Person - Theodor Kern
Theodor Kern (* um 1858 in Iglau, Österreich-Ungarn; † 12. Mai 1919 in Wien, Deutschösterreich) war ein österreichischer Industrieller und Geschäftsmann.
Leben: Kommerzialrat Theodor Kern wurde in einer großindustriellen Familie geboren. Er besuchte das katholische Latein-Gymnasium in Iglau und studierte in Vídnike.
Kern beschäftigte sich hauptsächlich mit der Textil- und Papierindustrie und war einer der wichtigsten Woll- und Tücherlieferanten der k.u.k. Armee.
Die „Altenberger Militär Tuch und Schafwolle Waren Fabrik Enoch Kern Söhne“, in Altenberg bei Iglau entwickelte sich Ende des 19. Jahrhunderts zu einem der wichtigsten Armeelieferanten. Zwischen 1870 und 1874 lieferte das Unternehmen ein Drittel des militärischen Bedarfs der österreichisch-
ungarischen Armee.
Theodor Kern war mit der Adligen Hedwig Koppen von Hessenwalde verheiratet und hatte vier Kinder. Seine jüngste Tochter Erna ist die Gemahlin von dem Maria-Theresien-Ritter
Wilhelm Cavallar von Grabensprung.
Er starb im Wiener Cottage-Sanatorium und wurde am
Döblinger Friedhof (Gruppe: 27, Nummer: 1A) begraben.
Industrie: Die „Altenberger Militär Tuch und Schafwolle Waren Fabrik Enoch Kern Söhne“ spielte eine große Rolle in der Region Iglau im 19. und 20. Jahrhundert. Die Kernsche Textilfabrik ging in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts durch eine kurze Krise. Doch als sie sich im Jahr 1883 auf die Produktion von Wollstoffen und Gardinen für den öffentlichen Sektor konzentrierte, erfuhr die Herstellung wieder einen neuen Schwung und steigerte ihre Produktion, sodass in den 90er Jahren jährlich eine Million Meter Stoff produziert wurden.
Anfang des 20. Jahrhunderts verkaufte das Unternehmen seine Ware nicht nur ausschließlich an Länder der Habsburgermonarchie, sondern auch auf Märkte in der Türkei, Griechenland, Ägypten, Amerika, Persien, Japan und China. Die Textilfabrik erreichte ihren Höhepunkt während des 1. Weltkrieges aufgrund der steigernden militärischen Aufträgen für Militärbekleidung.
1927 scheiterte die Textilfabrik in Altenberg als Folge der Wirtschaftskrise. Die Fabrik (aber nicht das Gelände) wurde im Jahr 1931 von dem Unternehmer Ervin Lang gekauft, der die Produktion wieder aufnahm.
Während des 2. Weltkrieges erlosch der Bezug Iglaus zur Textilindustrie endgültig, als im Jahr 1940 die Fabrik in ein BMW-Flugzeugmotoren-Reparaturwerk umgewandelt wurde.
Im Mai 1946 wurde im durch den Krieg zerbombten Gelände ein Internierungslager für Österreicher und Deutsche aus Iglau und Umgebung errichtet.
1948 wurde die Familie von den Kommunisten enteignet und vertrieben. Seitdem wurden die Fabrikgebäuden von internationalen Betrieben unter anderen für die Herstellung von Injektionsgeräten verwendet.
Verdienste, Auszeichnungen und Ehrungen:
Ritterkreuz des Franz Joseph Ordens.
Am 10. Dezember 1915 erhielt er die Iglauer Ehrenbürgerschaft aufgrund seiner verdienstvollen Arbeit für die Stadt Iglau und die Iglauer Sprachinsel.
Langjähriges Mitglied der Handels- und Gewerbevereinigung in Iglau. Durch seine Verdienste wurde er zum Ehrenmitglied ernannt.
1897 wurde er zum Vorsitzenden (Obmann) des lokalen Regierungsbezirksgerichts bzw. der Bezirksvertretung Stecken.
Mitglied der Geschäftsführung (Exekutivmitglied) der Iglauer Wirtschaftskreditbank.
Gründer der „Theodor Kernsche Kriegswaisenstiftung“ (1917).
Er trug 1893 mit einer Stiftung finanziell bei, die Friedhofskapelle Iglaus zu bauen.
Seit 1885 Vorsitzender des iglauer Eislaufvereines.
Mitbegründer der Altenberger Feuerwehr.
Wiener Zeitung vom 14.5.1919, Seite 17:
(Todesfall.) Der Großindustrielle Kommerzialrat
Theodor Kern, Chef der Firma Enoch Kerns
Sohn, Vizepräsident des Kriegsverbandes der Wollindustriellen,
Vizepräsident der Wollzentrale A. G. ec,
ist vorgestern nachts im 61. Lebensjahre verschieden.
Das Leichenbegängnis findet morgen, Donnerstag,
4 Uhr nachmittags von der Kapelle des
Döblinger Friedhofes aus statt.
Neues Wiener Journal vom 14.5.1919, Seite 11:
Frau Heda Kern gibt, vom tiefsten Schmerze erfüllt, im eigenen sowie im Namen ihrer Kinder Gretl, Hertha, Erna und
Hans-Günther und aller übrigen Verwandten Nachricht von dem Tode ihres innigstgeliebten, unvergesslichen Gatten, Herrn
Theodor Kern
Grossindusstrieller, Ritter des Franz-Joseph-Ordens,
Ehrenbürger der Stadt Iglau,
Obmann der Bezirksvertretung Stecken etc. etc.
welcher am Montag, den 12. Mai 1919, nach langem schweren Leiden selig in dem Herrn entschlafen ist.
Die irdische Hülle des teuren Verblichenen wird Donnerstag, den 15. Mai 1919, um 4 Uhr nachmittags, in der Kapelle des
Döblinger Friedhofes eingesegnet und daselbst zur ewigen Ruhe beigesetzt.
Wien-Altenberg, 14. Mai 1919.
Es wird gebeten, von Kondolenzbesuchen abzusehen.
Weiters im Grab bestattet:
Theodor Kern, * um 1858 in Iglau, Österreich-Ungarn; † 12. Mai 1919 in Wien, Industrieller und Geschäftsmann, Bestattungsdatum: 17.11.1920
Hans Günter Kern, * 1900, † 11.02.1949, Bestattungsdatum: 17.02.1949
Wilhelm Franz August Adolf Cavallar, Offizier der k.u.k. Armee, * 25.02.1889, † 20.12.1957, Bestattungsdatum: 24.12.1957
Erna Emma Cavallar, geb. Kern, * 23.10.1898, † 23.10.1967, Bestattungsdatum: 27.10.1967
Maria Ernestine Wilhelmine Cavallar, * 04.02.1928, † 27.09.2003, Bestattungsdatum: 10.10.2003
Heda Louise (Hedwig) Kern, geb. Koppen von Hessenwalde, * 1872, † 09.04.1948, Bestattungsdatum: 16.04.1948
Herbert Kamillo Lothar Cavallar, * 14.03.1912, † 27.03.2007, Bestattungsdatum: 10.04.2007
Quelle: Dieser Text basiert auf dem Artikel
Theodor_Kern_(Industrieller) aus der freien Enzyklopädie
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Bilder: www.nikles.net, Lovag Peter unter der Lizenz CC BY-SA 3.0, Wiener Zeitung vom 14.5.1919, Seite 17, Neues Wiener Journal vom 14.5.1919, Seite 11, Hedwig Kern: Fotoarchiv Muzea Vysociny Jihlava.