02. Bezirk - Erstes Kaffeehaus
Erstes Kaffeehaus, (2, Volksprater,
Prater). Hauptallee, Praterhütte 4, vor 1871 Nr. 14.
Ende des 18. Jahrhunderts eröffneten im
Wiener Prater einige Kaffeehäuser, die quasi als sommerliche Zweigstellen der Kaffeehäuser an der Schlagbrücke, heute Schwedenbrücke, dienten. Teilweise gehörten sie sogar denselben Besitzern. Ein Praterkaffeehaus gehörte Klara Mayer, Witwe des Freimauers Johann Mayer, dem das später sogenannte Café Jüngling an der Schlagbrücke gehörte. Klara Mayers Nachfolger Johann Jüngling übernahm gemeinsam mit dem, durch ihn so benannten Café Jüngling das Kaffeehaus im
Prater. Franz Anton de Paula Gaheis schrieb 1799 über Jünglings Praterkaffeehaus: "Da wo sich die Bäume der Au an die Allee andrängen, erblickt man unter deren Schatten ein Kaffeehaus. Es ist niedlich gebaut und von mehreren Nebenhütten, deren einige geschmackvoll ausgemalt sind, umgeben. Die Ebene vor denselben ist mit vielen Tischen besetzt, an denen die Spazierenden ausruhen, sich durch kühlende Getränke und den Anblick erquicken." 1802 wird es unter der Bezeichnung "Jüngling Coffe Haus" in den Eipeldauer-Briefen genannt.
Ab 1808 war das Kaffeehaus im
Prater im Besitz des Stadtkaffeesieders Benko (siehe auch Tochter
Karoline Benko) und es bildete sich allmählich der Name "Erstes Kaffeehaus" für das Sommercafé heraus. Derselbe Autor wie zuvor, Franz Anton de Paula Gaheis, schrieb 10 Jahre nach seiner ersten Beschreibung über das Lokal: "In der ersten Reihe am Wege stehen 31 Tische. In der Mitte ist unter einem großen Regenschirm die Musikbühne. Mehrere Lusthütten, die alle mit Nr. 14 bezeichnet sind, gehören zu diesem sogenannten Ersten Kaffeehause, dessen Eigentümer Herr Benko ist." Bei Tag spendeten die Bäume Schatten an den Tischen und am Abend leuchteten Laternen in den Ästen. Seit 1811 war das Café auch Restaurant. Wie die Kaffeehäuser an der Schlagbrücke waren auch die sommerlichen Lokale im
Prater für die gehobene Gesellschaft und dementsprechend elegant und dekadent ausgestattet. Das Erste Kaffeehaus, wie auch das Zweite Kaffeehaus im
Prater, diente gewissermaßen als Konzertsaal in dem 1814 Ludwig van Beethoven mit seinem B-Dur-Trio das letzte Mal öffentlich als Pianist auftrat. Am 1. Mai 1824 konzertierte hier Josef Lanner.
1821 beschädigten ein Brand und 1830 eine Überschwemmung das Kaffeehaus. Nach dem Tod des Besitzers Benko im Jahr 1840 ging das Erste Kaffeehaus in den Besitz eines gewissen Georg Fleischmann über, der es bis 1854 betrieb. 1866 übernahm der Pächter der Dreherschen Bierhalle, Anton Vogelsang, das Kaffeehaus ("Vogelsangs Bierhalle") und veranstaltete dort Militärkonzerte. Das Kaffeehaus wechselte recht häufig den Besitzer. 1898 gastierte das Internationale Varieté Brahma im Kaffeehaus, 1902 veranstaltete die Urania Vorträge und ab 1914 traten dort verschiedene Volkssänger auf. 1922 wurde in den Räumlichkeiten das "Hauptallee-Kasino" (Cabaret mondaine) eröffnet. 1923 konzertierte hier die Kapelle Geiger. In den 30er Jahren wurde das Lokal von Rummy-, Bridge- und Tischtennisspielern frequentiert. Hinter dem Kaffeehaus lag bis ins dritte Viertel des 19. Jahrhunderts das Wirtshaus "Zum goldenen Ochsen" (Praterhütte 5, Zur Praterfee), das zeitweise gemeinsam mit dem Zweiten Kaffeehaus bewirtschaftet wurde, und etwas abseits das Wirtshaus "Zum braunen Hirschen", (Praterhütte 6).
Quelle: Text:
geschichtewiki.wien.gv.at, Bilder: Wien Museum HMW 065307, Wilhelm Friedrich Schlotterbeck und Wien Museum Inv.-Nr. 15128, CC0.