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Die Bundeshauptstadt

Person - Franz Pauer

Franz Pauer (* 15. November 1870 in Wien; † 27. September 1936 ebenda, Bestattungsdatum: 01. Oktober 1936) war ein österreichischer Verwaltungsbeamter.

Leben: Franz Pauer studierte von 1889 bis 1894 Rechtswissenschaften an der Universität Wien. Er wurde am 19. Oktober 1889, eine Woche vor der Austernschlacht, Mitglied der katholischen Studentenverbindung KaV Norica Wien; später wurde er noch Mitglied der KÖHV Franco-Bavaria Wien, KAV Bajuvaria Wien, KÖStV Rudolfina Wien, KDStV Ferdinandea Prag, KÖStV Glückauf Leoben, KÖStV Kürnberg Wien und ÖkaV Rhaeto-Danubia Wien im ÖCV. 1895 wurde er zum Dr. iur. promoviert. Er war zunächst im staatlichen Finanzdienst tätig. 1908 wechselte er in das kaiserlich und königliche Ministerium für öffentliche Arbeiten, wo er ein Jahr später Leiter der Abteilung für Wohnungsfürsorge für die deutschen Gebiete in der österreichischen Reichshälfte wurde. 1918 wurde er zum Ministerialrat ernannt und Leiter der neuen Abteilung für soziale Fürsorge, später wurde er zudem Leiter der Sektion für die Wohnungsfürsorge.

Er war vom 21. Juni 1921 bis 31. Mai 1922 Bundesminister für soziale Verwaltung in der Regierung von Johann Schober.

1923 ging Pauer in Ruhestand. Er wurde mehrfach ausgezeichnet und war unter anderem Mitglied des Kuratoriums des Fonds zur Errichtung von Werkstättengebäuden und Volkswohnungen in Wien sowie Kurator des Wiener Kriegerheimstättenfonds.

Schriften:
Die Rentabilitätsberechnung bei Bau- und Wohnungsgenossenschaften, Selbstverlag der Zentralstelle für Wohnungsreform in Österreich, Wien 1912 (2. Auflage)
Wohnungsanforderung und sonstige Wohnungsfürsorge, Manz, Wien 1920
20 Jahre Bau- und Wohnungsgenossenschaft Familie in Linz-Urfahr, Linz 1932

Nach Franz Pauer wurde die Wohnhausanlage in 10., Friedrich-Knauer-Gasse 1-3, 10., Wieselburger Gasse 1-12, erbaut 1951/1952, benannt.

Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe) vom 29.9.1936, Seite 23: (Minister a. D. Dr. Franz Pauer gestorben.) Gestern in der ehemalige Bundesminister für soziale Verwaltung Doktor Franz Pauer im Alter von 66 Jahren verschieden. Franz Pauer begann seine Beamtenlaufbahn im Finanzdienst und trat dann 1908 in das Arbeitsministerium ein, wo er der neu­ geschaffenen staatlichen Wohnungsfürsorge zugeteilt wurde. Im Ministerium für soziale Verwaltung übernahm Doktor Pauer gleich bei der Errichtung dieses Ministeriums die Leitung der Sektion für Wohnungsfürsorge. Dem ersten Kabinett Schober gehörte er ein Jahr läng als Sozialminister an und trat dann 1923 in den Ruhestand. Als hervorragender Beamter, dem reiches Wissen und tiefes soziales Empfinden eigen waren, erfreute sich Dr. Pauer großer Sympathien und auch allgemeiner Wertschätzung in den Kreisen der öffentlichen Verwaltung und der Wirtschaft. Aus seiner Feder stammt eine Reihe von schriftstellerischen Facharbeiten. Als Ruheständler widmete sich Dr. Pauer zahlreichen gemeinnützigen Aufgaben So war er Ehrenpräsident des Vereines Kinderschutzstationen, des Vereines Kleinrentnerschutz sowie des Wiener Bruckner-Chors, Präsident der gemeinnützigen Industrie-, Wohnungs­- und Siedlungs-A. G. und stand in leitender Funktion beim „Goldenen Kreuz". Am katholischen Leben Wiens nahm Doktor Pauer stets eifrig teil. Seiner Ehe mit Frau Madelaine, geborne Merz, entsprossen drei Kinder.

