Um das Andenken an die glückliche Befreiung Wiens
fortwährend zu erhalten, verordnete Kaiser Leopold I., dass
jedes Jahr am 12. September eine feierliche Prozession
abgehalten wäre, welche von der Peterskirche zur
Dreifaltigkeitssäule auf dem Graben ihren Weg nehmen sollte,
um dort ein öffentliches Dankgebet für die Rettung der
Hauptstadt abzuhalten.
Aber auch durch zwei Volksfeste - den "Eselritt" und den
"Bäckeraufzug" - suchte man die Erinnerung daran wach zu
halten.
So wurde zu Hernals jährlich am Tage des Kirchweihfestes ein
sehr possierlicher Aufzug begangen, den man "Eselritt"
nannte.
Nach dem Mittagmahle versammelten sich die lustigen Burschen
dieses Ortes in dem Gemeindehause, dessen Tor sorgfältig
hinter ihnen wieder geschlossen wurde, um dem Gedränge der
Neugierigen zu wehren.
Hier verkleideten sie sich nach Verabredung in Masken und
ordneten sich zu ihrem Zuge. Waren sie bereit, so gab die
wohlbekannte Halter- (Hirten-) Trompete durch dreimaliges
Schmettern zur Freude des sehr zahlreich aus der Umgebung
zusammengeströmten Volkes das Zeichen zum Anfang.
Das Tor geht auf und hinaus wallt in Reih und Glied mit
feierlich abgemessenen Schritten eine ansehnliche türkische
Bande, die sich in ihrem lärmenden Marsche durch das
Gespötte der Städter über den Ersatz der Flöten und Oboen
durch ein paar schnarrende Geigen oder allenfalls der
Fagotte durch Dudelsack oder Bassgeige nicht irremachen
lässt, sondern in schönster Ordnung den Zug durch die Gassen
leitet. Wie Leid auf Freude, folgt diesem Zuge eine Anzahl
Christensklaven, paarweise, in armseligen Kleidern, mit
klirrenden Ketten behangen, umgeben und bewacht von
grausamen Janitscharen. Bittend heben sie die Hände empor,
und ihr Elend lockt manchen Kreuzer aus den Taschen der
Zuschauer in ihre Sammelbüchsen. Wehe aber dem Mädchen, das
sich zu nahe hinzuwagt; es wird von den Janitscharen
ergriffen, muss das Schicksal der Gefangenen teilen oder
sich loskaufen.
Nun folgt wieder ein Zug Janitscharen, und - horch! -
abermals ertönen Trompetenstöße - und die Krone des Zuges,
ein tüchtiger, wohlbeleibter Pascha im schönsten
morgenländischen Schmucke, stolziert unter tausend
Neckereien und dem schallenden Gelächter des Volkes auf
einem schmucken Esel und lässt sich trotz des Verbotes
Mohammeds den ihm häufig gereichten Wein wohl schmecken.
Sein auf gleiche Weise berittenes Gefolge und das jauchzende
Volk beschließen den Zug, der sich durch alle Gassen windet
und dann wieder in das Gemeindehaus zurückkehrt. Hier werfen
die Burschen ihre Verkleidung von sich, teilen das Geld aus
ihren Sammelbüchsen und eilen in den Wirtshausgarten, wo ein
fröhlicher Tanz das Fest beschließt.
Unter der Regierung des Kaisers Joseph II. wurde das Fest
aufgehoben.
Siehe auch Türkenritthof in Hernals.
Quelle: Die schönsten Sagen aus Wien, o. A., o. J., Seite 196. Bilder: www.nikles.net
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