Das Schottenstift (eigentlich: Benediktinerabtei unserer Lieben Frau zu den Schotten) ist ein benediktinisches Kloster im 1. Wiener Gemeindebezirk Innere Stadt, an der Freyung 6. Es wurde im Jahr 1155 gegründet, als Herzog Heinrich II. Jasomirgott irische Benediktinermönche nach Wien berief. Die Mönche kamen aber nicht direkt aus Irland, sondern aus dem St.-Jakobs-Kloster in Regensburg.
Geschichte: Im Frühmittelalter ging von Irland
eine rege Missionstätigkeit aus. Die Scoten waren ein Stamm
in Nordirland, der sich später auch in Schottland
ansiedelte. Danach wurde Irland auf lateinisch "Scotia
Major" genannt. Zu dieser Zeit war die iroschottische Kirche
noch eigenständig und ihre Mönche nannte man auch "Schotten"
oder "Iroschotten", und die von ihnen gegründeten Klöster
"Schottenklöster". Heinrich II. sicherte in der
Gründungsurkunde ausdrücklich zu, nur Iroschotten zu berufen
("Solos elegimus Scottos").
Markgraf Heinrich II. Jasomirgott wurde im Jahr 1156 zum
Herzog erhoben. Er verlegte seine Residenz von
Klosterneuburg nach Wien und benötigte für seine neue
Residenzstadt ein Kloster. Im Mittelalter waren die Klöster
nicht nur Stätten des Gebets, sondern vor allem Träger und
Bewahrer des Wissens. Eine Klostergründung brachte dem
Herrscher Know-How für seine Verwaltung (z.B. Schulen, die
kompetente Schreiber ausbildeten), eine Bibliothek, ein
Hospital, Baumeister, Fachleute und Priester für den
Gottesdienst in der neuen Residenzstadt. Die Schotten
beteiligten sich auch an der Wiener Universität, die 1365
gegründet wurde.
Der Herzog stattete das neue Kloster mit umfassenden
Privilegien aus. Der erste Klosterbau wurde 1160 begonnen
und 1200 geweiht. Die Mönche erbauten ihr Kloster außerhalb
der Stadtmauern des damaligen Wien. Sie errichteten auch ein
Hospiz für Pilger und Kreuzritter auf dem Weg nach
Jerusalem, die oft durch Wien kamen.
Die erste Kirche war eine dreischiffige romanische
Pfeilerkirche mit einer Apsis. Im Jahr 1177 starb Heinrich
Jasomirgott, und wurde in der Schottenkirche bestattet.
Ein Brand im Jahr 1276 zerstörte das Kloster und viele
andere Gebäude in Wien.
1418 entzog Herzog Albrecht V. im Zug der Melker Reform den
Schotten das Kloster und siedelte Benediktiner an. Die
Bezeichnung "Schotten" blieb aber erhalten.
In die Mitte des 16. Jahrhunderts fällt die
schriftstellerische Tätigkeit des Schottenschulmeisters
Wolfgang Schmeltzl, sein Nachfolger war Johannes Rasch.
Der Einsturz eines Turmes nach Blitzschlag wurde 1638 zum
Anlass genommen, die Kirche völlig umzugestalten. Dies
besorgten Andrea Allio der Ältere, sein Vetter Andrea Allio
der Jüngere und Silvester Carlone. Die Steinmetzarbeiten
wurden dem kaiserlichen Kammerbildhauer und Hofsteinmetz
Peter Concorz, Bildhauer auf der Freyung, übertragen. Dazu
kaufte er einen Steinbruch in Kaisersteinbruch, laut Vertrag
mit Abt Michael II. Schnabel vom Stift Heiligenkreuz.
1651 errichtete der Hof-Steinmetzmeister Bartholomäus Khöll
das Hauptportal der Turmfassade. Für die Nische schuf der
Bildhauer Tobias Kracker die Statue Maria mit Kind.
Hierbei reduzierte man allerdings die Länge der Kirche, so
dass der Turm heute nicht unmittelbar ans Langhaus
anschließt. Auch ein neues Hochaltarbild von Joachim von
Sandrart entstand im Zuge der Barockisierung, heute findet
man es im Prälatensaal. Nach der Türkenbelagerung wurde die
Kirche nochmals restauriert. Da die barocken Westtürme kaum
die Fassade überragen, gab es immer wieder Pläne, sie
aufzustocken - dazu kam es aber nie.
Um 1700 war der große Barockmusiker Johann Joseph Fux
Stiftsorganist.
1773/74 wurde auf dem Areal des aufgelassenen Friedhofs ein
neues Prioratshaus mit Schule von Andreas Zach errichtet. Da
es in der Form an eine Kommode erinnert, hieß es im
Volksmund bald Schubladkastenhaus. Gleich nebenan war das
Hotel Römischer Kaiser, in dem erstmals ein Lied von Franz
Schubert vorgetragen wurde.
1807 wurde durch kaiserliches Dekret das Schottengymnasium
gegründet.
Von 1826 bis 1832 wurde der ausgedehnte Gebäudekomplex um
das Stift von Joseph Kornhäusel umgestaltet und teilweise
neu gebaut, besonders der an die Freyung angrenzende Teil.
Die Kaisersteinbrucher Steinmetzmeister erhielten große
Aufträge, unter anderem für lange Antrittsstufen im
Konventsgebäude und zwei mit Bodenplatten ausgelegte große
Treppen, die allesamt aus dem glattpolierten Kaiserstein mit
durchscheinenden Farbeinschlüssen gefertigt wurden.
In den 1880er Jahren wurde die Kirche restauriert und
teilweise umgestaltet. Es entstanden neue Deckengemälde von
Julius Schmid und ein neuer Hochaltar nach Entwürfen von
Heinrich Ferstel mit einem Mosaik von Michael Rieser.
In den Höfen gibt es eine Schwarze Muttergottes, die Statue
wurde 1825 von Peter von Nobile entworfen. Der
Heinrich-Jasomirgott-Brunnen mit der Statue des Gründers
wurde 1652 errichtet, steht im ersten Hof und stammt von
Sebastian Wagner. Im zweiten Hof befindet sich der 1874
errichtete Delphinbrunnen.
Quelle: Text: Wikipedia, Bilder: © Bwag/Wikimedia, Andreas Praefcke unter der Lizenz CC BY-SA 3.0 und www.nikles.net.
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Günter Nikles
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