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Die Bundeshauptstadt

23. Bezirk - Teufelsmühle (Petersbach/Ecke Ketzergasse)

Eine der ältesten noch erhaltenen Sehenswürdigkeiten ist die alte "Teufelsmühle" um welche sich auch eine alte Sage dreht.

Die mittelalterliche Entwicklung dieses Ortes ist mangels einschlägiger Quellen kaum zu rekonstruieren. Um 1140/50 erstmals genannt, wäre eine Besiedlung aus der Gegend von St. Pölten, wo uns nicht nur ein Siebenhirten, sondern auch ein Inzersdorf bekannt sind, grundsätzlich denkbar. Herren von Siebenhirten, die offenbar ihre Herrschaft vom Landesfürsten zu Lehen trugen, sind das ganze Spätmittelalter über immer wieder bezeugt. In eben diese Epoche weist ja auch eines der bekanntesten Siebenhirtener Bauwerke, die am Petersbach (Ecke zur Ketzergasse) am Ostende des Ortes und an der uralten Straße von Wien nach dem Süden zu gelegene Teufelsmühle, um die sich verschiedene Sagen ranken. Schon 1477 soll Kaiser Friedrich III. seinem Sohn Maximilian bis "bei des teufels mill" das Geleit gegeben haben. Ansonsten stammt die älteste bekannte Erwähnung dieser Mühle aus dem Bereitungsbuch von 1590/91.

Sage: Die Teufelsmühle am Wiener Berg

1.
In früherer Zeit lag außerhalb der Ringmauern von Wien viel unbebautes Land. Schlechte Straßen führten durch Wiesen und Wälder. Die Straßen lagen einsam; nur hie und da polterte ein Wagen daher und der Fuhrmann schimpfte über die Gruben und Löcher, in denen sein Fuhrwerk oft stecken blieb. Manchmal ritt ein Bote von Wien nach der Neustadt. Sonst sah man niemanden auf den Straßen außerhalb der Stadt. Spaziergänger gab es damals nicht.

An der einsamen Straße über den Wiener Berg stand vor Zeiten eine Mühle. Sie gehörten ehrlichen, guten Leuten. Als sie starben, kaufte ein Raubritter namens Kilian von Drachenfels die Mühle am Wiener Berg. Er ließ hie und da die Mühlräder laufen, damit die Leute glauben sollten, es wohne ein richtiger Müller da. Er machte auch ein Gasthaus in der Mühle auf; darin konnten die Fuhrleute und die Boten übernachten und der saubere Müller konnte sie während der Nacht ausrauben und umbringen.

Dieser Raubritter hatte eine herzensgute Frau. Sie bat ihn oft, er solle von seinem Räuberleben ablassen, er werde seine Schandtaten noch schwer büßen. Aber der Ritter lachte, wenn er seine Frau so reden hörte. Als sie aber immer wieder davon sprach, packte ihn der Zorn und er rief:

"Wenn du nicht bald aufhörst mit dem Geschwätz, so werfe ich dich in den Brunnen!"

Und einmal, als die Frau wieder anfing, schleppte er sie zum Mühlbrunnen und stieß sie hinunter.

In diesem Augenblicke erzitterte die Erde, es tat sich ein riesiges Loch auf und der Ritter und alle seine Leute fuhren mit einem Schrei des Schreckens in die Tiefe.

Von nun an stand die Mühle leer. Mit der Zeit stürzte das Dach ein, es regnete in die Zimmer, die Fußböden verfaulten und es wuchsen Disteln und anderes Unkraut in der Mühle. Es war aber keine einzige schöne Blume da zu sehen und kein Vogel baute in der Nähe der Mühle sein Nest.