Reichspost vom 30.9.1936, Seite 13: In tiefster Trauer bringen wir allen Freunden der Gemeinnützigen Wohnungsfürsorge in Oesterreich die erschütternde Nachricht, daß Herr Bundesminister a.D. Dr. FRANZ PAUER Obmann der Gemeinnützigen Ein- und Mehrfamilienhäuser-Baugenossenschaft in Wien und Vorstandsmitglied des Zentral­verbandes der Gemeinnützigen Bauvereinigungen Oesterreichs nach kurzem, schwerem Leiden, Sonntag, den 27. September 1936, versehen mit den heiligen Sterbesakramenten verschieden ist. Die sterbliche Hülle des teuren Verblichenen wird Donnerstag, den 1. Oktober, um 3 Uhr nachmittags vom Trauerhause: XVIII., Starkfriedgasse Nr. 8, in die Pfarrkirche zum heiligen Aegydius in Pötzleinsdorf übertragen, daselbst feierlich eingesegnet und sodann auf dem Neustifter Friedhofe nach neuerlicher Einsegnung im eigenen Grabe zur ewigen Ruhe beigesetzt. Die heilige Seelenmesse wird Dienstag, den 6. Oktober, um 8 Uhr früh in obgenannter Pfarrkirche gelesen werden. Bundesminister a. D. Dr. Pauer hat sich durch seine langjährige Tätigkeit als Leiter der staatlichen Wohnungsfürsorge in Oesterreich und im Ruhestande als Obmann der Gemeinnützigen Ein- und Mehrfamilienhäuser-Baugenossenschaft in Wien und als Vorstandsmitglied des Zentralverbandes der Gemeinnützigen Bauvereinigungen Oesterreichs um die Förderung der gemeinnützigen Bautätigkeit unvergängliche Verdienste erworben. Die Gemeinnützigen Baugenossenschaften Oesterreichs werden ihm stets ein ehrenvolles und dankbares Andenken bewahren. Wien, am 28. September 1936. Zentralverband der Gemeinnützigen Bauvereinigungen Oesterreichs.

Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe) vom 2.10.1936, Seite 9: (Bundesminister a. D. Dr. Franz Pauer.) Gestern fand unter großer Beteiligung der hohen Beamtenschaft das Leichenbegängnis des verschiedenen, vormaligen Bundes­ministers für soziale Verwaltung Dr. Franz Pauer statt. Die Einsegnung in der Aegydiuskirche in Pötzleinsdorf erfolgte durch Kardinal-Erzbischof Dr. Innitzer, während am Grabe der Schottenabt Dr. Peichel die kirchliche Zeremonie vornahm. Unter den Trauergästen hatten sich unter andern eingefunden: Bundeskanzler Dr. v. Schuschnigg, Unterrichtsminister Dr. Pernter, Sozialminister Dr. Resch, Kabinettsdirektor Dr. Huber, der das Beileid des Bundespräsidenten der Familie überbrachte, der Vize­präsident des Bundestages Generaldirektor Dr. Bick mit dem Präsidialchef des Hauses der Bundesgesetzgebung, Sektionschef Dr. Pultar, der Präsident des Rechnungshofes Alt­bundeskanzler Dr. Ender, der Bundeskommissär für Personal­angelegenheiten Sektionschef Dr. Fleisch, in Vertretung des Bürgermeisters Schmitz der Vizebürgermeister Dr. Kresse mit den Obersenatsräten Dr. Maly und Jiresch. Am offenen Grabe ergriff als erster Prälat Dr. Peichel das Wort, der den Toten als einen vorbildlichen Katholiken und christlichen Familienvater und einen um sein Vaterland hoch verdienten Wann schilderte. Namens des Alt-Herrenverbandes sprach ergreifende Worte des Abschiedes Sektionschef Dr. Puktar. Der Vertreter der „Norica" nahm für die Burschenschaft Abschied und warf Kappe und Band dem toten Minister in das offene Grab. Hofrat Bonzak als Präsident überbrachte die letzten Grütze der Baugenossenschaft.

