Person - Carl Angerer
Carl Angerer, k. u. k. Hof-Photochemigraph, Chemigraph, Reproduktionstechniker, Industrieller. Besitzer des goldenen Verdienstkreuzes mit der Krone, der Medaille für Kunst und Wissenschaft,
Ehrenmitglied und Mitbegründer mehrerer graphischer Vereinigungen, ab 1911 Kaiserlicher Rat, * 13.06.1838, † 14.02.1916, Bestattungsdatum: 16.02.1916.
Carl Angerer gründete das Unternehmen
C. Angerer & Göschl im Jahr 1870, eine Kunst-, Druckformenherstellungs- und Reproduktionsanstalt in Wien.
Er beschäftigte sich intensiv mit der chemigraphischen Zinkätzung und entwickelte die für die damalige Zeit revolutionäre Wiener Ätzmethode.
Der erste Standort befand sich in der Hubergasse 15. Es gibt Aufzeichnungen über Standorte in der Ottakringer Straße 33 ab 1880,
seit dem Jahr 1899 auch in der Ottakringer Straße 49.
1910 beschäftigte das Unternehmen an die 250 Mitarbeiter.
Nach seinem Tod wurde die Firma von seinem Sohn übernommen.
Buchdrucker-Zeitung vom 24. Februar 1916:
Carl Angerer †.
Am 14. Februar verschied nach längerer
Krankheit, von der er sich wohl zeitweise zu
erholen schien, der Begründer und Altchef der
k. u. k. photochemigraphischen Hof-Kunstanstalt
C. Angerer & Göschl in Wien, Herr kaiserlicher
Rat Carl Angerer, k. u. k. Hof-Photochemigraph,
Besitzer des goldenen Verdienstkreuzes mit der
Krone, der Medaille für Kunst und Wissenschaft,
Ehrenmitglied und Mitbegründer mehrerer graphischer Vereinigungen usw., im 78. Lebensjahre.
Mit dem Tode dieses Mannes, der eine der
schönsten Zierden der graphischen Gemeinde war,
ist ein tatenreiches Leben erloschen, das er den von
ihm erfundenen und eifrig gepflegten Kunstzweigen fast ausschließlich zu widmen gewillt schien.
Rastlos und nimmermüde oblag er dem Forschen
nach Neuem und dessen Erprobung. Er war einer
der im Geiste Gewaltigen, der nie ruhte und von
Schaffensfreude auch schon in seinen jüngeren
Jahren erfüllt war. Carl Angerer war es ja auch,
welcher durch seine Erfindung der Autotypie
dem Buchdruck und besonders der Illustration
früher ungeahnte Wege eröffnete. Freilich wurde
ihm diese Erfindung nicht sofort zugestanden,
da man auch Meisenbach den Vater der Autotypie
nannte. Es war wohl das in einer kurzen Spanne
von Zeit erfolgte Zusammentreffen des Bekanntwerdens dieser Erfindung an zwei Orten und
verringert nicht im mindesten die Verdienste
Angerers. Zu dieser Zeit war ja leider alles, was
vom Auslande kam, heimischen Erfindungen ganz
unbesehen überlegen. Den Verdiensten Meisenbachs um die graphischen Zweige soll hiemit
jedoch kein Abbruch geschehen.
Als Sohn eines bedeutenderen Gastwirtes
geboren, wollte ihn sein Vater seinem Berufe
zuführen. Angerer aber, welcher eine gute Schulbildung hinter sich hatte und ein guter Zeichner
war, ergriff den Beruf eines Buchdruckers, dem
er in der Staatsdruckerei oblag. Verbindungen
mit Klič und anderen waren es nun, die er pflegte
und ihn derart seinen neuen Beruf ergreifen
ließen, der ihm Ehren und Ansehen brachte.
Nichtsdestoweniger betonte er stets, daß es ihn
freue, einstens unter Gutenbergs Fahnen gestanden zu sein. Angerer war daher auch unablässig
bemüht, den graphischen Zweigen zu nützen, für
sie zu schaffen, und so war sein Name hinausgedrungen, weit über Österreich-Ungarns Grenzen
und bis in die entlegensten Länder gelangt. Dadurch
hatte seine Anstalt einen Weltruf erlangt. Ungeschmälert wird sein Name in der Geschichte der Graphik
prangen. Aber auch als Mensch betrachtet, hoben
ihn seine Eigenschaften weit hinaus über tägliches
Getriebe. Er war ein strenger aber tüchtiger Lehrmeister und eine große Anzahl von tüchtigen
Fachleuten sind aus seiner Schule hervorgegangen.
