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Die Bundeshauptstadt

23. Bezirk - Pfarrkirche Liesing (Färbermühlgasse 6)

Die Pfarrkirche Liesing ist eine Rundkirche im 23. Wiener Gemeindebezirk (Liesing) und befindet sich in der Färbermühlgasse 6. Sie ist Maria, Mutter der Göttlichen Gnade und dem Heiligen Servatius geweiht.

Geschichte: Die Alte Servatiuskirche wurde am 29. Mai 1944 durch einen Bombentreffer völlig zerstört, dabei haben nur die damals einzige Glocke und das Marienbild die Zerstörung heil überstanden. Beide finden sich in der heutigen Pfarrkirche wieder.

Nach 1945 behalf man sich zunächst mit einer Notgottesdienststätte. Seit 1946 diente der ehemalige Tanzsaal des Gasthauses Zott ("Josefinensaal"), dann Gusenbauer (Ecke Breitenfurterstraße/Dirmhirngasse/Schartlgasse) als Notgottesdienststätte.

1951 wurde von der Erzdiözese Wien der Baugrund für die spätere Pfarrkirche angekauft. Das Gotteshaus wurde nach Plänen des Architekten, Dipl. Ing Professor Robert Kramreiter, ausgeführt. Nach langen Verhandlungen konnte am 25. März 1953 der erste Spatenstich für den Bau vorgenommen werden. Am 12. September des gleichen Jahres wurde von Erzbischof-Koadjutor Dr. Franz Jachim der Grundstein gesegnet, am 11. Dezember war der Tag der Gleichenfeier.

Am 19. und 20. Mai 1955 wurde die Kirche ebenfalls von Koadjutor Dr. Franz Jachim auf den Namen "Maria, Mutter der Göttlichen Gnade" geweiht, der hl. Servatius wurde zweiter Kirchenpatron. Wenige Monate davor, am 5. November 1954, wurde in Liesing die erste Elektroorgel auf österreichischem Boden gesegnet. Am 16. Juni 1957 wurde der Kreuzweg feierlich übergeben. 1959 wurden 3 Glocken der Kirche von der Glockengießerei St. Florian gegossen, die alte Märtyrer-Glocke wurde dazu gestimmt.

Vor der Kirche fällt die überlebensgroße Statue des Heiligen Servatius, dem zweiten Patron der Kirche, aus Kunststein auf. Sie ist ein Werk von Prof. Treberer-Treberspurg.

Eine große Portalwand hat die Aufgabe, den runden Körper des Kirchenraumes etwas zu gliedern und die beiden Aufgänge zur "Laienempore" abzudecken, unter denen ein Beichtstuhl und ein Aussprachezimmer untergebracht sind. Die Wand schafft auch Platz für den Vorraum. Der Bildhauer Josef Pillhofer gestaltete die Figuren. Wir sehen Maria mit dem Kind vor der Sonnenscheibe. Dazu sechs Steine mit Symbolen aus der "Lauretanischen Litanei": Du Sitz der Weisheit (Mond), du elfenbeinerner Turm, du kostbarer Kelch, du Morgenstern, du Pforte des Himmels, du geheimnisvolle Rose. Das Mitteltor der Kirche ist eine Arbeit von Paul Peschke aus Lärchenholz uns stellt - in Kupfer getrieben - die Erzengel Michael (mit Schwert) und Gabriel (mit der Schlange) dar. Beide stehen in besonderer Beziehung zum Geheimnis der Menschwerdung Christi, und damit zu Maria. Andererseits bezeichnet der Ritus der Kirchenweihe die Engel als Wächter des Gotteshauses. Das Giebelzeichen der Kirche stellt vier Engel das, die eine Krone tragen. Das Werk stammt von Hans Knesl.

Der Turm der Pfarrkirche ist wie ein italienischer Campanile von der Kirche abgerückt, er ist 38 Meter hoch und hat eine sehr hohe Glockenstube. Im Turm befinden sich vier Glocken: die 1.175 kg schwere Dreifaltigkeits- oder Heldenglocke (Ton: es), die 714 kg schwere Muttergottes- oder Familienglocke (Ton: ges), die Märtyrerglocke, 293 kg (Ton: b) und die Schutzengel- oder Kingerglocke mit 208 kg (Ton: des). Die Märtyrerglocke stammt noch aus der zerstörten Servatiuskirche, deren Zerstörung sie unbeschädigt überstanden hat.

Innenraum: Der Gottesdienstraum der Kirche ist schwach oval, im Ausmaß von ungefähr 24,5 x 26,5 Meter. Von jedem Platz öffnet sich ein freier Blick zum Altar. Die Kirche hat eine gebrochene Hauptachse, wodurch der Bauplatz besser genutzt werden konnte. Bei gerader Hauptachse hätte die angebaute Unterkirche den zur Verfügung stehenden Baugrund in unbrauchbare kleine Randteile zerlegt.