Zeitschrift für Bau- und Wohnungswesen vom 20.10.1936, Seite 1: In memoriam Minister a. D. Dr. Pauer. Vom Präsidenten des Zentralverbandes der gemeinnützigen Bauvereinigungen Hofrat Wilhelm Bonczak. Wenn der Ende 1910 ins Leben gerufene staat­liche Kleinwohnungsfürsorgefonds, der bestimmt war, der Gemeinnützigen Bautätigkeit Kredithilfe zu leisten, in der kurzen Spanne Zeit bis zum Ausbruch des Weltkrieges in den deutschsprachigen Ländern der alten Monarchie eine segensreiche Tätigkeit entfalten konnte, so war dies nicht zuletzt das Verdienst des nachmaligen Bundesministers für soziale Verwaltung Dr. Franz Pauer. ln hingebungsvoller Arbeit wid­mete er sich den neugeschaffenen Aufgaben, erkannte die Erfordernisse einer wirksamen staatlichen Wohnungsfürsorge und half in opferwilliger Weise den zahlreichen Baugenossenschaften, deren Förderung ihm anvertraut war, mit Rat und Tat über die Schwie­rigkeiten hinweg, die der Entfaltung ihrer gemein­nützigen Tätigkeit entgegenstanden. Nach dem Krieg übernahm er die Leitung des Wohriungsfürsorgedepartements im neugeschaffenen Ministerium für soziale Fürsorge. Ihm danken die gemeinnützigen Baugenos­senschaften alle jene Maßnahmen, die es möglich machten, unter den schwierigen Verhältnissen der In­flationszeit ihre nun um so dringender gewordene Tätigkeit wieder aufzunehmen. Ihm vor allem dankten sie die Errichtung des Bundes- Wohn- und Siedlungs­fonds im Jahre 1922 und die Veranstaltung der Wohn­bauanleihen, durch welche dem Fonds zunächst die erforderlichen Mittel zur Verfügung gestellt wurden. Im Jahre 1923 trat der Verewigte als Minister an die Spitze des Bundesministeriums für soziale Verwal­tung. Auch in dieser Zeit war er eifrig bemüht, den Baugenossenschaften jede mögliche Förderung ange­deihen zu lassen. Viele tausend Familien verdankten und verdanken ihr Heim dem Manne, der sein reiches Wissen und seine außerordentliche Arbeitskraft wäh­rend seiner amtlichen Tätigkeit der staatlichen Woh­nungsfürsorge, der gemeinnützigen Bautätigkeit und den minderbemittelten Schichten der Bevölkerung widmete. Auch im Ruhestand betätigte er sich bei zahl­reichen gemeinnützigen Körperschaften weiter und blieb den Baugenossenschaften Berater und Förderer. Eine der größten hatte ihn zu ihrem Obmann er­wählt und dem Zentralverband der gemeinnützigen Bauvereinigungen Oesterreichs gehörte er als Vor­standsmitglied an. Als Mensch einfach und anspruchslos, war er immer in opferwilliger Weise bereit, allen zu helfen, die mit ihren Kümmernissen und Beschwerden zu ihm kamen. Unendliche Güte und Hilfsbereitschaft waren die hervorstechendsten Merkmale seines Charakters. In einem Vierteljahrhundert gemeinsamer Arbeit, zu­nächst in dienstlichen Beziehungen und später in einem innigen freundschaftlichen Verhältnis, war es mir ver­gönnt, den Lebenslauf dieses Mannes zu verfolgen, seine hervorragende Bedeutung für die Wohnungsfürsorge in Oesterreich zu erkennen und seinen grundgütigen Charakter schätzen und lieben zu lernen.

