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Die Bundeshauptstadt

21. Bezirk - Israelitischer Friedhof (Ruthnergasse 26)

Der Jüdische Friedhof Floridsdorf in Wien-Floridsdorf war das Anfangsprojekt der 1880 offiziell gegründeten Israelitischen Cultusgemeinde Floridsdorf, und gehört - nachdem Floridsdorf 1904 ein Teil Wiens wurde - zur Israelitischen Kultusgemeinde Wien.

Lage: Der Friedhof liegt an der Ruthnergasse 26 und in der Nähe der Weinenden Brücke der Floridsdorfer Hochbahn, die die südliche Seite des Friedhofes begrenzt.

Geschichte: Vermutlich 1876 wurde der Friedhof geplant und errichtet, und war das Anfangsprojekt der Israelitischen Cultusgemeinde Floridsdorf, welche in der Zeit des Nationalsozialismuses mitsamt ihrer Synagoge in der Holzmeistergasse vernichtet wurde. Die erste Beerdigung war am 2. Juni 1877. 1978 wurde der Friedhof offiziell geschlossen, Beisetzungen sind seither nur noch mit einer Sondergenehmigung möglich.

Der Friedhof wird - mit Unterstützung der Bezirksvertretung, der Chewra Kadischa und der Israelitischen Kultusgemeinde Wien - in privater Initiative gepflegt. Es gibt keinen regulären Öffnungszeiten, der mittlerweile denkmalgeschützte Friedhof kann aber in Abstimmung mit der IKG Wien besichtigt werde.

© bzKulturverein Transdanubien: Erich Sinai ist der einzige, der einen Schlüssel für das Areal in der Ruthnergasse besitzt. Am 16. September 2008 erzählte er in der Volkshochschule Floridsdorf über die Geschichte des Friedhofs. Auch über das Schicksal seiner Familie hat Sinai berichtet - viele sind hier begraben.

„Opfer seines Strebens“: Neben Elias Wimmer, dem ersten jüdischen Siedler in Floridsdorf, liegt auch Hans Grünwald hier zur letzten Ruhe gebettet. Grünwald war einer der ersten Motorrad-Rennfahrer und verunglückte 1927 an seinem 22. Geburtstag. Daran erinnert auch die Inschrift auf seinem Grabstein: „Ein Meister des Kraftsports, starb er als Opfer seines kühnen Strebens.“

Strom der Einwanderer: 1877 haben sich auf Grund der starken Zuwanderung aus Mähren bereits über hundert jüdische Familien in Wien niedergelassen. Es gibt zu dieser Zeit ein sehr aktives Vereinsleben, sowie Schulen und eine Synagoge - auch ein Friedhof wird errichtet, der bereits 1881 erweitert wird. Heute erstreckt er sich das Areal über etwa 5.600 Quadratmeter und wies 1980 rund 1.400 Grabstellen auf.

Zerstörte Synagoge: Bereits um 1900 nimmt der Antisemitismus auch in Floridsdorf immer weiter zu und findet seinen vorläufigen Höhepunkt in der Reichspogromnacht. Auch in Floridsdorf wird in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 die Synagoge zerstört. Viele der jüdischen Familien werden aus ihren Wohnungen vertrieben, inhaftiert und in Lager deportiert. Einigen Floridsdorfer Juden gelingt die Flucht nach Shanghai, Israel oder Rußland.

Die Flucht aus Wien: Erich Sinai hat die Schrecken der Nazi-Herrschaft selbst miterlebt. Ihm gelang damals die Flucht nach Riga, Sibirien und Kasachstan. Viele seiner Familien-Mitglieder sind währenddessen ermordet worden - einige sind in Floridsdorf begraben. Auch der Friedhof wurde in dieser Zeit beschädigt. 1952 wurde der neue Eingang in der Ruthnergasse errichtet und eine neue Aufbarungshalle gebaut.

Tatjana Tupy hat sich im Rahmen eines Schulprojektes mit der Geschichte des jüdischen Friedhofs beschäftigt. Sie hat am 16. September 2008 über ihre Erfahrungen im Verlauf des Projektes berichtet. Im Anschluss konnte der Friedhof gemeinsam mit Erich Sinai besichtigt werden.

Weitere Informationen beim Kulturverein unter Tel. 01/2707917

Quelle: Text: bzKulturverein Transdanubien und Wikipedia, Bilder: Anton-kurt, gemeinfrei.



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