Ein Kranz von Pfeilern und Bögen in zwei Etagen umgibt im Abstand von 2,30 Metern von der Außenwand den Raum. Die Pfeiler sind durch Bögen mit der Außenmauer verbunden, wodurch sich oft überraschende Blickwinkel ergeben. Der zwischen Außenmauer und Pfeilerkranz entstandene Rundgang dient für Prozessionen in der Kirche oder für Stehplätze. Die grob verputzen Pfeiler und Bögen sind chamois gefärbt und heben sich von der weißen Außenwand warm ab. Für die farbliche Gestaltung der Kirche zeichnet sich der Liesinger Zimmermaler Karl Eder verantwortlich

Die Westempore über der Unterkirche wäre für den Spieltisch der Orgel, für Sänger und Musiker bestimmt. Eine von Prof. Franz Deed gestaltete Rosette an der Außenwand bringt viel Tageslicht in die Kirche. Die etwas kleinere Ostempore über dem Eingang ist als zusätzlicher Raum für Gläubige gedacht.

Besonderer Augenmerk ist der Decke der Kirche zu widmen. Sie symbolisiert einen ins Wasser geworfenen Stein, der seine Kreise zieht, die umso größer werden als sie sich vom Mittelpunkt entfernen. Der Blick wird zum Altar gelenkt, von dem das Geheimnis des Erlösungsopfers Christi beim Gottesdienst auf die Gläubigen ausstrahlt. Über dem Altar befindet sich eine Innenkuppel, durch deren Dachhaube das Licht auf den Altartisch fällt. An der Außenwand sehen wir die Salbstellen der Kirche, die zwölf Apostelkreuze. Es sind quadratische Marmorsteine, die jeweils mit einem Kreuz in Gold und dem Zeichen eines Apostels in Rot gestaltet sind. Die Attribute weisen auch ihren Beruf und auf die Art ihres Todes hin.

Der Kreuzwegzyklus ist in Bronzeguss gearbeitet und stammt von Toni Schneider-Manzell

Altarraum: Beim Betreten der Kirche wird der Blick vom Hochaltar und dem darüber schwebenden Kreuz angezogen. Über dem Altar hängt an zwei Stahlseilen das vom Grazer Professor Alexander Silveri geschnitzte Kreuz, das wohl auffallendste Kunstwerk der Kirche. Die Befestigung dazu wurde von der in Liesing ansässigen Schlosserei Waldegg ausgeführt. Die Einrichtung ist für die mehrfache Last ausgelegt und wird periodisch von den Behörden auf Sicherheit überprüft. Das Kreuz stellt den jugendlich strahlenden Christus dar, dessen Hände nicht wie üblich an das Kreuz genagelt sind, sondern segnend die Menschen umfassen möchte. Die vergoldeten Balken (Gold = Ewigkeit) umstrahlen den in dunklen Farben gehaltenen Körper. Die Füße ruhen auf der Weltkugel, auf der neben einem tiefen Riss Gräber und eine Schlange eingeschnitten sind. Damit wird dem Betrachter Christus als Sieger über Elend, Tod, Teufel und Sünde vorgestellt.

Die Rückseite des Kreuzes wurde von Professor Franz Deed als Gemmenkreuz (Edelsteinkreuz) gestaltet, das strahlenden Sieg und leuchtende Freude symbolisiert. Die Halbedelsteine sind nicht regelmäßig angeordnet, aber in kleinen Gruppen zusammengefasst. Zentrum ist das "P", das griechische Rho, das Zeichen für Christus.

Links und rechts stehen die beiden Amben aus dem gleichen Stein wie der Altar. Die Flachreliefs schuf Toni Schneider-Manzell, sie stellen die "biblischen Autoren" dar. Auf der Evangelienseite Lukas (Stier), Matthäus (Mensch), Johannes (Adler) und Markus (Löwe). Auf der Epistelseite die vier großen Propheten Daniel (Löwengrube), Ezechiel (Tor), Jesaja (Säge) und Jeremia (Getreidegarbe).

Der Tabernakel ist als Panzerschrank gestaltet und stammt von der Firma Schnitzler. Die Außenform wurde von dem Wiener Goldschmied Karl Peschta mit Rosenquarzen und Amazoniten ausgeführt. Die Korallenstickereien an der Innenseite der Türen stellen anbetende Engel dar. Es ist eine Arbeit der Schwestern Hedwig und Luise Krizek aus Wien.

Kirchenfenster: Hoch oben durchbricht ein Kranz aus 32 Kunstfenstern die Außenmauern, dessen Thema "Heilige und heiligmäßige Menschen aus Österreich" lautet. Die Fenster umgeben reich gegliedertes Kunststeinmaßwerk. Das Fenster der "Ehrentrudis" wurde von Franz Deed gestaltet, alle anderen von Meister Martin Häusle aus Feldkirch. Die Farbe der Fenster ist absichtlich sehr hell gehalten, um ebenfalls viel Tageslicht in die Kirche einfließen zu lassen. Die 18 Bilder der linken Seite stellen dar: Florian, Severin, Ehrentrudis, Modestus, Gerold, Gebhard, Bruno von Kärnten, Adalbero, Thiemo, Otto von Freising, Wilbirg, Petrus Canisius, Klemens Maria Hofbauer, Pater W. Janauschek, Pater J. Freinademetz, Augustina Mahlendorf, Karl I. von Österreich, Maria Lichtenegger

Die 14 Bilder der rechten Seite: Maximilian, Rupert, Vitalis, Virgilius, Wolfgang, Koloman, Hemma von Gurk, Altmann von Passau, Herzog Leopold III., Eberhard von Salzburg, Notburga, Stanislaus Kostka, Anton Maria Schwartz, Dr. Aloisia Gruber.