Zeitschrift für Bau- und Wohnungswesen vom 20.10.1936, Seite 2: Dr. Pauers Bedeutung für die Staatliche Wohnungs­fürsorge in Oesterreich. Dr. Franz Pauer trat 1894 in die Gerichts­praxis und kam im Jahre 1908 — nach längerem Finanzkonzeptsdienst — aus dem Finanzministerium in das Ministerium für öffentliche Arbeiten. 1910 wurde der Staatliche Wohnungsfürsorge­fonds für Kleinwohnungen errichtet. Doktor Pauer wurde dem mit der Verwaltung dieses Fonds betrauten Departement Dr. Meinzingen zugeteilt. Die Agenden des Fonds wurden in zwei Abteilungen geführt, die Abteilung Wellek (Dr. Wellek ist heute Sektionschef im Ministerium für soziale Für­sorge in Prag) betraute die Baugenossenschaften in Böhmen, Mähren, Schlesien und Galizien, der Ab­teilung Pauer der Alpenländischen Abtei1ung, der die Baugenossenschaften in den deutsch­sprachigen Ländern zugewiesen. Die staatliche Kredithilfe für den gemeinnützigen Kleinwohnungs­ bau hatte die Gründung vieler neuer, im Sinne des Fondsgesetzes gemeinnütziger Baugenossenschaften zur Folge, die neben den bereits bestehenden Genos­senschaften dank der Fondskredithilfe eine rege Tätig­keit entfalten konnten. Dr. Pauers Bestreben war es, die Tätigkeit der Genossenschaften mit allen Kräften zu för­dern. Das war damals wahrhaftig keine kleine und leichte Aufgabe. Stellte die Bautätigkeit die Genos­senschaftsleitungen vor Probleme, für deren Lösung ihnen zumeist die nötige Schulung fehlte, so mußte auch die Fondsverwaltung erst daran gehen, die prak­tische Handhabung des neuen Fondsgesetzes zu regle­mentieren. Zu diesem Zwecke wurden unter der hervorragenden Mitwirkung Dr. Pauers die administrativen Verfügungen und Behelfe zum Ge­setz über den Wohnungsfürsorgefonds für Kleinwoh­nungen unter besonderer Berücksichtigung der ge­meinnützigen Baugenossenschaften vom Arbeitenministsterium in Druck gelegt. In diesem von Dr. Pauer bearbeiteten amtlichen Werke und in zahlreichen eigenen Schriften Pauers (unter welchen An­leitungen für die genossenschaftliche Buchführung und für die Erstellung der Rentabilitätsberechnungen genossenschaftlicher Bauten besonders nützlich und populär waren) fanden die Genossenschaften alle An­weisungen und Formularien, die sie für ihre Führung benötigten. Ja sogar Geschäftsordnungen für den Vor­stand und Aufsichtsrat, Hausordnungen, Entwürfe für Verträge über Eigenhäuser, für Kaufverträge und dergl. wurden in musterhaft ausgearbeiteten Formularien den Genossenschaften zur Verfügung gestellt. Dr. Pauers Fleiß verdankten nicht nur die Genossenschaften, son­dern auch alle an der Staatlichen Wohnungsfürsorge interessierten Stellen ein im Manz-Verlag er­schienenes Sammelwerk, das die Wohnungsfürsorgegesetze und alle die gemeinnützige Bautätig­keit betreffenden Steuer- und Gebührenvorschriften mit dem damaligen Stand der Judikatur zusammen­faßten. Dr. Pauer war auch eifrig bemüht, seine Baugenossenschaften persönlich anzuleiten, Schwierig­keiten, die sich ihrer Tätigkeit entgegenstellten, aus dem Wege zu räumen und ihre Arbeit durch rasche und wohlwollende Erledigung ihrer Eingaben nach Möglichkeit zu erleichtern. Die Erfolge, die die gemeinnützige Tätigkeit in den deutschen Landen der alten Monarchie in der Zeit bis zum Ausbruch des Weltkrieges aufzuweisen hatte, waren zum Großteil ein Verdienst dieser Amts­führung Dr. Pauers. Auch nach dem Kriege hat sich Dr. Pauer um die Wiederbelebung und die Weiterentwicklung der gemeinnützigen Bautätigkeit hervorragende Verdienste erworben. Nach dem Krieg übernahm er als Ministerialrat die Leitung des Wohnungsfürsorgedepartements, das nun­ mehr in das Ministerium für soziale Verwaltung über­siedelt war. Schon gegen Kriegsende und in den ersten Jahren der Inflation fand er Mittel und Wege, um unter den vollkommen geänderten Verhältnissen die Fortsetzung der Tätigkeit der Genossenschaften zu er­möglichen. Aber diese fallweisen Maßnahmen konn­ten auf die Dauer nicht genügen und es war Doktor Pauers Bestreben, gesetzliche Grundlagen zu schaf­fen, um unter den geänderten Verhältnissen der ge­meinnützigen Bautätigkeit die notwendige Kredithilfe leisten zu können. Der Bundes- Wohn- und Siedlungsfonds vom Jahre 1921 ist Doktor Pauers Werk. Die Wohnungsfürsorge war nach der neuen Verfassung, die sich die Republik gegeben hatte, Landessache und daher hatte Dr. Pauer, der damals schon Sektionschef war, große Widerstände zu über­ winden, um die Staatliche Wohnungsfür- ...

