Person - Franz Haberler
Franz Haberler, Dr. jur. et med., Sektionschef, * 18.01.1859, † 25.01.1928, Bestattungsdatum: 27.01.1928.
Biografie: Studierte zunächst Jus (Dr. jur. 1885), dann Medizin (Dr. med. univ. 1890) und schlug danach die amtsärztliche Laufbahn ein (Niederösterreichische Statthalterei, dann Sanitätsdepartement des Innenministeriums, schließlich Oberbezirksarzt bei der Bezirkshauptmannschaft Floridsdorf).
1900 ging Haberler nach Innsbruck, kehrte jedoch 1909 als Leiter des Sanitätsdepartements im Innenministerium nach Wien zurück (wurde Sektionschef). Unter seiner Leitung wurde das Epidemiegesetz geschaffen (Markstein in der modernen Seuchenbekämpfung). Nach dem Ersten Weltkrieg war er Sektionschef im neugeschaffenen Staatsamt für Volksgesundheit bzw. im Ministerium für Volksgesundheit, zuletzt (Pensionierung 1922) im Volksgesundheitsamt des Bundesministeriums für soziale Verwaltung.
Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe) vom 26.1.1928, Seite 10:
In seiner
Wohnung in
Döbling ist gestern abend Sektionschef Dr. Franz
Haberler gestorben, der viele Jahre hindurch im alten
Oesterreich an der Spitze des Sanitätswesens stand. Viele
gesundheitliche Maßnahmen der letzten zwanzig Jahre gehen
auf ihn zurück oder sind doch unter seiner Mitarbeit zustande
gekommen. Zu dieser hervorragend organisatorischen Wirksamkeit
war er prädestiniert, da er zugleich Jurist und
Mediziner war. Er wirkte maßgebend bei der Bekämpfung
der Malaria in Dalmatien und des Flecktyphus in Galizien; er
hat das neue Epidemiegesctz geschaffen, die ehedem gänzlich
vernachlässigte Ausbildung des Hilfspersonals der Krankenanstalten
in die Wege geleitet, eine Menge Maßnahmen auf
dem Gebiete des Arbeiterschutzes angeregt.
Der Abend vom 27.1.1928, Seite 4:
Dr. Franz Haberler gestorben.
Jeder von uns muß mit Dankbarkeit dieses Mannes gedenken,
der nach langer Krankheit im 69. Jahre aus dem
Leben geschieden ist. Als Sohn eines Wiener Rechtsanwaltes
studierte er in Wien, Graz und Innsbruck Rechts- und Heilwissenschaften.
Er trat als Beamter ins Ministerium des
Innern, wo er der Sanitätsabteilung zugewiesen wurde. Hier
entfaltete sich sein lebhafter sozialer Sinn. Mit allem Nachdruck
verteidigte er das von ihm angeregte Epidemiegesetz
gegen dessen viele parlamentarische Feinde, In Innsbruck
setzte er als Landessanitätsrat die Bekämpfung der
Pellagra durch, wie er dann wieder in Wien alles zur
Eindämmung der Malaria und Tuberkulose erzwang
im Vereine mit Prof. Weichselbaum und Dr. Teleky.
Der Flecktyphus, ein Angebinde des Krieges, fand in
Haberler einen rücksichtslosen Bekämpfer, Unser unvergeßlicher
Hanusch stellte ihn ins Staatsamt für soziale Verwaltung
auf den Posten des ersten Sektionschefs. Die Erkenntnis
der Bedeutung guter gesellschaftlicher Zustände für
die Volksgesundheit veranlaßte den Ruheständler, sich der
Siedlungsbewegung, der Abstinenz und der Wöhnungsfürsorge
der Landarbeiter zur Verfügung zu stellen. Sozialhygiene
und Arbeiterschutz waren Gebiete, auf denen Haberler
durch Wort und Schrift wirkte. Mancher von uns denkt noch
gerne an den Internationalen Abstinentenkongreß, der unter
des Verblichenen Vorsitz tagte, und ebenso der gedankentiefen
Reden in Arbeiterversammlungen. Was in ihm an Wissen
und Erfahrung aufgespeichert gewesen, stellte er stets in den
Dienst der Völkswohlfahrt. Unser Gesundheitswesen ist mit
dem Namen Haberler aufs engste verknüpft. Georg Schmiedl.
Weiters im Grab bestattet:
Peter Haberler, Dr., * 10.02.1941, † 20.02.2010, Bestattungsdatum: 04.03.2010
Franziska Haberler, * 09.08.1867, † 10.01.1944, Bestattungsdatum: 28.01.1944
Gerhard Haberler, Univ. Prof. Dr., * 21.06.1897, † 24.12.1980, Bestattungsdatum: 02.01.1981
Olga von Haberler, * 05.05.1899, † 31.05.1986, Bestattungsdatum: 11.06.1986
Die Grabstelle (auf Friedhofsdauer) befindet sich am
Neustifter Friedhof (Gruppe: B, Reihe: HG, Nummer: 3).
Quelle: Text:
geschichtewiki.wien.gv.at,
Bilder: www.nikles.net, Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe) vom 26.1.1928, Seite 10, Der Abend vom 27.1.1928, Seite 4.