Das Palais Mollard (-Clary) ist ein barockes Stadtpalais im 1. Wiener Gemeindebezirk Innere Stadt, Herrengasse 9.
Geschichte: Um 1250 errichtet Seifried von Mödling
am neu geschaffenen Siedlungsgebiet an der Hochstrasse (ab
dem 16. Jahrhundert „Herrengasse“) ein erstes Gebäude im
Bereich der heutigen Nummern 9-11. Sein Hof grenzt an den
Friedhof der Minoriten, die bereits ab 1224 ihre
Niederlassung am Minoritenplatz haben.
Bei den Brandkatastrophen von 1326/27, die zwei Drittel
aller Wiener Häuser einäschern, wird auch das Haus auf der
Parzelle Herrengasse 9 zerstört, das zu dieser Zeit der
Witwe Gertrude Magenpuech gehört. Es wird wieder aufgebaut
und gelangt in den Besitz von Friedrich II. von Stubenberg,
wie auch die angrenzenden Häuser im Bereich
Herrengasse 11.
1440 erwirbt der "Edle" Hans Pruckner, ein Angehöriger
niederen Adels, das Haus und stiftet es testamentarisch der
Pfarre St. Michael. Pruckner steht im Dienste vom Herzog
Albrecht V., später von Kaiser Friedrich III.. Seinem
Vermögens- und Inventarverzeichnis ist zu entnehmen, dass
ein großer, gewölbter Raum, mehrere Wohn- und Schlafräume,
ein lang gestreckter Raum und Stübchen sowie Kellerräume
vorhanden waren.
Bei der Brandkatastrophe 1525 werden mehr als 400 Häuser in
der Nähe der Hofburg
zerstört, unter anderem die Pfarrkirche St. Michael. Es ist
anzunehmen, dass das Haus
Herrengasse 9 ebenfalls betroffen
ist und zumindest teilweise zerstört wird.
Auf dem ersten Plan der Stadt Wien von Bonifaz Wohlmut
(1547) ist die Parzelle
Herrengasse 9 bereits in ihrer
heutigen Form eingezeichnet.
Besitz der Mollard (1563-1760): Der aus einer
savoyischen Adelsfamilie stammende Peter von Mollard erwirbt
1563 das Stiftungshaus von der Pfarre St. Michael. Als
Kämmerer Maximilians II. und oberster Stallmeister von
Kaiserin Maria genießt er hohes Ansehen und wird als
"Freiherr von Reinegg" in den Freiherrenstand erhoben.
Die fünf Söhne von Peter von Mollard erben das Haus 1591
nach dem Tod der Mutter. Der Älteste, Ernst, wird zu einem
der engsten Vertrauten am Hof Kaiser Rudolfs II. in Prag,
sein Bruder Hans hingegen dient beim Erzherzog und späteren
Kaiser Matthias, er wird Präsident der Wiener Stadtguardia.
Im Haus Herrengasse 9 wird große Politik gemacht.
1609 ist die erste Ansicht des Hauses
Herrengasse 9 ist auf
dem Vogelschauplan des Jacob Hufnagel überliefert.
1695 beauftragt Ferdinand Ernst von Mollard den
italienischen Architekten Domenico Martinelli mit einem
barocken Um- und Ausbau des Hauses. Das Haus wird um ein 4.
Geschoss aufgestockt, es entstehen der dreigeschossige
Quertrakt im Hof samt Kapelle und eine große Treppenanlage.
Der schmale Verbindungsgang im Piano Nobile wird mit
mythologischen Ölmalereien ausgestattet, die Andrea Lanzani
zugeschrieben werden.
1733 sind zahlreiche Baumängel überliefert, unter anderem
muss das stark verfallene Dach erneuert werden. Die
Reparaturarbeiten führt Lucas von Hildebrandt durch.
1760 wird das Palais von Franz Wenzel Graf Clary und
Aldringen für seine aus Teplitz stammende Adelsfamilie als
Wintersitz erworben. In ihrem Besitz bleibt es bis 1922.
Um 1780 trifft sich im Palais Clary regelmäßig die als
„Tischrunde Josefs II.“ bekannte Gesellschaft hoher Wiener
Adeliger.
1810 richtet Fürst Carl Clary im zweiten Obergeschoß eine
der bedeutendsten Privatbibliotheken Wiens und eine Sammlung
von Kupferstichen und Zeichnungen ein. Teile der
Originalausstattung finden sich später in den Depots der
Familie Clary in Schloss Teplitz.
1879/81 wird das Haus generalsaniert. Heizungs- und
Sanitäranlagen werden installiert, die Fassade wird
renoviert und umgestaltet.
Im Laufe des 19. Jahrhundert zog die Familie aus und
vermietete das Palais zuerst als Britische Botschaft, dann
als kgl. bayerische Gesandtschaft. 1922 wird das Palais an
das Land Niederösterreich verkauft, die hier das
Niederösterreichische Landesmuseum einrichtet. Am 10.
September 1944 wird der hintere Teil des Hauses durch einen
Bombentreffer schwer beschädigt.
Heutige Nutzung: Nach umfassenden Bauarbeiten wird
das Museum im Dezember 1951 wieder eröffnet.
1986-88 werden direkt unter dem Palais umfangreiche
U-Bahnbauarbeiten (U3) durchgeführt. Der Bund erwirbt 1999
das Palais Mollard vom Land Niederösterreich, das
Niederösterreichische Landesmuseum findet seinen neuen
Standort in der Landeshauptstadt St. Pölten. 2002 findet für
die nächsten 3 Jahre der Umbau und Generalsanierung des
Gebäudes für die Österreichische Nationalbibliothek nach
Plänen von Architekt Gerhard Lindner statt.
Das Palais wird von der Österreichischen Nationalbibliothek
genutzt und beherbergt seit 2005 das Esperantomuseum und
Sammlung für Plansprachen (Erdgeschoß), Globenmuseum (1.
Obergeschoß), Beletage | Veranstaltungsräume (2.
Obergeschoß) und die Musiksammlung (3-5 Obergeschoß) der
Österreichischen
Nationalbibliothek.
Quelle: Text: Wikipedia, Bilder: Thomas Ledl unter der Lizenz CC BY-SA 3.0 at und gemeinfrei.
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