Zeitschrift für Bau- und Wohnungswesen vom 20.10.1936, Seite 3: ... sorge zu einer Dauereinrichtung auf ge­setzlicher Grundlage zu machen. Er verwies auf die Bestimmungen der Verfassung, die die Ver­waltung von Fonden mit Wirksamkeit für das ganze Bundesgebiet zur Bundessache machten. So konnte er das Gesetz über den Bundes-Wohn- und Siedlungs­fonds, zu dessen Leitung das Bundes- Wohn- und Siedlungsamt berufen wurde, durchbringen. Der Bundes- Wohn- und Siedlungsfonds zur Förderung der gemeinnützigen Bautätigkeit in Oesterreich ist das Hauptverdienst, das sich Dr. Pauer um das ge­meinnützige Wohnbauwesen Oesterreichs erworben hat. Auch die Wohnbauanleihen, die durch Jahre hindurch die Mittel für die gemeinnützige Bautätig­keit herbeischafften, wurden zum erstenmal unter Dr. Pauer veranstaltet. Dr. Pauer wurde dann in das Kabinett Schober berufen und war ungefähr ein Jahr Bundesmini­ster für soziale Verwaltung. Auch als Mini­ster lag ihm das Schicksal seiner Baugenossenschaften ständig am Herzen und er förderte sie, wo er nur konnte. Nach seiner Ministerschaft trat er noch einmal als Sektionschef an die Spitze des Bundes- Wohn- und Siedlungsamtes und leitete es bis zu seiner im Jahre 1923 erfolgten Pensionierung. Auch dann verlor Dr. Pauer nicht den Kontakt mit der Bewegung, deren Förderung ihm in seiner ganzen beruflichen Tätigkeit Herzenssache gewesen war. Der Zentral­verband der gemeinnützigen Bauvereinigungen Oester­reichs wählte ihn in seinen Vorstand und von diesem Platze aus war Minister Dr. Pauer auch weiterhin eifrig bemüht, seinen Baugenossenschaften zu helfen und ihnen den oft dornenvollen Weg zu ebnen. Ein viel zu früher Tod hat diesen immer hilfs­bereiten Mann hinweggerafft. In ihm haben die Bau­genossenschaften ihren verdienstvollsten Förderer und einen ihrer opferwilligsten und besten Freunde ver­ loren.

Die Leichenfeier für Minister Dr. Pauer: Am 6. Oktober, es war ein trüber Herbsttag, wurde die sterbliche Hülle des verblichenen Ministers Dr. Pauer zu Grabe getragen. Eine große Trauer­gemeinde versammelte sich in der Starkfriedgasse in Währing in und vor Dr. Pauers Wohnhaus, um dem Toten die letzten Ehren zu erweisen. Im Trauer­gemach lagen zahllose Kränze um den Sarg ge­türmt, letzte Grüße, die Verwandte, Freunde und zahlreiche Körperschaften, darunter auch der Zen­tralverband der gemeinnützigen Bauvereinigungen Oesterreichs und der Landesverband für Oberöster­reich, die E. B. G. und andere Genossenschaften ge­sendet hatten. Chargierte der „Norika“, der Doktor Pauer angehört hatte, hielten die Ehrenwache; eine große Schar von Studenten der farbentragenden Ver­bindungen und ihrer Altherrenschaft bezeigten dem toten Kartellbruder ihre Anhänglichkeit und Dank­barkeit. Rührend war der Aufmarsch vieler hundert Wiener Kinder, Pfleglinge der Kinderschutzstationen, deren Ehrenpräsident der Verstorbene war. Ein zahl­reiches Aufgebot von Wachebeamten unter dem Kom­mando eines Oberstleutnants sorgte für die klaglose Aufrechterhaltung der Ordnung. Nach der feierlichen Einsegnung durch Pfarrer P. Schuhmacher unter Assistenz zahl­reicher Geistlicher im Vorgarten des Trauerhauses, bewegte sich der lange Kondukt unter Vorantritt der Kinder aller Kinderschutzstationen sämtlicher Bezirke in die Pfarrkirche zum heil. Aegydius, wo sich Bun­deskanzler Dr. Schuschnigg mit seinem Adju­tanten Oberstleutnant Bartl und die Prälaten Doktor Wildenauer und Graf Ortenburg eingefunden hatten. Die neuerliche Einsegnung in der Kirche nahm Kardinal Erzbischof Dr. Innitzer unter Assistenz des Abt-Koadjutor Dr. Peichl, Kanonikus Feichtinger und Zeremoniär Dr. Streidt vor. Wieder setzte sich der Leichenzug in Bewegung zu dem vom herbstlichen Nebel umzogenen Neustifter Friedhof. Die dritte und letzte Einsegnung vollzog Abt-Koadjutor Doktor Peichl, der dem Verewigten einen Nachruf hielt und ihn als vorbildlichen Familienvater, als einen um das Vaterland hochverdienten Mann, als ein Vor­bild der akademischen Jugend und als Wohltäter für viele Tausende bezeichnete. Im Namen des Altherrenverbandes der „Norika“ sprach am offenen Grab Sektionschef Dr. Pultar Worte des Abschieds. Die letzten Grüße der Bau­genossenschaften und ihres Verbandes überbrachte Hofrat Bonczak. Er dankte dem Verstorbenen als dem Förderer und hilfreichen Freund der gemeinnützigen Bauvereinigungen von ganzem Herzen und ...

