Das Kollegium Kalksburg, auch bekannt als Collegium Immaculatae Virginis, ist eine römisch-katholische Privatschule mit Öffentlichkeitsrecht im 23. Wiener Gemeindebezirk Liesing.
Beschreibung: Das 1856 gegründete Kollegium im heutigen Liesinger Bezirksteil Kalksburg wurde bis 1988 von den Jesuiten geführt. Es umfasst ein Gymnasium, ein Realgymnasium sowie seit 1993 eine Volksschule. Bis 1990 gehörte zudem ein Internat zum Kollegium. Das Gymnasium bietet neben dem neusprachlichen Zweig auch eine klassische humanistische Bildung mit Latein ab der 7. und Altgriechisch ab der 9. Schulstufe an.
Geschichte: An Stelle des Kollegiumsgebäudes
befand sich das im 18. Jahrhundert erbaute Schloss Mon Pérou.
Es war der Landsitz von Fürstin Carolina von Trautson, einer
Hofdame Maria Theresias, und wurde 1791 vom Hofjuwelier
Franz von Mack erworben. Franz von Mack ließ den noch heute
bestehenden Landschaftsgarten um das Schloss anlegen. Die
Jesuiten erwarben das Schloss 1856 von August Godeffroy, dem
Ehemann einer Enkelin Franz von Macks. Die Transaktion wurde
von Kaiser Franz Joseph finanziell unterstützt.
Das Hauptgebäude des Kollegiums wurde schrittweise und
teilweise auf den Grundmauern des Schlosses Mon Pérou
erbaut. Am 3. Oktober 1856 wurde der heutige untere Teil des
Patrestraktes durch Kardinal Joseph Othmar von Rauscher der
Unbefleckten Empfängnis geweiht, die kurz davor als
römisch-katholisches Glaubensdogma verkündet worden war. Das
Haus wurde von 68 Zöglingen bezogen. 1857 erfolgte die
bauliche Erweiterung durch den heutigen Pfortenteil und
einem spiegelbildlichen Teil zum Patrestrakt und 1858/59
wurde der dreistöckige Konviktsbau (das heutige Gymnasium)
ausgeführt. Ein vom Bereich der ehemaligen Werkstätten
ausgehender Großbrand vernichtete 1875 einen Teil des
Gebäudes. Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts erfolgten
Umbauten, die Aufstockung des Konvikt- und Patrestraktes
sowie der Bau des Musikhauses mit Turnsaal vor dem
Konviktsgebäude. Die erste Ausgabe der Schulzeitschrift
Kalksburger Korrespondenz erschien 1886. Im Jahr 1897
erhielt die Schule das Öffentlichkeitsrecht für alle Klassen
sowie das Recht Reifeprüfungen abzuhalten, nachdem sie
bereits 1891 das Öffentlichkeitsrecht für die ersten drei
Klassen verliehen bekommen hatte. Von 1902 bis zu seinem Tod
1931 wirkte Pater Anton Straub als Priester und Theologe im
Kollegium.
Nach dem Anschluss 1938 wurde das Jesuitenkollegium von den
Nationalsozialisten aufgelöst. Bis 1945 war eine
Polizeischule der Ordnungspolizei im Kollegiumsgebäude
untergebracht. Die Besatzungstruppen nach dem zweiten
Weltkrieg räumten das Haus 1947. Im Herbst desselben Jahres
wurde der Schulbetrieb wieder aufgenommen, von 1948 bis 1951
wurde ein Teil des Kollegsgebäudes weiterhin von der Roten
Armee genutzt. Im Juli 1954 wurde die erste Nachkriegsmatura
abgenommen. Die ersten Halbinternen gab es 1964, dem Jahr
mit der geringsten Schüleranzahl (241) nach dem Krieg. 1968
besuchte der Generalobere des Jesuitenordens Pedro Arrupe
Kalksburg. 1968 war auch das Jahr, in dem das Jesuitenkolleg
Stella Matutina in Feldkirch geschlossen wurde. Wesentliche
Veränderungen wurden unter dem Rektor Rudolf
Reichlin-Meldegg (selbst Altkalksburger) in Angriff
genommen.
Gymnasialdirektoren seit 1969:
1969–1994 Erich Schmutz
1994–2004 Walter Schauer
seit 2004 Michael Dobes
Mit Erich Schmutz übernahm 1969 erstmals ein Laie das Amt
des Gymnasialdirektors, das bislang von Jesuiten ausgeübt
wurde. Mit der Errichtung eines neuen Turnsaals kam es 1972
erstmals nach 75 Jahren wieder zu einer baulichen
Erweiterung des Hauses. Die Koedukation von Knaben und
Mädchen wurde 1983 eingeführt. 1990 wurde das Internat
aufgelassen. Aus personellen Gründen strebten die Jesuiten
die Bildung der Vereinigung der Ordensschulen Österreichs
an. Das Kollegium wurde 1993 zur ersten Schule, die von
diesem Trägerverein geführt wird. Im selben Jahr wurde
zusätzlich eine Volksschule eingerichtet, die mit zwei
ersten Schulklassen das Schuljahr 1993/94 begann. 1999
gestaltete das Kollegium Kalksburg die Parkanlage
Willergasse und errichte die Skulptur Lebende Liesing. Im
darauf folgenden Jahr war die Schule
Science-Week-Preisträger und führte die Ausstellung Lebende
Liesing in der Volkshalle des Wiener Rathauses durch. 1999
erfolgte der Ausbau des vierten Stocks zum Zentrum für
Werken und Bildnerische Erziehung und 2001 wurde der neue
Bibliothekstrakt mit angeschlossenem EDV-Saal und
Schülerbuffet eröffnet. Ein Jahr darauf wurde die Fassade
des Osttrakts renoviert. Der Turnsaal von 1972 wurde 2003
durch einen doppelstöckigen Neubau mit einer Kletterwand
ersetzt. Zur 150-Jahr-Feier des Kollegiums im Jahr 2006
fanden zahlreiche Veranstaltungen statt, darunter eine
Festmesse mit Kardinal Christoph Schönborn und eine
Wallfahrt zur Basilika von Mariazell.
