Eine der ältesten noch erhaltenen Sehenswürdigkeiten ist die alte "Teufelsmühle" um welche sich auch eine alte Sage dreht.
Die mittelalterliche Entwicklung dieses Ortes ist mangels einschlägiger Quellen kaum zu rekonstruieren. Um 1140/50 erstmals genannt, wäre eine Besiedlung aus der Gegend von St. Pölten, wo uns nicht nur ein Siebenhirten, sondern auch ein Inzersdorf bekannt sind, grundsätzlich denkbar. Herren von Siebenhirten, die offenbar ihre Herrschaft vom Landesfürsten zu Lehen trugen, sind das ganze Spätmittelalter über immer wieder bezeugt. In eben diese Epoche weist ja auch eines der bekanntesten Siebenhirtener Bauwerke, die am Petersbach (Ecke zur Ketzergasse) am Ostende des Ortes und an der uralten Straße von Wien nach dem Süden zu gelegene Teufelsmühle, um die sich verschiedene Sagen ranken. Schon 1477 soll Kaiser Friedrich III. seinem Sohn Maximilian bis "bei des teufels mill" das Geleit gegeben haben. Ansonsten stammt die älteste bekannte Erwähnung dieser Mühle aus dem Bereitungsbuch von 1590/91.
Sage: Die Teufelsmühle am Wiener Berg
1.
In früherer Zeit lag außerhalb der Ringmauern von Wien viel
unbebautes Land. Schlechte Straßen führten durch Wiesen und
Wälder. Die Straßen lagen einsam; nur hie und da polterte
ein Wagen daher und der Fuhrmann schimpfte über die Gruben
und Löcher, in denen sein Fuhrwerk oft stecken blieb.
Manchmal ritt ein Bote von Wien nach der Neustadt. Sonst sah
man niemanden auf den Straßen außerhalb der Stadt.
Spaziergänger gab es damals nicht.
An der einsamen Straße über den Wiener Berg stand vor Zeiten
eine Mühle. Sie gehörten ehrlichen, guten Leuten. Als sie
starben, kaufte ein Raubritter namens Kilian von Drachenfels
die Mühle am Wiener Berg. Er ließ hie und da die Mühlräder
laufen, damit die Leute glauben sollten, es wohne ein
richtiger Müller da. Er machte auch ein Gasthaus in der
Mühle auf; darin konnten die Fuhrleute und die Boten
übernachten und der saubere Müller konnte sie während der
Nacht ausrauben und umbringen.
Dieser Raubritter hatte eine herzensgute Frau. Sie bat ihn
oft, er solle von seinem Räuberleben ablassen, er werde
seine Schandtaten noch schwer büßen. Aber der Ritter lachte,
wenn er seine Frau so reden hörte. Als sie aber immer wieder
davon sprach, packte ihn der Zorn und er rief:
"Wenn du nicht bald aufhörst mit dem Geschwätz, so werfe ich
dich in den Brunnen!"
Und einmal, als die Frau wieder anfing, schleppte er sie zum
Mühlbrunnen und stieß sie hinunter.
In diesem Augenblicke erzitterte die Erde, es tat sich ein
riesiges Loch auf und der Ritter und alle seine Leute fuhren
mit einem Schrei des Schreckens in die Tiefe.
Von nun an stand die Mühle leer. Mit der Zeit stürzte das
Dach ein, es regnete in die Zimmer, die Fußböden verfaulten
und es wuchsen Disteln und anderes Unkraut in der Mühle. Es
war aber keine einzige schöne Blume da zu sehen und kein
Vogel baute in der Nähe der Mühle sein Nest.
Als einmal ein Fuhrmann in der Nacht vorüberfuhr, hörte er
die Mühlräder laufen und die Stimmen vieler Menschen klangen
an sein Ohr. Als er hinkam, war alles still und kein Mensch
war in der verfallenen Mühle zu sehen. Da wurde dem Fuhrmann
angst, er fuhr schnell nach Wien und erzählte im Wirtshaus
sein sonderbares Erlebnis. Von da an glaubte man, dass der
Teufel in der Mühle wohne und bald erzählte man schauerliche
Geschichten von dieser "Teufelsmühle". Jede Nacht um zwölf
Uhr müssen die Ritter und seine Knechte in der Mühle
arbeiten, sie müssen schwere Säcke schleppen, Getreide in
den Mahlkasten schütten, das Mehl herausnehmen und
forttragen; das alles tun sie mit Schreien, Jammern und
Stöhnen. Hinter ihnen steht der Teufel mit der Peitsche, der
treibt sie an, damit sie schneller arbeiten. Und das muss so
lange geschehen, bis die Frau aus dem Brunnen herausgeholt
und in der Erde begraben ist. Wer die Frau erlöst, der wird
einen Schatz finden und ein reicher Mann werden.
