus transparentem Polyester
gegossen. Eine unkonventionelle Lösung, die der damalige
Bischof sehr kritisch sah.
Dieser moderne Kirchenbau ist in den neuen theologischen und
liturgischen Konzepten verwurzelt, wie sie im zweiten
Vatikanischen Konzil beschlossen wurden. In der Zeit des
Wiederaufbaus konnten junge Architekten viel ausprobieren
und seitdem ist Stahlbeton ein wesentlicher Baustoff im
Kirchenbau.
Generalsanierung: Im Laufe der Zeit aufgetretene
Probleme wie eine undichte Außenhaut und Verfärbung der
Lichtbänder machten eine Sanierung von Kirche und
Nebengebäuden notwendig. Diese wurde zwischen 1989 und 1992
unter der künstlerischen Leitung von Prof. Gsteu
durchgeführt. Dabei wurden unter anderem die Lichtbänder,
die ursprünglich aus Kunststoff bestanden, durch
UV-beständige Glaselemente ersetzt. Durch die veränderten
Materialien waren auch konstruktive Anpassungen nötig. So
wurden die Lichtbänder längs geteilt, die Fenster der
Nebengebäude wurden versetzt und das zuvor flache
Fensterkreuz erhielt Giebelform. Die ursprüngliche
Verkleidung der Außenwand wurde entfernt und durch einen
Vollwärmeschutz ersetzt.
Quelle: Text: Wikipedia, Bilder: Marcus Kircher unter der Lizenz CC BY-SA 3.0.
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Günter Nikles
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