Die Wiener Buchdrucker feierten am 21. Juni 1882 das
Erinnerungsfest der Einführung der Buchdruckerkunst in Wien
im Jahre 1482. Die Namen der ersten Wiener Buchdrucker sind
nicht bekannt, wohl haben sich aber vier Druckwerke
erhalten, welche auf ihrem Titel die Bezeichnung gedruckt
enthalten: Wien 1482. Es sind dies vier Druckwerke, aus
86, 14, 11 und 5 Blättern bestehend, und ein Holzschnitt,
den heiligen Rochus darstellend.
Es wird allgemein angenommen, dass Johannes Gutenberg die
Buchdruckerkunst um das Jahr 1440 erfunden habe. Da sie erst
1482 in Wien ausgeübt wurde, so dauerte es also volle 42
Jahre, bis sie hier in Verwendung kam. Damals gab es
fahrende Buchdrucker. Solche hatten ihre Lettern und
Werkzeuge zum Drucken in einem großen Fasse verpackt. Mit
diesem fuhren sie aus Bayern zu Schiffe auf der Donau nach
Österreich und suchten hier Arbeit. Kamen sie an einem
Kloster oder an einem größeren Städtchen vorüber, so stiegen
sie ans Land und fragten an, ob es Arbeit für einen
Buchdrucker gäbe. Wenn sie welche fanden, so wälzten sie ihr
Fass ans Land in das Kloster oder in eines der Häuser des
Städtchens, richteten in irgendeinem Stübchen ihre
Werkstätte ein und setzten und druckten so lange, als es
Arbeit gab. Dann packten sie ihr ganzes Gerät wieder in das
Fass, wälzten es zu dem nächsten Landungsplatz und fuhren
wieder weiter.
Erst nach dem Tode Kaiser Friedrichs III., nachdem dessen
Sohn Kaiser Max I. 1493 als dessen Nachfolger in Wien
eingezogen war, erschien in Wien Johannes Winterburger als
Buchdrucker, der hier seine Kunst dauernd ausübte. Er war
vom Rhein nach Wien eingewandert und hatte hier sein
Geschäft in der Krugerstraße begründet.
An Kaiser Maximilian I., welcher nicht nur der tapferste
Ritter seiner Zeit, sondern auch der größte Förderer aller
Künste war, fand Winterburger einen großen Gönner. So
druckte er auf Befehl des Kaisers ein Büchlein, das die
eingehende Beschreibung der großen Leichenfeierlichkeiten
für den verstorbenen Kaiser Friedrich III. enthält; darin
wird erzählt, wie schön die Stephanskirche geschmückt war,
wie an der Spitze eines großen Zuges von Fürsten, Herren,
Bischöfen und Äbten Kaiser Maximilian I. einherritt und wie
an diesem Tage, es war dies der 7. Dezember 1493, 682 Messen
gelesen wurden, deren jede mit 18 Kreuzern bezahlt wurde.
Auf dem Titelblatte dieses interessanten Büchleins steht
unter anderem: "Und dernach geschriebe druck is visitiert
und verhort durch den K. M. reth. Und gerecht und wo anders
erfunden wirt in geschrift oder druck ist ungerecht." Auch
trägt es den kleinen kaiserlichen Adler und die Aufschrift:
"Gedruckt zu Wien durch Johannem Winterburg."
Der zweite bekannte Wiener Buchdrucker ist Hieronymus Vietor.
Auch er war aus Deutschland nach Wien eingewandert,
arbeitete als Gehilfe in der Druckerei des Winterburger und
errichtete später selbst eine Druckerei in der Weihburggasse.
In dieser Zeit war König Siegmund in Wien und lernte die
vorzüglichen Druckarbeiten Vietors kennen. Diese gefielen
ihm so sehr, dass er ihn nach Prag schickte, damit er auch
dort eine Druckerei errichtete.
Der dritte bekannte Wiener Buchdrucker ist Johannes
Singriener. Dieser errichtete seine Druckerei unter den
Tuchlauben im Winterhause; ihm gelang es, seine beiden
Vorgänger durch hervorragende Buchdruckleistungen weit zu
überflügeln.
Diese drei Buchdrucker lieferten eine große Zahl von Werken
meist in lateinischer Sprache, die sich bis jetzt noch in
der Hofbibliothek, der Universitätsbibliothek sowie in den
Bibliotheken verschiedener Klöster, in Rathäusern und
dergleichen befinden.
Wie fleißig diese Buchdrucker arbeiteten und wie sie sich
durch nichts abhalten ließen, geht daraus hervor, dass
während der Zeit der ersten Türkenbelagerung 1529 in der
Buchdruckerei Vietors ein Buch über diese Belagerung
gedruckt wurde, welches heißt: "Belagerung der Statt Wiene,
im jar, Als man zallt nach Christi Geburt, tausend
fünfhündert und im neunundtzwaintzigsten beschehn kürtzlich
angetzaigt."
Kaum waren die Türken, wutschnaubend über die
Erfolglosigkeit ihrer Anstrengungen, davongezogen, erschien
das Büchlein über dieselbe am 25. Oktober 1529, und die
wackeren Wiener konnten nun auch lesen, was für Drangsale
sie zu überstehen gehabt hatten und was für tüchtige
Verteidiger sie gewesen waren.
Quelle: Die schönsten Sagen aus Wien, o. A., o. J., Seite 275. Bilder: gemeinfrei
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