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Die Bundeshauptstadt

Person - Carl Redlich

Carl Alexander Redlich, auch Karl Redlich, Oberbaurat, Bautechniker, Bauunternehmer, * 20.01.1860 in Göding (heute Hodonín, Mähren, Republik Tschechien), † 05.01.1918

Biografie: Karl Redlich studierte an der Technischen Hochschule Wien, wo er 1881 die Staatsprüfung für das Ingenieurbaufach ablegte. Danach arbeitete er in dem von seinem Vater Ignaz Isaak Leopold Redlich (07.06.1835-04.06.1891) mitbegründeten Bauunternehmen Brüder Redlich & Berger mit. Durch sein Wissen prägte er vor allem den Tunnel-, Eisenbahn und Brückenbau. 1908 erfolgte die Ernennung zum Oberbaurat.

Titeln: Landsturmmajoringenieur, Offizier des Franz Josef-Ordens mit der Kriegsdekoration am Bande des Militärverdienstkreuzes, k. k. Oberbaurat, Zivilingenieur für das Bauwesen, Chef der Bauunternehmung Brüder Redlich & Berger, Verwaltungsrat der k. k. priv. Oesterr. Kreditanstalt für Handel und Gewerbe, Präsident des Verwaltunqsrates der Wilsdorfer Gerbertraktwerke-A.G., Direktionsmitglied der Mineralölraffinerie-A. G. in Budapest, Verwaltungsrat der Elektrischen Lokalbahn Wien-Landesgrenze nächst Hainburg, Verwaltungsrat der Wiener Automobilfabrik-A. G. vorm. Gräf & Stift, usw.