Zeitschrift für Bau- und Wohnungswesen vom 20.10.1936, Seite 4: ... gab ihm die Versicherung, daß sie bestrebt sein wer­den, sein Werk in seinem Geiste fortzuführen. Alle Anwesenden waren tief erschüttert, als die Schollen in das Grab fielen. Unter den Trauergästen sah man außer den be­reits genannten Persönlichkeiten die Bundesminister Dr. Resch und Dr. Pernter, Bundeskanzler a. D. Präsident des Rechnungshofes Dr. Ender, die Mini­ster a. D. Dr. Engel und Dr. Kerber; im Namen des Bundespräsidenten kondolierte Kabinetts­direktor Sektionschef Dr. Huber. Weiters nahmen an dem Leichenbegängnis teil: Zahlreiche Vertreter der hohen Bürokratie und andere hervorragende Persön­lichkeiten, sowie eine unübersehbare Schar von Freun­den und Bekannten des verstorbenen Ministers, das Präsidium und zahlreiche Beamte des Bundesministeriums für soziale Verwaltung, vom Bundes- Wohn- und Siedlungsamt der jetzige Chef des Amtes, Staatskommissär Ministerialrat Dr. Zichardt, die Ministerialräte Dr. Bayer und Dr. Zimmer und die zugeteilten Beamten, vom Zentralverband der gemein­nützigen Bauvereinigungen Oesterreichs außer dem Präsidenten auch die Vizepräsidenten Sektionschef Dr. Vejborny, Rechtsanwalt Dr. Jungwirth und Altgemeinderat Ullreich, eine Deputation des Ober­österreichischen Landesverbandes unter Führung des Hofrates Dr. Nitsch und zahlreiche Vertreter der Baugenossenschaften.

Unter den überaus zahlreichen Kondolenzschrei­ben, die der Witwe, Frau Madien Pauer, zugingen, sei das Telegramm des Bundesministers Dr. Resch hervorgehoben. Der Minister telegraphierte: „Tief erschüttert von der Nachricht von dem un­erwarteten Heimgang Ihres hochverehrten Herrn Ge­mahls, bitte ich, den Ausdruck der innigsten und wärm­sten Anteilnahme entgegenzunehmen, In mehrjähriger Zusammenarbeit habe ich den Verewigten, der auch durch ein Jahr das Bundesministerium für soziale Ver­waltung erfolgreich geleitet hat, als einen hervorragen­den Fachmann auf sozialem Gebiete, insbesondere auf dem Gebiete der Wohnungsfürsorge und des Siedlungs­wesens hochschätzen gelernt. Ich empfinde daher sein Hinscheiden besonders schmerzlich und werde dem Heim­gegangenen, der sich um unser Vaterland überaus ver­dient gemacht hat, ein treues und dankbares Gedenken bewahren.“

Weiters im Grab bestattet:
Franz Pauer, * 1903, † 1942, Bestattungsdatum: 13.07.1942
Magdalena (Madlen) Pauer, geb. Merz, * 1878, † 1952, Bestattungsdatum: 04.07.1952

Die Grabstelle (auf Friedhofsdauer) befindet sich am Neustifter Friedhof (Gruppe: F, Reihe: 15, Nummer: 4).

Quelle: Dieser Text basiert auf dem Artikel Franz_Pauer aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons CC-BY-SA 4.0 (Text erweitert). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. Bilder: www.nikles.net, Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe) vom 29.9.1936, Seite 23, Die Stunde vom 2.10.1936, Seite 5, Reichspost vom 30.9.1936, Seite 13, Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe) vom 2.10.1936, Seite 9, Die Baugenossenschaft. Zeitschrift für Bau- und Wohnungswesen vom 20.10.1936, Seiten 1-4.



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