Die 1365 gegründete Universität Wien (lat.: Alma Mater
Rudolphina Vindobonensis) ist nach der Karlsuniversität in
Prag die zweitälteste im ehemaligen Heiligen Römischen Reich
und mit rund 85.000 Studenten auch größte Universität im
heutigen deutschen Sprachraum. Sie ist insofern keine
Volluniversität mehr, als die medizinische Fakultät 2004 als
Medizinische Universität Wien ausgegliedert wurde. Dennoch
gibt es mehr als 130 Studiengänge.
In der Wiener Umgangssprache wird das am
Ring gelegene
Hauptgebäude der Universität, manchmal auch die gesamte
Universität Wien, als „Hauptuni“ bezeichnet, in
Unterscheidung zu den anderen Standorten bzw. den kleineren,
fachspezifischen Universitäten Wiens. Rechtlich oder
organisatorisch genießt sie jedoch keinerlei Sonderstellung.
Geschichte: Die Gründungsurkunde der Universität,
heute im Archiv verwahrt, wurde am 12. März 1365 von Herzog
Rudolf IV. und seinen Brüdern Albrecht III. und Leopold III.
unterzeichnet. Daher rührt auch der Name der Universität
Alma Mater Rudolphina. Die Gründungsurkunde enthält in
programmatischer Weise das Leitbild der Universität, dass „gemain
guot, rechte gerichte, menschlich vernunft und
beschaidenhait aufneme und wachse […] und daz ein yeglich
weiser mensch vernünftiger und ain unweiser zuo menschlicher
vernunft in rechte erkantnüsse mit goetlicher lerung bracht
und geczogen werde.“
Die Universität Wien ist somit nach der Karls-Universität
Prag die zweitälteste Universität im damaligen Heiligen
Römischen Reich nördlich der Alpen und die älteste noch
bestehende Universität im deutschen Sprachraum. Bis zur
Aufnahme eines geregelten Lehr- und Lernbetriebs sollten
jedoch noch fast zwanzig Jahre vergehen; 1383 nützte Herzog
Albrecht III. einen Streit an der Sorbonne, um zahlreiche
Professoren von Paris nach Wien zu berufen, und nachdem auch
der 1365 noch ausgesprochene päpstliche Vorbehalt, eine
theologische Fakultät einzurichten, gefallen war, erließ
Albrecht III. 1384 einen zweiten Stiftsbrief, mit dem die
kontinuierliche Entwicklung begann.
Bis zum Ausgang des Mittelalters wuchs die Universität Wien
stetig an und hatte in der Zeit des Humanismus (um 1450)
über 6.000 Studenten, womit sie die größte Universität des
Reiches geworden war. Türkenbelagerung und Glaubensspaltung
führten jedoch schon wenige Jahrzehnte später zum nahezu
gänzlichen Zerfall; im 16. Jahrhundert hatte die Universität
zeitweilig nur mehr 30 Studenten. Am 13. Oktober 1623 wurde
die Universität mit dem 1551 gegründeten Jesuitenkollegium
vereinigt und die gesamte theologische und philosophische
Fakultät der Gesellschaft Jesu überantwortet. Nach dieser
Reform nahm die Universität wieder einen gewissen
Aufschwung.
Tiefgreifende Reformen erfolgten dann unter Maria Theresia
und Joseph II. ab 1749, mit denen der Einfluss der Jesuiten
zurückgedrängt und schließlich ganz beseitigt wurde und die
Universität in eine Staatsanstalt umgewandelt wurde, womit
ein fast gänzlicher Verlust der Universitätsautonomie
verbunden war. Auf Forschung wurde wenig Wert gelegt, die
Lehre straff organisiert. Die Revolution 1848 richtete sich
nicht zuletzt gegen diese Einschränkungen der Lehr- und
Lernfreiheit, die dann auch die Prinzipien der
Universitätsreform des Unterrichtsministers Leo
Thun-Hohenstein 1849 wurden. In diesem Zusammenhang wurde
auch die Philosophische Fakultät aufgewertet und den drei
„höheren“ Fakultäten (Theologie, Jus, Medizin)
gleichgestellt.
1850 wurde eine Evangelisch-Theologische Fakultät gegründet,
aber erst 1922 der Universität korporiert. Mit der
Universitätsreform 1975 wurde die Universität in acht
Fakultäten neu gegliedert: Katholische Theologie,
Evangelische Theologie, Rechtswissenschaften, Sozial- und
Wirtschaftswissenschaften, Medizin, Grund- und
Integrativwissenschaften, Geisteswissenschaften sowie
Formal- und Naturwissenschaften.
Im Jahr 1897 wurden Frauen erstmals als ordentliche
Hörerinnen zugelassen, wenn auch zunächst nur an der
philosophischen Fakultät. Die restlichen Fakultäten folgten
teils mit erheblichem Abstand: 1900 die medizinische, 1919
die juristische, 1923 die evangelisch-theologische und im
Jahr 1946 ließ schließlich auch die katholisch-theologische
Fakultät Frauen als ordentliche Hörerinnen zu. Mit der
Romanistin Elise Richter gelang es acht Jahre nach dem
Beginn des Frauenstudiums an der Universität Wien der ersten
Frau, sich zu habilitieren (1905), sie wurde 1921 auch die
erste außerordentliche Professorin. Erst nach dem Zweiten
Weltkrieg wurde die Physikerin Berta Karlik zur ersten
Ordinaria der Universität Wien ernannt.
Im Juni 1936 wurde der Physiker und Philosoph Moritz
Schlick, Begründer des Wiener Kreises auf der
Philosophenstiege im Hauptgebäude der Universität, von einem
seiner ehemaligen Studenten erschossen.
Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938
wurde die Universität Wien unter Rektor Fritz Knoll nach
nationalsozialistischen Gesichtspunkten "gleichgeschaltet"
und eine große Anzahl an Lehrenden und Studierenden aus
rassistischen bzw. politischen Gründen vertrieben.
Im April 1945 erwirkte der damals erst 22-jährige Kurt
Schubert, später anerkannter Doyen für Judaistik an der
Wiener Universität, von der sowjetischen Besatzungsmacht die
Erlaubnis, den Universitätsbetrieb wieder aufzunehmen,
weshalb er als inoffizieller erster „Rektor“ der Universität
nach dem Krieg gilt. Bereits am 25. April 1945 wurde jedoch
der Verfassungsrechtler Ludwig Adamovich senior zum
ordentlichen Rektor der Universität Wien gewählt.
Die mit der Universitätsreform 1975 verwirklichte
Mitbestimmung von Studierenden und universitärem Mittelbau
wurde mit der Universitätsreform 1993 (in Wien in Kraft seit
dem Jahr 2000) und der Universitätsreform 2002 (in Kraft
seit 2004) großteils wieder rückgängig gemacht. Durch die
zuletzt genannten Reformen erhielt die Universität nach über
250 Jahren als staatliche oder halbstaatliche Anstalt ihre
Rechtsfähigkeit zurück, die Zahl der Fakultäten und Zentren
wurde auf 18 erhöht (siehe unten), die medizinische Fakultät
als Medizinische Universität Wien ausgegliedert.
Am 22. Oktober wurde nach einer Solidaritätskundgebung für
die Besetzer der Akademie der bildenden Künste das Audimax,
der größte Hörsaal Österreichs, besetzt (vgl.
Studierendenproteste in Österreich 2009). Die Proteste
richten sich (unter anderem) gegen die Umsetzung des
Bologna-Prozesses in Österreich, gegen die Wiedereinführung
von Studiengebühren, gegen Zugangsbeschränkungen und gegen
prekäre Arbeitsverhältnisse an den Universitäten. Gefordert
werden die Erhöhung des Hochschulbudgets auf 2 % des BIPs
zum Ausbau der personellen und räumlichen Kapazitäten sowie
zur besseren Ausstattung der Universitäten und eine von
privatwirtschaftlichen Interessen unabhängige Bildung und
Lehrplangestaltung.
Stellung der Universität Wien in Österreich und in
Europa: Im The Times Higher Education Supplement World
Ranking 2010 (THES-Ranking) belegt die Universität Wien den
195. Rang und hat damit gegenüber dem Jahr 2009 (132. Rang)
und 2008 ihren Rang weiter verschlechtert. 2008 belegte die
Universität Wien den 115. Rang, was sich aus einer sehr
guten Wertung in der Forschung (Rang 55 weltweit) und einer
schlechten Wertung im Bereich der Betreuungsverhältnisse in
der Lehre (Rang 163) ergibt. Rektor Winckler führt dieses
schlechtere Abschneiden im Jahr 2008 gegenüber den Vorjahren
(2006: Rang 87, 2007: Rang 85) auf die fehlenden
Steuerungsmöglichkeiten beim Hochschulzugang und die daraus
resultierenden schlechten Betreuungsverhältnisse in manchen
Massenfächern zurück, was das Top-Ergebnis im Bereich der
Forschung in den Schatten stelle. In vier der fünf „Subject
Rankings“ des THES-Ranking (Arts & Humanities, Life Sciences
& Biomedicine, Natural Sciences, Social Sciences inkl.
Wirtschaftswissenschaften) belegt die Universität Wien 2008
Plätze zwischen 44 und 60 weltweit. Das fünfte „Subject“
(Technology, Ingenieurswissenschaften) ist an der
Universität Wien nicht vertreten. Das vergleichsweise
schlechte Abschneiden bei den Betreuungsverhältnissen in der
Lehre hatte sich auch bereits 2006 bei einem
Hochschul-Ranking der deutschen Zeitung „Die Zeit“
abgezeichnet.
Die Universität Wien ist mit rund 72.000 Studierenden die
meistbelegte Universität im deutschen Sprachraum und in den
führenden Rankings (Rang 143 im QS-Ranking, Rang 151-200 im
Shanghai-Ranking) die bestbewertete Universität Österreichs.
Im THES-Ranking ist sie 2010 hinter die Universität
Innsbruck (187. Rang) zurück gefallen, was (abgesehen von
den österreichweit stark steigenden Studierendenzahlen) auf
deren höheren Anteil an Naturwissenschaften und Technik
zurückzuführen ist – das THES-Ranking berücksichtigt 2010
Naturwissenschaften und Technik stärker,
Geisteswissenschaften dagegen nicht in adäquatem Ausmaß.
Auch nach der 2004 erfolgten Schaffung einer eigenen
Medizinischen Universität Wien besteht zwischen der
Medizinischen Universität Wien und Fächern an der
Universität Wien eine Kooperation: so wurde beispielsweise
gemeinsam die Max F. Perutz Laboratories GmbH gegründet.
Im Arkadenhof der Universität Wien wurde 1910 ein Denkmal für Hermann Nothnagel enthüllt.
Gleich gegenüber Richtung Mölkersteig befindet sich das Dreimäderlhaus,
das Pasqualati-Haus und das
Johann Andreas von Liebenberg Denkmal.
Quelle: Text: Wikipedia, Bilder: © Bwag/Wikimedia.
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Günter Nikles
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