Lage und Architektur: Das Areal des Kollegiums befindet sich im Süden Kalksburgs am Rand des Waldgebiets des Wienerwalds. Das langgestreckte Hauptgebäude ist über eine Brücke über den Liesingbach erreichbar. Es besteht aus dem viergeschossigen Schultrakt und dem westlich in Form eines Ehrenhofs anschließenden Konvikts- und Patrestrakt. Zum Hauptgebäude gehören mehrere Kapellen. Die Marianische Kongregationskapelle und die Konviktskapelle wurden von 1895 bis 1897 errichtet und besitzen eine großteils aus der Erbauungszeit stammende Einrichtung. In der Konviktskapelle im Schultrakt ist am Altarretabel ein Maria-Immaculata-Bild von Leopold Kupelwieser angebracht und die Fenster über den Arkaden wurden von der Tiroler Glasmalereianstalt hergestellt, in der Kongregationskapelle befindet sich der Reisealtar von Napoléon Bonaparte. Die Kollegskapelle an der Rückfront des Konvikts- und Patrestrakts weist ein Fresko von Bengt Olof Kälde aus 1986 auf. Die ehemalige Schutzengelkapelle schließlich ist ein schlichter Raum aus dem Jahr 1900.
Parkanlage und Nebengebäude: Die Parkanlage des
Kollegiums geht auf den Mack’schen Landschaftsgarten aus dem
18. Jahrhundert zurück. Beim so genannten Monument handelt
es sich um einen im Stil des Architekten Claude-Nicolas
Ledoux errichteten runden Pavillon im Park. Die Obelisken
mit Kugel und Stern an den Innenwänden verweisen auf
freimaurerische Symbolik. Die auf einer Anhöhe gelegene
Michaelskapelle wurde 1858/59 durch Umbau und Erweiterung
eines von Mack errichteten Dianatempels fertiggestellt.
Außerdem befinden sich in der Parkanlage eine kleine
chinesische Pagode, der so genannte Chineser, und der so
genannte Rauchertempel, ein anlässlich der Weltausstellung
1873 in Wien für Griechenland errichteter, ursprünglich
offener Pavillon, der den Schülern der 7. und 8.
Gymnasialklassen als Freizeitraum diente und in dem das
Rauchen im Gegensatz zum restlichen Gebäude nicht verboten
war. Im ehemaligen „kleinen Garten“ Franz von Macks steht
das 1787 erbaute Steinhaus, das zu den bedeutendsten
profanen Bauwerken der Neugotik in Österreich zählt. Es
besitzt eine bemerkenswerte Innenausstattung.
Das Gelände des Kollegiums umfasst einige Sportanlagen,
darunter einen großen Fußballplatz mit Tribüne, der von
einer 400 Meter langen Laufbahn umgeben ist, und zwei
weitere Fußballtrainingsplätze, einen Basketballplatz, ein
Beachvolleyballfeld, ein Kugelstoßareal und vier Turnsäle.
Früher gab es hinter dem Kollegiumsgebäude einen kleinen
Schilift, zwei Tennisplätze und eine Bobbahn.
Kunstsammlung: Die Kunstsammlung im Kollegium
Kalksburg umfasst vor allem zahlreiche Gemälde, die zwischen
der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und Ende des 19.
Jahrhunderts geschaffen wurden. Es handelt sich dabei etwa
um Porträts, darunter solche von Franz von Mack und seiner
Ehefrau, und um Darstellungen aus dem Leben von
Jesuitenheiligen. Bemerkenswert sind das Gemälde Kreuzigung
des Barockmalers Martin Johann Schmidt und das Kalksburger
Kreuz, das 1911 vom Stahlschneider Michael Blümelhuber
geschaffen wurde. Weiters besitzt das Kollegium eine
ausgedehnte biologische und eine ethnographische Sammlung.
An der Reichen Liesing, bei der Willerbrücke befindet sich das Keramikrelief Fische in der Liesing,
erschaffen von den Schülern der 2c, 5a, 6a (1997/98) und 1c, 2c, 3c (1998/99) unter der künstlerischen Leitung von Dr. Margarete Fujii-Zelenak.
Weblink: www.kalksburg.at
Quelle: Text: Wikipedia, Bilder: www.nikles.net
Einige Texte sind von der freien Wikipedia kopiert und angepasst worden. Die allermeisten Bild- und Mediendateien sind aus eigener Quelle und können auf Anfrage für eigene Webseiten verwendet werden. Sollten sich dennoch Bild- oder Mediendateien auf dieser Seite finden, welche einen Copyright unterliegen, so bitte ich um Verständigung per Email office@nikles.net, damit ich einen Copyright-Vermerk bzw. Weblink anbringen kann, bzw. auf Wunsch die Bild- oder Mediendateien löschen kann.
Günter Nikles
Josef Reichl-Str. 17a/7
7540 Güssing
Austria
Email:
office@nikles.net
Website:
www.nikles.net
(c) 2024 www.nikles.net