Person - Franz von Pitha
Franz Pitha, ab 1859 von Pitha, ab 1875 Freiherr von Pitha (* 8. Februar 1810 in Rakom, Böhmen; † 28. Dezember 1875 in Wien), genannt auch Ritter von Pitha, war ein böhmisch-österreichischer Chirurg.
Pitha studierte an der Universität Prag und wurde 1837 zum Dr. chir. promoviert, ab 1843 war er als Nachfolger seines Lehrers Fritz Professor für Chirurgie.
Von 1857 bis 1874 war er Leiter der Chirurgie am Josephinum in Wien. 1859 wurde er im Krieg in Italien als Militärchirurg eingesetzt,
im selben Jahr wurde er nobilitiert, 1875 zum Freiherrn erhoben.
Mit dem Chirurgen Ernst von Bergmann war von Pitha freundschaftlich verbunden, den er in Wien kennengelernt hatte.
Franz von Pitha befasste sich mit den neuen Narkoseverfahren, mit Hospitalbrand, Glottisödem und subkutanen Venenunterbindungen.
Er setzte sich für kochbare Baumwolle als Verbandsmaterial ein und befürwortete die Berufung von Theodor Billroth nach Wien.
Zu seinen später eine Hochschulprofessur erhaltenden Assistenten an der Chirurgischen Klinik Franz von Pithas gehörte (bis 1853) Adolph Morawek.
Seine letzte Ruhestätte fand Franz von Pitha auf dem
Hietzinger Friedhof (Gruppe: 14, Nummer: 106).
Schriften (Auswahl):
als Hrsg. mit Theodor Billroth:
Handbuch der allgemeinen und speciellen Chirurgie. 3 Bände. Enke, Stuttgart 1865–1882.
Wiener Zeitung vom 30.12.1875, Seite 2:
(Pitha †.) Die „Presse" meldet: Heute Nachts
11 Uhr ist hier Hofrath
Franz Freiherr v. Pitha
nach längerem Leiden in Folge emer Lungenlähmung
gestorben. Schon vor zwei Jahren nöthigte ihn ein
heftiges Nervenleiden, in Nizza Heilung und Erleichterung
zu suchen, und seit dieser Zeit zog er sich auch
von der ärztlichen Praxis zurück. Pitha war zu Rakom
in Böhmen am 8. Februar 1810 geboren. Er machte
seine medicinisch-chirurgischen Studien in Prag. Er war
mit dem Jahre 1837 mit seinen Studien fertig und
schon 1838 Assistent der chirurgischen Klinik. Er erwarb
sich bald den Ruf eines ausgezeichneten Operateurs
und wurde 1839 supplirender Professor an der
chirurgischen Klinik. Im Jahre 1844 unternahm er
mit mehreren Collegen eine wissenschaftliche Reise nach
Frankreich, Deutschland, Holland, Belgien, Dänemark,
England. Im Jahre 1843 hatte er bereits nach dem
Tode des Professors Fritz dessen Lehrstelle der Praktischen
und theoretischen Chirurgie erhalten. Siebzehn
Jahre war er dort in seinem Lehramte thätig und
zählte in erster Reihe zu denjenigen, welche die medicinische
Facultät auch im Auslande als eine vorzügliche
bekannt machten. Als Lehrer wendete er sich sowohl
durch seine klare Vortragsweise wie durch sein
entgegenkommendes Benehmen die Sympathien seiner
Schüler zu. Im Jahre 1857 wurde er an die
medicinisch-chirurgische Josephs-Akademie berufen. Im Jahre
1859 wurde er mit dem Charakter eines Oberstabsarztes
dem Hauptquartiere in Italien zugetheilt und
entwickelte in dieser seiner Stellung eine aufopfernde
Thätigkeit. Er erhielt nach Beendigung des Krieges
den Orden der eisernen Krone dritter Classe. Bei
Errichtung des Unterrichtsrathes im Jahre 1863 wurde
er mit Hyrtl, Skoda und Schroff in denselben und
1864 in das Militär-Sanitätscomite berufen. 1866
war er wieder im Hauptquartier in Italien für die
Verwundeten thätig. Er erhielt dann den Leopolds-Orden
und den Titel und Charakter eines Hofrathes
und wurde später in den Freiherrnstand erhoben. Er
war auch als medicinischer Schriftsteller vielfach thätig
und hat sich als solcher mit Auszeichnung geltend
gemacht.
Morgen-Post vom 31.12.1875, Seite 3:
(Professor Freiherr von Pitha †.) Gestern wurde
folgender Partezettel ausgegeben: „Die Gefertigten geben hiemit
Kenntniß von dem höchst betrübenden Ableben des Herrn Dr.
Franz Freiherr von Pitha, k. k. Hofrathes, n.-ö. Professors
der mediz.chir. Josefsakademie, Ritters des k k. österr. Ordens
der eisernen Krone 2. Klasse und des österr. Leopolds-Ordens,
Besitzers der Kriegsmedaille, Kommandeurs des kaiserl. russischen
St.-Annen-Ordens, Mitglied des Wiener mediz. Doktorenkollegiums
und mehrerer gelehrten Gesellschaften ec. ec, welcher am
Dienstag den 28. Dezember 1875 um 11 1/4 Nachts nach langem
schmerzlichen Leiden, versehen mit den heil. Sterbesakramenten,
im 65. Lebensjahre in Wien, Bellariastraße Nr. 10, selig in dem
Herrn entschlafen ist. Die irdische Hülle des theuren Verblichenen
wird Freitag den 31, d. M. um 3/4 2 Uhr Nachmittags in die
Pfarrkirche zu unserer lieben Frau bei den P.P. Schotten überführt,
daselbst feierlich eingesegnet und sodann auf dem Zentralfriedhofe
im eigenen Grabe zur ewigen Ruhe bestattet. Die heiligen
Seelenmessen werden am Montag, den 3. Jänner 1876,
um 10 Uhr Vormittags, in obgenannter Pfarrkirche gelesen werden.
Wien, den 29. Dezember 1875. Jane Baxter, als Schwiegermutter,
Alfred Thomas, als Schwiegersohn, Luey Thomas als
Enkelin, Emilie Freiin von Pitha, als Gattin, Jenny Thomas,
geb. von Pitha, Emilie von Pitha, Alexandrine von Pitha, als
Töchter.
Weiters im Grab bestattet:
Richard von Kerschel, Edler von Kernegg, Legationsrat a.D. des souv. Malteser-Ritter Ordens, * 01.01.1828 in Görz, † 17.05.1902 in Wien, Bestattungsdatum: 19.05.1902
Emilie Freifrau von Pitha, geb. Baxter, * 14.05.1826 in Paris, † 09.05.1922 in Wien, Bestattungsdatum: 12.05.1922
Emilie Kerschel Edle von Kernegg, geb. Freiin von Pitha, * 10.04.1852 in Prag, 08.12.1940 in Wien, Bestattungsdatum: 12.12.1940
Alexandrine Freifrau von Pitha, Ehrenstiftsdame, * 08.10.1861 in Wien, † 01.10.1954 in Wien, Bestattungsdatum: 06.10.1954
Aglaia (Aglaja) Kerschel, * 02.09.1885, † 30.11.1964 (lt. Friedhof Wien 1963), Bestattungsdatum: 05.12.1964
Alexandrine Kerschel, * 02.03.1880, † 14.11.1969, Bestattungsdatum: 19.11.1969
Quelle: Text:
Wikipedia (erweitert), Bilder: www.nikles.net, Wiener Zeitung vom 30.12.1875, Seite 2, Morgen-Post vom 31.12.1875, Seite 3 und gemeinfrei.