Person - Wilhelm Edler von Glaser
Wilhelm Edler von Glaser, * 11.11.1825, † 15.3.1900, Verwaltungsrath bei der Ersten ung.-galizischen Eisenbahn,
Verwaltungsrath der Ersten Eisenbahnwagen-Leihgesellschaft und der Lebens- und Renten-Versicherungs-Gesellschaft "Allianz",
zuletzt wohnhaft 3., Rennweg 1A.
Neues Wiener Journal vom 16.3.1900 Seite 4: (Wilhelm Edler v. Glaser †) Gestern Nachmittags
ist hier Herr Wilhelm Edler v. Glaser im 73. Lebensjahre
verstorben. Herr Glaser, der als junger Mann nach Absolvirung
der Handelswissenschaften nach Wien kam, trat im Jahre 1856
in die neugegründete Creditanstalt, wo er sich durch seine hervor
ragende Thätigkeit und seinen unermüdlichen Fleiß bald hervorragend
bemerkbar machte. Im Jahre 1870 verließ er die Anstalt und wurde
Berwaltungsrath bei der Ersten ungarisch-galizischen Eisenbahn.
In der Folge betheiligte sich Glaser, dessen bedeutendes organisatorisches
Talent bald allgemein bekannt war, an zahlreichen
finanziellen Unternehmungen. Er wußte Capital für Oesterreich zu
gewinnen. So placirte er unter Anderem die Salzkammergutprioritäten
in Paris und vermittelte den Rückkauf der
saisirten Chassepotgewehre an die französische Regierung.
Infolge seiner Vertrauensseligkeit verlor der geniale Mann im
Jahre 1873 den größten Theil seines Vermögens bei der
Gründung der Böhmischen Bank. Seine Wohlthätigkeit wurde
vielfach von gewissenlosen Leuten ausgenützt. Er hinterläßt eine
Witwe, die gleichfalls durch ihren Wohlthätigkeitssinn bekannt
ist, drei Söhne in angesehenen Stellungen und zwei Töchter,
von denen die jüngere bereits einen guten Namen als Schriftstellerin
hat. Die Leiche wird Sonntag 3 Uhr Nachmittags in
der
Karlskirche eingesegnet und hierauf
am
Hietzinger Friedhof bestattet.
Wiener Zeitung vom 16.3.1900, Seite 11: (Wilhelm Edler von Glaser †) Im
73. Lebensjahre ist heute Nachmittags um 2 1/2, Uhr
Wilhelm Edler von Glaser gestorben. In seiner
frühesten Jugend kam Glaser nach Wien, wo er nach
zurückgelegten Studien der Handlungswissenschaften in
das Großhandlungshaus der Herren M. L. Biedermann
u. Comp, trat, in dem er siebzehn Jahre
ununterbrochen thätig war. Als im Jahre 1356 die
Creditanstalt ins Leben trat, verließ er nach überaus
erfolgreicher Thätigkeit das Haus Biedermann, trat
in die neue Anstalt ein und wurde sogleich zum Vorstände
des Effectenvorschuß-Bureau ernannt. Im
Jahre 1870 verließ er die Creditanstalt und wurde
Verwaltungsrath bei der ersten ungarisch-galizischen
Eisenbahn, seinerzeit der Dniester-Bahn und Pilsen-Priesener
Eisenbahn, bei beiden letzteren Concessionär.
Seiner Mitwirkung ist die finanzielle Sicherstellung
der Kaiser Franz Joseph-Bahn und des Ausbaues der
Kronprinz Rudolph Bahn, der St.-Pölten-Tullner
Localbahn, der mährischen Westbahn ec. gelungen. Im
Vereine mit den Generaldirektoren der großen Eisenbahnen
wurde über seine Initiative die erste Eisenbahnwagen-Leihgesellschaft
ins Leben gerufen, und er
gehörte bis zu seinem Lebensende dem Verwaltungsrathe
an. Seine letzte Schöpfung war die Lebens-
und Renten-Versicherungs-Gesellschaft „Allianz". Er
hinterläßt eine in den weitesten Kreisen durch ihren
Wohlthätigkeitssinn bekannte Witwe, drei Söhne,
von denen der älteste in Frankreich lebt, der zweite
Sectionsrath im k. k. Eisenbahnministerium, der dritte
k. und k. Rittmeister ist. Von den zwei Töchtern des
Verblichenen ist die ältere an den Grafen Heinrich
Folliot de Crenneville-Poutet, derzeit k und k. Vice-
consul in Syra, vermählt, die zweite ist Schriftstellerin.
Die Leiche wird Sonntag Nachmittags um
2 1/2, Uhr in der
Karls-Kirche eingesegnet und sodann
auf dem
Hietzinger Friedhofe beigesetzt.