Als einmal ein Fuhrmann in der Nacht vorüberfuhr, hörte er die Mühlräder laufen und die Stimmen vieler Menschen klangen an sein Ohr. Als er hinkam, war alles still und kein Mensch war in der verfallenen Mühle zu sehen. Da wurde dem Fuhrmann angst, er fuhr schnell nach Wien und erzählte im Wirtshaus sein sonderbares Erlebnis. Von da an glaubte man, dass der Teufel in der Mühle wohne und bald erzählte man schauerliche Geschichten von dieser "Teufelsmühle". Jede Nacht um zwölf Uhr müssen die Ritter und seine Knechte in der Mühle arbeiten, sie müssen schwere Säcke schleppen, Getreide in den Mahlkasten schütten, das Mehl herausnehmen und forttragen; das alles tun sie mit Schreien, Jammern und Stöhnen. Hinter ihnen steht der Teufel mit der Peitsche, der treibt sie an, damit sie schneller arbeiten. Und das muss so lange geschehen, bis die Frau aus dem Brunnen herausgeholt und in der Erde begraben ist. Wer die Frau erlöst, der wird einen Schatz finden und ein reicher Mann werden.

2.
Viele Jahre vergingen. Da kam einmal um elf Uhr nachts ein junger Ritter mit seinem Knappen an der Mühle vorbei. Es war eben ein furchtbares Gewitter und die alte Mühle war hier der einzige Ort, wo man sich unterstellen konnte. Sie gingen hinein und sahen sich in der Mühlstube um. Es sah hier gar nicht wohnlich aus. Ein Teil der Decke war eingestürzt, nur in einer Ecke war es noch trocken. Dort setzten sie sich auf die Erde und wollten warten, bis das Gewitter vorbei war.

Nach einer Weile sagte der Ritter:

"Das ist eine unheimliche Mühle! Wir dürfen nicht einschlafen! Nimm dein Schwert heraus! Wenn wir überfallen werden, dann heißt's dreinschlagen!"

Da fing eine Uhr an zu rasseln und es ertönten zwölf Schläge. Kaum war der letzte Schlag verklungen, so wurde es lebendig in der Mühle. Die Räder drehten sich, von draußen hörte man Lärm, die Tür flog auf und der Ritter Kilian und seine Knechte rannten mit schweren Säcken durch die Mühlstube. Da sprang der junge Ritter auf und rief laut:

"Halt! Sagt mir, wie ich euch erlösen kann!"

Da war es ganz still und eine Frauenstimme antwortete aus weiter Ferne:

"Herr Ritter, hört Ihr mich ? Mein Mann hat mich in den Brunnen geworfen. Wenn Ihr mich heraufholt und in der Erde eingrabt, dann bin ich erlöst und auch mein Mann wird Ruhe finden im Grabe."

Da rasselte wieder die Uhr und schlug die erste Stunde. Ritter Kilian und seine Knechte waren verschwunden, die Mühlräder standen still und das Gewitter hatte sich verzogen.

Der junge Ritter fasste sein Schwert fester und sprach zu seinem Knappen: "Du hast gehört, was die Frau gesagt hat. Es ist meine Ritterpflicht, die Frauen zu beschützen und die Gefangenen zu erlösen. Morgen früh gehen wir ans Werk!"

Sie legten sich auf den Fußboden und schliefen bis zum Morgen. Dann gingen sie zum Brunnen und stiegen auf Leitern hinunter. Sie fanden die Frau und begruben die Leiche in der Erde. Kaum war das Grab zugeschüttet, so ertönte eine freudige Stimme aus den Lüften:

"Hab Dank, du braver Ritter! Du hast mich und meinen Mann erlöst. Geh jetzt heim auf deine Burg! Auf dem Tisch wirst du einen Schatz finden, das ist der Lohn für deine gute Tat." Der Ritter ging nach Hause und fand auf dem Tisch einen Sack mit Gold.

Von dem Tag an hörte auch der Teufelsspuk in der Mühle auf. Das Haus war verschwunden, es wuchsen dort schöne Blumen und die Vögel bauten in den Bäumen und Sträuchern ihre Nester. Die Menschen gingen jetzt ruhig an dem Ort vorbei und niemand fürchtete sich mehr.

Heute steht an der Stelle der Mühle ein großes Einkehrgasthaus mit der Aufschrift: "Gasthof zur Teufelsmühle". Es steht gegenüber der Haltestelle Vösendorf-Siebenhirten an der elektrischen Bahn Wien - Baden.

Quelle: Text: Wiener Sagen, herausgegeben von der Wiener Pädagogischen Gesellschaft, Wien 1922, Seite 39, Bilder: Karl Gruber unter der Lizenz CC BY-SA 4.0.



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