Person - Julius Hofmeier
Julius Hofmeier, Landtagsabgeordneter, Fabriks- und Großgrundbesitzer,
Presbyter der deutschen evangelischen Gemeinde in Prag,
Verwaltungsrat der Böhmischen Bodencreditgesellschaft und Mitglied mehrerer humanitärer Vereine,
Träger des Ritterkreuzes des Franz Josephs-Ordens,
* 27.03.1825 in Merseburg in Thüringen, † 29.11.1881.
Prager Tagblatt vom 30.11.1881, Seite 3 und 4:
Julius Hofmeier †.
Der Landtags-Abgeorduete, Fabriks- und Großgrundbesitzer
Herr Julius Hofmeier ist gestern Früh im
Alter von 56 Jahren an einem organischen Herzübel verschieden.
Die Trauerkunde verbreitete sich rasch in der
ganzen Stadt und verfehlte nicht, überall die schmerzlichste
Theilnahme hervorzurufen, denn der Verstorbene hatte sich
der ungetheilten Beliebtheit bei Allen, die ihn kannten und
mit ihm verkehrten, erfreut.
Julius Hofmeier war am 27. März 1825
zu Merseburg in Thüringen als Sohn des Schul- und
Regierungsrathes Hofmeier geboren und begann mit 16
Jahren seine erfolgreiche kaufmännische Carriere, indem er
zu Ostern des Jahres 1841 bei Gebrüder Kallmayer in
Erfurt in die Lehre trat. Er beendete dieselbe zu Ostern
des Jahres 1845 und kam dann in das Garngeschäft von
A. Pausch ebendaselbst als Commis. Nach 1 1/2 jähriger
Anwesenheit wurde er zu Reisen verwendet. Julius Hofmeier
fand Gefallen daran, sehnte sich aber nach einem
größeren Wirkungskreise, den er mit Beginn des J. 1848
im Hause Georg Platner in Nürnberg fand, für welches er
Sachsen und Böhmen bereiste.
Im Jahre 1852 wurde der Entschluß der Selbstständigmachung
gefaßt und Anfangs 1853 zur Ausführung
gebracht. Von da an wählte Jul. Hofmeier Prag zu seinem
ständigen Aufenthalt und befaßte sich zunächst mit
Agentur-Geschäften, später, vom 1. Juni an, associirte er
sich aber mit seinem Freunde Weizsäcker, und betrieb
mit diesem neben Agentur auch Propergeschäfie.
Zu Anfang des Jahres 1857 trennten sich beide
Gesellschafter und Julius Hofmeier gründete sein eigenes
Geschäft, das ihm in den ersten Jahren — besonders
während der Krisis 1859 — manche Sorgen bereitete,
später jedoch wieder viel Freude, da er sah, wie sein Unternehmen
nach allen Richtungen hin Aufschwung und Gedeihen nahm.
Wesentlichen Antheil hieran trug der mit Vorliebe
gefaßte und mit aller Energie durchgeführte Entschluß der
Fabrikation des Albumin, eines damals neu aufgekommenen
Artikels; dieselbe wurde zunächst in Prag betrieben,
dann auf Budapest, Wien, Berlin und Frankfurt mit Einbeziehung
der umliegenden größeren Städte, deren Zahl in
den Jahren 1868-69 auf 42 gestiegen war, ausgedehnt.
Wiewohl es in anderen Ländern an Concurreuz nicht fehlte,
erfreute sich das Fabrikat der Firma Julius Hofmeier
doch überall besonderen Vorzuges.
Anläßlich der Verdienste, die sich Julius Hofmeier
um die einheimische Industrie erworben, wurde er im
Jahre 1873 anläßlich der Wiener Weltausstellung mit
dem Ritterkreuze des Franz Josephs-Ordens ausgezeichnet.
Im Jahre 1856 heirathete Hofmeier die Tochter des
königl. preuß. Baurathes Cantian, aus welcher Ehe fünf
Kinder stammten. Der älteste der Söhne, Phil. Dr. Jul.
Hofmeier, ist in diesem Jahre als Theilhaber ins Geschäft getreten.
Vor vier Jahren erwarb Julius Hofmeier das landtäfliche
Gut Pischely und bei der letzten Wahlcampagne
wurde er vom verfassungstreuen Großgrundbesitze in den
Landtag gewählt.
Seinen Angestellten und Arbeitern gegenüber war
der Verstorbene der beste Chef, und ganz erfüllt von väterlicher
Fürsorge, wie sie selten angetroffen wird. Die nothleidende
Menschheit fand bei ihm stets eine offene, wohlthuende
Hand. — Die Feier der silbernen Hochzeit hat
Julius Hofmeier, wenn auch schon krank, noch erlebt, die
Feier des 25jährigen Jubiläums seines Geschäftes, dem es
mit Leib und Seele anhing, war ihm leider nicht mehr
beschieden.
Julius Hofmeier bekleidete das Ehrenamt
eines Presbyters der deutschen evangelischen Gemeinde in
Prag, und war Verwaltungsrath der Böhmischen Bodencreditgesellschaft
und Mitglied mehrerer humanitärer Vereine.
Die feierliche Einsegnung erfolgt am Freitag den
2. December, 11 Uhr Vormittags, im Trauerhause,
Roßmarkt 67 neu, worauf die Leiche auf den
evang. Friebhof
überführt wird.
Neue Freie Presse vom 3.12.1881, Seite 7:
Prag, 2. December. Das Leichenbegängniß des Herrschaftsbesitzers,
Großindustriellen und Abgeordneten Julius Hofmeier
hat heute unter großer Theilnahme stattgefunden. Fürst
Carlos Auersperg, Dr. Schmeykal mit den deutschen
Landesausschuß-Beisitzern und Abgeordneten, das Directorium des
Deutschen Casinos Mitglieder sämmtlicher deutschen Vereine,
Bürgermeister Skramlik und viele Andere waren anwesend.
Wiener Zeitung vom 24.6.1887, Seite 7:
Hofmeier Wilhelmine, Fabricantens-Wittwe, 52 J., III., Fasangasse 16, Bauchfellentzündung.
Tagespost Graz vom 20.3.1917, Seite 9:
Auf dem Feld der Ehre fiel Herr Hofmeier.
Weiters im Grab:
Wilhelmine Hofmeier, geb. Cantian (Gattin), Fabrikanten-Witwe, * 21.08.1834, † 19.06.1887, zuletzt wohnhaft: 3., Fasangasse 16
Carl Hofmeier (Sohn), * 19.07.1859 , † 11.11.1934
Julius Hofmeier (Sohn), 22.11.1885, xx.03.1909
Hilda Hofmeier, geb. Luber, * 31.10.1894, † 21.12.1918
Herr Hofmeier, * 14.04.1865, † 14.03.1917
Die Grabstelle befindet sich am
Evangelischen Friedhof Matzleinsdorf (Grabnummer 121).
Quelle: Text: www.nikles.net, Bilder: www.nikles.net, Prager Tagblatt vom 30.11.1881, Seite 3 und 4, Neue Freie Presse vom 3.12.1881, Seite 7, Wiener Zeitung vom 24.6.1887, Seite 7, Tagespost Graz vom 20.3.1917, Seite 9.