2.
Viele Jahre vergingen. Da kam einmal um elf Uhr nachts ein
junger Ritter mit seinem Knappen an der Mühle vorbei. Es war
eben ein furchtbares Gewitter und die alte Mühle war hier
der einzige Ort, wo man sich unterstellen konnte. Sie gingen
hinein und sahen sich in der Mühlstube um. Es sah hier gar
nicht wohnlich aus. Ein Teil der Decke war eingestürzt, nur
in einer Ecke war es noch trocken. Dort setzten sie sich auf
die Erde und wollten warten, bis das Gewitter vorbei war.
Nach einer Weile sagte der Ritter:
"Das ist eine unheimliche Mühle! Wir dürfen nicht
einschlafen! Nimm dein Schwert heraus! Wenn wir überfallen
werden, dann heißt's dreinschlagen!"
Da fing eine Uhr an zu rasseln und es ertönten zwölf
Schläge. Kaum war der letzte Schlag verklungen, so wurde es
lebendig in der Mühle. Die Räder drehten sich, von draußen
hörte man Lärm, die Tür flog auf und der Ritter Kilian und
seine Knechte rannten mit schweren Säcken durch die
Mühlstube. Da sprang der junge Ritter auf und rief laut:
"Halt! Sagt mir, wie ich euch erlösen kann!"
Da war es ganz still und eine Frauenstimme antwortete aus
weiter Ferne:
"Herr Ritter, hört Ihr mich ? Mein Mann hat mich in den
Brunnen geworfen. Wenn Ihr mich heraufholt und in der Erde
eingrabt, dann bin ich erlöst und auch mein Mann wird Ruhe
finden im Grabe."
Da rasselte wieder die Uhr und schlug die erste Stunde.
Ritter Kilian und seine Knechte waren verschwunden, die
Mühlräder standen still und das Gewitter hatte sich
verzogen.
Der junge Ritter fasste sein Schwert fester und sprach zu
seinem Knappen: "Du hast gehört, was die Frau gesagt hat. Es
ist meine Ritterpflicht, die Frauen zu beschützen und die
Gefangenen zu erlösen. Morgen früh gehen wir ans Werk!"
Sie legten sich auf den Fußboden und schliefen bis zum
Morgen. Dann gingen sie zum Brunnen und stiegen auf Leitern
hinunter. Sie fanden die Frau und begruben die Leiche in der
Erde. Kaum war das Grab zugeschüttet, so ertönte eine
freudige Stimme aus den Lüften:
"Hab Dank, du braver Ritter! Du hast mich und meinen Mann
erlöst. Geh jetzt heim auf deine Burg! Auf dem Tisch wirst
du einen Schatz finden, das ist der Lohn für deine gute
Tat." Der Ritter ging nach Hause und fand auf dem Tisch
einen Sack mit Gold.
Von dem Tag an hörte auch der Teufelsspuk in der Mühle auf.
Das Haus war verschwunden, es wuchsen dort schöne Blumen und
die Vögel bauten in den Bäumen und Sträuchern ihre Nester.
Die Menschen gingen jetzt ruhig an dem Ort vorbei und
niemand fürchtete sich mehr.
Heute steht an der Stelle der Mühle ein großes
Einkehrgasthaus mit der Aufschrift: "Gasthof zur
Teufelsmühle". Es steht gegenüber der Haltestelle
Vösendorf-Siebenhirten an der elektrischen Bahn Wien -
Baden.
Quelle: Text: Wiener Sagen, herausgegeben von der Wiener Pädagogischen Gesellschaft, Wien 1922, Seite 39, Bilder: Karl Gruber unter der Lizenz CC BY-SA 4.0.
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Günter Nikles
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