Taufkapelle: Ein Juwel der Kirche ist die Taufkapelle mit ihren neun Fensterreihen. Da sie fast genau nach Süden blickt, eignet sich das Sonnenlicht der Mittagszeit am besten zur Betrachtung. Der Raum ist apsisähnlich, nach oben mit einer rosettenartigen Gipsdecke abgeschlossen. In der Mitte steht das von der Passauerin Gertrud Herb aus graugrünem Kunststein in gestalt einer Traube gestaltete Taufbecken. Die einzelnen Perlen symbolisieren uns Christen, die wir zu Jesus gehören. Das Becken ist mit einem bombierten Deckel aus Kupfer abgedeckt, den die Firma Ocsenasek gefertigt hat. Die Glasfenster wurden von Margret Bilger geschaffen. Für die drei Mittelstreifen, die eine Einheit bilden, erhielt sie 1954 bei der "Internationalen Ausstellung christlicher Kunst" in Wien eine Goldene Medaille. Die Bilder auf den in Blei gefassten Glasflächen entstanden durch Abkratzen der zunächst aufgetragenen schwarzen Farbe. Sie stammen aus der Glasmalerei Schlierbach, sind im Zentrum in leuchtendem Rot gehalten und klingen gegen die Seitenstücke in tiefer werdendes Blau aus. Jeder der 9 Streifen besteht aus 4 Feldern. Das Thema des Taufsakramentes: "Die ihr auf Christus getauft seid, seid auf seinen Tod getauft" wurde in den Fenstern entfaltet. Sie zeigen die reinigende, Leben spendende Kraft des Wassers als Vorbild sowie in ihrer Erfüllung durch Christus. Im Mittelstreifen sehen wir den am Lebensbaum gekreuzigten Christus über der Schädelstätte mit Maria und Johannes. Der Schädel stellt den Bezug zu Adam her, der der Legende nach auf Golgotha begraben sein soll. Darüber sieht man den Erlöserknaben im Kelch, von Engeln getragen. Der abgebildete Vogel ist ein Pelikan, der sich die Brust aufreißt, um seine Jungen zu ernähren. Er symbolisiert die Aufopferung Gottes für den Menschen. Unterhalb des Kreuzes sehen wir eine Taufszene. Rechts und links von der Mitte ist das Pfingstwunder, darüber Engel mit Schriftbändern mit dem Taufauftrag (Matth. 28, 19), die Wasser ausgießen - ein Symbol der Gnade Gottes. In den unteren Feldern wird die Enthauptung der Märtyrer dargestellt. In den Streifen II, III, VII, VIII stellte die Künstlerin Gedanken, "Der in der Wüste, da du bitten warst, dir süßen Geschmack verlieh; der dich dem dürstenden Volk zur Labung aus dem Felsen lockte; der dich aus Paradiesquellen springen lies; der dir gebot, in vier Strömen

Pieta: In einer Nische beim Aufgang zur Sängerempore befindet sich die Pieta das Werk des Osttiroler Bildhauers Josef Troyer aus Prägraten, in einer etwas ungewöhnlichen Darstellung aus Zirbenholz. Maria steht und stützt den Leichnam Jesu.

Unterkirche: Hinter dem Hochaltar finden wir die Unterkirche oder Wochentagskapelle. Sie ist durch eine Glaswand, die einige Jahre nach dem Bau eingebaut wurde, von der Oberkirche getrennt. Damit wurde ein Raum geschaffen, der es ermöglicht, im Winter, bei geringerem Kirchbesuch (Vorabend-, Früh-, Wochentagsgottesdienste) bei behaglichen Temperaturen Gottesdienste zu feiern. An der dem Eingang gegenüberliegenden Wand ist das alte Marienbild angebracht, das aus der zerbombten Servatius-Kirche unversehrt gerettet werden konnte. Zunächst hatte es einen schlichten Holzrahmen. Im Zuge der Altarumstellung erhielt es einen vergoldeten Strahlenrahmen und eine indirekte Beleuchtung. Die linke, durchbrochene Wand wurde von Bildhauer Erwin Hauer, einem Schüler von Professor Knesl geschaffen.

Die Bilder zeigen das in Österreich unter der Nummer 19033 denkmalgeschützte Objekt.

Quelle: Text: Wikipedia, Bild: © Bwag/Wikimedia, J. Fuchs, gemeinfrei und www.nikles.net.



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