Nachruf Neue Freie Presse vom 11.1.1918, Seite 2: Oberbaurat Karl Redlich, von Franz Freiherrn v. Zenker. K.k. Minister a.D., Wien, 10. Januar [1918]. Am 5. d. ist Oberbaurat Karl Redlich, der Chef der Wiener Bauunternehmung Brüder Redlich & Berges in seinem 58. Lebensjahre gestorben. Ein Leben verlosch, voll ernster Arbeit, unbeugsamer Tatkraft, aber auch reich an achtunggebietenden Erfolgen und gewaltigen Leistungen, denen für unsere Volkswirtschaft im weitesten Sinne eine hervorragende Bedeutung zukommt. Es verdient deshalb, im Augenblicke des Abschiedes, auch für die weitere Öffentlichkeit in einem zusammenfassenden Bilde fest­ gehalten zu werden. Sein vornehmstes Betätigungebiet und Lebensziel fand Karl Redlich in dem von seinem Vater in Gemein­schaft mit seinem nachmaligen Schwiegervater Josef Berger gegründeten Unternehmen, an dessen Spitze er im Jahre 1891 nach dem Tode der beiden Gründer — damals 31 Jahre alt — getreten war. "Reiche Begabung, klarer, durchdringender Verstand, Begeisterung für den Beruf, mutige Schaffensfreude, die durch technische Studien und unter praktischer Anleitung seines Vaters erworbenen Kenntnisse und Erfahrungen waren das Rüstzeug, das ihn für die Führung des großen Unternehmens in hohem Maße befähigte. Sein unablässiges Streben nach Fort­schritt und Verbesserung der Arbeitsmethoden ließ ihn alle Erfindungen und Neuerungen auf dem Gebiete der Baukunst, die er auf weiten Reisen, auch jenseits des Ozeans, ansuchte und studierte, bereitwilligst und ver­ständnisvoll aufnehmen und verwerten. So gelang es ihm, das Unternehmen, das er nahezu 27 Jahre als geistiges Haupt leitete, mit Hilfe eines Stabes von auserlesenen Mitarbeitern zu einer unvergleichlichen Leistungsfähigkeit und zu großem und wohl­ begründetem Ansehen im In- und Auslande zu bringen. Eisenbahnbau mit allen dazugehörigen Kunstbauten (Tunnels, Brücken, Viadukten), Flußregulierungen, Wasserführungs-, Wasserkraft- und Stauanlagen, Talsperrenbauten bildeten vorzugsweise den Gegenstand seines vielseitigen Schaffens. Seine Spezialität war hiebei die pneumatische Fundierung, aus welchem Gebiete er als erste Autorität galt und Hervorragendes leistete. Unter anderm ist die Einführung des hölzernen Caissons, deren Ver­wendbarkeit unter gewissen Voraussetzungen er aus seinen Studienreisen in Amerika erkannte, als sein Verdienst zu erwähnen. In allen Kronländern Oesterreichs, aber auch im Auslande, bestehen überaus zahlreiche Bauwerke der vorbezeichneten Arten, die dem Namen Karl Redlichs immer zum Ruhme gereichen und ehrenvolle Denkmale der österreichischen Ingenieurkunst bilden werden. Es würde den Rahmen, der diesen Zellen vergönnt werden kann, weit überschreiten, wollte man sie vollständig auszählen. In der Beschränkung auf die wichtigsten mögen hier in chronologischer Reihenfolge genannt werden: Die Ostrampe der Arlbergbahn (Strecke Landeck-St. Anton, 36 Kilometer), mit zahlreichen schwierigen Kunstbauten, darunter dem großen Trisanaviadukt; die Staatsbahnlinie Pisel-Tabor-Razie, 86 Kilometer Länge, mit einem großen Viadukt über die Moldau; die Staatsbahnllnte Iglau-Fußdorf mit größeren Objektsherstellungen; die Staatsbahnlinie Laibach-Gottschee, 77 Kilometer Länge: die Linienverlegung der Arlbergbahn zwischen Langen und Klösterle mit einem Tunnel in einem Bergsturz; die Herstellung zweier schwieriger Baulose der Wiener Stadtbahn, wobei der Verkehr der Verbindungsbahn auf hohen pilotierten Gerüsten aufrechterhalten werden mußte; die großen Wehr- und Schleußenanlagen in Nußdorf zum Schutze Wiens gegen Hochwasser, wobei 24 eiserne Caissons mit einer Gesamtfläche von 3945 Quadratmeter zur Versenkung gelangten. Die Senkung ging bis zur Tiefe von 26 Meter; Die Strecke Leitmeritz-Lobwitz der Aussig-Teplitzer Eisenbahn (10 Kilometer) mit einer pneumatisch fungierten Eisenbahnbrücke über die Elbe; die Staatsbahnlinie Wolfsberg-Zeltweg mit einer pneumatisch fundierten Brücke über den Murfluß; die Bahnlinie Kriesdorf-Neuland-Reichenberg der Aussig-Teplitzer Eisenbahn (16 Kilometer) mit dem unter ganz abnormen Verhältnissen in stark drückendem Gebirge ausgeführten Jeschkentunnel; eine Anzahl von Brücken in Oberösterreich und Salzburg, die nach üen Hochwasserkatastrophen 1898 bis 1900 mit pneumatischer Fundierung ausgeführt wurden; zwei pneumatisch fundierte Brücken in Bosnien über die Narenta und Krupa; die Staatsbahnlinie Sambor-galizisch-ungarische Landesgrenze, eine schwierige Ge­birgsbahn mit sehr ungünstigen Zugangsverhältnissen; drei Brücken in der europäischen Türkei mit Holzcaissons, zirka 400 Quadratmeter Fläche, Senkungstiefe bis 15'6 Meter: die Wocheiner Bahn, Strecke Podbrdo-Görz (30 Kilometer), ein sehr schwieriger Kunstbau mit 17 Tunnels von zusammen fünf Kilometer Länge und 14 Viadukten; die gewölbte steinerne Eisenbahnbrücke über den Isonzo bei Salcano mit der größten bis dahin ausgeführten Spannweite von 86 Meter, ein vielbewundertes Kunst­werk, welches im jetzigen Kriege leider zerstört wurde; der Tauerntunnel, 8526 Meter Länge, nach dem Arlbergtunnel der größte in Oesterreich, mit ganz besonderen technischen Schwierigkeiten, hervorgerufen durch die abnorme Härte des Gesteins und wiederholte Wassereinbrüche; drei anschließende Baulose der Tauernbahn mit mehreren kleinen Tunnels und besonders großen Viadukten; die Vergrößerung des Oderberger Vorbahnhofes mit einer kolossalen Erdbewegung.

Weiters im Grab bestattet:
Redlich Josefa Theresia (Josefine), geb. Berger, * 16.09.1868, † 13.07.1954, Bestattungsdatum: 15.07.1954
Redlich Walter, Dr., † 10.01.1971, Bestattungsdatum: 14.01.1971
Redlich Olga Elisabeth, geb. Niebuhr, * 21.08.1894, † 03.02.1983, Bestattungsdatum: 10.02.1983
Detiček Maria (Minka), geb. Bergmann, * 29.09.1884, † 23.04.1965, Bestattungsdatum: 03.05.1965
Redlich Mijana, geb. Detiček, * 12.03.1907, † 25.06.1973, Bestattungsdatum: 10.07.1973
Redlich Othmar, Dipl.Ing., * 06.08.1901, † 14.12.1982, Bestattungsdatum: 05.01.1983
In Memorian - Redlich Hubert, * 08.05.1899 in Wien, † 07.12.1949 in New York
In Memorian - Redlich Günter, * 04.03.1895 in Wien, † 09.02.1945 in Buchenwalde

Die Grabstelle befindet sich am Döblinger Friedhof (Gruppe 26, Nr. 1).

Quelle: Text: www.nikles.net, Bilder: www.nikles.net, Die Wasserwirtschaft, 1918, Ausgabe 2, Seite 32, Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe) vom 8.1.1918, Seite 14, Neue Freie Presse vom 11.1.1918, Seite 2, Curliste Karlsbad vom 1.4.1903, Seite 1.



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