Fremden-Blatt vom 27.8.1915 Seite 8: (Frau Jenny von Glaser) In Wien ist gestern abends
Frau
Jenny von Glaser kurz vor Vollendung des 80. Lebensjahres
gestorben. Sie war die Witwe nach dem Verwaltungsrat
der Ungarisch-galizischen Eisenbahn Wilhelm v. Glaser. An ihrer
Bahre trauern drei Kinder: Rosalie, die ältere Tochter, verheiratet
an den Generalkonsul Grafen Heinrich Folliot de Crenneville,
ferner Rittmeister d. R. Oskar v. Glaser, verheiratet mit Angela
v. Lindner, und Marie v. Glaser. Zwei Söhne sind der Mutter
im Tode vorangegangen: Theodor v. Glaser und Hofrat Alfons
v. Glaser. Die Verstorbene nahm regsten Anteil am öffentlichen
Leben und erfreute sich in der Wiener Gesellschaft allseitiger Sympathie.
Ihrer Anregung ist die Gründung des Kaiserin Elisabeth-Asyls
für verkrüppelte Kinder in Lanzendorf zu danken, eine
Idee, die als Huldigung der verewigten Kaiserin gedacht war.
Mutter und Kinder band das zärtlichste Verhältnis aneinander.
Hingehendste Zärtlichkeit herrschte zwischen der Verschiedenen und
der jüngsten Tochter, die sie mit unermüdlicher Hingabe betreute.
Trotzdem sie durch viele Jahre das Haus nicht mehr verlassen
konnte, bildete sie doch einen geistigen Mittelpunkt für größere
Gesellschaftskreise, die in der alten Dame eine edle Menschenfreundin
und eine Persönlichkeit von erlesenster Bildung verehrten.
Wiener Salonblatt vom 21.2.1903 Seite 17 und 18:
Unerwartet ist vorgestern in Paris Herr
Theodor Edler
von Glaser, der älteste Sohn des verblichenen Herrn Wilhelm
von Glaser und der unermüdlich zum Segen der Menschheit
waltenden Philanthropin Frau Jenny von Glaser, im Alter
von erst 45 Jahren den Folgen einer Operation erlegen. Theodor
von Glaser, der schon frühzeitig das Elternhaus verlassen und
alle fünf Weltteile bereist hatte. war in Begleitung Coquelius,
Sarah Bernhardt's und Sybil Sanderson's in Wien
und eine insbesondere in der internationalen Kunstwelt ungemein
populäre Persönlichkeit.
Wiener Zeitung vom 10.3.1911 Seite 32: (Hofrat Alfons von Glaser †) Der
Verwaltnngsrat der Internationalen Schlafwagen-Gesellschaft
Hofrat
Alfons von Glaser, der gestern
abend von hier aus eine Fahrt nach Abbazia angetreten hatte,
wurde heute morgen in St. Peter tot
im Coupé aufgefunden. Ein sofort herbeigerufener
Arzt stellte fest, daß der Tod infolge eines
Herzschlages eingetreten war. Der Leichnam
Glasers wurde nach Fiume überführt. Hofrat von
Glaser, der ein Alter von 57 Jahren erreicht hat,
war nach Absolvierung seiner juridischen Studien in
das Handelsministerium eingetreten und später dem
Eisenbahnministerium zugeteilt worden, wo er bis zum
Sektionsrat avancierte. Vor einigen Jahren schied
er aus dem Staatsdienst und trat in den Verwaltungsrat
der Schlafwagen-Gesellschaft ein, als
deren Wiener Vertreter er fungierte. Glaser, der
schon vor einigen Jahren den Titel eines Hofrates
erhalten halte, wurde 1908 durch Verleihung des
Komturkreuzes des Franz Joseph-Ordens ausgezeichnet.
Weiters im Grab bestattet:
Theodor Edler von Glaser (Sohn von Wilhelm Edler von Glaser und Eugenie von Glaser), * 16.5.1857, † 19.2.1903, Bestattungsdatum: 06.07.1908
Alfons Michael Edler von Glaser (Sohn von Wilhelm Edler von Glaser und Eugenie von Glaser), Hofrat, Verwaltungsrat der Internationalen Schlafwagen-Gesellschaft, * 26.5.1858, † 10.3.1911, Bestattungsdatum: 16.03.1911
Johanna Eugenie (Jenny) von Glaser (Ehefrau von Wilhelm), * 04.01.1836 in Mád, Ungarn, † 26.8.1915, Bestattungsdatum: 30.08.1915
Marie (Maria) Mathilde Edle von Glaser (Tochter von Wilhelm Edler von Glaser und Eugenie von Glaser), * 26.9.1871 in Wien, † 14.9.1957 in Wien, Bestattungsdatum: 21.09.1957
Die Grabstelle befindet sich am
Hietzinger Friedhof (Gruppe: 18, Nummer: 21).
Quelle: Text: www.nikles.net, Bilder: www.nikles.net, Neues Wiener Journal vom 16.3.1900 Seite 4, Illustrirtes Wiener Extrablatt vom 16.3.1900 Seite 5, Neue Freie Presse vom 17.3.1900 Seite 18, Fremden-Blatt vom 27.8.1915 Seite 8, Wiener Salonblatt vom 21.2.1903 Seite 17 und 18, Wiener Zeitung vom 10.3.1911 Seite 32.