Person - Hugo Goldschmid
Hugo Goldschmid, Großindustrieller, Generaldirektor der „Semperit", * 30.10.1868, † 15.03.1933, Bestattungsdatum: 19.06.1933, Hütteldorfer Straße 130.
Weiters im Grab bestattet:
Margarethe (Gretl) Goldschmid, * 26.06.1908, † 14.09.1927, Bestattungsdatum: 19.12.1928
Anna Goldschmid, * 12.07.1878, † 01.12.1953, Bestattungsdatum: 08.12.1953
Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe) vom 17.6.1933, Seite 9:
(Generaldirektor Hugo Goldschmid gestorben.) Vorgestern
ist hier nach kurzem schwerem Leiden der bekannte Großindustrielle
Kommerzialrat Hugo Goldschmid, Generaldirektor der „Semperit", Oesterr.-amerik. Gummiwerke A.G.,
im 65. Lebensjahre gestorben. Ein ungewöhnlich arbeitsreiches
Leben ist damit abgeschlossen. Kommerzialrat und Handelskammerrat
Goldschmid war nicht nur in den vielen Unternehmungen
der Gummibranche, die er führte, in deren Aufsichts-
und Verwaltungsrat er saß, erfolgreich tätig, er widmete
seine Arbeitskraft, Erfahrung und Umsicht auch den großen
Verbänden der Industrie. Er war Vorsitzender des Verbandes
der österreichischen Kautschukwarenfabriken, Vorstandsmitglied
des Wiener Industriellenverbandes, leitendes Ausschußmitglied
des Hauptverbandes der Industrie und Mitglied des Kraftfahrbeirates
im Handelsministerium.
Der Tag vom 17.6.1933, Seite 8:
Der Generaldirektor der Semperitwerke gestorben.
Gestern ist hier der Generaldirektor der österreichischen
Gummiwerke A. G. Semperit, Kommerzialrat
Hugo Goldschmid, einem Herzschlag
erlegen. Kommerzialrat Goldschmid war
im Jahrs 1912 gelegentlich der Vereinigung der
Asbest Calmon-Werke, deren Direktor er war,
mit der Semperit in die letztere Gesellschaft übertreten
und bald zu ihrem obersten Leiter bestellt.
Sein Bestreben ging von allem Anfang dahin,
seiner Fabrik eine Art Monopol zu sichern und
so begründete er zunächst ein gemeinsames
Verkaufsbureau, um allmählich die einzelnen anderen
Fabriken seinem Unternehmen anzugliedern,
das er zu einem gewaltigen Industrieobjekt ausbaute,
so daß es in Österreich den Gmnmimarkt
beherrscht. Durch geschickte organisatorische Maßnahmen
und rationellen Betrieb machte er es
möglich, daß sein Unternehmen auch in einer
Zeit schlechter Konjunktur in der Lage war,
gewinnbringend zu arbeiten. Er war der Typus
des Industriellen, der mit seinem Betrieb vollkommen
verwachsen war und nur für ihn
existierte. Er war auch ein sehr guter Chef und
lebte mit allen seinen Angestellten und Arbeitern,
die sein Hinscheiden auf das schmerzlichste
betrauern, im besten Einvernehmen.
Pester Lloyd vom 1.12.1938, Seite 19:
Unser Wiener L.-B.-Korrespondent meldet. Die 60jährige
Witwe des einstigen Generaldirektors der Semperitwerke
Anna Goldschmid, hatte sich vor.einem Wiener Schöffensenat
zu verantworten. Sie war angeklagt, bei der
Vermögensangabe verschwiegen zu haben, daß in einem
Depot der Eidgenössischen Bank in Zürich Goldbarren im
Werte von 69.000 und Wertpapiere für 13.000 Reichsmark
erliegen. Die Angeklagte wurde zu acht Monaten
strengem Arrest, sowie zu einer Geldstrafe von 81.934
Mark, im Nichteinbringungsfall zu weiteren zwei Monaten
Arrest verurteilt. Die Untersuchungshaft von ungefähr
acht Monaten wurde ihr als Strafzeit eingerechnet.
Die Verurteilte nahm die Strafe an, der Staatsanwalt berief
wegen zu geringer Bestrafung.
Die Grabstelle befindet sich am
Hietzinger Friedhof (Gruppe: 29, Reihe: 1, Nummer: 1).
Quelle: Text: www.nikles.net, Bilder: www.nikles.net, Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe) vom 17.6.1933, Seite 9, Neue Freie Presse vom 17.6.1933, Seite 15, Der Tag vom 17.6.1933, Seite 8, Pester Lloyd vom 1.12.1938, Seite 19