Die in den Jahren 1925/26 nach Plänen von Viktor Mittag und Karl Hauschka errichtete Wohnhausanlage mit 197 Wohnungen wurde nach dem deutschen Sozialdemokraten Friedrich Ebert (4.2.1871 – 28.2.1925) benannt.
Ebert, gelernter Sattler aus Heidelberg, war bereits früh
politisch und gewerkschaftlich aktiv. Seit 1905 im
Parteivorstand der SPD tätig, wurde er 1912 Mitglied des
Reichtages und 1913, nach August Bebels Tod, zum
Parteivorsitzenden der SPD gewählt.
Nach dem Sieg der Revolution von 1918 übernahm er den
Mitvorsitz der Revolutionsregierung. Ebert war ein
entschiedener Befürworter der parlamentarischen Demokratie
und lehnte die "Diktatur des Proletariats" und das
Rätesystem ab.
Am 11.2.1919 wählte ihn die Weimarer Nationalversammlung zum
Reichpräsidenten. In seiner Amtszeit zielte er auf
politischen und sozialen Ausgleich zwischen Arbeiterschaft
und Bürgertum ab und propagierte den Verzicht auf eine
klassenkämpferische Politik, was auch innerhalb der
Sozialdemokratie nicht unumstritten war.
Die politische Rechte honorierte diese Bemühungen nicht und
machte das erste demokratisch gewählte Staatsoberhaupt
Deutschlands zur ständigen Zielscheibe von Verleumdungen und
Verunglimpfungen, was sicherlich mit zu seinem frühen Tod
beitrug.
Die Wohnhausanlage in der Hütteldorfer Straße vereint die
typischen Merkmale der frühen Gemeindebauten mit Elementen
der späteren "Superblocks" und besitzt eine Reihe
interessanter Details – Rundbogenarkaden, polygonale und
runde Erker, Loggien, Terrassen, große Giebel und kunstvoll
geschmiedete Fenstergitter; Gesimsbänder und elegant
"auslaufende" Balkone verleihen dem Bau eine horizontale
Gliederung.
Die Hauptfassade ist im Erdgeschoss durch Dreieckserker und
Arkadenüberbauungen gegliedert; im straßenseitigen Durchhaus
wurde eine Ladenstraße untergebracht. Im Zentrum des
öffentlich zugänglichen, parkartigen Straßenhofs befindet
sich der Frühlingsbrunnen mit Plastik "Knabe mit Vögeln" mit einer lebensgroßen
Knabenfigur von Anton Endstorfer (1912).
Das große Spitzbogenportal zur Loeschenkohlgasse wird im Hof
von langen Balkonreihen und tiefer liegenden Arkaden
flankiert. Hier befinden sich der Kindergarten und der
ehemalige Arbeiterklub.
Literatur: - Friedrich Ebert: Werner Maser, Friedrich
Ebert, der erste deutsche Reichspräsident, 1987; Walter
Mühlhausen, Friedrich Ebert 1871–1925, Reichspräsident der
Weimarer Republik, 2006. - Eberthof: Hans und Rudolf
Hautmann, Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919–1934, 1980;
Helmut Weihsmann, Das Rote Wien. Sozialdemokratische
Architektur und Kommunalpolitik 1919–1934, 1985/2002.
Quelle: Text:
www.dasrotewien.at, Bilder: Wolfgang Glock unter der Lizenz CC BY-SA 3.0 und Thomas Ledl unter der Lizenz CC BY-SA 3.0.
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