Mit Freuden vernahm Schreiber dieser Zeilen
einstens die warmen Worte eines Mannes, der
heute gleichfalls als Hof-Photochemigraph sich zufolge seiner Tüchtigkeit eines weitreichenden Rufes
erfreut, mit denen er die Wirksamkeit des nun
Dahingeschiedenen auch als Lehrmeister schilderte und Angerers Verdiensten hohe Gerechtigkeit zollte.
Angerer hatte es verstanden, sich in seinem
Sohn, kaiserlichen Rat Alexander C. Angerer,
mit dem er seinerzeit eine Reise nach Amerika
unternahm, um dort eine Erfindung auf ihren Wert
zu erproben und sie dann in die Heimat zu verpflanzen, einen tüchtigen Mitarbeiter zu erziehen,
der schon zur Zeit, als Angerer zum ersten Male
erkrankte, die Geschäfte im Verein mit dem Gesellschafter Georg Schmidt leitete, und denen
auch sein aus seiner Schule hervorgegangener
Neffe Josef Dietz als technischer Direktor und
Prokurist zur Seite stand. Schon vor Jahren wurde
Angerer von einem schweren Schlaganfall betroffen, der ihn aber nicht hinderte, nach erfolgter
Heilung wieder in seinem Beruf eifrig tätig zu sein.
Vor wenigen Monaten erfolgte leider nun ein zweiter
Anfall, welcher den geistig und körperlich so
kräftig gestalteten Mann allmählich immer weiter
herabbrachte, bis er zum tiefsten Schmerze aller,
die ihn schon seit seiner Jugend kannten, seinem
schweren Leiden erlag. Er ruhe in Frieden! J. H.
Linzer Volksblatt vom 20.2.1916, Seite 6:
Carl Augerer †, Wien, 18. Februar. Am 14. d.
verschied nach längerer Krankheit der Begründer und Altchef
der k. u. k. photochemigraphischen Hof-Kunstanstalt C. Angerer
und Göschl in Wien, Herr kaiserl. Rat Carl Angerer,
k. u. Hof-Photochemigraph, Besitzer des goldenen
Verdienstkreuzes mit der Krone, der Medaille für Kunst und Wissenschaft,
Ehrenmitglied und Mitbegründer mehrerer graphischer
Vereinigungen u. s. w., im 78. Lebensjahre. Carl Angerer war
es, welcher durch seine Erfindung der Autotypie dem Buchdruck
und besonders der Illustration früher ungeahnte Wege
eröffnete. Die vorzüglichen Erzeugnisse aus der von ihm
begründeten Anstalt sind den Lesern der vom Preßverein herausgegebenen
Zeitschriften wohlbekannt, da der Preßverein einen
Großteil der darin verwendeten Illustrationen dort bezieht.
Weiters im Grab bestattet:
Angerer Elfriede, † 18.01.1902, Bestattungsdatum: 24.10.1902
Angerer Georg, † 10.08.1912, Bestattungsdatum: 12.08.1912
Angerer Leopoldine, † 11.02.1924, Bestattungsdatum: 14.02.1924
Angerer Harald, † 17.02.1945, Bestattungsdatum: 26.02.1945
Angerer Alexander, † 21.04.1950, Bestattungsdatum: 27.04.1950
Angerer Olga, Bestattungsdatum: 05.02.1968
Angerer Dietrich, Bestattungsdatum: 12.04.1988
Angerer Vera, Bestattungsdatum: 02.05.1988
Angerer Heinz, Bestattungsdatum: 02.05.1988
Angerer Edith Emma, * 19.12.1911, † 30.10.2003, Bestattungsdatum: 18.11.2003
Angerer Flora Alexandra, * 06.11.1955, † 21.08.2014, Bestattungsdatum: 09.09.2014
Die Grabstelle befindet sich am
Döblinger Friedhof (Gruppe 8, Nummer 10).
Quelle: Text: www.nikles.net, Bilder: www.nikles.net; Rudolf Müller, gemeinfrei; Buchdrucker-Zeitung vom 17.2.1916, Seite 2, Buchdrucker-Zeitung vom 2.3.1916, Seite 3, Linzer Volksblatt vom 20.2.1916, Seite 6.